Erneuerbarer Wasserstoff: Aus Rot mach Grün
Grün soll unter Umständen auch der Wasserstoff heißen dürfen, der mithilfe von Atomstrom hergestellt wurde. Besser wäre ein Ausbau der Erneuerbaren.
![Kühltürme eine AKWmit Strommasten im Vordergrund Kühltürme eine AKWmit Strommasten im Vordergrund](https://taz.de/picture/6097670/14/31564414-1.jpeg)
D ie EU ist bei dem Wort „grün“ bekanntermaßen flexibel. Viele Investitionen in Erdgas und Atomkraft darf man als grün verkaufen, so hat die EU es im vergangenen Jahr in ihrer sogenannten Taxonomie für nachhaltige Finanzen festgeschrieben, den vielen Treibhausgasemissionen und dem vielen Atommüll zum Trotz.
Jetzt will die EU-Kommission die logische Konsequenz beim Wasserstoff ziehen: Grün soll man den unter Umständen auch nennen dürfen, wenn er gar nicht mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt wurde, sondern auf Basis von Atomstrom. Einfach entscheiden kann die Kommission das zwar nicht, es bräuchte aber breite Mehrheiten im EU-Parlament und im Ministerrat der EU-Mitgliedsstaaten, um das Vorhaben aufzuhalten. Die sind nicht zu erwarten.
Eigentlich ist für solchen Wasserstoff aus Atomstrom bisher eine ganz gegenläufige Bezeichnung üblich, nämlich „rot“. Dass sich das trotz Strahlengefahr und Atommüll jetzt ändern soll, ist ein Zugeständnis an Frankreich mit seinen vielen Atomkraftwerken und der verschlafenen Energiewende. Immerhin sind Auflagen vorgesehen: Netzbetreiber müssen einen langfristigen Kaufvertrag für erneuerbaren Strom in der Region abgeschlossen haben, damit es doch noch vorangeht mit der Energiewende. Das ist dringend nötig – für den Wasserstoff, aber auch für den sonstigen Strombedarf.
Wasserstoff hat einen Spitznamen, vom „Champagner der Energiewende“ ist in der Ökoszene oft die Rede. Die Botschaft: Es geht um ein knappes und wertvolles Gut, das nicht zu jedem Anlass in die Gläser fließen kann. Es ist nachvollziehbar und auch mehr als sinnvoll, die Kapazität ausbauen zu wollen. Grüner Wasserstoff wird zentral, um beispielsweise die Industrie klimafreundlich zu machen.
Dafür brauchen wir aber in erster Linie einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien, kein Greenwashing der Atomkraft. Außerdem ist es wichtig, im Blick zu behalten: Nicht für jeden Zweck, zu dem man Wasserstoff theoretisch einsetzen könnte, wird es praktisch sinnvoll sein – etwa im Autoverkehr.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!