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Französischer Autor über die GelbwestenBewusstlos reaktionär

Edouard Louis ist vieles: schwuler Autor, Darling der Literatursalons und ein Mann, der über Homophobie hinwegsieht. Etwa bei den „Gelben Westen“.

Die Gelbwesten sind nicht auf seiner Seite, aber Edouard Louis ist auf ihrer Foto: Imago/Sven Simon

Dass in Frankreich die Bewegung der „gilets jaunes“, der gelben Westen, eine überwiegend rechtspopulistisch angeheizte ist, kristallisiert sich immer mehr heraus. Daniel Cohn-Bendit hat seine allerdings alarmierenden Beobachtungen zuletzt in der taz so geschildert: Diese Bewegung reagiert auf krasse Fragen der Ungerechtigkeit, aber sie speist sich en gros und en detail aus politischen Reservoirs der rechtspopulistischen bis rechtsextremen Bewegung um Marine Le Len.

Die Pointe scheint, dass es nur scheinbar um die Abwehr von Ökosteuern geht, um Kritik an der Regierung unter Präsident Emmanuel Macron – sondern um ein anderes „System“, um die Abschaffung eines multikulturellen Frankreichs demokratischer Prägung.

Um die sogenannten „Armen“ geht es jedenfalls nicht. Einer der Anführer, das fand „L’express“ heraus, ist Jean-François Barnaba“, ein Mann aus dem öffentlichen Dienst, der ohne Beschäftigung, aber mit 2.600 Euro Gehalt im Monat seine Schäfchen weitgehend im Trockenen hat. Andere Geschichten von den Straßensperren handeln von Menschen, die als schwul erkannt wurden und deshalb nicht die Sperren passieren durften. Oder von Bürger*innen, die als maghrebinisch aussehend deklariert und beschimpft wurden.

Wie auf eine politische Delikatesse guckt man auch in der deutschen Szene der Rechten auf die Revolte in Frankreich. In der „Sezession“ erkennt der französische Philosoph Alain de Benoist, Vordenker der Neuen Rechten (nicht nur) in Frankreich, ein weites Feld an politischen Expansionsmöglichkeiten seiner Bewegung: „Es kann nur dann ein echter Populismus entstehen, wenn verschiedene soziale Schichten sich als Opfer kultureller Unsicherheit (Einwanderung, »Islamisierung« usw.) und sozialer Unsicherheit (Abnahme oder Stagnation der Kaufkraft, strukturelle Arbeitslosigkeit, Prekarität usw.) betrachten. Erst jene, die sich in dieser Situation befinden, haben das Gefühl, nichts (mehr) zu verlieren.“

Linke Schrift mit rechtem Rückenwind

Aber auch die radikale, nicht-sozialdemokratische Linke, die mit ihrem Kandidaten Jean-Luc Mélenchon verhältnismäßig knapp nur im Rennen um das Präsidentenamt scheiterte, ist ganz Feuer und Flamme. Und einer ihrer größten Sänger vom Lied des nur allzu berechtigten Volksaufstands ist der schwule Buchautor Edouard Louis, Schüler Didier Eribons und Geoffroy de Lagasnerie, mit dem er kürzlich das prominent lancierte “Manifest für eine intellektuelle und politische Gegenoffensive“ verfasste. Es ist ein links gewirktes Schriftstück – und es wird, nur eben mit dem Rückenwind von Aktivist*innen rechter Bewegungen zum Leben erweckt: Aufstand um jeden Preis – jetzt!

Nun hat Louis auf die Bewegung der „Gelben Westen“ reagiert. Eben jender Louis, zu dessen Spezialität es im Hinblick auf seine literarischen Plots zählt, Opfer von sexueller Gewalt zu werden, um hernach den Täter moralisch weißzuwaschen, weil er zu den Prekären, den Übersehenen, den Opfern von Rassismus zählt. So etwa in seinem jüngsten Buch „Im Herzen der Gewalt“. Seine obskur begründete Solidarität mit den „Gilets jaunes“ erklärt er unter dem Titel: „Wer sie beleidigt, beleidigt meinen Vater“.

