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Folgen des Gas-Transit-StoppsSlowakei droht mit Maßnahmen gegen ukrainische Flüchtlinge

Dass die Ukraine kein russisches Gas mehr durchleitet, erzürnt den slowakischen Regierungschef. Er droht mit verschlechterten Bedingungen für Geflüchtete und mit Stromabschaltungen.

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico, hier beim Treffen mit Wladimir Putin im Dezember 2024, droht der Ukraine mit Stromabschaltung

Bratislava/Moskau/Kyjiw (dpa) | – Aus Ärger über den Transitstopp der Ukraine für russisches Gas droht die slowakische Regierung mit einer schlechteren Behandlung ukrainischer Geflüchteter. Er werde in seiner Koalition darüber sprechen, die Unterstützung für Ukrai­ner*n­nen in der Slowakei einzuschränken, sagte der linkspopulistische Ministerpräsident Robert Fico in Bratislava. Einzelheiten nannte er nicht. Zugleich wiederholte der als russlandfreundlich bekannte Regierungschef die Drohung, die Slowakei könnte Stromlieferungen in die benachbarte Ukraine einstellen.

Die von Moskau mit Krieg überzogene Ukraine hat mit dem Jahreswechsel den Vertrag mit dem russischen Energieriesen Gazprom über die Durchleitung von russischem Gas nach Westen auslaufen lassen. Betroffen ist unter anderem die benachbarte Slowakei, auch wenn die EU-Länder nach Angaben der Europäischen Kommission insgesamt vorbereitet sind auf den lange angekündigten Schritt.

Fico: Slowakei verliert 500 Millionen Euro jährlich

Die Slowakei verliere durch den Stopp 500 Millionen Euro Transitgebühren jährlich, weil auch sie kein russisches Gas mehr durchleiten könne, sagte Fico in einem auf Facebook veröffentlichten Video. Sein Land verlange eine Entschädigung. Fico rechnete vor, dass die EU-Staaten ohne russisches Gas 60 bis 70 Milliarden Euro im Jahr mehr bezahlen müssten in Form höherer Gas- und Strompreise.

Der Slowake warf dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj Sabotage vor. „Russland macht das praktisch nichts aus. Nur die Vereinigten Staaten werden profitieren von Präsident Selenskyjs Entscheidung wegen erhöhter Gasexporte nach Europa“, sagte Fico. Die Slowakei werde zuerst in Brüssel über Lösungen beraten, dann innerhalb der Koalition.

Fico ist ein Kritiker der Ukraine-Politik des Westens. Vor Weihnachten löste er mit einem Besuch bei Kremlchef Wladimir Putin in Moskau Empörung in der Ukraine und anderen EU-Ländern aus, die sich um eine geschlossene Front gegen den Aggressor Russland bemühen.

Russland: Europäer verlieren – USA gewinnen

Das russische Außenministerium bezeichnete indes die europäischen Verbraucher als Verlierer des Gastransitstopps. Es werde nicht nur das wirtschaftliche Potenzial der EU wegen hoher Energiepreise geschwächt, sondern auch negative Auswirkungen auf das Leben der Europäer geben, sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa.

Wichtigster Nutznießer wiederum seien die USA als „Kriegssponsor“, die nicht zuletzt wegen der gesprengten Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 ihr Gas zu höheren Preise nach Europa verkaufen könnten. Vor allem die deutsche Wirtschaft, die lange von vergleichsweise günstigen Gaslieferungen aus Russland profitiert habe, sei zum Opfer der USA geworden, sagte Sacharowa.

Experten gehen davon aus, dass Gazprom umgerechnet rund fünf Milliarden Euro an Einnahmen verliert durch den Transitstopp. Allerdings erwarten Analysten auch, dass zumindest ein Teil über größere Lieferungen durch die im Schwarzen Meer verlegten Gasleitungen TurkStream und Blue Stream ausgeglichen wird. Der Ukraine wiederum gehen Hunderte Millionen an Transitgebühren verloren durch die gestoppte Durchleitung.

CDU-Mann für Entsendung deutscher Soldaten in Ukraine

Währenddessen hält die Diskussion an, wie der russisch-ukrainische Krieg beendet und ein Wiederaufflammen des Konflikts verhindert werden kann. Der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter befürwortet einen Einsatz von Bundeswehrsoldaten in der Ukraine nach Kriegsende. „Als wirtschaftsstärkstes Land in Europa muss Deutschland bereit sein, einen großen Beitrag zur Friedenssicherung und zur europäischen Sicherheitsarchitektur zu leisten“, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung. Deutschland sei daher verpflichtet, sich „zu gegebener Zeit mit robust ausgestatteten Truppen“ in der Ukraine zu engagieren. Das auszuschließen, sei fahrlässig.

