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Die TheseWider die Transfeindlichkeit

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Es ist nicht gut, wenn ausgerechnet Feministinnen anzweifeln, ob trans Frauen auch Frauen sind. Feminismus ist für alle da – sonst ist er keiner.

Berlin 2020: Demo für ein Selbstbestimmungsrecht in Bezug auf Personenstand/Geschlecht Foto: M. Golejewski/AdoraPress

E s ging ums große Ganze: um Mann und Frau. Als die Grünen gegen Ende der vergangenen Legislatur einen Gesetzentwurf vorlegten, um das Transsexuellengesetz abzuschaffen, sah die FAZ das „körperliche Geschlecht“ in Auflösung. Der Stein des Anstoßes: Künftig, so die Grünen, solle trans Personen in Deutschland der Wechsel des Geschlechtseintrags ohne externe Gutachten und auf Basis der Selbstauskunft erlaubt sein. Die Emma warnte vor einer sich „anbahnenden Katastrophe“, die SZ beschrieb, warum: Am Horizont stehe das „Verschwinden der Frauen“.

Auch international führt die Frage, wer Geschlecht eigentlich wie definiert und was das in puncto trans bedeutet, derzeit zu aufgeheizten Auseinandersetzungen. Zuletzt trat die britische Philosophin Kathleen Stock, die trans Frauen als Männer bezeichnet, nach massivem öffentlichen Druck von ihrem Posten zurück. Ein Geschlechterkampf bricht sich Bahn, vorwiegend zwischen cis und trans Frauen – also zwischen Frauen, denen bei Geburt das Geschlecht „weiblich“ zugewiesen wurde und die sich damit identifizieren, und zwischen Personen, denen bei Geburt das Geschlecht „männlich“ zugewiesen wurde und die sich damit nicht identifizieren. Die zentrale Frage dabei: Sind trans Frauen Frauen?

Dass diese Frage jetzt relevant wird, liegt daran, dass trans Personen als sichtbare Gruppe auf der Bildfläche des Mainstreams erscheinen. Sie haben Rechte erkämpft, das Klima gegenüber LGBTI hat sich verändert. Die Gefahren, die trans Personen – trans Frauen, trans Männer, nichtbinäre Personen – durch Angriffe oder Ausgrenzung drohen, nehmen langsam, ganz langsam ab. Derzeit geht man von einer knappen halben Million trans Personen in Deutschland aus, noch längst nicht alle davon leben offen.

Das biologische Geschlecht scheint dabei zentral, weil die meisten überzeugt sind, mit Ja oder Nein beantworten zu können, ob es bei der Definition von Geschlecht nun eben zählt oder nicht. Ich zum Beispiel finde hinlänglich belegt, dass biologisches Geschlecht und Geschlechtsidentität keineswegs gekoppelt sein müssen und dass nur eine Person selbst darüber Auskunft geben kann, ob sie Frau ist oder nicht. Eine einhellige Meinung dazu gibt es aber nicht, und jede Seite beansprucht Wissenschaftlichkeit für sich.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Zielführender, als sich über Biologismen zu zerstreiten, könnte also sein, die Frage politisch zu stellen. Warum wehren sich manche cis Frauen mit Händen, Füßen und teils mit Hetze dagegen, trans Frauen als Frauen zu akzeptieren? Anders gefragt: Angenommen, trans Frauen sind Frauen – was hieße das für feministische Kämpfe, für Gemeinsamkeiten, Bruchlinien und Solidarität?

Geschlechterkämpfe sind im Kern Anerkennungs- und Verteilungskämpfe, ganz gleich, wer da gerade mit wem streitet. Frauen gegen Männer, Schwule gegen Lesben, cis Frauen gegen trans Frauen: Immer geht es um Rechte, Repräsentation und Ressourcen, immer geht es um das Wesen von Teilhabe. Die ist in einer patriarchalen Welt auch für cis Frauen längst nicht gesichert.

