Energiegewinnung der Zukunft: Träumen von der Kernfusion
Im Forschungsausschuss des Bundestages äußern sich Experten positiv zu der Kernfusion. Doch die Probleme sind zahlreich.
Das Bundesforschungsministerium hatte kürzlich ein Förderprogramm von 370 Millionen Euro für die neue Variante der laserinduzierten Kernverschmelzung gestartet. Bei einer weiteren Technik, der Kernfusion mittels Magnetfeldern, habe sich Deutschland mit dem „Stellarator“-Versuchsreaktor in Greifswald eine weltweite Spitzenstellung erarbeitet, berichtete der Leiter des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, Thomas Klinger.
Der Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen, Rafael Laguna, verwies darauf, dass jüngste Fortschritte bei Supercomputern, Laserdioden oder Hochtemperatursupraleiter dazu geführt hätten, der Fusionsforschung den Weg aus der Grundlagenforschung in die Anwendung zu ebnen. Daran sei auch die Wirtschaft interessiert: „Weltweit haben 43 Fusions-Start-ups über sechs Milliarden Dollar von privaten Investitionen eingesammelt und arbeiten sehr zielgerichtet auf wettbewerbsfähige Fusionskraftwerke hin.“
Darunter befinden sich auch vier Gründerfirmen aus Deutschland, wie das Münchner Start-up Marvel Fusion, das seinen ersten Prototypen eines Laser-Fusionsreaktors für 130 Millionen Dollar in USA errichten wird. In Deutschland fanden sich keine Finanziers dafür.
Mindestens 20 Milliarden Euro an Investitionen
Nach Auffassung der Experten im Bundestag braucht es in Deutschland für die nächsten 20 Jahre ein Investment von 20 Milliarden Euro, um Forschungskapazitäten und ein funktionierendes „Innovations-Ökosystem“ zwischen Wissenschaft und Wirtschaft aufzubauen. So gebe es an deutschen Hochschulen keinen einzigen Studiengang für Fusionstechnologie.
Die Bundesagentur für Sprunginnovationen fördert laut Laguna die Entwicklung von Lasertechnologie für die Fusionsenergiegewinnung mit insgesamt 90 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Nach Aussage des SPD-Abgeordneten Holger Mann könnten in ferner Zukunft weltweit 5.000 Fusionskraftwerke benötigt werden, um den steigenden Strombedarf zu decken.
Doch die Technologie birgt zahlreiche noch ungelöste Probleme, wie etwa der Fusionsreaktor Iter in Frankreich zeigt. So fehlt es beispielsweise an einem geeigneten Material für die innerste Reaktorschicht. Außerdem ist Tritium, eines der zwei Ausgangsisotope der Kernfusion, knapp. Wie sich die Fusionsförderung zum Ausbau der erneuerbaren Energien als zentralem Hebel für die Energiewende verhält, wurde von Wissenschaftlern und Politikern im Ausschuss nicht diskutiert.
Auffallend war, dass FDP-Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger am Vortag eine Imagekampagne zu den „Zukunftsenergien“ grüner Wasserstoff und Fusion gestartet hatte. Vergleichbare Kampagnen für die verstärkte Forschung zu Solar- und Windenergie, von deren schneller Verbreitung die Klimaziele der Bundesregierung abhängen, gibt es dagegen nicht.
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