Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Man braucht sicher keinen Doktortitel, um ein guter Bürgermeister von Berlin zu sein. Ich glaube auch nicht, dass diese Doktorarbeit die Wissenschaft, das Wissen, über das die Menschheit verfügt, wirklich weitergebracht hat. Oder dass viele Menschen ihre Wahlentscheidung von einem Doktortitel abhängig macheb. Der Titel dient nur der Eitelkeit. Das gilt aber für fast jeden Politiker, der sich mit einem solchen Titel schmückt, egal ob zu Recht oder nicht.
Ich halte es für recht wahrscheinlich, dass Giffey davon ausgegangen ist, dass ihre Arbeit den wissenschaftlichen Standards entspricht, also kein Vorsatz vorliegt. Dann bleibt eigentlich nur der Vorwurf an die FU, einer angehende Politikerin ungeprüft einen Doktortitel hinterher zu schmeißen. Warum Unis das gerne machen, darüber darf spekuliert werden.
@Ruediger Der Titel dient keinesfalls der Eitelkeit, sondern einer möglichen Karriere als Wissenschaftlerin. Dafür gelten Standards, die man an der Uni gelernt hat, wenn man es geschafft hat Doktorandin zu werden. Dass sowas aus Zeit und Kapazitätsgründen oft nicht auffällt ist normal. Nicht normal ist, dass die FU versucht hat, die Sache weiter zu vertuschen, auch nachdem es aufgefallen war.
FU entzieht Giffey den Doktortitel
Das ist in erster Linie mal ein Armutszeugnis für die FU!
Schließlich werden die Professoren ja dafür bezahlt, dass sie sich solche Arbeitgen durchlesen und korrigieren!!!
Giffey hat ja nicht einfach abgeschrieben. Sie hat nur mangelhaft zitiert. Aber genau das sollte einem Prof auffallen, denn der/die kennt ja die einschlägige Literatur - hoffentlich.
Ich schlage vor, sämtliche Doktorarbeiten der Bundestagsabgeordneten zu prüfen!
Wetten dass wir da noch nette Überraschungern erleben?
Quo vadis SPD und Herr Raed Saleh: Betreffend Selbsteinschätzug und Ehrlicheit nur noch eine Stufe unterhalb von Donny Trump, der war auch der Meinung: Soll der Wähler durch seine Wahl entscheiden ob ich wirklich schuldig bin; als er dann gewählt wurde sah der sich auch freigesprochen bei allen Themen, von Schweigegeld bis Steuerhinterziehung. Die Zeichen der Zeit, und wird sich Frau Giffey dann auch nach der (erfolgreichen) Wahl als rehabilitiert sehen? Ist das die Idee?
Oder aber es steckt noch etwas anderes dahinter-
In der Begründung des Präsidiums der Freien Universität zum Entzug des Doktortitels steht wortwörtlich: Das Präsidium bewertet das öffentliche Interesse an der Aufhebung des Bescheides vom 30.10.2019 und an der Entziehung des Doktorgrades höher als Ihr Interesse diese Entscheidungen abzuwenden.
D.h. : Ist der öffentliche Druck sehr groß und hat die Öffentlichkeit ein besonderes Interesse( Presse, Institutionen, Rundfunk), dann ist das höher zu bewerten als das persönliche Interesse. Dies ist eine abenteuerliche Begründung, die man eigentlich nur von Universitäten in Bananenrepubliken kennt. Eigentlich erbärmlich, wobei die Begründung so abgefasst ist, dass man daraus 2 Doktorarbeiten anfertigen kann, da in jeder 2ten Zeile auf irgendeinen Behördenparagraphen verwiesen worden ist. Das ist nicht verwunderlich, da man die Täuschung beweisen musste und ein Vorverurteilung schon sicher war, da man ja sonst eingestehen müsste, dass man zu inkompetent ist Doktorand/in anzuleiten. Eigentlich gehört den Erst und 2 Gutachtern die Berufserlaubnis an der Uni entzogen. Sie können ja versuchen die Brötchen in der Politik oder freien Wirtschaft zu verdienen
@97287 (Profil gelöscht) Kein Gutachter kennt sämtliche Literatur im Wortlaut. Ggf. kann man verdächtige Stellen zB googlen, niemals jeden Satz. Auch dazu der Bescheid der FU : "Getäuscht wurden die Gutachter im Promotionsverfahren sowie die weiteren Mitglieder der Promotionskommission, die infolge der
vielfach unterbliebenen Kennzeichnung d e r Übernahme v o n Formulierungen u n d Literaturnachweisen aus Texten Dritter nicht erkennen konnten, in welchem Maße Ihre Darlegungen tatsächlich allein deren geistige Leistungen wiedergeben. "
@97287 (Profil gelöscht) Bananenrepublik FU war das erste Verfahren, nicht dieses.