Im konkreten Fall einiger cis Frauen – nicht der Mehrheit – gegen trans Frauen geht es zum Beispiel um Räume, reale und metaphorische. Um Umkleiden, Kneipen, Partys, Schutzräume, Gefängnisse, Praxen von Ärzt:innen, den politischen Raum mitsamt seiner Quoten oder den gesellschaftlichen Diskursraum. Der Vorwurf einiger cis Frauen: Trans Frauen – in der Lesart einiger also Männer – beanspruchen Raum, der Frauen gehört, obwohl sie keine sind. Durch die Möglichkeit, den Geschlechtseintrag rein auf Basis der Selbstauskunft zu ändern, könnten etwa in Frauenumkleiden cis Frauen belästigt werden, die lange darum gerungen haben, genau davor geschützt zu sein.

Befürchtungen wie diese lassen sich faktisch widerlegen. In europäischen Ländern, in denen vereinfachte Geschlechtseinträge möglich sind, darunter Dänemark, Irland und Portugal, sind Fälle von Missbrauch nicht bekannt. Andersherum aber ist leicht vorstellbar, wie gefährlich es ist, angesichts der derzeit herrschenden Form von Männlichkeit als offen trans lebende Frau etwa Männerumkleiden zu nutzen. Der Gedenktag für die Opfer von Transfeindlichkeit an diesem Samstag macht darauf aufmerksam, welche oft tödlichen Gefahren trans Personen drohen.

Dass sich Minderheiten gegenseitig Räume und Ressourcen streitig machen, liegt an Raumknappheit. Diejenigen auszuschließen oder gar zu bekämpfen, die aufgrund von Diskriminierung noch weniger Raum haben als man selbst, scheint für manche naheliegend. Sinnvoll ist es keineswegs. Das Ziel kann nicht sein, sich gegenseitig in Grabenkämpfen um die eigenen Räume zu verbarrikadieren. Das Ziel muss sein: genug Raum für alle.

Worum soll überhaupt gekämpft werden?

Gestritten wird auch darüber, worum überhaupt gekämpft werden soll. Haben die Kämpfe um Rechte von cis und trans Frauen dieselbe Stoßrichtung? Möglich, dass die Relevanz einzelner, aber zentraler Aspekte verschieden bewertet wird: Legaler Schwangerschaftsabbruch etwa könnte für cis Frauen, die Abschaffung des Transsexuellengesetzes für trans Frauen wichtiger sein. Aber die zugrunde liegenden Werte und Rechte – Gewaltfreiheit, Gleichstellung, sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Gerechtigkeit – liegen in den Interessen aller Frauen. Weit zielführender wäre also, die Kräfte zu bündeln und die gemeinsame Sache groß zu machen.

Profitieren werden sonst diejenigen, gegen die es tatsächlich geht – und das sind noch immer die Vertreter des Patriarchats, also diejenigen, denen Geschlechterhierarchien nutzen, die anti-egalitäre und anti-emanzipatorische Strukturen pflegen. Wahrscheinlich also, dass die eigenen Energien gewinnbringender eingesetzt sind, wenn cis Frauen und trans Personen zusammen den Gegner in den Blick nehmen. Und Vorsicht vor falschen Freunden: Wer gegen die Rechte von trans Personen kämpft, macht sich mit denen gemein, die auch sonst gegen Gleichstellung mobilmachen – auch die von cis Frauen, versteht sich.

In der Tendenz sind übrigens die, die sich derzeit so heftig wehren, trans Frauen als Frauen zu akzeptieren, cis Frauen einer nicht mehr ganz jungen Generation, die die Erfahrung ihrer eigenen Diskriminierung und Unterdrückung einbringen. Aber es gibt kein Copyright auf Diskriminierungserfahrung, und diese gegeneinander aufzurechnen war noch nie produktiv. Im Gegenteil: Die Erfahrung muss die gemeinsame Klammer sein und das gemeinsame Ziel – das, was politisch verbindet, nicht das biologische Geschlecht.

