Falschmeldung bei Focus Online: Fiese Frauen mit Schürhaken gegen Merz
„Focus Online“ hat fälschlich berichtet, die SPD plane eine Kampagne mit Frauen, die Angst vor Merz haben. Das bringt vor allem Frauen in Misskredit.
Wahlkampf! Bis zum 23. Februar gilt für Menschen in der Politik, möglichst bös gegenüber den Gegner*innen zu sein, möglichst angenehm für die Wähler*innen, möglichst glatt bei Kritik. Und für die Presse gilt: möglichst aufmerksam zu prüfen, was man so schreibt. Aber oje, manchmal geht es so richtig schief. Zum Beispiel am Wochenende bei Focus online. Der hat am Samstagabend einen Text veröffentlicht und nach wenigen Stunden wieder offline nehmen müssen.
Die darin verbreiteten Vorwürfe, an denen nichts dran ist, gehen so: Im Text wird behauptet, dass die SPD mit einer „Angst-Kampagne in den sozialen Medien“ Friedrich Merz angreifen wolle. Das basiert auf „exklusiven FOCUS Online Informationen“. Das Medium verbreitet die Falschmeldung, dass 100 Frauen in Videos sagen würden, warum sie „Angst vor Friedrich Merz haben“. Dann sagt ein „Insider“ der CDU Focus online noch, man würde von der SPD nichts anderes erwarten. Und er warnt, der Wahlkampf werde „der schmutzigste, den es in Deutschland je gab“. „Schmutzig“, wenigstens da ist was dran.
Die SPD bestreitet, eine derartige Kampagne vorbereitet oder geplant zu haben. Und Focus online hat den Text auch nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung wieder gelöscht – erst mal ersatzlos. Seit Montagmorgen findet sich unter derselben URL, die ja auch – nicht zuletzt von Leser*innen, die an die Falschnachricht glaubten – auf den sozialen Medien geteilt und so weiterverbreitet worden war, eine „Aktualisierung“. „Neue Erkenntnisse“ hätten Focus online dazu bewogen, den Inhalt offline zu nehmen. Die Quellen, auf die sich der Text bezog, seien als „verlässlich eingeschätzt“ worden. Und doch: „Eindeutige Reaktionen der Parteien und weitere Recherchen haben in der Redaktion zu einer neuen Bewertung der Sachlage geführt.“
Eine Entschuldigung und die klare Richtigstellung, dass die Informationen falsch waren, lieferte dann Daniel Steil nach. Der Co-CEO von BurdaForward, also dem zuständigen Unternehmensbereich bei dem Konzern Hubert Burda Media, schreibt in einer weiteren Aktualisierung der Aktualisierung am Dienstagmittag: „Für uns ist dieser Fehler im redaktionellen Arbeiten eine wichtige Lehre.“ Na, dann ist ja gut.
Medienanwalt eingeschaltet
Für die SPD aber nicht. Generalsekretär Matthias Miersch erklärte im Gespräch mit dem Stern, die SPD habe einen Medienanwalt eingeschaltet: Wegen Anfangsverdachts einer Verleumdung. Spannend wäre, wenn das auch alle Frauen machen würden, die sich bereits in der Vergangenheit dazu geäußert haben, dass sie vielleicht Angst vor Friedrich Merz haben, oder die sich vorstellen könnten, das irgendwann mal zu tun. Denn nicht nur die SPD ist durch die Desinformation via Focus online in Misskredit gebracht worden, sondern vor allem Frauen. „Wahlkampf aus der untersten Schublade: SPD plant Schmutz-Kampagne! Frauen sollen Angst vor Friedrich Merz schüren“ lautete der Titel des Beitrags ganz unobjektiv.
Und so öffnet sich ein Bild: fiese, fiese Frauen mit Schürhaken in der Hand! Frauen und Sozialdemokratie, ist das diese mächtige neue Einheit, vor der sich die konservativen Männer fürchten müssen? Schön wär’s! Die SPD kann – wie der Rest unserer Welt – nur auf Frauen mit Schürhaken hoffen.
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