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Eurovision Song ContestSieger JJ will ESC 2026 in Wien „ohne Israel“

Die Debatte um Israel beim Eurovision Song Contest geht weiter. Nun spricht sich auch der diesjährige Sieger gegen die Teilnahme aus.

Laut ESC-Gewinner JJ soll Österreich den Wettbewerb im nächsten Jahr ohne Israel austragen Foto: Leonhard Foeger

Madrid/Wien dpa Österreichs Gewinner JJ wünscht sich laut einem Zeitungsbericht den Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien ohne das diesmal auf dem zweiten Platz gelandete Israel. „Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt“, zitierte die spanische Zeitung „El País“ den 24-jährigen Johannes Pietsch. „Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel. Aber der Ball liegt nun bei der EBU. Wir Künstler können uns nur dazu äußern.“

Die Europäische Rundfunkunion (EBU/European Broadcasting Union) ist als Zusammenschluss von Rundfunkanstalten aus Dutzenden Ländern der Veranstalter des Eurovision Song Contest (ESC), den es seit 1956 gibt.

Der ausgebildete Opernsänger Pietsch hatte bei dem in der Nacht zum vergangenen Sonntag in Basel ausgetragenen Wettbewerb mit dem Song „Wasted Love“ die meisten Punkte geholt und die internationale Musikshow gewonnen.

Israels Teilnahme am ESC wurde in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert. Hintergrund ist der Krieg gegen die Terrororganisation Hamas, den Israel im palästinensischen Gazastreifen führt. Dieser begann nach dem beispiellosen Massaker durch palästinensische Terroristen in Israel im Oktober 2023. Im Gazastreifen sind seitdem mehr als 50.000 Menschen umgekommen.

Auch Vorjahressieger will Israel bei ESC ausschließen

Auch Vorjahressieger Nemo aus der Schweiz hatte sich offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen. Ähnlich hatten sich 70 frühere ESC-Teilnehmer in einem offenen Brief kürzlich geäußert.

Für Israel war am vergangenen Samstagabend die Sängerin Yuval Raphael (24) angetreten. Sie ist eine Überlebende der Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023. Sie war damals mit einer Freundin auf dem Nova-Musikfestival, auf dem Terroristen aus dem Gazastreifen ein Massaker anrichteten.

Ihr Song „New Day Will Rise“ landete im ESC-Finale in Basel auf Platz zwei; im Publikumsvoting hatte Israel sogar auf Platz eins gelegen. Nur die Punkte der Dutzenden Fachjurys aus europäischen Ländern bescherten Österreich und JJ den Sieg.

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25 Kommentare

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  • Wenn das Publikum schon so dreist für Israel stimmt und dann nicht mal die Manipulations-Schiene so richtig verfängt, dann müssen es eben nächstes Mal vorab die zuständigen Autoritäten richten.

  • Herb Pietsch rudert nachdem seine Aussagen in Österreich nicht so gut ankamen wieder zurück. Er wurde nach eigenen Angaben falsch verstanden, und werde sich zu dem Thema nicht mehr äussern.

    Wie die Fahnen im Wind.

  • Ich möchte JJ nicht bei dem nächsten Eurovision Song Contest dabeihaben. Denn wer ausschließt, sollte selbst ausgeschlossen werden. Nein. Dann mache ich das gleiche wie JJ. Also ich bin für den Verbleib von Israel beim nächsten Eurovision Song Contest. Korrekt sollte es heißen: ich bin für den Verbleib von einem aus Israel stammenden Sänger oder Sängerin beim Eurovision Song Contest. Ehrlich gesagt, ich habe schon seit Jahren keinen Eurovision Song Contest angeschaut. Das muss ich ja auch nicht.

  • Sofern in 2026 Israel noch immer den Gaza bombardiert und weitere Menschen "umkommen", ist ein Ausschluss mehr als gerechtfertigt.

  • Ich empfinde einen Ausschluss, oder eine fehlende Teilnahme von bzw durch "Israel" falsch, sowie sich dafür auszusprechen. Was, bitte, kann ein angemessenes Lied für die falsche Politik von böswilligen Dritten?!

  • Ich finde, dass Österreich wegen FPÖ-Nähe ausgeschlossen werden sollte, die Schweiz wegen der bekannten Geldwäsche multipler Diktatoren und Schlächter in Afrika, Serbien wegen der fortgesetzten Verherrlichung der Massaker in Srebenica, Kroatien wegen ähnlicher Sympathien, die Slowakei wegen der Ermordung liberaler Kritiker, usw.usw.



