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Entführung von Karl Lauterbach geplantU-Haft für vier Beschuldigte

Gegner der Coronapolitik wollten mutmaßlich einen politischen Umsturz herbeiführen. Sie organisierten sich über den Messenger-Dienst Telegram.

Gegen Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) gab es konkrete Pläne unter dem Code-Namen „Klabautermann“ Foto: Axel Heimken/dpa

Wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstößen gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz hat das Amtsgericht Koblenz am Donnerstag Untersuchungshaft gegen vier Beschuldigte angeordnet. Die Polizei hatte sie bereits am Mittwoch festgenommen und zusätzlich 21 Häuser in mehreren Bundesländern durchsucht.

Sie gehören zu einer bundesweit aktiven Gruppe aus Geg­ne­r*in­nen der Coronapolitik, Reichs­bür­ge­r*inn­nen und Rechtsextremen. Insgesamt soll die Polizei gegen zwölf Männer und Frauen ermitteln, aber auch noch weitere Personen im Blick haben – die FAZ berichtete von 70.

Nach Informationen des ARD-Magazins „Report Mainz“ hatte die Gruppe geplant, durch Anschläge auf Umspannwerke und Stromleitungen einen tagelangen bundesweiten Stromausfall herbeizuführen, um bürgerkriegsähnliche Zustände zu verursachen und das demokratische System zu stürzen. Dabei wollte sie Prominente entführen, wie die Generalstaatsanwaltschaft bestätigte. Gegen den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gab es konkrete Pläne unter dem Code-Namen „Klabautermann“.

Wie mittlerweile bekannt ist, war die Gruppe schon im Besitz einiger Waffen, unter anderem eines Kalaschnikow-Sturmgewehrs, wollte sich aber noch weiter ausrüsten. Dabei ging sie der Landeskriminalpolizei Rheinland-Pfalz ins Netz. Die hatte der Gruppe die Waffen angeboten und nahm bei der vereinbarten Übergabe den ersten der Männer fest, die nun in U-Haft sitzen. In Bayern, Brandenburg und Niedersachsen wurden die anderen drei verhaftet.

Bei Telegram fühlen sie sich besonders wohl

Die Gruppe organisierte sich über den Messengerdienst Telegram, in Chats namens „Vereinte Patrioten“ oder „Aktive Patrioten“. Gegenüber der taz bestätigte Karolin Schwarz, Expertin für Rechtsextreme im Netz, es sei nicht schwer, solche Gruppen auf Telegram zu finden. Nicht nur dort, aber besonders da, „weil sich ein erheblicher Teil der Kommunikation rechtsextremer und verschwörungsideologischer Ak­teu­r*in­nen in den vergangenen Jahren dorthin verlagert hat“. „Man vernetzt sich also dort, wo man ohnehin schon aktiv ist.“

Zwar handle es sich oft um kleine Gruppen, aber die stellten trotzdem eine Gefahr dar, „insbesondere für bestimmte Gruppen“, sagt Schwarz. Damit meint sie Politiker*innen, Jüd*innen, Mus­li­m*in­nen „oder andere, die als Feindbilder in rechtsextremen und verschwörungsideologischen Kreisen gelten“.

Darüber hinaus spielten auch Umsturzfantasien eine große Rolle. Früher aufgeflogene rechte Gruppen, wie das rechtsextreme Netzwerk Hannibal, bereiteten sich ebenso auf einen „Tag X“ vor. Es sei also nicht zu erwarten, dass das die letzte Gruppe war, die bekannt wird. (mit dpa, afp)

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