Es ist ein Erfolg feministischer Debatten, sich zu hinterfragen, über eigene Leerstellen klar zu werden und den Blick zu weiten. Bildet Banden, keine neuen Fronten! Feminismus ist für alle da, für trans Personen, cis Frauen und Queers. Sonst ist es kein Feminismus.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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43 Kommentare

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  • Danke, sehr gut!

  • Es geht doch hier nicht nur um "die Frauen mißbrauchende Transfrau." Es gilt festzuhalten dass extremistische Transaktivisten wie Veronica Ivy lesbische Frauen zum Sex mit Transfrauen zwingen wollen, weil sie die epistemologisch verstörende Position vertreten, der Penis einer Transfrau sei ein weibliches Geschlechtsorgan. Solche esoterischen Verrenkungen vulgarisierter queer theory entsprechen einem rein subjektivistischen Identitätsverständnis, dass wider aller Vernunft verkennt, dass Identität zwangsläufig immer eine komplexe Verhandlung innerhalb von Gesellschaften ist und gewisser Protokolle bedarf. Ich werde nicht zum Juden oder zum Afro-Amerikaner (Dolezal lässt grüßen), indem ich mich dazu erkläre - da hat im ersten Fall die jüdische Gemeinde das letzt Wort und setzt die Regeln fest, im zweiten leitet sich die Identität über Herkunft und Sozialisation nicht weniger her als über die Selbst- und Fremdidentifikation. Es sollte doch möglich sein Transmenschen mit einer diagnostizierten Dysphorie ein Leben in ihrem gewünschten Geschlecht zu ermöglichen, ohne dass das auf Kosten bereits benachteiligter Gruppen wie Frauen und Lesben geht. Und sorry, das tut es wenn ein als Mann ausgebildeter, sozialisierter und privilegierter Mensch aufgrund einer Neuidentifikation als Frau plötzlich keinen Unterhalt mehr für sein Kind zahlen muss, eine für Frauen ausgeschriebene Qualifikations- oder berufliche Wiedereingliederungstelle besetzt, oder durch die physiologischen Vorteile eines biologisch männlichen Körpers biologisch weibliche Wettbewerber verdrängt, in Wettkämpfen oder Sportstipendien. Von Figuren wie Ivy, die hinter der Fassade des Transaktivismus eine patriarchale rape culture propagieren, braucht man da gar nicht erst anfangen.

    • @hessebub:

      Sie nehmen ein Extrembeispiel und blasen es zur kommenden Bedrohung auf. Typisch für diese Debatte.

      Warum sollte eine Elternteil deshalb kein Unterhalt mehr zahlen? Frauen müssen auch Unterhalt bezahlen.



      Sie halten es also für realistisch, das ein Mann eine Frau spielt um ein Sportstipendium? Die allermeisten Männer würden sich wohl (leider) lieber einen Daumen abhacken, als jahrelang eine Frau zu "spielen".



      Könnte das ausserdem auch andersrum funktionieren? Eine Frau spielt den Mann und verdient dann Millionen im männlichen Profisport?

    • @hessebub:

      Vielen Dank für den Kommentar. Es ist etwas Bedrohliches, wenn biologischen Frauen versucht wird, etwas überzustülpen, das sie nicht wollen. Welche Probleme gibt es denn für Trans Männer? Darüber habe ich noch nie etwas gelesen.

  • 2G
    2284 (Profil gelöscht)

    Warum wird eigentlich durchweg davon ausgegangen, dass zum beispiel nonbinäre Transpersonen besonders viel Bock drauf haben, sich ne Umkleidekabine/ein Klo/undsoweiter mit CisFrauen zu teilen?

    Also ne geile Lösung oder Antwort hab ich jetzt auch nicht, außer mehr Toiletten/Umkleidekabinen, aber wollte das nur mal einwerfen, da meistens ja davon ausgegangen wird, dass transpersonen potentiell übergriffige Täter*innen in dem Setting sind und eben null daraf eingegangen wird, dass die auch oft schon übergriffe erlebt haben und deshalb oft genug auf beide binären umkleiden/klos inklusive den Leuten darin wenig bis garkeinen Bock haben.

