Fahrradfeindliche Baustellen in Bremen: Passt doch!

Baustellen bringen Radler*innen, Autos und Fuß­gän­ge­r*in­nen zusammen. Das ist gefährlich: Der ADFC in Bremen fordert daher eine bessere Planung.

Reste eines aufgemalten Fahrrads auf herausgebrochenem Asphalt

Wenn Baustelle ist, kommen sich Radler:innen, Fuß­gän­ge­r:in­nen und Autos gefährlich nahe Foto: Georgios Kefalas/dpa

BREMEN taz | Der ADFC fordert eine zentrale Verwaltungsstelle, die die Planung von Baustellen im Land Bremen verbessern soll. Geht es nach dem Fahrradclub sollte es außerdem noch einen Leitfaden für den Radverkehr geben, um zu vermeiden, dass Radfahrende bei der Baustellenplanung weiterhin das Nachsehen haben.

Laut dem ADFC ist die Missachtung des Radverkehrs ein Problem, das zu gefährlichen Situationen führt. Aktuell ist es zumal die Baustelle am Osterfeuerberger Ring, die den ADFC stört. „Die Bedürfnisse des Radverkehrs werden bei der Planung und Beschilderung von Baustellen fast nie richtig mitgedacht. Das muss sich dringend ändern“, sagt der Geschäftsführer des ADFC, Sven Eckert.

Beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV) sieht man hingegen kein Problem bei der Baustellenplanung und somit bei der eigenen Arbeit. So seien am Planungsprozess alle relevanten Träger sowie der Ortsbeirat und die AG Rad beteiligt gewesen, in der auch der ADFC Mitglied ist. „Wir sind in Sachen Baustellenplanung deutlich besser auf den Radverkehr eingestellt als in der Vergangenheit“, sagt die Pressesprecherin des ASV, Andrea Voth.

Die Pressesprecherin des ADFC, Frauke Maack, widerspricht: „Wir sind zwar in der AG Rad, einem beratenden Gremium, vertreten, aber die konkrete Baustellenplanung erfolgt durch das Amt für Straßen und Verkehr oder die Polizei.“

Lange Umleitungen sind normal

Deswegen kritisiert der ADFC auch die angeordnete Baustellenführung am Osterfeuerberg. „Es muss an alle Verkehrsteilnehmenden gedacht werden. Längere Umleitungen für Fuß und Radverkehr sind aber bis heute an der Tagesordnung“, sagt Maack.

Am Osterfeuerberger Ring müssen Radfahrende wegen einer Baustelle derzeit auf die Straße ausweichen. Der schmale neue Fahrradweg liegt zwischen Linksabbiegerspur und den übrigen Autospuren. Also mitten auf der Straße.

Da auf der Linksabbiegerspur Baken aufgestellt worden sind, kommen sich Radfahrende und Autofahrende zwangsläufig ins Gehege. „Das ist eine sehr gefährliche Situation im Moment, auch da viele Schülerinnen und Schüler hier abbiegen“, sagt Maack.

Andrea Voth, Sprecherin des Amts für Straßen und Verkehr

„Uns ist bewusst, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel immer mehr an Bedeutung gewinnt“

„Was wir hier gerade im Fall der Baustelle am Osterfeuerberger Ring vor uns haben, ist kein Einzelfall und beschäftigt uns so oder in ähnlicher Form mehrfach im Jahr. Es muss an alle Verkehrsteilnehmenden gedacht werden. Der Fuß- und Radverkehr wird oft nicht adäquat berücksichtigt“, sagt Eckert.

Um das zu untermauern betreibt der Fahrradclub online einen eigenen Mängelmelder: Hier können alle zugeparkte Radwege melden und gefährliche Schlaglöcher, aber eben auch Baustellen-Probleme: Unbeleuchtete Absperrungen, abruptes Ende der Wegführung, einfach auf dem Radweg abgestellte Baustellenschilder, Konflikte durch Fahrbahverengungen, es gibt nichts, was es nicht gibt. Dabei ist die Liste weit davon entfernt, vollständig zu sein.

Voth will von Problemen bei der Baustelle am Osterfeuerberger Ring nichts gewusst haben. Sie sagt, es seien noch keine Beschwerden über die Baustelle an sie herangetragen worden. Auch bei der Polizei nicht. Dennoch hat sich etwas getan: „Die Baken auf dem Linksabbieger sind laut Bauleiter entfernt worden“, sagt Voth.

Fahrradstadt Bremen

Bremen ist eine Fahrradstadt. Der Radverkehr macht 25 Prozent des gesamten Verkehrs aus. In konkreten Zahlen sind das mehr als 450.000 Radfahrten an einem durchschnittlichen Werktag. Unter den deutschen Großstädten über 500.000 Einwohnern liegt Bremen damit auf Platz eins.

Im internationalen Vergleich belegt die Hansestadt immerhin den dritten Platz: Lediglich in Kopenhagen (35 Prozent) und Amsterdam (30 Prozent) wird das Rad noch häufiger genutzt. Das geht aus einer Erhebung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) von 2013 zur Mobilität in großen europäischen Städten hervor.

„Uns ist bewusst, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel immer mehr an Bedeutung gewinnt“, sagt Voth. Umso wichtiger ist es also, dass bei der Baustellenplanung mehr auf Radfahrende geachtet wird. Die Pressesprecherin des ASV räumt ein, dass man in der Planung immer noch Fehler machen könne: „Nichtsdestotrotz kann man sich stets verbessern, daher sind wir immer für Verbesserungsvorschläge offen“, sagt sie.

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