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Fotos über Queerness und GlaubenWer sonst hat so viele Namen?

Die Ausstellung „This is me – queer und religiös“ im Jüdischen Museum Rendsburg zeigt Porträts von 15 Menschen – mit all ihren Facetten.

Jüdisch und queer zugleich: Rachel Foto: Ceren Saner

Rendsburg taz | Es sind Fotos, die Geschichten erzählen: von Menschen und ihrem Glauben. Menschen wie Marco, Transmann, Aktivist und angehender Imam. Er ist dank Überblendtechnik mehrfach zu sehen, beim Spaziergang im Park und mit Gebetskappe in Regenbogenfarben. Oder Michal, Lehrerin und Queer-Feministin, die am Fenster steht und in der Thora liest. 15 Menschen aus ganz Deutschland hat die Foto- und Aktionskünstlerin Ceren Saner für die Ausstellung „This is me – queer und religiös“ portraitiert und aus den Aufnahmen Bilder komponiert, die mehrere Seiten der Person zeigen.

So einen Blick auf sich selbst erleben die Abgebildeten nicht immer: „Als Pas­to­r*in stehe ich für christliche Religiosität“, sagt etwa Natascha aus Kiel. „Zugleich bin ich queer. Im Alltag wird in der Regel nur eine dieser Facetten abgerufen.“ Dabei sei „das queerste Phänomen des christlichen Glaubens doch Gott* selbst“, so die Pastorin weiter: „Wer sonst hat so viele Namen?“ Für Kadir, Schriftsteller und Aktivist aus Hannover, war Gott bei der Auseinandersetzung mit seiner Homosexualität „mein persönlicher Wegbegleiter“. Gleichzeitig hat er erlebt, dass ein Coming-out für Menschen mit Migrationshintergrund oft besonders schwierig ist.

Es sollen „alltägliche wie besondere Geschichten“ sein, die die Bilder erzählen: Das war die Idee von Museumsleiter Jonas Kuhn und seiner Kollegin Mirjam Gläser, die die Ausstellung kuratiert hat. Das Ziel sei, einen Raum zu bieten für Menschen, die sonst kaum gesehen werden. „In der Gesellschaft herrscht oft die Vorstellung vor, dass queere Menschen nicht religiös beziehungsweise religiöse Menschen nicht queer sein können“, heißt es im Katalog zur Ausstellung, in dem auch Ver­tre­te­r*in­nen der drei monotheistischen Religionen zu Wort kommen und die christliche, islamische und jüdische Sicht auf Queerness erklären. Spoiler: Alle drei sind offen.

Die Ausstellung

„This is me – queer und religiös“ ist bis zum 3. Juli im Jüdischen Museum Rendsburg zu sehen. Auf der Homepage https://jmrd.de/ gibt es einen virtuellen Eindruck.

Führung mit Kuratorin Mirjam Gläser am Sonntag, dem 13. Februar.

„Ich glaube, dass eine Synagoge der Ort ist, wo man sein authentisches Selbst einbringen sollte“, schreibt da Lior Bar-Ami, Rabbiner aus Wien und schwul. „Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität sind ein wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses einer Person.“ Die Imanin Rabeya Müller betont: „Der Islam ist im Gegensatz zu landläufigen Meinungen eine sehr sexualfreudige Religion.“ Weil die arabische Sprache so viele Bedeutungen zulasse, seien auch Begriffe im Koran diskutabel, etwa das Wort für Partner*in.

Der Leiter des Grundlagenreferats „Kirche in Beziehung“ im Erzbistum Hamburg, Jens Ehebrecht-Zumsande, gibt zu: „Eine positive Perspektive auf die Lebensrealitäten von LSBTIQ+-Personen bedeutet eine neue Positionierung in der christlichen Ethik.“ Aber er glaubt auch: „Die Botschaft Jesu birgt in sich das Potenzial, ausgrenzende Zweiteilungen zu überwinden.“

Einen virtuellen Eindruck der Ausstellung gibt es auf der Homepage des Jüdischen Museums Rendsburg. Eine Führung mit Kuratorin Mirjam Gläser findet am Sonntag, dem 13. Februar, statt. Teile des Museums sind aktuell wegen Umbaumaßnahmen nicht zugänglich, der Betsaal und das Ritual­bad Mikwe der ehemaligen Synagoge sind aber zu besichtigen.

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