Louis erkennt „leidende Körper“ auf den Fotos von der Bewegung, solche, „die von der Müdigkeit und der Arbeit, vom Hunger, von der andauernden Demütigung durch die Herrschenden verwüstet sind“. Und weiter phantasiert er: „Ich blicke in ausgemergelte Gesichter, sah gebeugte, gebrochene Menschen, schaute auf erschöpfte Hände.“

Das Publikum, das sonst durch Bilderfluten aus Frankreich versorgt wurde, musste diese Wahrnehmung aus der Sphäre der Schauermärchen nicht haben. Edouard Louis sieht vielleicht seine familiäre Geschichte, in der er an seiner proletarischen Herkunft kein gutes Haar lässt, selbst missachtet als schwules Kind, aber er schreibt wie in einer unterwerfenden Friedensnotiz an seine Angehörigen: „Sie ähneln den Körpern meiner Familie und der Menschen aus dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Von diesen Menschen, deren Gesundheit von Elend und Armut ruiniert ist, hörte ich immer wieder, meine ganze Kindheit lang.“

Er, der Linke, der Revolutionär, der Selbstgewisse

Aber irgendwann im Laufe seines Textes muss Louis auf die durchaus manifest rassistischen und homophoben Praxen der „Gilets jaunes“ zu sprechen kommen – und das tut er auch, aber er gibt die Verantwortung an die „Herrschenden“ weiter, denn die sähen nur diese Misslichkeiten namens Hass auf nichtweiße Hautfarben und auf „sexual otherness“, um noch besser herrschen zu können. Auf den Trick muss man erstmal kommen – die gedanklich und bewegungspolitisch Hässlichen in Schutz zu nehmen, weil sie doch unvorsichtigerweise im Kampf gegen das liberale und multikulturelle „System“ eben diesem den Vorwand gegeben haben, sie zu verachten.

Und Louis lässt auch die katholischen und rechten Massenproteste gegen die Ehe für alle nicht unerwähnt, die übrigens von den gleichen getragen wurden, die nun das „System“ fundamental beseitigt wissen wollen und die alle Gespräche ablehnen . Aber er, der Linke, der Revolutionär, der Selbstgewisse, wirft den Herrschenden vor, den Wütenden, die die Ehe als heterosexuelles Privilegium bewahrt sehen wollten, medial viele Bühnen geboten zu haben.

Man wird an diesem Wochenende sehen, was an Revolte so weitergeht: Erwartbar ist, dass die Banlieues auch weiterhin nicht dabei sind – jene Menschen, denen Emmanuel Macron kein Manna versprach, aber immerhin die Verdoppelung von Lehrpersonal in den Schulen. Und ebenso unüberraschend wäre, wenn das rechts- wie linkspopulistische Profil weiter kenntlich werden würde. Louis hofft auf das Gute, Wahre und Schöne.

Er schreibt dies so: „‚Ich leide‘ kann man auf ganz Weisen sagen. Eine soziale Bewegung ist der Moment einer Möglichkeit, dass Leidende etwas anderes sagen als ‚Ich leide unter der Einwanderung und weil meine Nachbarin Sozialhilfe erhält.‘ Dass sie sagen: 'Ich leide unter denjenigen, die regieren. Ich leide am Klassensystem. Ich leide unter Emmanuel Macron und Edouard Philippe.“

Dramabewußtes Denken

Tja, so dachten auch viele kommunistische und linkssozialistische Bewegungsmenschen in der Weimarer Republik: Was der antijüdische Pöbel und die antisemitischen Kleinbürger sagen, meinen sie nicht wirklich ernst. Sie haben sich nur in der Wortwahl vergriffen. Und mit dem 30. Januar 1933 hatte es sich mit diesen Theorien der Uneigentlichkeit dann für mehr als zwölf Jahre. Wer wie Edouard Louis denkt, tut es dramabewusst und stilvoll pompös. Und sagt in Wahrheit, bewusstlos reaktionär: Ihr schlagt mich und würdet es wieder tun – aber ich verstehe euch so gut!

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29 Kommentare

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  • @BIGRED " Ich bin bereit, die Neoliberalen loszuwerden und dann den Rest einzufordern, also gleiche Rechte für nicht-Männer, Trans, Homosexuelle und Migranten. Feddersen will die Homophoben loswerden (die häufig mit den Sexisten, Rassisten etc übereinstimmen) und dann eventuelle wirtschaftliche Gerechtigkeit diskutieren. Ich stimme ihm nicht zu, aber die Argumente für meine Position sind nicht stark genug, um seine hinwegzufegen."

    Gleich zwei gute Punkte:



    1) Ich freue mich über die Gelbwesten, weil es das erste Mal ist, dass, ziemlich kohärent, gesagt wird: Wir haben die Schnauze voll vom Neoliberalismus.