    Just Saying

    • @2284 (Profil gelöscht):

      In der Tat können die Reaktionen für nicht operierte Transfrauen mit Penis in einer Frauenumkleide auch unschön ausfallen. Unterstellungen von Perversion oder Spannertum beispielsweise.



      Sie haben also Recht. "Bock" haben viele Transfrauen wahrscheinlich nicht darauf.

      Die Reaktionen in einer Männerkabine könnten dagegen aber regelrecht gefährlich sein. Abseits dessen begreifen sich Transfrauen eben als Frauen.

      Mehr Umkleidekabinen sind wohl unrealistisch. Dazu kommt noch die Stigmatisierung als "unechte Frau" als "unechter Mann" diese Räumlichkeiten zu benutzen. Wenn dort Transfrauen auf Transmänner treffen, wird es auch komisch für beide Seiten.

  • Verschwörungstheorien sind zur Zeit hoch im Kurs.

  • Wenn man die These ernst nimmt, dass nur eine Person selbst Auskunft über ihr Geschlecht geben kann und sonst niemand - es sich also um eine rein subjektive Wahrnehmung handelt, die für andere nicht mal hypothetisch überprüfbar ist (weil es schlicht keine Kriterien dafür gäbe) -, dann wäre die Konsequenz daraus, dass "Geschlecht" in der Rechtsprechung keine Rolle mehr spielen dürfte, weder für Rechte noch für Verbote als Begründung herhalten könnte. Diese unüberprüfbare Selbstauskunft dürfte von keinem größeren Belang sein als die Selbstauskunft über die Lieblingsfarbe.

    • @Marcel_L:

      Es gibt prozentual ungefähr genauso viele intersexuelle Menschen auf der Welt, wie es rothaarige Menschen gibt. Sie würden aber schon sagen das rothaarige Menschen im Gegensatz zu Bielefeld wirklich existieren?



      Geschlechter sind auch biologisch betrachtet ein Spektrum.

      Transexualität ist wiederum der falsche Körper für das selbst wahrgenommene Geschlecht und oftmals schon bei Kleinkindern ausgeprägt.

      Wer bedroht Sie denn in Ihrer Männlichkeit?

      • @Alfonso Albertus:

        "Wer bedroht Sie denn in Ihrer Männlichkeit?"

        Niemand, meine Männlichkeit ist mir völlig egal, ich "identifziere" mich damit so wenig wie mit meiner Haarfarbe oder meiner Linkshändigkeit. Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich mich bedroht fühle?

        Mein Punkt ist lediglich, dass die Begriffe "Mann" und "Frau" jeden Sinn verlieren, wenn man die Argumentation von Transaktivst*innen ernst nimmt. Die beiden Sätze "Transfrauen sind Frauen" und "Frau ist, wer sich als Frau fühlt" führen eben dazu, dass das Wort "Frau" jenseits von Zirkelschlüssen oder Selbstwidersprüchen bedeutungslos wird. Man könnte jedes beliebige Wort dafür einsetzen.



        Ich habe übrigens noch nicht mal etwas dazu gesagt, wie ich das finde. Wenn wir einen gesellschaftlichen Vertrag finden, in dem wir die Kategorie "Geschlecht" hinter uns lassen, warum nicht. Aber dann bitte richtig ;-).

        Und um intersexuelle Menschen ging es mir übrigens überhaupt nicht.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Alfonso Albertus:

        Die Ausprägung der Geschlechtsmerkmale sind vielleicht ein Spektrum, die beiden Geschlechter an sich nicht.

    • @Marcel_L:

      we live in a society

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Marcel_L:

      Schon Recht. Mit doch egal, was bei mir im Perso steht.



      Wüßte auch nix, was nur auf dem eigenen Geschlecht beruht. Zu schwanger braucht es ja zwei Geschlechter und dann hat man noch den Rechtsstatus schwanger und Gebärende. Kann man streichen.



