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Deutsche Waffenlieferungen an Israel„Ausfuhrgenehmigungen stoppen“

Die Menschenrechtsorganisation ECCHR will Deutschland juristisch daran hindern, Waffen an Israel zu liefern. Grund ist die Art der Kriegsführung in Gaza.

Zerstörte Wohnhäuser im Norden des Gazastreifens im Februar 2024 Foto: Mahmoud Issa/reuters
Mirco Keilberth
Interview von Mirco Keilberth

taz: Herr Schwarz, wie ist die Idee entstanden, gegen die Lieferung deutscher Waffen an Israel vor dem Verwaltungsgericht Berlin zu klagen?

Im Interview: Alexander Schwarz

ist stellvertretender Programmleiter beim European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR). Des Zentrum hat Klage beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht, mit dem Ziel, die von der Bundesregierung erteilten Exportgenehmigungen für Waffenlieferungen nach Israel aufzuheben. Unterstützt wird der 2007 in Berlin gegründete Verein in dem Fall von dem Palestinian Center for Human Rights (PCHR) in Gaza, dem Al Mezan Center for Human Rights in Gaza und der Menschenrechtsorganisation Al Haq aus Ramallah.Die Klage reicht das ECCHR auch im Namen von fünf im Gazastreifen lebenden Palästinensern ein, deren Familienangehörige bei israelischen Raketenangriffen getötet wurden.

Alexander Schwarz: Menschenrechte mit juristischen Mitteln durchzusetzen steht im Zentrum unserer Arbeit als Menschenrechtsorganisation. Dazu gehört, grundlegende Rechtsprinzipien, wie die Achtung des humanitären Völkerrechts, juristisch zu verteidigen. Auch arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren gegen Rüstungsexporte und haben wiederholt juristische Interventionen gegen Waffenexporte nach Saudi-Arabien unternommen. Hinzu kommt, dass unsere Organisation seit Jahren mit palästinensischen Partnerorganisationen im Westjordanland und in Gaza kooperiert. Viele unserer palästinensischen Kol­le­g:in­nen in Gaza haben Familienangehörige und Freunde durch die israelische Kriegsführung verloren, darunter viele Kinder. Nach den brutalen Verbrechen der Hamas vom 7. Oktober und den israelischen Reaktionen wurde für uns deshalb schnell deutlich, dass die Einhaltung des internationalen Rechts im Gazakrieg juristisch verteidigt werden muss. Es ist eben doch sehr offenkundig, dass die israelische Armee in Gaza gegen humanitäres Völkerrecht verstößt. Wir erheben die Klage deshalb im Namen von fünf betroffenen Palästinensern, die gegenwärtig in Rafah ausharren, bereits aber mehrfach vertrieben wurden und aktuell um ihr Leben bangen. Uns geht es dabei allein um die Art und Weise, wie Israel diesen Krieg in Gaza führt. Das betrifft weder das Selbstverteidigungsrecht noch das Existenzrecht des Staates Israel.

Was werfen Sie der Bundesregierung in Ihrer Klage juristisch vor?

Wir berufen uns in unserer Klage auf das Kriegswaffenkontrollgesetz. Danach ist eine Ausfuhrgenehmigung von Kriegswaffen zu versagen, wenn Grund zu der Annahme besteht, dass die Bundesrepublik durch die Genehmigung gegen ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen verstößt. Deutschland ist in Hinblick auf Rüstungsexporte europäische und internationale Verpflichtungen eingegangen, die wir im Falle von Kriegswaffenexporten nach Israel als verletzt ansehen. Konkret sehen wir Verstöße gegen den Waffenhandelsvertrag, die Genfer Konventionen von 1949 aber auch gegen Verpflichtungen aus der Völkermordkonvention. Im Kern geht es um die Art und Weise der israelischen Kriegsführung. So sieht der internationale Waffenhandelsvertrag vor, dass ein Rüstungsgut nicht exportiert werden darf, wenn ein überwiegendes Risiko besteht, dass damit schwere Verletzungen gegen humanitären Völkerrechts begangen werden. Nach unseren Erkenntnissen, gibt es klare Anhaltspunkte dafür, dass die israelische Armee in Gaza schwere Verletzungen gegen humanitäres Völkerrecht und sogar Kriegsverbrechen begeht. Das Kriegswaffenkontrollgesetz funktioniert bei Verstößen wie ein Riegel, den wir jetzt aktivieren wollen. Wir haben deshalb im Wege des Eilrechtsschutzes beantragt, die Ausfuhrgenehmigungen der Bundesregierung zu stoppen.

Im Fall der Klage Nicaraguas gegen die Waffenlieferungen der Bundesrepublik an Israel, argumentieren die deutschen Vertreter, man liefere nur defensive Waffen und überprüfe deren Einsatz.