Ein öff Interesse an der Rücknahme besteht lt Bescheid FU, weil anderfalls das vertrauen in die Qualität der wiss Abschlüsse dieser Uni geschädigt würde.
Hat insoweit nix mit dem öff. Druck zu tun: www.fu-berlin.de/p...en/EB_10062021.pdf
@stadtlandmensch Und die Gutachter haftbar gemacht werden könnten. Hat eher was mit Angst vor Konsequenzen zu tun.
Frauen haben es gerade nicht leicht in der Politik: Wagenknecht, Baerbock, Giffey, von der Leyen, … alle erreichen gerade keine gute Performance.
@TazTiz Nur gut, dass im Gegensatz die Männer Spitzenperformances hinlegen: Spahn, Scheuer, Amthor, Laschet...
@Encantado Über deren Qualifikation hat TAZTIZ ja nichts gesagt, Sie schon. Ich widerspreche aber bei der Gurkentruppe nicht.
Zur Gruppe der Versager gehören aber eben auch Frauen wie Merkel, v.d.Leyen, Klöckner, AKK, Schavan, ....
Nur hat ihr Wagenknecht noch eines voraus- den Doktortitel! - Noch - genauso wie Rosa Luxenburg, auch wenn die schon tot ist. Aber genauer hinsehen kann man doch noch. Meinten Sie das???
Für ihre verschärften Grenzkontrollen bekommt die Ampel Applaus von Europas Rechten. Bei so viel Wahlhilfe kann die AfD sich entspannt zurücklehnen.
FU entzieht Giffey den Doktortitel: Arroganz oder schon Kalkül?
Doktor weg. Deckel drauf. Weiter im Wahlkampf. So lauten die Reaktionen der Berliner SPD nach dem Urteil der FU. Ob die Kandidatin damit durchkommt?
Franziska Giffey und Michael Müller Foto: Mike SChmidt/imago
BERLIN taz | Man kann dieser Tage beobachten, wie Krisenmanagement nicht sein sollte. Etwas beleidigt wie die Grünen in ihrer Causa Baerbock. Oder zunehmend schmallippiger wie die SPD in ihrer Causa Giffey.
Kaum hatte die Freie Universität am Donnerstag bekannt gegeben, der SPD-Spitzenkandidatin und Landesvorsitzende Franziska Giffey den Doktortitel endgültig zu entziehen, purzelten schon die Pressemitteilungen ins E-Mail-Fach. Giffey selbst giftete gegen die FU, sie habe ihr noch 2019 bestätigt, „dass es sich bei meiner 2010 mit ‚magna cum laude‘ bewerteten Dissertation um eine ‚eigenständige wissenschaftliche Leistung‘ handelt“.
Als Mann, der nur wenige Worte braucht, ließ SPD-Co-Landeschef Raed Saleh mitteilen: „Die Berliner SPD konzentriert sich mit der Spitzenkandidatin Franziska Giffey auf den Wahlkampf.“ Und weiter: „Nur die Berlinerinnen und Berliner werden entscheiden, wem sie das Rote Rathaus zutrauen.“
Die Botschaft ist klar. Doktor tot, Deckel drauf, der Wahlkampf geht weiter. Wenn das mal nicht schief geht. In den sozialen Medien jedenfalls ist die wohl entscheidende Frage nicht verstummt. Als Ministerin wegen des Plagiats zurücktreten. Aber fürs Rote Rathaus reicht es?
Giffey verschanzt sich
Um diese Frage glaubwürdig zu beantworten, müssten Giffey und Saleh das Gespräch suchen, statt sich hinter Floskeln zu verschanzen. Die Wählerinnen und Wähler haben immerhin ein Recht darauf zu erfahren, welche Maßstäbe Giffey für ihr Regierungshandeln im Bund und auf Landesebene ansetzt. Was das eine mit dem andern zu tun hat oder eben nicht.
Den Spieß umzudrehen und alleine auf die Wähler zu verweisen, ist schlicht und ergreifend arrogant. Aber vielleicht hat man im Kurt-Schumacher-Haus den Schuss noch nicht gehört, dass man 2021 mit Arroganz wohl keine Wahlen mehr gewinnen kann.
Oder aber es steckt noch etwas anderes dahinter. Vielleicht setzt Giffey, die außerhalb des S-Bahn-Rings ihre Stimmen holen will, auch auf antiintellektuelle Ressentiments. Soziale Sicherheit statt nervender politischer (oder akademischer) Korrektheit. Dann wäre sie so etwas wie die Sahra Wagenknecht der Berliner SPD. Nur hat ihr Wagenknecht eines voraus – den Doktortitel.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.
Themen
mehr von
Uwe Rada