    2) Ja, die Priorisierung der Emanzipationsziele ist in der Tat ein Problem (Man sollte aber auch bei denen, die die Minderheitenrechte an die erste Stelle setzen, anerkennen (können), dass da ein Problem vorliegt und nicht versuchen, das Problem einfach "glatt" zu bügeln. Dies im Sinne wie Erbon in "Rückkehr nach Reims").

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...ehrlich, erst seit es diese Proteste durch die sog. gilets jaunes gibt, hört man von Cohn-Bendit, oder Edouard Louis etc., was falsch angeblich läuft, in Frankreich.



    Was war eigentlich vorher? Friede, Freude, Eierkuchen?



    Plötzlich sind alle irgendwie 'rechts', 'reaktionär' und was auch immer, nach dem Motto: Wir hatten doch unser tolles Leben und ihr "Gelbwesten", ihr macht alles kaputt.

  • Jan Feddersen , Autor des Artikels, Redakteur für besondere Aufgaben

    Geht's auch ohne Beleidigungen? Oder muss man sich offensiv wünschen, dass ihr, die ihr mich mal kurz abfällig 'wegwischt', niemals auch nur in die Nähe von Macht kommt? Das sind nicht gerade Hinweis auf Diskurslauterheit.

  • Jan Feddersen , Autor des Artikels, Redakteur für besondere Aufgaben

    Es ist tatsächlich eine unübersichtliche Situation in Frankreich - und dass Macron die von seinen Amtsvorgängern hinterlassene Erbschaft (Hollande, der vor allem) der sozialen Disbalancen bislang kaum an die oberste Stelle seiner Agenda packte, ist misslich. Daniel Cohn-Bendit hat darauf selbst hier auf taz.de hingewiesen. Aber ein erschrockener Bericht von Gila Lustiger (www.deutschlandfun...article_id=435437) sagt mir mehr als hundert Hinweise, alles sei legitim und nur zu verständlich. Ganz obskur waren auch die Bekundungen von Anni Ernaux neulich im Gespräch mit Iris Radisch in der 'Zeit': Zerstörungen des Arc de Triomphe? Egal - haben sich die Eliten selbst zuzuschreiben, wie sie aus sicherer Distanz erkannte, außerdem sei sie nicht hinreichend geschützt worden - auch sie also, Madame Ernaux, ein Kolportageurin sondergleichen. Es sind, für mich, Proteste sozialer Art der Mittelschichten, nicht einmal der ernsthaft Prekären, jener, die in puncto Bildung kaum Chancen haben: Es hat für Marine le Pen nützlichen Charakter.

    • @Jan Feddersen:

      Ein Problem mit Ihrer Darstellung ist, dass die Erbschaft Macron nicht "hinterlassen", sondern von ihm mitverantwortet worden ist. Er war immerhin zwei Jahre lang Wirtschaftsminister und das "loi Macron" (fr.wikipedia.org/w...ances_économiques) hat einige der Grundlagen gelegt, die dann 2016 oder im vergangenen Jahr verschärft wurden.

      Bzgl. der "Mittelschichten" habe ich ein bisschen den Verdacht, dass diejenigen, die für den SMIC arbeiten müssen, deswegen verlangen, dass er erhöht wird, bzw. wütend ein Interview verlassen, wenn sie feststellen, dass LREM-Politiker noch nicht mal seine Höhe kennen, rein technisch nicht mehr der Mittelschicht zuzuordnen sind.

      Und zum Nutzen für Le Pen: natürlich profitiert sie davon, nicht zuletzt, weil die linken Proteste 2016 und 2017 schlicht von der jeweiligen Regierung ausgesessen und/oder zerschlagen worden sind. Genauso haben islamistische Parteien in Tunesien und Ägypten (zeitweise) von den dortigen Protesten profitiert - hat das die Anlegen der Protestierenden disqualifiziert? Natürlich nicht!



      Die Forderungen der gilets jaunes (www.francetvinfo.f...1sNN-S_tsa_nzdOsE) sind i.W. ein linkes Dokument. Und wenn Cohn-Bendit, der seinen Wunsch ausgedrückt hat, Macron (für den er gestimmt hat) zu unterstützen (www.leparisien.fr/...-2018-7872762.php), fällt es mir schwer, den Verdacht abzulegen, dass er schlicht voreingenommen ist, weil er es nicht mitansehen kann, wie diese Protestler, die eben nicht der intellektuellen Elite angehören (wie Louis anmerkt), seinem Präsidenten widersprechen.