Tatsächlich hat der deutsche Vertreter vor dem Internationalen Gerichtshof argumentiert, dass die Bundesregierung seit Oktober nur vier Genehmigungen für den Export von Kriegswaffen nach Israel erteilt habe. Von diesen Lieferungen sind insbesondere 3.000 genehmigte Panzerfäuste für unsere Klage relevant. Die Panzerfäuste sind für den Einsatz in Gaza bestimmt und stammen aus deutscher Produktion. Allerdings kann bei Panzerfäusten nicht von Defensivwaffen gesprochen werden. Trotz der Bezeichnung als Panzerabwehrwaffen handelt es sich bei Panzerfäusten um einen Waffentyp, der in ganz verschiedenen Situationen eingesetzt wird, wie etwa im Bodenkrieg, in städtischen Gebieten oder bei Angriffen auf Gebäude und Infrastruktur. Wir tragen in unserer Klage deshalb vor, dass Panzerfäuste desselben Typs, wie diejenigen aus deutscher Produktion, durch die israelische Armee bei mutmaßlich völkerrechtswidrigen Angriffen zum Einsatz kommen. Als Beleg hierfür haben wir unter anderem durch soziale Medien verbreitete Videoclips zusammengestellt, welche die Verwendung dieser Waffen durch die israelischen Streitkräfte in Gaza zeigen.

Die israelische Armeeführung sagt, dass die Zahl der bei den Kämpfen getöteten Zivilisten im Vergleich zu anderen Kämpfen im urbanen Umfeld, so wie der Vertreibung des Islamischen Staates aus der irakischen Stadt Mossul, gering sei.

Wir sehen ein ganz anderes Lagebild, bestätigt von Menschenrechtsorganisationen und Berichten von Organen der Vereinten Nationen. 70 bis 80 Prozent aller Gebäude im Gaza-Streifen wurden zerstört oder beschädigt. Dabei handelt es sich nach unseren Erkenntnissen in den meisten Fällen um zivile Gebäude, darunter Krankenhäuser, Schulen, Moscheen, Nahrungsproduktionsstätten und zivile Versorgungsanlagen. Das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, auf dessen Berichte wir in unserer Klage verweisen, hat gleich mehrere Bombardierungen durch die israelischen Streitkräfte dokumentiert, durch die mehrstöckige Gebäude vollständig zerstört wurden, wobei in mehreren Fällen durch einen einzigen Angriff mehr als hundert Zivilisten getötet wurden. Hinzu kommt, dass dabei nach unseren Recherchen kein militärisches Ziel ersichtlich war. Auch macht die Tatsache, dass sich unter einem Wohngebäude ein Hamas-Tunnel befindet, das Wohngebäude nicht automatisch zu einem legitimen militärischen Ziel. Vielmehr muss geprüft werden, ob das untertunnelte Gebäude aufgrund seiner Zweckbestimmung oder seiner konkreten Verwendung überhaupt wirksam zu militärischen Handlungen beiträgt. Schließlich ist die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Steht also beim Beschuss eines militärischen Ziels die unvermeidbare Inkaufnahme ziviler Opfer nicht im Verhältnis zu einem militärischen Vorteil, muss der Kampfeinsatz unterbleiben. Wir sehen durch die Art und Weise der israelischen Kriegsführung gewichtige Anhaltspunkte dafür, dass diese Regeln systematisch missachtet werden und die israelische Armeeführung offenkundig bereit ist, hohe zivile Opferzahlen in Kauf zu nehmen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: dass Israel grundsätzlich das Recht hat, sich gegen Angriffe zu verteidigen, steht außer Frage. Dieses Recht darf jedoch nicht zur Rechtfertigung von Verstößen gegen humanitäres Völkerrecht, quasi als Blankoscheck, herhalten. Völkerrechtlich handelt es sich beim Selbstverteidigungsrecht um das „Ob“ eines Krieges, hinsichtlich der Kriegshandlungen jedoch um das „Wie“. Beide Rechtsbereiche sind strikt zu trennen. Damit ist aber auch klargestellt, dass gezielte Tötungen von Zivilisten, die unverhältnismäßige Inkaufnahme von zivilen Opfern und wahllose Eigentumszerstörungen oder das Aushungern der Bevölkerung vom Recht auf Selbstverteidigung nicht umfasst werden.

Müssen deutsche Politiker damit rechnen, zur Verantwortung gezogen zu werden?

Nein. Bei unserer Klage handelt es sich um eine verwaltungsrechtliche Klage, die darauf abzielt, die erteilten Ausfuhrgenehmigungen von Kriegswaffen aufzuheben. Sollte die Klage Erfolg haben, hätte dies zur Folge, dass noch nicht erfolgte Lieferungen von Kriegswaffen, die unter diese Genehmigung fallen, von Deutschland nicht weiter ausgeliefert werden dürften. Es geht bei unserer Klage also nicht um die individuelle Verantwortlichkeit einzelner Personen oder Akteure.

Müssen die Kriegsverbrechen nicht wie im Falle des Krieges in Ex-Jugoslawien strafrechtlich aufgearbeitet werden?

