EU wirbt für Fleischkonsum: Ernährung mit Tier
Neue Kampagnen klären über angebliche Mythen in der Tierhaltung auf und öffnen Exportmärkte für Agrarprodukte. Das ärgert Tierschützer.
Die neuen Kampagnen könnten Hogan zufolge aber zu „einer Rückkehr zum Genuss von qualitativ hochwertigem Rind-, Lamm-, Schweinefleisch und so weiter beitragen“. Dafür hält es der konservative Politiker für nötig, die Menschen für die „Nachhaltigkeit der einzigartigen, extensiven Tierhaltung in Europa“ zu sensibilisieren.
Außerdem will der EU-Kommissar die Tierhalter durch eine diplomatische Offensive zur Öffnung neuer Exportmärkte unterstützen. Er kündigte an, in die Türkei, nach Vietnam und nach Indonesien zu reisen. Mexiko, Kolumbien, China und Japan habe er bereits besucht.
Diese Maßnahmen sollen laut Hogan zum Beispiel den französischen Viehhaltern nutzen, die unter sinkenden Preisen für ihre Produkte leiden.
Martin Hofstetter, Greenpeace
„Klimaschutz, Tierwohl, aber auch die menschliche Gesundheit haben bei Hogan, dem Mann mit dem Tunnelblick, keinen Platz“, kritisierte Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament. „Während einerseits die Landwirtschaft vor der Herausforderung steht, ihren Anteil an den Treibhausgasen zu senken, schlägt der Agrarkommissar den umgekehrten Weg vor und will den Absatz von Fleisch steigern.“
Butter, Rindfleisch, Käse und Quark, Schweine- und Geflügelfleisch sind Agrarwissenschaftlern zufolge die Lebensmittel, bei deren Erzeugung pro Kilogramm am meisten Treibhausgase ausgestoßen werden. Dennoch essen Männer derzeit pro Woche fast doppelt so viel wie die von Ernährungsexperten empfohlenen maximal 600 Gramm Fleisch. Mediziner plädieren seit Jahren aus gesundheitlichen Gründen dafür, weniger Fleisch zu essen.
Häusling kritisierte auch, dass Hogan an mehr Exportmöglichkeiten arbeitet. Davon profitiere oft die umweltschädliche Produktion von Massenware. Zudem würden EU-Agrarexporte „im Zweifel“ lokale Märkte zerstören. Das könne heimische Bauern verdrängen, so Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter.
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