      • @BigRed:

        @BIGRED

        Ausgezeichnet, Ihre Einlassungen. Übrigens, der Vorschlag den Annie Ernaux am Ende ihres Gespräches mit Iris Radisch in der Zeit macht, ist ganz ausgezeichnet: Einberufung der Stände und Wiederbelebung der Cahiers des Doléances ...

        Eine "saubere" Erhebung wird es nie geben, da wird sich immer vieles mischen. Ich will aber noch einmal auf den ausgezeichneten Blog von Frédéric Lordon in Le Monde Diplomatique verweisen: blog.mondediplo.net/fin-de-monde . Darin wird sehr schön erklärt, wie die mediale Strategie der Bourgeoisie gegenüber den "gilets jaunes" aussieht. Und J. Feddersen passt da hervorragend hinein.

        • @farinet:

          Ich bin mir sicher, dass ich auf dem politischen Kompass (www.politicalcompass.org) sowohl weiter links als auch weiter nach unten ausschlage als Feddersen, aber Parteien/soziale Bewegungen existieren nicht im Vakuum und konkret hat er wahrscheinlich eher nach unten gestimmt und ich eher nach links (btw: www.politicalcompass.org/france2017, www.politicalcompass.org/germany2017).

          • @BigRed:

            Da wäre wir uns, vermutlich, weitgehend einig. Ich bin ein bekennender Fan von Francois Ruffin ... ;)

        • @farinet:

          Da wird's allerdings schwierig. Ich habe genügend Texte von Feddersen gelesen, um zu verstehen, dass er a) liberal ist, und b) denkt, links zu sein.



          Natürlich ist ihm als homosexueller, nicht-armer, weisser Mann unwohl, wenn er die gilets jaunes sieht (oder irgendeine andere Bewegung, die Homosexuellenrechte hintenan stellt, nach wirtschaftlichen und ethnischen Rechten). Das macht ihn aber nicht zum Handlanger der Bourgeoisie, sondern zu einem weiteren Opfer, das ausgenutzt wird, um wichtige Belange zu untergraben. Divide et impera.

          • @BigRed:

            Nachtrag: Feddersen ist homosexuell, also ist das die Richtung aus der er am ehesten angegriffen werden kann und wahrscheinlich angegriffen worden ist. Ich persönlich spiel' das Spiel auf "easy": weiss, "männlich", cis, hetero, able-bodied, upper middle class. Ich kann mir sozusagen aussuchen, wovon ich mich bedroht fühle und dementsprechend ist das die wirtschaftliche Schiene, denn die wird von der aktuellen Politik am ehesten untergraben. Das ist aber gleichzeitig die Dimension, die mir am wenigstens innewohnt, wohingegen die sexuelle Orientierung etwas ist, das man nicht einfach ablegen kann. D.h., dass die grösste Bedrohung für mich jemand ist, der mir meine wirtschaftliche Lebensgrundlage nehmen will, aber das für Feddersen anders aussehen kann. Ich bin bereit, die Neoliberalen loszuwerden und dann den Rest einzufordern, also gleiche Rechte für nicht-Männer, Trans, Homosexuelle und Migranten. Feddersen will die Homophoben loswerden (die häufig mit den Sexisten, Rassisten etc übereinstimmen) und dann eventuelle wirtschaftliche Gerechtigkeit diskutieren. Ich stimme ihm nicht zu, aber die Argumente für meine Position sind nicht stark genug, um seine hinwegzufegen.

            Ich bin allerdings überzeugt davon, dass nichtwirtschaftliche Unterteilungen nur dazu dienen, Klassenunterschiede zu zementieren. Rassismus ist erfunden worden als Werkzeug, um die Solidarität zwischen "weissen" und "nicht-weissen" Arbeitnehmern zu untergraben und das funktioniert immer noch hervorragend. "Lean-in"-Feminismus oder auch Homosexuellenrechte sind 100% kompatibel mit dem Geschäftsmodell des silocon valley, das Angestellte und Nutzer ausbeutet. Statt "du bist arm und der auch, ihr habt etwas gemeinsam", befinden wir uns in "du bist arm und der auch, aber der ist homophob, also der Feind".

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Die Aktualität hat Jan Feddersen eingeholt. Die Schüler der Banlieue sind im Ausstand und werden von Macrons Knüppelgarde drangsaliert. Weil Macron mal wieder Augenwischerei betreibt. Während im Primarbereich die Klassen halbiert werden und die Anzahl der Lehrer verdoppelt, werden im Sekundarbereich massiv Stellen gestrichen und eine Abiturreform eingeführt, deren Ziel es ist durch weniger Unterricht und Lehrpersonal die Mehrkosten im Primarbereich einzusparen. Auch im Hochschulbereich wird mächtig gekürzt. Und die Kids in der Banlieue haben das kapiert und ziehen gegen Macron zu Felde, von dem sie eh nie viel gehalten haben.