      Dann aber nicht wundern, wenn man im Pass einen genetischen Fingerabdruck braucht

  • "Der Stein des Anstoßes: Künftig, so die Grünen, solle trans Personen in Deutschland der Wechsel des Geschlechtseintrags ohne externe Gutachten und auf Basis der Selbstauskunft erlaubt sein."



    Das dieses durchaus kein kleines Steinchen ist, wurde doch schon von einem männlichen Grünen vorgeführt,der sich als "gefühlte Frau" um einen Quotenplatz bewarb: www.emma.de/artike...n-entlassen-338959.



    Ist ja schon klar das damit die Situation von Transsexuellen verbessert /erleichtert werden soll. Nur ist gut gemeint eben nicht automatisch gut gemacht.

  • Aber wäre es dann nicht sinnvoller, dann Banden zu bilden, wenn es ein gemeinsames Ziel gibt? Und dann einzeln zu kämpfen, wenn die Ziele nicht übereinstimmen?



    Es gibt jede Menge Themen, die biologische Frauen betreffen aber Transfrauen nicht.



    Und es gibt Themen, die Transfrauen betreffen, aber biologische Frauen nicht.



    Und die Erfahrung hat gezeigt, dass es sinnvoll ist, sich zu fokussieren, um die maximale Schlagkraft zu entfalten. Ansonsten verpufft die Anstrengung doch einfach nur.

  • Kommentar entfernt, bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen. Danke, die Moderation

  • Wem nützt es, wenn Geschlecht keine biologische, überprüfbare Kategorie mehr ist, sondern durch Geschlechtsidentität, die nicht objektiv prüfbar ist, ersetzt wird?



    Den Frauen? Wohl kaum.



    Wozu brauchen wir nach Geschlecht getrennte Umkleiden, Duschen, Toiletten, wenn es keine objektiven Kriterien des Zutritts gibt? Wozu wurden diese ursprünglich eingerichtet?

    • @Artischocke:

      Sie befürchten also Scharen von Männern die sich als Transfrauen verkleiden, um in der Umkleidekabine Frauen zu belästigen? Klingt nicht realistisch

      • @Alfonso Albertus:

        Aber es ist doch schon jetzt real, dass Frausein nicht mehr durch körperliche Realität definiert werden darf, sondern Geschlechtsidentität der Vorrang gegeben werden soll. Da Geschlechtsidentität nicht objektiv prüfbar ist, werden also demnächst nicht nur Transfrauen sondern jeder, der sich zur Frau erklärt (ganz ohne Verkleidung oder offizieller Änderung) in Frauenräumen zu finden sein. Kann man schon gut in anderen Ländern beobachten. In Frage gestellt werden darf das dann ja nicht mehr. Das nützt übrigens auch Transfrauen nicht.



        Und mir persönlich reicht es, wenn ich in der Umkleidekabine mit männlichen Geschlechtsteilen konfrontiert werde, um mich dort unwohl zu fühlen. Ich denke, da bin ich nicht alleine.

  • "Dass diese Frage jetzt relevant wird, liegt daran, dass trans Personen als sichtbare Gruppe auf der Bildfläche des Mainstreams erscheinen."

    Keine Frage, in den Medien ist das Thema präsent. Aber in der Realität sehe ich diese Gruppe nicht.

    Anhand welcher Merkmale ist eine trans-Person als trans Person zu erkennen?

    • @Rudolf Fissner:

      Meistens gar nicht, und zwar aus Gründen, aka Transfeindlichkeit. Viele woll(t)en deshalb "stealth" leben; unsichtbar, um nicht attackiert zu werden bzw sich ständig rechtfertigen zu müssen.

      Bei binären trans Personen mit gutem Passing funktioniert das häufig, kostet aber auch ne Menge Kraft.

      Statistisch haben wir alle trans Personen im Bekanntenkreis. Wenn die sich nícht zu erkennen geben, liegt das auch (nicht nur) an der Atmosphäre, die cis Personen verbreiten - zum Beispiel durch Bemerkungen wie "was wollen DIE denn eigentlich".

      Dann aufzustehen und fürderhin jederzeit Ziel zu sein erfordert ne Menge Mut. Leider.