Das deutsche Engagement müsse im Rahmen von EU und Nato stattfinden, sagte Kiesewetter. „Effizient und angesichts unserer begrenzten materiellen und personellen Ressourcen in Europa realistisch ist eine Friedenstruppe dann, wenn die Friedenssicherung in die europäische und transatlantische Sicherheitsarchitektur und somit in die Nato eingepreist werden kann, da dann ebenfalls der nukleare Schutzschirm für die Ukraine gilt.“

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6 Kommentare

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  • "CDU-Mann für Entsendung deutscher Soldaten in Ukraine"



    Hei taz, ich bin kein Freund vom Scharfmacher Kiesewetter. Sorry, aber das geht nun doch zu weit, finde ich.

  • "Dass die Ukraine kein russisches Gas mehr durchleitet, erzürnt den slowakischen Regierungschef. Er droht mit verschlechterten Bedingungen für Geflüchtete und mit Stromabschaltungen."



    Ach ja, immer wieder erfrischend, was man so alles in der EU finden kann...

    • @Encantado:

      Slovenien wird in diesem Artikel nicht erwähnt:



      taz.de/Ein-Herz-fu...steuropa/!6052976/



      "Hunderttausende gehen in den osteuropäischen Hauptstädten für die Ideale der EU auf die Strasse" (in allen, zusammgezählt).



      Auch die Hunderttausende sind eine Minderheit. Die Mehrheit lässt sich mit jedem Furz gegen seine(n) Nachbarn aufhetzen.



      Meine Prognose: mit der Frau vdL und dem Herrn Weber findet eher eine Balkanisierung der EU statt als umgekehrt.



      Zudem stellt sich doch auch hier die Frage, ob die Unterstützung für die der EU wohlgesonnene Gruppen nicht eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Staates sind.

  • „Russland macht das praktisch nichts aus. Nur die Vereinigten Staaten werden profitieren von Präsident Selenskyjs Entscheidung wegen erhöhter Gasexporte nach Europa“.

    Das stimmt so nicht. Natuerlich profitieren die USA am meisten von dem Export von Frackingfluessiggas nach Europa. Aber es profitiert auch die "gruene" Energiebranche, da ihre Gewinne steigen wenn der Strompreis durch das teure Frackingfluessiggas steigt. Und da der Preis von Fracking-LNG nur noch durch seine Klimaschaedlichkeit getoppt wird, profitieren die Anbieter von Waermepumpen, Solaranlagen und Hausdaemmungen, weil der erhoehe CO2-Ausstoss auf der Verbraucherseite eingespart werden muss. Scholz nannte das "Gruenes Wirtschaftswunder", die Rechnung zahlt das Klima und die Schwachen in Deutschland. Die, die nicht wegkoennen von Gas und Oel/Benzin/Diesel oder die, die den Arbeitsplatz verlieren.

    Auf russischer Seite wird nun ein Teil des Gases an der Quelle abgefackelt oder es wird verfluessigt. Das Verfluessigen kostet enorme Energie was zusammen mit dem Abfackeln wieder auf die Rechnung des Klimas geht. Und das macht Russland tatsaechlich nichts aus, wird es doch einer der Hauptprofiteure des Klimawandels sein.

  • Tja, billiges Gas und dafür unter der Knute Putins oder Umstieg auf regenerative Energien und weiter in Freiheit leben.

    Ich wähle die zweite Möglichkeit.

  • Es gibt ja durchaus auch noch andere Länder, die sich nicht an dem Gasboykott gegen Russland beteiligen wollen.



    Deutschland kann hier weder den Weg vorgeben noch ist es angesichts der explodierenden Energiepreise und der ua daraus resultierenden Rezession ein besonders gutes Erfolgsbeispiel.

    Wenn die Slovakei aus dem ukrainischen Boykott so hohe Verluste hat, müsste dies ggfls von der EU augeglichen werden.

    Mein vollstes Verständnis gilt allen Ländern, die Probleme mit dem Import von teurem, us-amerikanischen Fracking Gas haben.



    Deutschland hat sich hier von Trumps Gnaden abhängig gemacht, das werden wir noch bitter zu spüren bekommen.



    Also auch kein Vorbild für andere Länder …