    Jugend schützt vor Torheit nicht.



    Zwischen der Ermordung zweier Juden in Washington und seinem Statement kann er auch sicherlich keinerlei ideologischen Zusammenhsng herstellen.



    Vielleicht reagiert er ja auf sinkende Zshlen bri Spotify oder den Mudiksendern.

  • Ent-nationalisieren? Wieder als Schlagerfestival für alle, die's denn brauchen, banalisieren?

    Eine politische Diskussion kann Netanyahus Israel mit seiner gegenwärtigen Bilanz nur verlieren.

  • Sollte der Fall eintreten wünsche ich mir einen ESC ohne deutsche Beteiligung ( natürlich auch ohne deutsche Steuergelder für diesen „unpolitischen“ Musikakt).

  • Was soll das JJ? Zum Glück hast weder Du noch der Letztjahressieger das zu entscheiden.

  • Ja JJ will eine Welt ohne Israel... Und ich eine ohne Antisemiten. Wir kriegen halt nicht immer das, was wir wollen.

  • Diese Aussage finde ich sehr schade.



    Natürlich darf er seine Meinung sagen, JJ soll sich auch mit dieser nicht hinterm Berg verstecken.



    Leider geht diese Diskussion auf Kosten und zu Lasten der Künstler und Songschreiber.



    Fairer wäre es gewesen, für Palästina Künstler*innen zuzulassen und palästinensischen KünstlerInnen eine Welt-Bühne für ihre Kunst zu bieten.

  • Israel sollte nächstes Jahr einfach mit dem Titel „Wasted People“ antreten. Meine Stimme haben sie im Voraus!

  • Die Wiener waren schon immer ganz groß im Antisemitismus. Trotzdem möchte man nur noch k*tzen.

  • ich wünsche mir den Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien ohne Österreich. Genauso eine geistreiche Aussage wie die des Gewinners. Israel belegte den zweiten Platz, weil ihre Künstlerin eine Überlebende des Hamas-Angriffes ist. Die teilnehmende Bevölkerung wählte sie dorthin. Aus Sympathie oder weil man den Song mochte. Man kann auch für die Zwei-Staaten-Lösung sein, die Verantwortung der Hamas für den Beginn dieses Krieges bennen, die israelische Regierung für ihr Vorgehen verurteilen, eine Freilassung der Geiseln fordern und humitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung verlangen und trotzdem einer Terror-Überlebenden Respekt zollen.

  • Nun ja, bis nächstes Jahr ist ja noch ein wenig hin. Da kann sich in der Künstlerischen Blase noch viel Empörungsgetöse auf andere Schwerpunkte stürzen. Obwohl, der Antisemitismus hat in dem Bereich schon eine erstaunlich starke Bastion gefunden. Daran würde wahrscheinlich auch ein Rücktritt Netanjahus und ein Ende der Kämpfe in Gaza nur wenig ändern.

  • Aktuelle Kriegsverbrecherstaaten sind für einen ESC schon problermatisch, siehe Russland. Israel agiert ja leider aktuell kriegsverbrecherisch-rechtsextremistisch - und dabei hatte ich wegen dem 7.10. lange als einziger meines Wohnortes eine Israelflagge gehisst!

  • Gibt auch schlechte Gewinner.

    Und am besten die Ukraine, Italien Serbien usw auch...die haben auch alle mehr Punkte vom Publikum bekommen als er.

    Es ist einfach en vogue gegen Israel zu sein. Scheinbar auch gegen eine Künstlerin die so ein Massaker überlebt hat. Vielleicht sollte JJ als nicht binäre Person sich informieren was Menschen die auch so empfinden bei der Hamas blüht.

    Zum Glück gibt es genug Menschen die sich abseits des Mainstream "Wir hassen Israel" bewegen und einfach eine Künstlerin für ihre Kunst honorieren

  • Der Unterschied zu z.B. Russland ist doch: In Russland wird auch im Inneren repressiv gearbeitet und deren 'auf Linie' gebrachten Künstler entsprechend ausgewählt. In Israel besteht gesellschaftliche Freiheit und daher kann man getrost, trotz der Gaza Politik die zu kritisieren ist, weiter deren Künstler einladen und hoffen, dass durch die offene Kritik (auch aus der israelischen Zivilgesellschaft) Veränderungen möglich sind.



