Einfallslose Remakes in Serien: Das unendliche Sommerloch
Prequels, Sequels, Neuauflagen? Wir wollen endlich Neues. Auch wenn das Bekannte seine Vorteile hat, reicht es langsam mit dem ewigen Wiederkäuen.
Früher waren die Sommermonate die Zeit für kuriose Tier-Nachrichten. Im Juli und August schien die Zeit stillzustehen, nichts passierte. Damit die Zeitungen nicht mit leeren Seiten gedruckt werden mussten, wurde jedes Vorkommnis dankbar aufgenommen: Papagei beschimpft Zoobesucher oder Wildschweine kapern Strand. Doch die sprichwörtliche Saure-Gurken-Zeit ist vorbei, spätestens seit wir realisiert haben, dass wir uns in einem Dauerkrisenzustand befinden.
In manchen Sparten wird auf dem Sommerloch beharrt: Wie im Bundestag mit der parlamentarischen Sommerpause oder im Fernsehen. Schon jetzt, Mitte Juni, gibt es keine neuen „Tatorte“ und Co mehr, stattdessen setzen die Fernsehsender auf Wiederholungen.
Alles beim alten
„Dann geh doch zu den Streaminganbietern“, möchten nun vermutlich viele entgegnen. Netflix, Amazon, Disney und Co bringen zwar ständig frische Produktionen an den Start – auch im Sommer – doch etwas wirklich Neues ist auch dort nicht zu entdecken. Viele Serien sind Verfilmungen, Reboots, Remakes, Prequels oder Sequels. Altes wird hervorgekramt und irgendwie modernisiert. „Jetzt spielen sogar Frauen mit“ oder „Das ist wie früher, nur in queer“, heißt es dann.
Schön und gut. Aber wo bleiben denn die neuen Stoffe, die uns in Welten entführen, die wir noch nicht kennen? Die uns Geschichten erzählen, die wir noch nicht als Buch gelesen oder Computerspiel gespielt haben?
Die Serienwelt der letzten Jahre fühlt sich an wie ein niemals enden wollendes Sommerloch, in dem jegliche Kreativität verloren gegangen ist. Eine Welt, in der Altes aufgekocht wird, immer und immer wieder.
Doch vermutlich ist nicht die fehlende Kreativität der Serienmacher_innen das Problem, sondern unser Geschmack. Denn vielleicht sind wir in unserem Dauerkrisenzustand nicht bereit für etwas wirklich Neues. Wenn ich ehrlich bin, hab ich jetzt auch Lust auf die zweite Staffel „And Just Like That“, die Nachfolgeserie von „Sex and the City.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja