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Einwanderung und ExtremismusOffenheit, aber nicht für Intolerante

Die Linke muss lernen, die demokratische Verfassung gegen einen auch zugewanderten Extremismus zu verteidigen, speziell wenn es um Antisemitismus geht.

Deutschland hat ohne Einwanderung keine Chance Foto: Fritz Engel/laif

Flucht, Asyl, Migration. Die Lage 2025 ist unübersichtlich. Vieles, worüber wir heute innenpolitisch streiten, ist außenpolitisch verknüpft. Die globalisierte Welt ist ineinander verzahnt, tradierte Werte und Rechtssysteme stehen unter Druck und konkurrieren miteinander. Wo sich alle mit allem konfrontiert sehen, digital und medial verstärkt, zeigen sich deutliche Erschöpfungserscheinungen – ganz besonders in den Gesellschaften der liberalen Demokratien.

Den Prinzipien der westlichen Welt wurde nach 1989 ein Siegeszug über den gesamten Globus vorhergesagt. Kraft besserer Ideen und Lebenschancen für die vielen würden sie sich überall durchsetzen. Doch mit dem Rücken zur Wand stehend, gingen korrupte Autokratien, nationalistische Regime oder religiös-faschistische Bewegungen angesichts der drohenden Transformation zur Offensive über.

Diesen Sommer überzieht Russland nun schon im vierten Jahr die Ukraine mit Bombenterror und Invasionskrieg, während sich im Gazastreifen die terroristische Hamas seit bald zwei Jahren hinter der Zivilbevölkerung verschanzt. Sie gibt die aus Israel verschleppten, seit 700 Tagen gequälten letzten Geiseln nicht frei.

Antiisraelisch und antisemitisch

Flüchtlingssommer 2015

Zehn Jahre Flüchtlingssommer 2015: Die großen Fragen von damals sind die großen Fragen von heute – ganz egal, ob es um Grenzkontrollen, Integration oder die AfD geht. Die taz sucht in einem Sonderprojekt Antworten.

Die Bilder von Zerstörung und Hungernden in Gaza spielen den Gotteskriegern propagandistisch in die Hände. Israel ist mehr und mehr isoliert. Vergessen ist bei vielen, wer am 7. 10. 2023 mordend in Israel einfiel, den Krieg auslöste und immer noch nicht kapituliert. Die Ereignisse finden in vielen der globalisierten Metropolen des Westens in antiisraelischen und antisemitischen Manifestationen derzeit Widerhall.

Auch die Massaker an religiösen Minderheiten in Israels Nachbarland Syrien feierten jüngst Hunderte Islamisten unbehelligt vor dem Roten Rathaus in Berlin. Dabei riefen sie Ende Juli auch dazu auf, drusische Frauen zu vergewaltigen, während in Düsseldorf parallel dazu syrische Islamisten gemeinsam mit türkischen Rechtsextremisten eine kurdische Solidaritätsdemonstration für die Drusen angriffen.

Die Polizei kann häufig Sprache und Hintergrund solcher Aktionen schlecht einordnen; Türkisch oder Arabisch verstehende Intellektuelle, die aufklären, wie Güner Balci oder Ahmad Mansour, werden denunziert und bedroht.

Klare Sprache für Probleme

„Dabei führt kein Weg daran vorbei“, sagt Güner Balci, Integrationsbeauftragte von Berlin-Neukölln, „zum Beispiel auch die Probleme, die Migration mit sich bringt, mit klarer Sprache zu benennen.“ Sie will sich nicht einschüchtern lassen. Balci ist in Neukölln aufgewachsen.

Sie beschreibt, wie sich ihr Viertel mit dem Zuzug arabischer Familien aus dem Libanon seit den 1980ern verändert hat und sich eine patriarchal-chauvinistische Stimmung ausbreitete. Mit entsprechenden Moschee-Vereinen im Hintergrund. Im August erscheint ihr neues Buch „Heimatland. Zähne zeigen gegen die Feinde der Demokratie“.