    Ich kann ihm nur die Gelbwesten, die Abdel und Mohamed heissen oder Karim, die im Ariège leben, in Kleinstädten wie Lavelanet, Tarascon oder Lucenac, dort im Fussballverein spielen oder Trainer sind und sich mit den anderen Gelbwesten bei Merguez auf den Kreisverkehren den Arsch abfrieren vor Augen halten. Oder François Ruffin, der in Flixecourt und Albert mit den Gelbwesten diskutiert und nicht über sie theorisiert, um sie davon zu überzeugen, dass nicht die Immigranten sondern die Banken Schuld an Ihrer Lage sind und der nicht wie die selbsternannte Salonlinke das Feld Leuten wie Alain de Benoist oder Dieudonné überlässt.



    Feddersen ist es auch nicht aufgegangen, dass Macron mit seiner brutalen Sozialpolitik, seinen verächtlichen Äusserungen über die arbeitscheuen widerspenstigen Gallier, gerade diese hart arbeitenden und wenig verdienenden Menschen aufs äusserste gekränkt hat, weil er sich sicher weiss, dass man in Frankreich mit 24% der Stimmen die absolute Mehrheit bekommen kann und diktatorisch mit Verordnungen Gesetze durchpeitschen kann. Er meinte tatsächlich auf fast 80% der Franzosen verzichten zu können. Die melden sich jetzt zu Wort, laut, unbeholfen mit Vorurteilen gegen Minderheiten, aber auch mit intelligenten Forderungen.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Gemach Gemach erstaunlich isses nich.



      Das hat mittlerweile schon - Tradition;(

      Unser Mr. ESC - hielt schon - klar!



      Benzema für n Pied NoirNachfahr! oui.



      “MIGRATION UND HYMNE



      Unsere Citoyens“ & Däh! Heute! So! -

      “…Benzema, der so schmeichlerisch, sanft, ja, unsalafistisch spielende Mann, hat in Interviews darauf hingewiesen, dass er Franzose sei, aber aus der „Marseillaise“ nicht den republikanischen Impuls heraushört, sondern das, was im Namen der Hymne mit seinen Vorfahren in Algerien angerichtet wurde.“ Aber!

      & Däh! Was. Im Original aber lautete:



      “…"…weil er (gemeint ist " der schöne Karim Benzema") weiterhin, nun ja, einer von den



      Schwarzfüßen südlich des Mittelmeers ist…" = geändert - ohne Hinweis!;(

      www.taz.de/!329669/



      & dazu damals L&O mal was deutlich -



      (“Hymnen-Singen bei der WM



      Der Ton ist keine Bagatelle



      Hinter dem Verständnis für Özil und Khediras Stummbleiben steht ein völkischer Gedanke: Die sind gar keine echten Deutschen.



      www.taz.de/!5038425/

      unterm——-nochens



      tazelwurm.de/nach-...ont-jan-feddersen/

      kurz - Er hats halt mehr mit dem -



      Was er unter Singen versteht. Newahr.



      Na - Si’cher dat. Da mähtste so fix Nix.



      Normal.

      Na Mahlzeit

  • Kommentar entfernt, bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Moderation

    • @BigRed:

      Öhm, kurze Frage an die Moderation: was genau war denn so unsachlich an meiner Behauptung, dass der obige Artikel sich in Jan Feddersens übliche Berichterstattung einpasst, dass man den Kommentar dafür entfernen musste?

      Ich habe keine Beleidigungen ausgesprochen und Feddersen nicht persönlich angegriffen, insofern wüsste ich gern, was genau ich vermeiden muss, um nicht aus TAZ-Diskussionen entfernt zu werden.

      Mit Dank im Voraus...

    • @BigRed:

      Kommentar entfernt. Bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen. Danke, die Moderation

      • @farinet:

        Schliesse mich der Frage von BIGRED an. Wäre auch für eine Erklärung, von mir aus auch privat, dankbar.

      • @farinet:

        Wobei man in Betracht ziehen muss, dass Feddersen selbst homosexuell ist und deswegen der Homophobie bei Teilen der Gelbwesten gegenüber sensibler, als ich, z.B.



        Zusätzlich ist er alt genug, um sich an einen Cohn-Bendit zu erinnern, der links war, das verzerrt die Wahrnehmung ebenfalls.

