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Eklat auf BerlinaleIsraelfeindlicher Post im Netz

Auf einem Berlinale-Instagramkanal wurde eine israelfeindliche Äußerung gepostet. Die Berlinale distanzierte sich, der Account sei „gehackt“ worden.

Ben Russell (links) und Servan Decle (rechts) tragen Palästinensertücher bei der Abschlussgala der Berlinale Foto: Monika Skolimowska/dpa

Berlin dpa/taz | Die Berlinale hat sich von einem israelfeindlichen Instagram-Beitrag zum Nahost-Konflikt distanziert, der zuvor auf einem Konto der Berlinale-Reihe Panorama veröffentlicht worden ist. „Der Instagram-Kanal wurde heute gehackt und es wurden Statements zum Nahost-Krieg gepostet, die nicht vom Festival stammen und nicht die Haltung der Berlinale repräsentieren“, teilte die Berlinale am Sonntagabend mit. „Dass jemand einen Berlinale Social-Media-Kanal für antisemitische Hetze missbraucht, ist unerträglich.“ Die Posts seien sofort gelöscht worden, zudem werde untersucht, wie es zu dem Vorfall habe kommen können. „Und wir haben Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Wir verurteilen diesen kriminellen Akt aufs Schärfste.“

Auf X kursierten am Sonntag Screenshots von dem Konto der Panorama-Sektion. Auf einem Foto war der Slogan „Free Palestine – From the River to the Sea“ („Freies Palästina – vom Fluss bis zum Meer“) zu sehen. Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer – dort, wo sich jetzt Israel befindet.

Während der Berlinale-Preisverleihung am Samstagabend hatten mehrere Filmschaffende sich in einer Weise zum Gaza-Krieg geäußert, die für Kritik sorgte. Auffällig war nach Ansicht von Kritikern vor allem, dass die Beteiligten einseitig Vorwürfe gegen Israel äußerten, ohne das Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 zu erwähnen.

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Darauf reagierte Israels Botschafter Ron Posor. Er warf der „deutschen Kulturszene“ vor, dass „antisemitische und israelfeindliche Äußerungen“ mit tosendem Applaus bedacht worden sein. Das schrieb Prosor am späten Sonntagabend im Portal X. „Es scheint, dass die Lektion aus der Documenta nicht begriffen wurde. Unter dem Deckmantel der Rede- und Kunstfreiheit wird antisemitische und antiisraelische Rhetorik zelebriert.“ Die deutsche Kulturszene rolle roten Teppich „ausschließlich für Künstler“ aus, die sich für „Israels Delegitimierung“ einsetzen.

Prosor forderte: „Ihr Schweigen, sogenannte „Kultur-Elite“, ist ohrenbetäubend! Es ist an der Zeit, Ihre Stimme zu erheben und dieser grotesken Scharade eine Absage zu erteilen. Handeln Sie jetzt, oder seien Sie für immer Teil dieses beschämenden Erbes.“

Preisträger äußerten sich einseitig

Bei der Preisverleihung hatten sich mehrere Preisträger am Samstagabend in einer Weise zum Gaza-Krieg geäußert, die für Kritik sorgte. Einige Beteiligte erhoben auf der Bühne einseitig Vorwürfe gegen Israel, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom Oktober 2023 zu erwähnen oder die Freilassung der israelischen Geiseln zu fordern.

Die Berlinale distanzierte sich von den Äußerungen, die die Haltung des Festivals nicht wiedergeben würden – wies aber auch darauf hin, dass Meinungsäußerungen bei Kulturveranstaltungen nicht grundsätzlich verhindert werden könnten und sollten. Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek hatte anders als die Filmschaffenden bei der Gala auch die Lage der israelischen Geiseln angesprochen.

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26 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

    Die Moderation

  • "... wies aber auch darauf hin, dass Meinungsäußerungen bei Kulturveranstaltungen nicht grundsätzlich verhindert werden könnten und sollten."

    Hass und Hetze aber schon. Ob Verhöhnung der Opfer des 07.10.23 durch Negierung bzw. Nichterwähnung auch ein Straftatbestand ist, weiß ich nicht, ein gewissenloses Gräuel und moralisches Versagen ist es meiner Meinung nach ganz sicher.