Autoritär geprägte Linke neigen dazu, unangenehme Entwicklungen, wie sie Balci im Bereich der Migration anspricht, zu ignorieren. Sie passen nicht in das Weltbild eines angeblich alles prägenden Nord-Süd-Konflikts mit angeblich „weißen“ Europäern, Amerikanern und Israelis als den Verantwortlichen an der Spitze.

Doch sich häufende Vorkommnisse wie Amokfahrten oder Messerattacken mit islamistischem Hintergrund begünstigten die zuletzt sehr deutliche Verschiebung nach rechts. Zudem gehen Bedrohungen und Angriffe gegen jüdische Menschen und Institutionen in Deutschland (und dahinter abgestuft auch gegen subkulturelle Klubs der antiautoritär-antifaschistischen Linken) immer häufiger nicht mehr nur von originären deutschen Neonazis aus.

Panislamische Perspektive der Parole

Der autoritär-antiimperialistische Teil der Linken hat derzeit trotzdem nichts Besseres zu tun, als eine Parole wie „From the River to the Sea, Palestine will be free“ salonfähig zu machen. Juristisch und medial fordert man, sie straffrei skandieren zu dürfen. Aus panislamischer oder panarabischer Per­spektive formuliert der Slogan das eindeutige Ziel, Israel vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer auszuradieren. Unter Berufung auf Abstammungsmythen und Naturrecht.

Der Hinweis, dass das Judentum älter als der Islam ist, hilft da wohl wenig. Eigenständiges jüdisches Leben soll es im Nahen Osten nicht geben. Auch laizistisch und demokratisch gesinnte Palästinenser werden von der Hamas brutal verfolgt.

Sich gegen solch hetzerische Parolen zu stellen, egal wie man zu der Kriegsführung Netanjahus im Gazastreifen steht, würde ein minimales Verständnis plural zusammengesetzter Gesellschaften voraussetzen. Im Nahen Osten genauso wie in Europa. Das linke Lager in Deutschland – die im Bundestag vertretenen Parteien SPD, Grüne und Die Linke – kritisiert zu Recht, dass das völkische Denken der AfD einen biologistischen Nationenbegriff propagiert.

Keine Zusammenarbeit mit religiös-faschistischen Ideologen

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Mit der rassistischen AfD dürfe man von daher niemals zusammenarbeiten. Doch genau dies müsste im Umkehrschluss auch für religiös-faschistische oder völkisch-nationalistische Ideologen gelten, die sich phrasenhaft bei den Konzepten eines antiimperialistischen Dekolonialismus bedienen, um ihre antidemokratische und patriarchale Agitation voranzutreiben.

Dies nicht selten in unmittelbarer Verbindung zu extremistischen Institutionen ihrer Herkunftsländer. Wie etwa zuletzt auch Anfang August auf dem Neuköllner Sommerfest der Partei Die Linke in Berlin. Der berüchtigte Ortsverband stellte es unter das Motto „Neukölln steht zusammen – Solidarität mit den Menschen in Palästina“ und ließ Vertreter des „Vereinigten Palästinensischen Nationalkomitees“ dort auftreten, einer Vorfeldorganisation der mit der Hamas verbündeten terroristischen Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP).

Den Entwurf einer offenen Gesellschaft kann nur glaubwürdig demokratisch vertreten, wer seinerseits den Intoleranten nicht mit falscher Toleranz begegnet.

Eine fortschrittliche Asyl- und Migrationspolitik muss nach den Erfahrungen von 2015 berücksichtigen, dass die meisten Menschen, die vor Verfolgung fliehen, zwar mit guten Absichten nach Europa oder Deutschland kommen. Aber eben nicht alle. Bereits vor 2001 ließ sich ein Teil der Attentäter von 9/11 in Hamburg nieder. Terroristen des „Islamischen Staats“ (IS) bedienten sich 2015 der „Balkanroute“, um so unbemerkt nach Frankreich zu gelangen. In Paris richteten sie in der Konzerthalle Bataclan und an anderen Orten des Nachtlebens Massaker an.

