Filme im Stream: Klassiker zugänglich machen
Mit einer bunten Filmschau feiert das Heimkino-Label Absolut Medien noch bis Ende Juni sein 25-jähriges Jubiläum.
Lotte Reiniger fackelt nicht lang. „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ beginnt mit einem Strudel von Formen und Farben. Mit Hilfe eines Zauberpferds wird Prinz Achmed unfreiwillig auf eine Reise geschickt, ein abenteuerlich-fantastisches Erlebnis jagt das nächste. Lotte Reiniger animiert die Geschichte mit Scherenschnitten, die Hintergründe sind einfarbig oder höchstens leicht schattiert.
Aus diesen einfachen Mitteln lässt die Regisseurin eine Zauberwelt entstehen, die in ihren besten Momenten vergessen lässt, dass zwischen der Entstehung des Films und Zuschauer_innen von heute fast 100 Jahre liegen. Reinigers Trickfilm entstand 1923 bis 1926 – gut zehn Jahre bevor Walt Disney 1937 „Scheewittchen“ animierte.
„Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ sind Teil einer Filmschau, mit der das Heimkino-Label Absolut Medien schon seit dieser Woche sein 25. Jubiläum feiert. Einen Monat lang steht jeden Tag ein anderer Film des Streamingangebots kostenlos zur Verfügung. Die Auswahl ist bunt wie das Verleihprogramm.
Über Jahre hinweg begleitet
Doch Reinigers Film steht in besonderer Weise für eines der zentralen Verdienste des Labels: Filmklassiker zugänglich zu machen. Vor Jahren widmete das Label Reiniger eine Gesamtausgabe – zunächst auf VHS, dann auf DVD und nun steht zumindest eines Auswahl von Filmen im Video-on-demand-Angebot des Labels zur Verfügung. Reinigers Filme haben das Label über die Jahre und über die Techniken hinweg begleitet.
Dass sich 1989 die französische Revolution zum 200. Mal jährte, warf auch in der Filmproduktion der DEFA die Frage auf, wie man sich dazu verhalten sollte. Der Jahrestag wurde zum Anlass für das Regiedebüt des Schauspielers Michael Gwisdek. Während die Revolution erodiert, reist der glühende Anhänger der Revolution Georg Forster 1793 aus Paris ins Schweizerische Travers, um seine Frau und seine Töchter zu sehen.
Mit anwesend beim Treffen ist der Liebhaber der Frau Ferdinand Huber. Forster will seine Frau überzeugen, zu ihm nach Paris zu kommen, seine Frau will Forster überzeugen, sich scheiden zu lassen. Gwisdeks „Treffen in Travers“ (10.6.) ist ein Kammerspiel zwischen großer und kleiner Politik. Forsters Glühen für die Revolution und seine Ignoranz gegenüber seiner Familie bilden nur eine von vielen Facetten.
Geduldig wartet der Tonmann auf das Signal, um das Tonband mit der Musik zu startet und den Bollywood-Soundtrack durch das Schweizer Dorf schallen zu lassen. Von der Filmkulisse über das alljährliche Wirtschaftsgipfel-Spektakel in Davos bis zu den verschiedenen Nutzungen der Berge als Skigebiet und Steinbruch reicht die Bandbreite von Armin Linkes Porträt der Alpen „Alpi“ (11.6.). Linke zeigt die Alpen als Knotenpunkt vielfältiger Nutzungsarten.
Das Label als Roter Faden
In der Vielfalt aus Stummfilmen, Filmen zu Kunst und Literatur, aktuellem und historischem Dokumentarfilm bildet eine Reihe von Regisseur_innen einen roten Faden, denen das Label seit langem verbunden ist. Neben Reiniger zählt Claude Lanzmann ebenso dazu wie Marcel Ophüls. Den größten systematischen Zuwachs erfuhr das Angebot in den letzten Jahren im Bereich des Dokumentarfilms mit Filmen von DEFA-Dokumentarfilmern wie Volker Koepp, Eduard Schreiber oder das Duo Heynowski und Scheumann erweitert.
Eine weitere Quelle des Zuwachs ist eine Kooperation mit dem Nürnberger Filmverleih Grandfilm. Eine ganze Reihe von Titeln aus deren Programm der letzten Jahre wie Alain Gomis „Felicité“ oder Lucretia Martels „Zama“ findet sich im Streamingangebot von Absolut Medien.
Diese Filme gibt es zu entdecken, wenn man durch die Filmschau zum Jubiläum weiter ins Stöbern gerät im Streamingangebot von Absolut Medien. Aber für diesen Monat bietet eigentlich schon die Filmschau allein genug zu entdecken (Programm und Archiv unter www.absolutondemand.de).
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