  • Spätestens seit der Dokumenta hat die Mär von den guten Kulturmenschen, die für eine bessere und humane Welt stehen, Risse bekommen. Vor diesem Hintergrund das scheint die Ausladung der AFD -Leute pharisäerhaft. Unweigerlich fragt man sich, wo eigentlich Frau Roth ist und ob sie wieder mal geschlafen hat. Andererseits muss man ehrlicherweise konstatieren, dass von Veranstaltern und auch von der Kulturpolitik nicht erwartet werden kann, alle Teilnehmer und Gäste einer Veranstaltung vorher zu durchleuchten. Also was tun? Zuhause bleiben und Netflix schauen?

  • Ich kann mir diesen Kindergarten echt nicht mehr anhören, der hat das über Israel gesagt, der hat jenes über Israel gesagt, als ob Israel heilig und über jede Kritik erhaben wäre

  • "So können Sie kommentieren". Man weiß gar nicht mehr, ob man das noch sollte. bei dem ganzen Unsinn, der von Politikern vom Stapel gelassen wird. Kritik am überzogenen Vorgehen von Israel und dessen "Wüten und Toben" im Gazastreifen ist, na klar, "Hetze gegen Israel". Ein komisches Verständnis von Meinugnsfreiheit. Und ich bin jetzt bestimmt ein "Isreaelhasser" und "Antisemit" Der Skandal sind nicht die Äußerungen der palästin. Preisträger, sondern der unterlassene Hinweis auf die Hamas als Verursacher und Anlasss der Israelischen Reaktion !

  • Überraschend kann der Auftritt für die Festivalleitung eigentlich nicht gewesen sein. Da hätte man und frau sich schon darauf vorbereiten können. So es denn anders gewollt gewesen wäre.

  • Wenn man sich die internationalen Reaktionen auf das Vorgehen Israels anschaut, muss man sich schon fragen: Wer sind hier die Geisterfahrer?

  • 8G
    80580 (Profil gelöscht)

    Natürlich darf man Israel kritisieren, man darf es aber natürlich nicht kritisieren.

  • Wie üblich, völlige Verwischung des Unterschiedes zwischen Antisemitismus und Kritik am Staat Israel.

    • @EinHistoriker:

      Ich finde es durchaus auffällig, wieviel Kritik an der jüdischen/Israel-Seite geübt wird und wie wenig Kritik an der palästinensischen/Hamas-Seite.

    • @EinHistoriker:

      Naja, wenn man gezielt die Schuldigen nur auf der Seite sucht, die den Konflikt nicht begonnen haben und nicht bei denen, die gezielt Zivilisten ermorden und vergewaltigen und weiterhin Geiseln halten und die Macht hätten den Konflikt zu beenden, indem sie die Geiseln frei lassen und aufhören Zivilisten der anderen Seite ermorden zu wollen, ist das bestenfalls dumm und naiv (wie Herr v. Notz richtig sagte), aber eher wohl antisemitisch, weil so dumm und naiv kann man ja kaum sein

      • @Zille:

        Naja, das (Kriegs)Verbrechens-Momentum liegt aktuell aber auch eindeutig bei Israel.



        Man kann bei den kurzen Statements auf der Bühne auch keine Ausführungen im Zeit-Format (eine Doppelseite) erwarten.

        Im Übrigen sind die aktuellen israelischen Kriegsverbrechen unabhängig von der Hamas und sollten daher auch unabhängig kritisiert werden dürfen.

        Ich habe z.B. bisher nicht mitbekommen, das sich Israel auch nur minimal um die zurückgebliebenen Zivilisten kümmert. Kein Wasser, kein Strom, kein Essen - und die bereits "befreiten" Krankenhäuser arbeiten auch noch nicht wieder.



        Das "könnte" auch anders aussehen.

        Meiner Ansicht nach ist diese Forderung von " maximale Ausgewogenheit, sonst Antisemit" ein zentraler Teil des (hier israelischen) Kriegs der Narrative.