    Betreff Russland niemals, daher korrekt, die einen auszuschließen, die anderen nicht.



    Erschreckend, dass das ein 24 Jähriger nicht selbst so einschätzt!

  • Hm, was, wenn JJ einfach nur ein Opportunist ist, der Interview mit spanischen Medien einfach etwas raushaut, von dem er denkt, dass es in Spanien gut ankäme? Schließlich wurde zuletzt die Ausschlussdebatte gerade von dort befeuert.

    Mögliches Ende vom Lied (sic!): Das israelische Fernsehen entschließt sich von sich aus, auszusteigen, um die eigenen Künstler zu schützen. Das wäre ein lose-lose-Szenario für alle.

    • @MeinerHeiner:

      Selbstverständlich wird er ein Opportunist sein. Der Punkt bei Antisemitismus und Antizionismus ist ja gerade, dass sie eine Form von Rebellion sind, die die tatsächlich Herrschaft unbeschadet lässt oder sogar idealisiert. Wie beim Rassismus auch, allerdings mit anderen Stereotypen. Was sich gegen das Prinzip nationalstaatlicher Herrschaft richten müsste, richtet sich gegen Phantasien vom Charakter des einen, jüdischen, Nationalstaat. Und der palästinensische Nationalismus mit seinem faschistischen Opferkult wird zum Befreiungsakt.



      So wird Rebellion in Opportunismus verwandelt und umgekehrt.

    • @MeinerHeiner:

      Wäre vielleicht eine gute Idee für die Israelis, den ESC wegen Antisemitismus zu boykottieren

    • @MeinerHeiner:

      Hätte JJ das vor dem ESC gesagt, so hätten vermutlich mehr Jurys für diesen, aber weniger Publikum für ihn gestimmt.

      Opportunistischer Antisemitismus.

  • "Wir Künstler können uns nur dazu äußern." Und das ist auch gut so. Die meisten von ihnen reden sich ohnehin schon "um Kopf und Kragen".



    Das Beste wäre es, man ließe das Publikum über die Teilnahme israelischer Künstler entscheiden. Ich befürchte nur, dass Hr. Pietsch mit dem Ergebnis nicht einverstanden sein und am Ende als Gastgeber 2026 eine genauso schlechte Figur abgeben würde wie sein Vorgänger. Seinen Sieg hatte er ja letztlich vor allem den "Musikprofis" zu verdanken.

  • Ich kann es nicht mehr hören, was wäre wenn Luxemburg in Deutschland 15000 Menschen getötet hätte? Würden wir verhindern dass die Bundeswehr einen Parkplatz draus machen würde. Natürlich muss man die israelische Regierung in Frage stellen dürfen aber bitte auch bedenken das die Hamas eine Terrororganisation ist die immer noch Geiseln hält, die sich immer noch Feiert, die von der Mehrheit der Bewohner gewählt und unterstützt wird.Wo sind die Anti Hamas Demos? Interessanterweise will auch kein Nachbarland die Palästinenser unterstützen, Erfahrungen aus der Vergangenheit? Schwarzer September? Vielleicht haben die Israelis einfach die Schnauze voll. Es hat wenig genutzt es friedlich zu versuchen. Ich frage mich auch woher die Hamas ihre Infrastruktur hat, ihre Waffen, wie sie ihre Kämpfer bezahlt usw. Bei Allem Respekt, Deutschland wurde, nachdem es einen Krieg mit Millionen Toten vom Zaun brach und einen Raubzug durch Europa veranstalltete ebenfalls kurz und klein gebombt und das mit Recht und ja, es ist schrecklich das Kinder leiden. Das ist es immer. Allerdings liegt die Verantwortung dafür auch bei den Eltern.

  • Ich persönlich finde es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die EBU verhält sich so unpolitisch wie sie behauptet und schließt niemandem vom Wettberwerb aus und gibt zum Beispiel Auflagen an die Teilnehmer, damit die Auftritte nicht zu Propagandazwecken für deren Regierungen missbraucht werden. Oder die EBU legt als Grundlage für Ausschlussentscheidungen die Einhaltung von universellen Menschenrechten und Völkerrecht in den Staaten + deren Territorien der jeweils teilnehmenden Rundfunkanstalten fest. Theoretisch hat sich die EU ja auch genau diesem verpflichtet und da sollte es für die Europäische Rundfunkunion kein Problem sein, eben dies als Maßstab für Ausschlüsse zu verwenden.