      Sobald aber eine offene, akzeptierende Umgebung da ist, werden auch Unsichtbare sichtbar. Mehrfach erlebt.

      Analogie übrigens zur Homosexualität vor 30 Jahren und heute.

      • @Kai Becker:

        Dann stimmt der Satz im Artikel wohl nicht.

        Aber noch mal zurück gefragt. Woran erkennt man "unstealth" trans Personen?

      • @Kai Becker:

        Vielleicht ist ein Grund der Unsichtbarkeit, dass es sehr wenige Trans Frauen gibt?

  • Vielleicht sollte man zwei Dinge auseinanderhalten: die unsägliche Diskriminierung von Trans-Frauen einerseits,



    aber auch das Recht von Frauen jedweder Couleur, in einer Umkleide nicht mit einem Penis konfrontiert zu werden.



    Ich denke, gerade Frauen mit Missbrauchserfahrung, aber nicht nur diesen, kann das ein sehr nachvollziehbares und berechtigtes Bedürfnis sein.

    • @cazzimma:

      Die Bedenken kann ich verstehen bei cis Frauen, die keine (bewusste) Begegnung mit trans Frauen hatten. (Spoiler: Vermutlich schon, aber eben ohne dass sie es wussten).

      Die trans Frauen, die ich kenne, sind sich der Problematik bewusst und stecken in der Zwickmühle, die Patricia Hecht beschrieben hat: Auf der einen Seite werden sie als Bedrohung empfunden, auf der anderen Seite sind sie selbst bedroht - und zwar von denen, die alle bedrohen, die nicht männlich sind.

      Ich denke, eine Anwendung der Contact Theory könnte helfen: Einander kennenlernen und erfahren, dass die Ängste auf Unkenntnis beruhen.

      Damit werden die hardcore Essentialistys nicht zu überzeugen sein, aber die sind auch nicht unbedingt diejenigen, die unter diesen Ängsten leiden.

      Aber gerade die anderen könnten profitieren.

      Wie Patricia geschrieben hat: Die Befürchtungenen vor übergriffigen Männern, die sich verkleiden oder "mal eben" ihren Gendermarker beim Standesamt ändern lassen, ist rational gesehen völliger Unfug. Gerade die übergriffigen Kerle würden das erstens nicht tun (weil "unkerlig") und haben/hätten das eh nicht nötig, denn andere Gelegenheiten gibt es ja leider genug.

      Ach so, eines noch: Ich war in sehr vielen Umkleiden. In keiner wurde ich mit Genitalien konfrontiert.

      • @Kai Becker:

        Ich denke, da haben Sie recht und das wäre sicherlich ein guter Ansatz.

        Mir ist es schonmal passiert, dass eine extrem kerlige Person mit Vollbart sich auf einer Frauentoilette aufhielt, was ich als sehr unangenehm empfand.

  • Schön das auch in der Taz angesprochen wird, das verleugnen von uns Transfrauen den viele Rechte vorenthalten werden von den Cis Menschen. Das die Cis Frau, Frau Stock Beifall für ihre Worte und taten erhält von Cis Menschen die Transfrauen ausgrenzen. Es schmerzt mich, das ich als eine Post Op meine vergangene Gegengeschlechtlichkeit als Ausgrenzungs Grund vorgehalten wird. Die Transsexualität wird einer wie mich ins Kindsbett gelegt, das konnte ich mir nicht aussuchen, hätte ich eine Wahl gehabt wäre ich lieber das gewesen was unter manchen Wirrungen und Irrungen heute bin. Interessanterweise wird die Frau Stock von interessierter Seite immer als Opfer dargestellt ist sie aber nicht.



