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Ende der Feuerpause im GazastreifenÄgypten muss Fluchtwege öffnen

Kommentar von Susanne Knaul

Israel ist nicht allein für das Schicksal der Zivilisten im Gazastreifen verantwortlich. Ägypten trägt Mitschuld, solange die Grenze geschlossen ist.

Frauen und Kinder fliehen nach dem Ende der Feuerpause, Khan Younis, Gaza, 01.12.2023 Foto: Ibraheem Abu Mustafa/reuters

D as Ende der Feuerpause im Gazastreifen ist eine bittere Nachricht. Bitter für die rund 160 noch in den Händen der islamistischen Terroristen verharrenden Entführten, bitter für ihre Angehörigen und Freunde und bitter für die Menschen im Gazastreifen. Dass die Hamas die Abmachungen verletzte und offenbar noch vor Ablauf der Feuerpause wieder Raketen auf Israel abfeuerte, wird für die PalästinenserInnen kaum eine Rolle spielen. Für sie heißt es jetzt, die gesammelten Vorräte und sich selbst in Sicherheit bringen.

Die zweite Runde der Kämpfe wird vermutlich noch schlimmer werden als die erste. Die israelische Armee wird verstärkt nach Süden vordringen, um ihr Ziel zu erreichen, die Hamas zu bezwingen. Gut drei Viertel der rund zwei Millionen Menschen sollen gerade dorthin geflohen sein. Philippe Lazzarini, Chef des Palästina-Hilfswerks UNRWA, warnt vor der Möglichkeit, Israel könne die Flüchtlinge über die Grenze nach Ägypten treiben. Nichts Besseres könnte ihnen passieren.

Ägypten hätte längst wenigstens palästinensische Frauen und Kinder aus dem Gazastreifen ins Land lassen sollen, um sie vor den israelischen Angriffen und der Hamas, die sie als menschliche Schutzschilde missbrauchen könnte, zu schützen. Und um ihnen Krankheiten zu ersparen, sie mit Nahrungsmitteln, frischem Wasser und Medikamenten zu versorgen.

Der einseitige Druck auf Israel, sei es von Seiten des UN-Generalsekretärs António Guterres, die Angriffe auf die Zivilbevölkerung einzustellen, sei es von den USA, die auf eine Fortsetzung der Feuerpause drängten, ist heuchlerisch. Allen ist klar, dass Israel eine Wiederholung der Hamasangriffe ausschließen will und weiterkämpfen wird, bis das Ziel, die Terrororganisation zu entwaffnen, erreicht ist.

Temporäre Aufnahme im Sinai

UN und USA täten stattdessen gut daran, Ägypten die nötige Unterstützung anzubieten, um Hunderttausende Menschen aus dem Gazastreifen temporär im Sinai aufzunehmen. Denn es ginge dabei um eine zeitlich sehr begrenzte Phase. Sobald die Kämpfe enden, könnten die Lager in den Gazastreifen verlegt werden. Wer die Berichte von befreiten Geiseln liest, mag sich schwer tun damit, Sympathie für die Menschen im Gazastreifen zu empfinden, die den 12-jährigen Eitan schlugen, als ihn Hamaskämpfer abführten.

Oder für die Zivilisten, die den entführten Roni Krivoi, der sich selbst aus der Geiselhaft befreien konnte, erneut an die Hamas auslieferten. Oder für die jubelnde Menge, die sensationsgeil der Geiselübergabe beiwohnt, anstatt beschämt die Köpfe zu senken. Ein großer Teil der Zivilbevölkerung hegt nach wie vor Sympathie für die Hamas. Eine Chance, die bevorstehende Schlacht zu überleben, steht ihr dennoch zu.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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5 Kommentare

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  • Die Autorin hat sehr recht mit allem, was sie schreibt; vor allem was die Heuchelei angeht. Wirklich alle arabischen Staaten sind wahre Meister der Heuchelei. Immer wieder betonen sie gerne nach außen ihre Solidarität mit Palästina aber wirklich helfen tun sie nichts. Seit Jahrzehnten lassen sie ihre „Brüder“ in Flüchtlingslagern hausen ohne Bereitschaft diese gleichberechtigt in ihre Gesellschaften zu integrieren. Der größte Geldgeber für die palästinensischen Behörden ist die europäische Union. Das einzige was man bereitwillig nährt ist die Propaganda gegen Israel und die unrealistische Hoffnung auf eine Rückkehr derer, die vor Mittlerweile über 70 Jahren vertrieben wurden. Bei letzterem wird selbst verständlich unterschlagen, dass man selbst zur gleichen Zeit eine ebenso große Anzahl von Juden aus den eigenen Ländern vertrieben hat.

  • Die absolute Mehrheit der Ägypter will die Gaza Bewohner aber nicht im Land haben, Ägypten hat auch schlicht nicht die Ressource, noch den Nerv jetzt hier 2 Millionen weitere Menschen unterzubringen und dauerhaft zu versorgen. Sollte die Einwohner Gaza verlassen werden sie nicht zurückkehren können soviel ist klar.

    • @Machiavelli:

      Ich würde darauf tippen, dass Israel die Gazabewohner sehr wohl zurücklässt.

      Zum einen wird Israel die guten Beziehungen zu Ägypten nicht aufs Spiel setzen wollen.

      Zum anderen ist der Hamas-Fanclub in einem außen kontrollierten Bereich, wie der Gazastreifen, nach der Zerschlagung der Hamas harmloser, als wenn er vermehrt durch andere arabische Staaten reist.

      Der Gazastreifen selbst ist strategisch nicht interessant.

  • "Temporäre Aufnahme". Die Geschichte ist voll mit temporären Lösungen. Die Autorin hätte schon noch schreiben sollen, was aus ihrer Sicht mit den Frauen und Kindern passieren sollte, wenn dieser temporäre Zustand nach 10, 50 oder 100 Jahren nicht behoben werden sollte.

  • Die Kommentare von Frau Knaul erscheinen mir noch immer als mit das Kompetenteste, was man zu dem Thema zu lesen bekommt.