Taten und Täter klar benennen

Man muss Taten und Täter klar benennen, sollen nicht ganze Bevölkerungsgruppen nach Herkunft oder Religion stigmatisiert werden. Ebenso die Defizite in der Einwanderungspolitik. Dass das extremistisch-arabische „Nakba“-Vokabular derzeit Einzug in den Alltagsdiskurs autoritärer Linker findet, ist ein alarmierendes Zeichen. Die Staatsgründung Israels 1948 war keine Katastrophe („Nakba“), genauso wenig wie die Befreiung Deutschlands vom Faschismus 1945.

Mit „Katastrophen“ wurden immer schon eigene Untaten begründet. Etwa auch die vielen arabischen Angriffskriege gegen das plurale und demokratische Israel oder die Ablehnung des UN-Teilungsplans.

Die Bundesrepublik bekennt sich seit der von der ersten rot-grünen Regierungskoalition 2000 durchgesetzten Reform des Staatsangehörigkeitsrechts dazu, eine multiethnische Nation zu sein. Das völkische Abstammungsprinzip wurde um das des Geburtsorts erweitert, Einbürgerungen von Migranten erheblich erleichtert.

Dies betraf zunächst viele „Gastarbeiter“-Familien aus der alten Bundesrepublik, auch „Vertragsarbeiter“ aus der früheren DDR. Die nationale Integration der einst Angeworbenen und zum Teil dauerhaft in Deutschland sesshaft Gewordenen war überfällig. Die Unionsparteien hatten diese jahrzehntelang verschleppt, die Wahlkämpfe der 1980er und 1990er waren entsprechend völkisch-national aufgeladen. Nur so blieb Kanzler Helmut Kohl auch über den Mauerfall hinweg von 1982 bis 1998 durchgängig mehrheitsfähig.

Rechtsterrorismus aus Einheitsnationalismus

In den Augen vieler war der Preis dafür ein im Gefolge des völkischen Einheitsnationalismus entstandener Rechtsterrorismus. Die ostdeutschen Haupttäter des nazistischen NSU verübten von 2000 bis 2006 eine beispiellose Mordserie an Migranten, erst 2011 flogen sie auf.

Unter der von 2005 bis 2021 währenden Kanzlerschaft Angela Merkels schien die neue Bundesrepublik zur Ruhe gekommen zu sein. Merkels Union verbannte das völkische Vokabular aus ihrem Wortschatz.

Doch am rechten Rand wuchs mit der AfD eine neue Kraft. Wie Friedrichs Merz’ Rede von den „kleinen Paschas“ 2023 andeutete, sich vor der Bundestagswahl durch die gemeinsame Abstimmung zur Migrationspolitik der Union mit AfD im Januar abzeichnete und sich jetzt beim Spektakel zur Verhinderung der Verfassungsrichterin Frauke Brosius-Gersdorf erneut zeigte: Die Versuchung bei Merz’ Konservativen ist riesig, an die Kulturkämpfe der verklärten Ära Kohl anzuschließen. Doch wie die Umfragen zeigen, nützt dies bislang vor allem der AfD.

Ursachen für Flucht und Asyl

Zudem: Die Welt dreht sich bekanntlich weiter. Die Ursachen für Flucht, Asyl und Migration werden auch unter Merz’ Regierung bestehen bleiben. Man kann sie nicht einfach abschaffen, zumal bei den existierenden machtpolitischen und militärischen Realitäten. Man kann aber versuchen, deren Auswirkungen so solidarisch und humanistisch wie möglich mit geschultem Personal zu gestalten.

Und nicht wie jüngst geschehen, ausgerechnet eine jesidische Familie oder andere bereits integrierte Menschen im Dobrindt’schen Abschiebeflieger in den Höllenschlund des Islamismus zu schicken. Um abgewandelt mit Jürgen Habermas zu sprechen: Zu Hause ist dort, wo dein Herz für die Verfassung schlägt.

