Finale in der Fußball-Bundesliga: Sch… FC Bayern!
Der FC Bayern wird deutscher Meister und schmeißt sein Management raus. Grund genug über alles andere zu reden als diesen Hort der Niedertracht.
R eden wir über Jamal Musiala, diesen jungen Burschen, der die deutsche Meisterschaft mit seinem Tor für den FC Bayern kurz vor Schluss entschieden hat. Dieser junge Kerl, der so viel kann, möge die schönste Party seines Lebens feiern. Er möge all die Last abwerfen, die er als Hoffnungsträger des deutschen Fußballs bei der WM in Katar inmitten von überforderten und überschätzten Kollegen und in Begleitung von hochnäsigen Funktionären beinahe alleine zu tragen hatte.
Er möge die Lust am Zaubern mit dem Ball wiederfinden, die ihm abhandengekommen schien in den vergangenen Wochen, wo beim FC Bayern München viel über die Zukunft des Klubs und wenig über Fußball gesprochen wurde. Reden wir nicht über den FC Bayern, diesen Hort der Niedertracht, der am Samstag, den 11. Meistertitel in Serie gewonnen hat.
Reden wir über den Fußball, der immer noch die Macht hat, ein ganzes Land zu emotionalisieren. Was war das für ein irrer 34. Spieltag, an dem Borussia Dortmund plötzlich nicht mehr geschafft hat, was in elf Heimspielen zuvor so selbstverständlich schien. Plötzlich konnte der BVB nicht mehr gewinnen, konnte nicht mehr, wie er wollte.
Es ging ja nicht nur um die Meisterschaft im deutschen Männerfußball, es ging darum, einen ganzen Wettbewerb zu retten. Ihm die Illusion zurückzugeben, dass zu Saisonbeginn eben noch nicht feststeht, dass Bayern München Meister, so wie es immer war in den vergangenen Jahren. Und dann waren da die Erwartungen der Anhänger der schwarz-gelben Religion im Ruhrgebiet, die das Feiern vielleicht viel zu früh begonnen haben.
Die Kraft des Fußballs
Dortmund ist als Tabellenführer in den letzten Spieltag gegangen und ist zerbrochen. Das 2:2 gegen Mainz hat nicht gereicht. Es war ein trauriger Kampf, der tränenreich endete, der auch deshalb so aufregend war, weil mit dem 1. FC Köln eine Mannschaft, für die es um nichts mehr ging, einfach mitgespielt hat mit dem FC Bayern, zwischenzeitlich den Ausgleich geschossen hat, Dortmund für ein paar Minuten zum Meister gemacht hat.
Der Fußball hat es nicht verdient, dass nun nur über den FC Bayern gesprochen wird, der am Tag der Meisterschaft seine zwei Spitzenmanager Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic rausgeschmissen hat, um der Welt zu zeigen, dass man im Klub mehr erwartet von den Bayern als nur den Titel. Dass es nicht passieren darf, dass eine Meisterschaft spannend ist bis zur letzten Minute.
Reden wir über die Tränen von Edin Terzic, den Trainer von Borussia Dortmund. Über die Größe dieses jungen Fußballfachmanns, den Bayern zum Titel zu gratulieren und dabei festzustellen, dass die Meisterschaft verdient hat, wer nach 34 Tagen ganz oben steht. Als er sagte, er habe es schier nicht ausgehalten mitanzusehen, wie seine Spieler in der Kabine geweint haben, als er meinte, das alles fühle sich irgendwie unfair an, man hätte ihn am liebsten in den Arm genommen.
Vergessen wir Thomas Tuchel für einen Moment. Den Mann, der sich jetzt Meistertrainer nennen darf und dessen Installierung so mindestens ebenso mies war wie der Rauswurf des Managements am Tag des Titelgewinns, mochte niemand so recht drücken am Tag seines größten Erfolgs im deutschen Fußball.
Tränen auf der Tribüne
Reden wir von den Fans des BVB, die ihr gescheitertes Team mit Tränen des Entsetzens in den Augen noch einmal gefeiert haben. Mögen die traurigen Spieler Trost finden bei ihren Anhängern, die noch lange brauchen werden, um zu verdauen, was der Fußball an diesem Tag mit ihnen gemacht hat. Verneigen wir uns vor der Südtribüne, weinen wir ein wenig mit!
Vergessen wir dagegen die Nachrichten aus Köln von den Minuten nach dem Abpfiff, in der der Mannschaft verkündet wurde, dass ihre Chefs entlassen wurden und dass sie gefälligst nicht mit der Presse darüber reden sollen. Vergessen wir die Lügenshow des FC Bayern, der in die Welt gestreut hat, dass Vorstandschef Oliver Kahn wegen einer Sommergrippe nicht zum Meisterschaftsfinale nach Köln gereist ist, dabei hatte man ihm einfach gesagt, dass er nicht kommen darf.
Reden wird auch über die Fans des FC Schalke 04, die ihre Mannschaft mit Applaus in die zweite Liga geschickt haben. Feiern wir mit denen aus dem Osten, mit Union Berlin die Qualifikation für die Champions League und reden wir ruhig mit schwülstigen Worten vom Wunder von der Alten Försterei.
Freuen wir uns, dass der korrekte SC Freiburg auch in der kommenden Saison in der Europa League spielen darf. Und darüber, dass in der Bundesliga mehr Leben steckt, als es die vielen Plastik- und Werksklubs, die sich da tummeln, vermuten lassen. Danken wir dem Fußball und vergessen wir dieses kaputte Gebilde FC Bayern München. Diesen Klub hat der Fußball nicht verdient.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“