    Stock ist dabei eine der wichtigsten Stimmen auf Seiten der Anti-Trans-Aktivist*innen. Das Wort „Aktivistin“ kann man in ihrem Fall durchaus wörtlich nehmen, denn sie engagiert sich für die in Großbritannien ziemlich wirkmächtigen Gruppe „LGB Alliance“. „LGB“ steht dabei für Lesbians, Gays, Bisexuals. Das T für Transgender fehlt dagegen bewusst: Das Recht von Lesben, Schwulen und Bisexuellen, sich zum gleichen Geschlecht hingezogen zu fühlen, werde gefährdet, wenn es zu „Konfusionen" zwischen biologischen Geschlecht und Geschlechtsidentität komme, behauptet die Gruppe.



    Das sollte sich jede Transsexuelle auch Transfrauen Post Op auf der Zunge zergehen lassen. Die Transsexualität, wird aus ihren Vokabular entfernt, nein ausgemerzt und ausgegrenzt. So das nur noch Eines gibt, LGB! Damit ist einer Diskriminierung und von Transphobie Tür und Tor geöffnet.

  • Seit wann sind Frauen eine Minderheit? Irritiert in dem Artikel ein wenig.

    Der Artikel arbeitet gut die verschiedenen Konfliktlinien aus! Sehr informativ.

    In dem Artikel wird angedeutet, dass nur eine Minderheit der cis Frauen eine kritische Bewertung von Trans Frauen als „Frauen“ haben. Hier fehlt aus meiner Sicht Empirik. Gibt es dazu etwas, mir ist dazu nichts bekannt. Ich hatte z.B. den Eindruck, dass die Causa Kathleen Stock eher von einem Meinungs- und Medienstarken Teil der Gesellschaft geführt wurde, habe aber nur den Rezensierten Diskurs in Deutschland mitbekommen.

  • Da ist der Buddhismus schon seit 2500 Jahren weiter.

    Dieser ist als dogmen- und glaubensfreie Wissenschaft an der "Natur des Geistes" interessiert. Unserer Essenz. Unserem Sein.

    Reine Bewusstheit steht jenseits von männlich und weiblich, jenseits von Hautfarben oder auch jenseits von arm und reich.

    Die Wahl der Psyche ist dem jeweiligen physischen Geschlecht übergeordnet.

    Geht man tiefer in Mediation ist es sogar absolut notwendig und passiert von selbst in sich die Eigenschaften des jeweils anderen Geschlechts zu entdecken. So geht Ganzheit.

    Schade, dass der Westen da immer noch nicht viel verstanden hat und sich tatsächlich noch mit glaubensorientierten Religionen aufhält.

    • @shantivanille:

      Wenn man vom" Buddhismus" spricht ,so muß man immer bedenken das dieser in eine Vielzahl von Richtungen und Schulen zerfällt,die zwar einige allen gemeinsame Grundlagen haben,aber sich in der weiteren Auslegung doch teilweise sehr unterscheiden und sogar widersprechen.So findet man auch jeden Menge Dogmen ,Mythen und Glauben. So basiert bspw. der Shinbuddhismus völlig auf Glaube, Meditation wird eigentlich nicht praktiziert. Der Dharma(Eigenbezeichnung) ist sowohl (Geistes)Wissenschaft,als auch Religion mit allem Drum und Dran wie Tempel,Priester ,Altäre,Heilige,Wahlfahrtsorte,Gebete, Gebote,Wunderlegenden,usw.

      Auf der "weltlichen Ebene" außerhalb der Meditation ,gibt es ganz klare Unterschiede und Einteilungen nach Geschlecht .Da wird traditionellerweise seit 2500 Jahren zwischen Mönchen und Nonnen unterschieden und die Mönche stehen dabei über den Nonnen. Der traditionelle Buddhismus ist nun mal sehr männerdominiert.



      Die "westlichen" Buddhisten haben da meist ein etwas anderes Verständnis , das mehr von Gleichberechtigung und wissenschaftlichen Weltbild geprägt ist. Sind aber eine Minderheit ,sowohl in den westlichen Gesellschaften,als auch innerhalb des globalen Buddhismus.



      Und wie viele Praktizierende sind denn tatsächlich in der Meditation soweit gekommen ,um das von Ihnen Beschrieben zu erleben? Ganz ehrlich : Haben SIE das selber erlebt ? Oder geben sie einfach Gelesenes /Gehörtes weiter ,an das Sie GLAUBEN(!) ?