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18 Kommentare

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  • Sehr guter Artikel, vielen lieben Dank!

    Es braucht immer eine offene differenzierte Sichtweise.



    Nur wer Probleme benennt , kann Lösungen finden. Wer sie nicht benennt, gibt ihnen den Raum zu wachsen und Blüten zu treiben.

    Und wer diese Probleme sogar noch verleugnet, der treibt die Menschen weg in die Arme derer die es aussprechen….

  • Mich lässt der Artikel ein wenig ratlos zurück: nicht nur weil er stellenweise einfach sachlich unsinnig ist (für 700000 Vertriebene war die Gründung Israels sicher eine Katastrophe und deren Leid kann man auch nicht mit einer schiefen NS-Analogie vom Tisch wischen), sondern vor allem, weil der Autor selbst in einer Feindideologie begangen ist, in der mit dem Vorwurf der Intoleranz eben diese gerechtfertigt wird. Das ist ein Extremismus, der sich selbst nicht als solcher erkennt, weil er er sich an einer liberalen Rhetorik berauscht, deren Freiheitsversprechen man nur noch für das eigene Milieu gelten lässt. Gadamer hat irgendwo einmal geschrieben, dass ein Gespräch die Möglichkeit voraussetzt, dass der Andere Recht haben könnte. Ich würde nicht nur dem Autor dieses Artikels and Herz legen, darüber nachzudenken.

  • Wen meint der Autor mit "autoritär geprägte Linke"?

  • Ein Anfang wäre gesetzt wenn Deutschland dem Beispiel Norwegens folgen würde und eine Finanzierung islamischer Einrichtungen unterbinden bzw genehmigungspflichtig machen würde. Denn oftmals finanzieren und beeinflussen islamische Staaten Einrichtungen die nicht im Sinne der Demokratie sein können.

    In Norwegen ist die Finanzierung von islamischen Glaubensgemeinschaften durch ausländische Geldgeber grundsätzlich verboten. Projekte wie der Bau von Moscheen werden nach dem Prinzip der direkten Reziprozität durchgeführt, bedeutet schlicht wenn ein islamischer Staat in Norwegen eine Moschee finanzieren will, im eigenen Land aber die Errichtung von Kirchen verbietet, die Finanzierung und damit der Bau untersagt und dieser nur unter Nachweis der Verwendung von privaten Geldern genehmigt wird.

    Das Konzept hat sich in Norwegen bewährt, denn viele Projekte die dem politischen Islam zugeordnet wurden mussten im Laufe der Zeit ihre Tätigkeiten einstellen. Diese Regelung traf besonders türkische Imane, die meistens Angestellte des türkischen Staates sind.

    Die staatliche Kontrolle beschränkt nicht die Religionsausübung, sie dient der Eindämmung des politischen Islams und beugt Islamismus vor

    • @Sam Spade:

      Eine Lex Islamica wäre krass daneben. Selbst wenn wir noch eine lutherische Staatskirche hätten.

      Universal-allgemein müsste das dann für alle Religionsgemeinschaften gelten, und so hatten Sie es vermutlich/hoffentlich gemeint?

      Dass der bundesdeutsche Staat beim aktuell eigentlich locker strukturierten Islam unbedingt "Ansprechpartner" à la Großkirchen haben wollte, hat ansonsten zur Aufwertung von dubiosen Ditibs und Golf-Islamos geführt. Darüber sinnieren wäre eine Idee.

    • @Sam Spade:

      "Ein Anfang wäre gesetzt wenn Deutschland dem Beispiel Norwegens folgen würde und eine Finanzierung islamischer Einrichtungen unterbinden bzw genehmigungspflichtig machen würde. Denn oftmals finanzieren und beeinflussen islamische Staaten Einrichtungen die nicht im Sinne der Demokratie sein können."