      • @Zille:

        Im Gazastreifen sind seit November 2023 ebensoviele Zivillisten getötet worden wie seit Februar 2022 in der Ukraine. Wieviele Leichen noch unter den Trümmern der Häuser liegen, weiß keiner. Benjamin N. spricht vom "Endsieg", unabhängig davon, ob die Geiseln freigelassen werden. Was Benjamin unter "Endsieg" versteht, weiß wohl keiner. Also: Kritik am Vorgehen der IDF unter Benjamin im Gazastreifen ist nicht antisemitisch, sie ist höchstens antinetanjahustisch und vor allem: gerechtfertigt.

  • An das Hacken des Instagram-Kanals mag man irgendwie nicht glauben. Social Media haben die bestimmt irgendeinem*r Praktikanten*in um die Zwanzig überlassen, der*die dann zum stimmungsvollen Bild die Parole reinschrieb, die in dieser Bubble doch gängig ist. Genau wie die Schlagworte, die in den Reden vorkamen. Bei denen (fast) alle geklatscht haben. Die gehen den politisiert-unreflektierten Kunstschaffenden runter wie Öl.

    Traurig ist, dass noch nicht mal ansatzweise versucht wird, zu überdenken, was an diesen selbstgerechten Parolen antisemitisch sein könnte, also warum Genozid ein Schlagwort ist, das den Sachverhalt nicht trifft, aber propagandistisch ausgeschlachtet wird. Oder warum "from the river to..." nicht nur ein netter Spruch ist, der sich schön reimt, sondern das Existenzrecht Israels in Frage stellt. Oder warum Israel kein Terrorstaat, sondern ein demokratischer Staat ist, in dem tausende auf die Straße gehen, um gegen Netanyahu und seine rechtsextremen Koalitionäre zu protestieren. Das wäre in keinem der Länder rund herum möglich.



    Wenn queere Palästinenser*innen nach Israel ziehen, weil es ihnen in ihren Herkunftsländern nicht möglich wäre, offen queer zu leben, ist das dann wirklich Israels "pink washing" geschuldet oder dessen grundsätzlich demokratischer und liberaler Verfasstheit.

    Und gehört echt Mut dazu, mit Kufiye um die Schulter herumzulaufen? (Versucht es mal mit jüdischen Symbolen - wäre interessant gewesen, wie das Publikum im Saal auf Kippe, Davidstern oder einer der Ketten mit "Bring them home."

    Also: check your antisemitism.

    Hier in der taz Kommune hatmal ein - vermutlich - jüngerer Kommunale (Pseudonym war männlich konnotiert) gefragt, warum man das mit den Kindermördern nicht sagen soll. Es wirkte aufrichtig unaufgeklärt und man sagte ihm dann, was daran problematisch ist (uralter antisemitischer Verschwörungsmythos). Ob er's kapiert hat, weiß ich nicht, aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

  • "gehackt". Immer dieser billige Ausweg. Ich vermute stark, dafür gibt es keinerlei belastbare Belege. In Angesicht des allgemeinen Meinungsklimas in der Kulturszene drängen sich alternative Szenarien als weitaus wahrscheinlicher auf.

  • Kritik am Vorgehen der IDF von Netanjahu = antisemitisch.

    Ich kanns nicht mehr hören!

    • @Jörg Levin:

      Es ist nicht die IDF von Netanjahu. Ich gehe auch nicht davon aus, dass Herr Netanjahu gegenwärtig so eine Art "Alleinherscher" in Israel ist, sondern die relevanten Entscheidungen vom Kriegskabinett getroffen werden, das auch Oppositionspolitiker und politische Rivalen von Herrn Netanjahu umfasst.

      In der IDF kämpfen Menschen, die ganz normale Berufe wie Buchhalter, Lehrer, Gärtner, Schauspieler etc. haben (plus Grundwehrdienstleistende), dafür, dass sich der 07.10.23 nicht wie mehrfach angekündigt wiederholt und die Existenz des Landes Israel vorerst halbwegs gesichert ist.



      Der IDF das nicht erlauben zu wollen, ist für mich persönlich antisemitisch.