    • @shantivanille:

      Was sind den für Sie oder für den Buddhismus die "Eigenschaften des jeweis anderen Geschlechts"?

  • Frau Hecht, anders als Sie schreiben, sind etliche Übergriffe von trans identifizierten Menschen (in ihrer Mehrheit Männer) in den genannten und anderen Ländern bekannt.



    Das zu leugnen wird nicht helfen, ein Einvernehmen zu erzielen.

    Und "Feminismus für alle da"? Wie wer? Wie Mutti? Denken Sie das bitte noch mal in Ruhe durch...

    • @Rosa Stieglitz:

      Könntest Du da bitte konkrete Fälle nennen? Und haben diese Personen tatsächlich Personenstandsänderungen und_oder Angleichungen durchgeführt?

  • Das biologistische Geschwafel, in dem sich TERFs und die Machos der FAZ erstaunlich einig sind, ist keinen Millimeter besser als das Fearmongering das von White-Supremacists ausgeht, wenn es um die Abschaffung der racial Segregation geht.

    Ihr habt also angst vor der Auflösung des euch so heiligen biologischen Geschlechts? Gut so! Wir haben keinen Bock mehr, uns aufgrund unserer Gene, Hormone oder sonstiger Geschlechtsmerkmale (von denen wir einige jederzeit ändern können) sagen zu lassen was wir sind und wo wir sein dürfen.



    Biologistische Zweigeschlechtlichkeit ist Segregation.



    Bis ihr das einseht müsst ihr fragilen cisfrauen damit leben euch im Zweifel die Umkleiden mit maskulinenen Transmännern zu teilen. Aber so weit habt ihr Cis-Supremicists wohl nicht gedacht.

    Seid froh, dass wir nur Gleichstellung wollen.

    - Eine verdammt wütende Transperson

    • @Notyourgirl:

      "Seid froh, dass wir nur Gleichstellung wollen."

      Das ist genau der drohende, machistisch-misogyne Ton, den Extremisten wie Veronica Ivy pflegen. Sind denn nach Ihrer Meinung Transmenschen letztlich eine Art vom Cis-Pöbel unterdrücktes Herrenvolk? Die Avantgarde der queeren Weltrevolution?

    • @Notyourgirl:

      "Ihr" könnt "uns" nicht vorschreiben, was "unsere" Bedürfnisse sind. Und "wir", zumindest ich, bin mit meinem biologischen Geschlecht zufrieden. Ich habe den Eindruck, dass manche von "euch" "uns" hassen. Dabei wollt "ihr" doch zu "uns" , bzw. zu "unserer" Kategorie gehören; oder irre ich mich?

  • Haben cis Frauen nicht das Recht auf eigene (Schutz-) Räume? Für Partys, Diskussionen, Dating, Sport? Alle möglichen gesellschaftlichen Gruppe beanspruchen eigene Räume, um zumindest zeitweise unter sich zu bleiben.

    • @gyakusou:

      Dieses Recht SOLLTEN sie in der Tat haben, aber leider ist das nicht mehr selbstverständlich. Bleibt nur zu hoffen, daß immer mehr Frauen aufwachen, sobald ihnen klar wird, was der Self-ID-Irrsinn für sie bedeuten kann.

    • @gyakusou:

      Können Sie ja. Ist dann halt genauso Scheiße wie ein Schutzraum nur für weiße Frauen .

      • @Jenny_:

        Das ist offenkundiger Quatsch. Die spezifischen und nicht mit Rassismus vergleichbaren Gründe für eine situationsbezogene Trennung von Frauen und Männern sind noch nicht entfallen und werden es wohl auch niemals.

      • @Jenny_:

        Der Vergleich macht nur Sinn, wenn es ein Schutzraum für schwarze Frauen wäre... Aber dann wäre es ja nachvollziehbarer, oder?

      • @Jenny_:

        Genau was JENNY_ sagt