      Das gilt in Norwegen nur für islamische Einrichtungen? Kollidiert das nicht mit dem Gleichheitsprinzip? Für mich klingt das nach den Gesetzen gegen "ausländische Agenten" in Russland und gewissen anderen Staaten.

  • Schade, dass so ein guter Artikel im Abseits steht und das Forum nahezu nicht bearbeitet wird.

    Der Artikel hätte besseres verdient.

  • Böse könnte man fragen: und diesen Artikel hat Bax erlaubt?

    Es ist tatsächlich ganz einfach: es existiert fast keine linke Islamkritik, und wenn, dann wird sie verschwiegen bzw. übertönt. Es ist LINKS, wenn man das Frauenbild in weiten Teilen des Islams kritisiert und all das, was damit zu tun hat, wie Bekleidungsvorschriften, die eben in erster Linie Frauen und Mädchen betreffen. Es ist LINKS, wenn man kritisiert, dass es in der islamischen Welt ganz offiziell, von staatlicher Seite aus, den Versuch gibt, die Universalität der Menschenrechte zu relatzivieren, was letztlich heißt: sie zu negieren (es gibt keine "islamischen Menschenrechte" und daher ist auch die entsprechende Erklärung gefährlicher Quatsch). Es ist LINKS, wenn man Leute, die wegen Karikaturen ausrasten, in die Schranken weist.

    Und natürlich ist es völlig naiv, anzunehmen, dass sich die entsprechenden Probleme einfach durch das Dasein in einem demokratischen westlichen Land von selbst lösen. Der Artikel hat völlig recht.

    • @Suryo:

      Es ist links (was übrigens kein Synonym für gut oder wahr ist).



      Links ist auch universal und gleich zu denken. Keine Sondergesetze positiv oder negativ für Gruppe X oder Y, außer es gäbe gute Gründe.



      Auch keine Schublade und Projektion, dass "die" ja "immer" ... (und mensch selbst natürlich nicht).

      Wer z.B. das Kopftuch bekämpft, muss es auch in Oberammergau der Oma abreißen und der katholischen Ordensschwester auch. Und umgekehrt. Sonst hätte ich immer gerne die Begründung für die Inkonsequenz.

  • Klar benennen was Sache ist - immer gut. Dann kann man als zweites über die Interpretation und Konsequenzen diskutieren.

    Neben dem Punkt "Antisemitismus" möchte ich noch die Gebiete "Gleichberechtigung / Gewalt gegen Frauen" und Tolerenz gegenüber nicht-heterosexuellen Beziehungmodellen anführen.

    • @T-Rom:

      Recht haben Sie! Ich als Schwuler mit Migru mit immer erstaunt, was hier so an Toleranz von Leuten gefordert wird, die so überhaupt keine Toleranz Leuten wie mir gegenüber haben. Oder sehe ich da was falsch?

      • @Leningrad:

        Weder Antisemitismus noch Queerfeindlichkeit ist einer Gruppe exklusiv zuzuweisen, fürchte ich.



        Wir sollten uns da keinen Illusionen hingeben, sondern weiter beharrlich für mehr Toleranz werben, in alle Richtungen.

  • These: Die Intoleranten unter den Ausländern bleiben in ihrem eigenen Land und fliehen nicht. Weil sie die Werte im Westen hassen. Sonst hätten wir hier in Deutschland nur Talibanmitglieder, während Afghanistan frei ist.

    Doch umgekehrt ist es der Fall: Diejenigen, die fliehen, haben etwas von Werten wie Freiheit, Menschlichkeit, Feminismus und LGBT gehört, schätzen sie, riskieren sogar ihr Leben dafür.

    Vielleicht sollten wir uns wirklich wieder auf die Argumente von 2015 konzentrieren, als wir in endlosen Diskussionen immer wieder gesagt haben, dass nur die wenigsten Flüchtlinge gewalttätig sind. Auch sollten wir die Kernidee wieder in den Fokus rücken: Absolute Gleichberechtigung des Menschen; der neu angekommene Flüchtling wird gleichbehandelt wie eine "deutsche Kartoffel", da der Empfang mit offenen Armen religiös-extremistische Ideen von außerhalb garnicht erst Raum gewähren lässt, stattdessen Leitmotive wie LGBT oder Judenfreundlichkeit tolerierbar macht.

