Entscheidung in der Bundesliga: Das ultimative Kacktor

Unser Autor ist Bayern-Fan. Er findet es dennoch nicht schlimm, dass Borussia Dortmund in dieser Saison wohl Meister wird.

Fußballfans zwischen gelben Fahnen

Glückwunsch – wenn ihr's denn packt! Foto: Matthias Schrader/ap

Am Samstag wird die original Meister­schale in Dortmund sein, um nach Abpfiff des Spiels gegen Mainz, so der Fußballgott will, endlich mal wieder den Spielern der Borussia übergeben zu werden. Auch ich war vor ein paar Jahren mal in Dortmund, um das Haus an der Emscher zu sehen, wo meine Oma a­ufgewachsen ist.

Als ich damals aus dem Hotel auscheckte und am Empfang in meinem besten Hochdeutsch eine Verbindung zu meiner nächsten Reise­station Bremen erfragte, beglückwünschte mich der Rezeptionist zur guten Saison von Werder. Leider ließ ich dann eine S­pitzengelegenheit, den Mund zu halten, ungenutzt und sagte, ich sei aber eigentlich aus München und ­Bayernfan. Der junge Mann drehte sich wortlos um und ließ mich unbedient stehen.

So ist Dortmund. Fußball ist hier eine preußisch-ernste Sache, wie auch meine geliebte, nach München verschlagene Dortmunder Oma eine seriöse Person war, die mit dem baju­warischen Hallodritum ihr Leben lang nicht warm wurde. Nicht nur die Balltreterei ist in München halt ein kapitalistischer Komödienstadl, in dem oft umbesetzt werden muss, damit das Publikum nicht gelangweilt das Stadion verlässt.

Und so ist meine aktuell größte Angst, dass – wie schon an der bayrischen Regierungsspitze – demnächst ein unerträglich gschaftlhuberischer Franke im Verein mittun könnte. Lothar Matthäus an der Säbener Straße – das wäre das ultimative Kacktor, das Dortmund mit seiner Meisterschaft uns einschenken könnte.

Erratisches Handeln

„Bayern kann es auch allein“ lautet der Titel eines Büchleins des einstigen CSU-Chefdenkers Wilfried Scharnagl. Dass auch der Staatsclub FC Bayern es alleine kann, zeigt sich gerade. Denn dass sie wohl nun zum ersten Mal seit zehn Jahren die Meisterschaft versemmeln, liegt im Provinzwettbewerb Bundesliga ja nicht an der Stärke der „Konkurrenz“, sondern am erratischen Handeln der FCB-Verantwortlichen.

Von den zwei Weltstars der Mannschaft musste man mit Robert Lewandowski einen verärgert ziehen lassen. Manuel Neuer hat sich selbst verletzt, seine Zwangspause nutzte das Führungsduo Salihamidžić und Kahn noch nach Wunsch von Ex-Trainer Nagelsmann dazu, ­Neuers Vertrauten und Torwart­trainer zu feuern.

Abgefeimter kann man dem Kapitän einer Mannschaft und damit ihr als Ganzes nicht klarmachen: Ihr zählt hier null, ihr seid nur Angestellte.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Und so einen Stiefel spielen sie dann halt auch zusammen, einen nach dem Rauswurf von Nagelsmann noch tiefer verunsicherten Angestelltenfußball – und das ausgerechnet zehn Jahre nach dem so wunderschönen ­Champions-League-Gewinn gegen die Borussia am 25. Mai 2013 in Wembley.

Sehr schlimm finde ich das nicht. Für den Dortmunder Triumph fühle ich mich durch die wieder mal vorbildlich ver­masselte Saison unseres Lokal-naja-­Rivalen 1860 entschädigt. Die Blauen müssen nächstes Jahr wieder dritte Liga spielen. Und wir sind immer noch wir. München bleibt rot, Glückwunsch an Schwarz-Gelb. Wenn ihr’s denn packt.

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