  • Manchmal frage ich mich, wie wir die Problematik denn sortieren sollen?



    Ist jetzt Klimawandel wichtiger als Sexismus oder als Ungleichheit?

    Und dan diese halbgaren Vermutungen, die nur dazu dienen, ein bestimmts Bild zu bedienen.

    Entschuldigung, Ungleichheit ist zu wichtig, um nicht dagegen vorzugehen, weil auch homophobe sich dagegen stemmen.

    Und es ist Irrsinn zu meinen, dass alle Punkte nur zusammen behandelt werden dürfen. Damit wird bewusst die Initiative gegen die Ausbeutung gestoppt.

    • @J_CGN:

      Na ja, wenn wir "objektiv" spielen, ist Klimawandel wichtiger, als die anderen beiden, denn Überleben ist die Voraussetzung für die Lösung der anderen Probleme.



      Aber wirtschaftliche Ungleichheit vs. Diskrimierung ist deutlich schwieriger zu entscheiden. Ich persönlich meine, dass Einkommen > Diskrimierung, denn eine Gesellschaft, in der man das Recht hat, zu begehren, wen man will, aber gleichzeitig verhungert, ist es nicht wert. Aber ich hab durchaus überzeugend das Gegenargument gehört, dass genug zu essen zu haben, aber sich in den Schrank sperren zu müssen, es wirklich nicht wert sei.

      Taktisch heisst das für mich: Bewegungen, die wirtschaftliche Gerechtigkeit einfordern, werde ich unterstützen, selbst wenn es darin homophobe und rassistische Elemente gibt. Und Bewegungen, die sich klar gegen Homophobie und Rassismus positionieren, werde ich ebenfalls unterstützen, selbst wenn sie neoliberalen Ideen zur Wirtschaft anhängen (d.h., z.B., die deutschen Grünen).



      Aber wenn ich mich zwischen den beiden Richtungen entscheiden muss, z.B. zwischen Cohn-Bendit und gilets jaunes, oder zwischen Grünen und der Linken bei deutschen Wahlen, werde ich mich jedesmal für wirtschaftliche Gerechtigkeit entscheiden.

  • Wie bei allen unorganisierten Unmutsbekundungen hat man bei den Gelbwesten auch das gesamte Spektrum zu erwarten. Es ist ja eben (noch) nicht eine durchorganisierte Bewegung mit politischem Manifest.



    Es verwundert wie von links reflexhaft der Vorwurf kommt, das können ja nur Rechte sein. Ja die sind dabei und ja wenn man nicht mitmacht wird es eine rechte Bewegung werden. Aber zu sagen" Mit denen reden wir nicht", ist politisch dumm. Der, der sich an die Spitze setzt wird die Richtung bestimmen und wenn es nur LePen tut, dann... Bei "Durchschnittsbürgern" gibt es eine erschreckende Latenz für rechte Gedanken und Reflexe, Homophobie gehört fast überall dazu, das heißt aber nicht, das diese Menschen rechts wählen müssen und Homophobie offen ausleben.



    Mach diesen Menschen ein Angebot, das sie links wählen können. Eines, das sie betrifft und nicht nach dem Motto, erst wenn ihr wirklich links seid können wir mit euch ernst nehmen.



    Linke Wähler waren nie und werden nie durch und durch links-sozialisiert sein. Trotzdem können linke politische Mehrheiten erreicht werden, wenn man sich nicht nur auf die korrekt Linken beschränkt. Dann bliebe die Linke immer im einstelligen Bereich.

    • @nutzer:

      Um aus Louis' Text zu zitieren: "Die Medien sprechen vom Rassismus und der Homophobie der Gelbwesten. Worüber mokieren sie sich?

      Ich will eigentlich nicht von meinen Büchern sprechen. Vielleicht nur so viel: Jedes Mal, wenn ich einen Roman veröffentlicht habe, wurde ich beschuldigt, das arme, ländliche Frankreich zu stigmatisieren, weil ich von dem Rassismus und der Homophobie geschrieben habe, die im Dorf meiner Kindheit herrschten. Kritiker, die noch nie etwas für die populäre Klasse getan haben, empörten sich, schwangen sich zu ihren Anwälten auf.