    Dämonisierung wegen 0.01% bringen uns nicht weiter, lenken ab bzw. machen uns blind von innerdeutschen Gefahren der Reichsbürger, Burschenschaften, rechten Schlägertrupps und klassischen Neonazis.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Wie viele Mädchen sind es noch mal pro Jahr, die zwangsverheiratet werden?



      Die beschnitten werden?



      Scharia-Demos?

      Sie denken , 99,09 teilen unsere Werte komplett und wünschen sich keine Abkehr ( zumindest in Teile , von unserem Stil zu leben?

      Es gibt auch nicht so „krasse“ Themen: Gemischte Sauna. Schwimmunterricht für Mädchen. Getrenntes Sitzen von Männer und Frauen. Handgeben.

      Es geht nicht um dämonisierung, sondern um ein klares Benennen was WIR fordern und was jeder zu akzeptieren hat, ohne Diskussion, der hierherkommt.

      Deswegen habe ich die Diskussion um Grundwerte nicht verstanden. Die sind für mich klar:



      -Absolute Gleichberechtigung zwischen den Geschlechter



      -Religionsfreiheit



      -Freiheit der Sexualität



      -Meinungsfreiheit ( auch Religionskritik!!!)



      -Recht auf körperliche Unversehrtheit

      Ich bin nicht bereit, als Frau, von den erkämpften Rechten auch nur einen Zentimeter abzurücken wegen religiöser Befindlichkeiten o.ä.

    • @Troll Eulenspiegel:

      "These: Die Intoleranten unter den Ausländern bleiben in ihrem eigenen Land und fliehen nicht. Weil sie die Werte im Westen hassen. Sonst hätten wir hier in Deutschland nur Talibanmitglieder, während Afghanistan frei ist"

      - Manche fangen erst an den Westen zu hassen, wenn sie denn eine Weile hier sind. Davor ist es bei den späteren West-Hasser vielleicht kein Hass, wohl aber meist schon zu Beginn eine Menge Vorbehalte gegen den westlichen Lebenstil.

      Weil Sie das Jahr 2015 ansprechen: Ich denke, das die Hilfsbereitschaft in Deutschland und ein paar anderen europäischen Ländern vor allem deshalb so groß war, weil viele Menschen hierzulande davon ausgingen, das die Geflüchteten mehrheitlich vor dem IS fliehen. Es sind aber genauso viele Menschen vor Assad geflohen- das auch völlig begründet; verstehen Sie mich bitte nicht falsch!-Nur war Assad zwar ein Diktator, aber eben kein Islamist.



      Das bedeutet, das auch Islamisten die gegen den Diktator Assad waren, hier gelandet sind. Nicht jeder Islamist ist gleich ein Terrorist. Trotzdem muss man dieser Tatsache realistisch ins Auge sehen.

    • @Troll Eulenspiegel:

      These: Zwischen "zu progressiv für die Taliban" und "progressiv genug für die freiheitlich demokratische Grundordnung" klafft ein sehr großer Spalt, so dass es durchaus möglich das keine der beiden Gesellschaftsformen die eigenen Werte wiederspiegeln.

  • "Zu sagen, was ist, bleibt die revolutionärste Tat."

    Den berühmten Satz von Rosa Luxemburg hat die taz mit diesem Artikel eindrucksvoll umgesetzt.

  • Ich lese den Artikel mit offenem Mund und kann kaum glauben, dass er auf Taz.de erschienen ist.



    Das ist meiner Meinung nach der ehrlichste, realistischste und beste Artikel, den ich in den letzten Jahren auf Taz.de erschienen ist.



    Ein Benchmark-Artikel, an dem sich viele andere orientieren sollten.