Fehlende Lehrer*innen an Schulen: Lehrverbände gegen Vollzeitpflicht
In Deutschland fehlen tausende Lehrer*innen. Dennoch warnen Verbände davor, Teilzeitarbeit an Schulen zu beschränken. Frauen drohten sonst deutliche Nachteile.
40,6 Prozent der rund 709.000 Lehrer*innen arbeiteten im Schuljahr 2021/2022 in Teilzeit, wie das Statistische Bundesamt Mitte Februar mitteilte. Das war die höchste Teilzeitquote der vergangenen zehn Jahre. Besonders Frauen reduzieren häufig ihre Arbeitszeit: Die Teilzeitquote war bei Lehrerinnen mit 48,2 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei Lehrern, von denen 20,1 Prozent in Teilzeit arbeiteten.
Gut ein Viertel (25,7 Prozent) der Lehrer*innen war den Angaben zufolge zwischen 50 und 59 Jahre alt, 10,9 Prozent waren 60 Jahre und älter. Der Anteil der jüngeren Berufseinsteigerinnen und -einsteiger fällt geringer aus: Die unter 35-Jährigen machten 21,1 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen aus.
Beschränkung könnte Job unattraktiver machen
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission, ein Beratergremium der Kultusministerkonferenz, schlug im Januar vor, die Möglichkeiten dafür zu begrenzen. „Hier liegt die größte Beschäftigungsreserve“, hatte das Gremium festgestellt. Bereits eine maßvolle Aufstockung der Arbeitszeit aller teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte hätte erhebliche Effekte, betonen die Experten.
Meidinger entgegnete: „Das Problem ist, dass man mit der Einschränkung von Teilzeitmöglichkeiten zwar kurzfristig Mehrkapazitäten schafft, aber den Beruf ausgerechnet bei denjenigen unattraktiver macht, die ihn derzeit noch am meisten anwählen: bei den jungen Frauen.“ Man könne zwar eine Debatte darüber führen, die Teilzeitmöglichkeiten moderat einzuschränken, sagte er. Es sollten aber nicht von heute auf morgen Änderungen in Kraft gesetzt werden, weil dies tief in die Lebensplanung vieler Menschen eingreife.
Lin-Klitzing sagte: „Letztlich geht es um Menschen, die mit ihrer Teilzeit der Verantwortung für die eigene Familie und der Verantwortung für die Kinder allgemein gerecht werden wollen.“ Alle Emanzipationsbemühungen müssten darauf gerichtet sein, dass der Einsatz für die eigene Familie von beiden Geschlechtern gleichermaßen getragen werde, forderte sie.
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