      Für die Herrschenden stellen die unteren Schichten, wie Pierre Bourdieu sagt, die perfekte "classe-objet" dar. Eine objektivierte Klasse, über die man von oben sprechen, die man durch die eigene Rede formen kann: Mal spricht man von ihr, als bestünde sie aus authentischen, guten Armen. Mal, als sei sie eine Ansammlung von Rassisten und Schwulenhassern. Die Intention ist in beiden Fällen gleich: Diese Klasse soll sich nicht selbst ausdrücken, soll nicht aus sich selbst heraus von sich selbst sprechen. Man verstrickt sich gerne selbst in Widersprüche, solange die untere Klasse die Klappe hält.

      Natürlich haben sich Gelbwesten rassistisch und homophob geäußert oder verhalten. Doch seit wann sorgen sich die Kommentatoren, die das beklagen, um Rassismus und Homophobie? Was haben sie bisher gegen Rassismus getan? Nutzen sie die Macht ihres Wortes, um an Adama Traoré zu erinnern? Sprechen sie von der Polizeigewalt, der Schwarze und Araber in Frankreich täglich täglich ausgesetzt sind? Haben sie, als in Frankreich gegen die Ehe für alle mobilisiert wurde, der Homophobie nicht die Bühne geboten, damit diese sich in der Öffentlichkeit, im Fernsehen normalisiert?

      Wenn in den herrschenden Klassen und in vielen Medien über die Homophobie und den Rassismus der Gelbwesten gesprochen wird, lautet die eigentliche Botschaft: Sie sollen schweigen."

      Den Rassismus und die Homophobie spricht übrigens auch Eribon an.

  • [...] Jeder etwas findet, wofür es sich zu kämpfen lohnt, und all die anderen, teils widersprüchlichen Forderungen achselzuckend hinnimmt.



    Demokratische Prozesse scheinen manchem zu anstrengend geworden zu sein, und werden durch ein "M.. muss weg" ersetzt.

    Kommentar gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Beleidigungen und Pauschalisierungen. Danke, die Moderation

  • Woher hat denn der Herr Feddersen hier sein Wissen, dass

    "Diese Bewegung reagiert auf krasse Fragen der Ungerechtigkeit, aber sie speist sich en gros und en detail aus politischen Reservoirs der rechtspopulistischen bis rechtsextremen Bewegung um Marine Le Len." Aus dem inhaltlsleeren Geschwafel von Herrn Cohn-Bendit im gestrigen taz-Interview jedenfalls nicht.

    Wenn ich mir den offiziellen Forderungskatalog der Gilets Jaunes anschaue (www.stern.de/polit...sten-8479118.html), dann finde ich vor allem Forderungen danach, soziale Rechte endlich mit Leben zu füllen, die öffentliche Daseinsvorsorge zu dekommodifizieren und auszubauen und dazu eine Umverteilung von oben nach unten durchzuführen. Dazu haben wir dann noch ein paar Punkte, bei denen man sich fragt, wie sie in diesen Katalog reingerutscht sind (Verbot von Gebühren bei Kreditkartenzahlung bspw.). Und ja, man hat da auch vier Forderungen zum Thema Asyl und Integration. Von denen mindestens zwei nicht unbedingt fortschrittlich sind - aber auch nicht weniger fortschrittlich, als was SPD-Realos fordern würden.

    Dass dort Rechtsradikale mitmischen? Klar, können wir als gegeben ansehen. Genauso, wie dort sicher auch Linksradikale mitmischen. Desavouriert das die ganze Angelegenheit? Für die taz und weite Teile derjenigen, die der Ungerechtigkeit in der Welt primär einen moralisch empörten Habitus entgegenstellen, anscheinend schon.

    Bei den Fotos von Gelbwesten-Protesten aus Paris sah das gelbgewandte Klientel jedenfalls nicht aus, wie man sich typische Rassisten und Faschisten vom Front National Nachfolger vorstellt. Zu viele PoC dabei. Muss nicht zwingend was heißen - kann aber. Wie bei jeder Sammel-Protestbewegung kommen da unterschiedlichste Leute zusammen. Coole und weniger coole. Da das ein frankreichweites Ding ist, begegnen sich die coolen und weniger coolen Leute, die da mitmischen, vielleicht nichtmal zwingend.

    • Jan Feddersen , Autor des Artikels, Redakteur für besondere Aufgaben
      @Kawabunga:

      Ich darf als Augenzeugin Gila Lustiger empfehlen: www.deutschlandfun...:article_id=435437

      • @Jan Feddersen:

        Ich würde übrigens als Gegenaugenzeugen Mitglieder der Gewerkschaft Sud Solidaire (solidaires.org) empfehlen oder diejenigen, die dieses Wochenende bei den Klimamärschen dabei waren, dabei gilets jaunes in ihren Reihen hatten und mir glaubhaft versichert haben, dass die "convergence de luttes" real sei.