      Die PR-Abteilung der palästinensischen/Hamas-Seite leistet allerdings sehr gute Arbeit, das muss ich leider zugeben.

    • @Jörg Levin:

      Probieren Sie es Mal so:



      Eine Gang ermordet und vergewaltigt kaltblütig einige ihrer Familienmitglieder und macht klar, dass sie das weiterhin tun möchten und tun werden. Außerdem haben sie weitere Familienmitglieder gefangen gehalten. Sie, in der Hoffnung ihre Familie zu beschützen und die Gefangenen zu befreien fangen an diese Gang zu bekämpfen (wenn sie dabei auch durchaus übertrieben Vorgehen). All das ist bekannt und trotzdem kritisieren ständig viele Leute öffentlich nur Sie, weil sie zurück kämpfen und erwähnen nicht einmal, dass der Kampf hinfällig wäre, würde die Gang einfach nur ihre Familie frei lassen und glaubhaft machen sie nicht weiterhin ermorden und vergewaltigen zu wollen.

      • @Zille:

        Lieber Zille, Ihre Mühe ggü. Jörg L. in Ehren. Leider werden Sie ihn mit Sachargumenten nicht überzeugen können. Diese sind ihm bereits bekannt. Darüber hinaus mangelt es nicht an öffentlich zugänglichen Informationen zu den barbarischen und bestialischen Gräueltaten der Hamas. Ebenso ist bekannt, dass noch über 100 Geiseln von den Barabaren verschleppt sind und täglich gefoltert und vergewaltigt werden. Wer hier, so wie Levin, von Antisemitismus nichts mehr hören kann, wenn Israel in seinem Recht und seiner Pflicht auf Selbstverteidigung beschnitten werden soll, leidet selbst am Virus des Antisemitismus' .

      • @Zille:

        Diese einfache Wahrheit, die Sie richtig ansprechen, wird gerne ignoriert. Von klugen Menschen, die den Zusammenhang zwischen Aktion und Reaktion kennen.

        Wenn Menschen bewusst die Ursache verschweige, und nur die Folgen verurteilen wollen.... tja, was soll man da denken.

      • @Zille:

        Probieren sollten sie so etwas besser nciht oder haben Sie das Beispiel nicht zu Ende gedacht?

        Wenn die Polizei also ein Stadtviertel in Schutt und Asche legt mit 'zig Toten (in Ihrer Familie waren es nur drei) und wovon die meisten nur harmlose Anwohner sind, dann darf man das Vorgehen der Polizei also nicht - oder nur ganz vorsichtig - kritisieren und muss immer auch gleichzeitig auf den Bandenkrieg verweisen?

        Nein, so ein Bandenkrieg gibt niemandem das Recht zu unmäßiger Gewalt gegen Dritte.

    • @Jörg Levin:

      Jörg: Kritik gern, aber wieso wird nur Israel immer und überall kritisiert?Warum mit keinem Wort die Hamas und deren Morden seitdem 7.10.?

  • Jetzt ist es aber wirklich amtlich, keine große, international relevante Kulturveranstaltung in Deutschland kommt ohne den Treibstoff Antisemitismus aus.

    Die einen quatschen bei der Preisverleihung entsprechend daher und der Saal jubelt, andere müssen sich noch die Mühe machen, einen Account zu hacken.

    Alles eine Sauce.

  • Da hätte man auch die AfDler einladen können.

    Die hätten wenigstens nicht noch ein Podium bekommen.

    Das hier ist definitiv schlimmer, als wenn irgendwo im Publikum jemand von der AfD sitzt.

    • @rero:

      "Das hier ist definitiv schlimmer, als wenn irgendwo im Publikum jemand von der AfD sitzt."

      Der Meinung bin ich auch.

    • @rero:

      Es war erschreckend und beschämend.



      Diejenigen, due geklatscht haben, sind noch schlimmere Nazis als die in der AfD. Das sind die Mitläufer unter dem Radar.



      Diejenigen, die den zwei Ignoranten auf der Bühne nicht widersprochen haben, gehören auch dazu.



      Die schlimme schweigende Mehrheit.