Erhöhte Sterberate in Norditalien: Gift aus dem Wasserhahn
Eine neue Studie zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen der Chemikaliengruppe PFAS und dem Tod an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Für die Studie untersuchten Umweltmediziner die Bevölkerung in Venetien in Norditalien. Über Jahrzehnte hatten hier etwa 150.000 Menschen mit PFAS kontaminiertes Trinkwasser getrunken, verursacht durch eine PFAS-Produktionsanlage. Die Forscher:innen analysierten die Sterberegister der Region und fanden im Zeitraum zwischen 1985 und 2018 insgesamt circa 4.000 Todesfälle mehr, als zu erwarten gewesen wären. „Die Studie hat ergeben, dass die Zahl der Todesfälle aller Art in der Bevölkerung des verseuchten Gebiets zugenommen hat“ betont Annibale Biggeri gegenüber der taz. Biggeri ist einer der Autoren der Studie und Professor an der Universität Padua.
Der Grund für das größere Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, dass PFAS den Cholesterinspiegel erhöhen. Die Autor:innen vermuten weiter, dass die Erkrankungen auch durch posttraumatische Belastungsstörungen infolge der Kontamination begünstigt werden. Daneben fanden die Wissenschaftler:innen auch Hinweise auf eine erhöhte Sterblichkeit durch Nieren- und Hodenkrebs. Dies stimme mit Daten aus anderen Untersuchungen überein. Besonders die jüngere Bevölkerungen habe hier ein erhöhtes Risiko, sagt Biggeri.
Aufgrund ihrer Beständigkeit sowie ihrer schmutz-, fett- und wasserabweisenden Eigenschaften enthalten viele Produkte PFAS, von Pizzakartons über Zahnseide bis zu beschichteten Pfannen. Sie reichern sich in Umwelt und Mensch an und werden kaum abgebaut. Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen wie der BUND fordern deswegen ein umfassendes Verbot der Chemikalien. Auch die Forscher:innen der Studie empfehlen dringend ein schnelles Verbot von PFAS und Sanierungsmaßnahmen in kontaminierten Gebieten.
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