        Das sind die gleichen Leute, die 2016 gegen Hollandes Agenda 2010-Kopie auf die Strasse gegangen sind, gegen Macrons ordonnances und die Eisenbahner unterstützt haben, die in der AG de luttes contre toutes les expulsions engagiert sind (agcontrelesexpulsions.wordpress.com), kurz: Linke.

      • @Jan Feddersen:

        Sie hatten oben von den "Mittelschichtigen" geschrieben: ich habe gerade 9 Minuten einer Frau aus der Mittelschicht zugehört, einer gebildeten Frau, die auf der Strasse Protestierende aus der unaufgeklärten Unterschicht getroffen hat. Als gebildete Mittelschichtlerin ist sie Mitte-links, hat eine Freundin beim Figaro, meint, Macrons Aushöhlen des Arbeitsrechts müsste besser erklärt werden, und versteht nicht, warum der Rest der radikalen Mitte nicht zum liberalen Präsidenten (ausser wenn es um Migranten geht) steht.



        Klar machen diese Protestler ihr Angst, klar ist sie überrascht von den Verschwörungstheorien und klar schmeisst sie "extreme Rechte" und "extreme Linke" (ich nehme an, dass sie den klassischen Sozialdemokraten Mélenchon meint) in einen Topf.

        Denn mit allem nötigen Respekt, aber "Aber dass die demokratischen Kräfte, die linke und die rechte Mitte, nicht zu der Regierung, zum Präsidenten, stehen" zäumt das Pferd von hinten auf. Warum sollte man angesichts von Demonstrationen zu einem Präsidenten stehen, egal, wie demokratisch gewählt (und angesichts der Stichwahl heisst das 24% relativ klar für Macron und 66% lieber Macron als Le Pen), wenn man seiner Politik nicht zustimmt?

        Zum Audiobeitrag: "aber dann kommen solche Forderungen wie 'weniger Kinder in der Schule' und weniger Steuern zahlen" (ich nehme an, dass Frau Lustiger die Forderung nach kleineren Klassen meint), die dann mit "da war eine Frau, die Macron vorwirft, dass ihr Mann sie verlassen hat" vermischt. In dem ganzen Beitrag erklärt Frau Lustiger nicht ein einziges Mal, warum die von ihre weggewischten sozialen Forderungen irgendwie nicht akzeptabel sind.



        Allerdings verwendet sie das Standardargument der neoliberalen Reformer, dass die "Reformen besser erklärt" werden müssten.

  • Ich frage mich, wie Jan Feddersen die Gelbwesten pauschal als homophob etc. abstempeln kann. Wir wissen ja, dass diese relativ unorganisiert und bunt zusammengewürfelt sind. Ja, ich finde es ungeheuerlich, wie die taz diese Bewegung aus einer Selbstgerechtigkeit heraus generalisierend verunglimpft. Und Edouard Louis ist für mich einer, der versucht zu verstehen und nicht sofort Menschen, die anders ticken, stigmatisiert.

    • 6G
      6175 (Profil gelöscht)
      @resto:

      Das sehe ich ganz genauso, Resto. Es ist allerdings eine Haltung, die nicht nur Feddersen in vielen Artikeln (ich las die taz schon lange^^) vertritt. Es ist ja völlig richtig, Homophobie, wo immer sie auftritt, zu kritisieren. Soweit gibt es kaum Gegenmeinungen.

      Eine guter Artikel, der auch das intellektuelle Milieu der letzten 20, 25 jahre beleuchtet, und wie man mit der Gesellschaft umging, findet sich hier:

      braveneweurope.com...ves-under-our-feet

      Daß es auch weit rechte Kräfte gibt bei den Gelbwesten, freut niemand außer Rechten. Aber es wurde eben in vielen intellektuellen Debatten der Postmoderne, der "Arme sind Feinripphemden"-Vereinfachungen grundsätzlich eine neoliberale Gesellschaft für "alternativlos" gehalten, die extreme neue Ungleichheit selbst im reichen Westen schafft. Und andere Meinungen wurden nun allzulange abgebügelt. Didier Eribon, der länger auch solche Positionen vertreten hat, hat das vor Jahren eingesehen, und sieht nun wieder die großen Teile der Gesellschaften, die von Postmoderne, Identitätspolitik und mehr leider großenteils einfach vergessen worden waren. Zugeben möchte das niemand gerne, aber viele dieser "Mitte"-Intellektuellen haben versagt... Und die Diskurse großenteils bestimmt.