Strafrechtlich könnten diejenigen Personen zur Verantwortung gezogen werden, die in Israel und Gaza Kriegsverbrechen oder andere Völkerstraftaten begehen, solche anordnen oder Beihilfe leisten. Das gilt für Angehörige der israelischen Streitkräfte ebenso wir für Kämpfer der Hamas. Wenn es die deutsche Strafjustiz mit dem Versprechen des Völkerstrafrechts ernst meint, sollten umgehend Ermittlungen auf Grundlage des deutschen Völkerstrafgesetzbuches erfolgen. Unsere Organisation hat deshalb bereits im letzten Dezember die Bundesanwaltschaft öffentlich dazu aufgefordert, sowohl die Tötung der deutsch-palästinensischen Familie Abujadallah aus Gaza als auch die Tötung der Deutsch-Israelin Shani Louk als Kriegsverbrechen zu untersuchen. Bislang hat die Bundesanwaltschaft allerdings verlautbaren lassen, dass sie keine Anhaltspunkte für die Begehung von Völkerstraftaten sieht. Eine Entscheidung, die sich, zumindest juristisch, nicht nachvollziehen lässt. Schließlich ist die Bundesanwaltschaft nach dem Legalitätsprinzip verpflichtet, jedem Anfangsverdacht einer Straftat nachzugehen. Und natürlich dürfen Entscheidungen über eine Strafverfolgung nicht von politischen Folgen abhängig gemacht werden, auch bei entgegenstehender Staatsraison. Gleichzeitig sollte man sich bereits an den Gedanken gewöhnen, dass nicht nur Kämpfer der Hamas, sondern in nicht allzu ferner Zukunft auch israelische Soldaten und Befehlshaber Gegenstand von Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag sein dürften. Dort werden gerade aktiv Ermittlungen in beide Richtungen geführt, Beweise gesammelt und Zeugen angehört. Das Weltstrafgericht ist dem Anspruch der Universalität in besonderer Weise verpflichtet und wird sich hoffentlich nicht von politischer Opportunität leiten lassen.

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23 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Der Begriff Defensivwaffen ist meiner Meinung nach irreführend. Früher sprach man von Schutz- und Trutzwaffen, das traf es besser. Jedes Abwehrsystem kann auch offensiv genutzt werden.

    Die Argumentationslinie von Herrn Schwarz kann ich gerade in Hinsicht auf die Einhaltung des Völkerrechts gut nachvollziehen. Es wird dabei aber etwas entscheidendes übersehen. Israel ist halt kein Staat wie jeder andere und die Sicherheitsinteressen Israels sind mit keinem anderen Staat gleichzusetzen.

    Ein Stopp der Exporte würde auch Israels Verteidigungsfähigkeit betreffen. Bei aller berechtigter Kritik an Israels Vorgehen in Gaza, sollte doch die Sicherung der Existenz des Staates Israel Priorität haben.

    Diese zu untergraben, wäre gerade von deutscher Seite unverantwortlich.

  • @JIM HAWKINS

    Was schlagen Sie vor? Wir bombardieren die iranische Botschaft in irgend einem x-beliebigen Land? Mit ein paar Taurus?

    Nein, das iranische Regime ist mir bei weitem nicht sympathisch. Das israelische aber derzeit auch nicht. Das Gemetzel in Gaza, und in dessen Schatten die Expansion und Gewalt im Westjordanland sind wirklich nicht unterstützenswert.

    • @tomás zerolo:

      "Das Gemetzel in Gaza, ..."

      Ich betrachte das Vorgehen der gegnerischen Kriegsseite am 07.10.23 als "Gemetzel" und will mir nicht ausmalen, wieviele Menschen die gegnerische Seite gefoltert, vergewaltigt, getötet und entführt hätte, wären sie nicht gestoppt worden.

      Was in Gaza passiert, ist meiner Meinung nach kein "Gemetzel", sondern, schlimm genug, Krieg. Die jüdische/Israel-Seite wurde, wie bekannt, angegriffen, die Gaza-Hamas-palästinensische Seite hat diesen Krieg begonnen.

    • @tomás zerolo:

      Nun ja, ich schlage vor, dass man einen Unterschied macht, zwischen dem totalitären, antisemitischen, frauenverachtenden Mullah-Regime im Iran und dem demokratischen Israel mit seiner derzeitigen beschissenen Regierung, die wohl abgewählt wird.

      Dass man einen Unterschied macht zwischen den apokalyptischen Terror-Rackets der Hamas, die offensiv ihre eigene Bevölkerung als Schutzschild missbrauchen und dem Einsatz der israelischen Armee.

      Dass man begreift, welche Gefahr dem Antisemitismus innewohnt, gerade in seiner aktuellen Erscheinungsform, dem antizionistischen Hass auf Israel.

      Es wurde auch nicht die iranische Botschaft in irgendeinem Land angegriffen, sondern Vertreter der Revolutionsgarden, die den Angriff des 7. Oktober koordiniert haben.

      Das würde mir schon fürs erste reichen.

      • @Jim Hawkins:

        "Es wurde auch nicht die iranische Botschaft in irgendeinem Land angegriffen, sondern Vertreter der Revolutionsgarden, die den Angriff des 7. Oktober koordiniert haben."- haben sie dafür auch beweise, denn die Amerikaner haben bereits einige tage nach dem Angriff vom 07. Oktober gesagt, das der Iran nicht daran beteiligt war. (CNN: Initial US intelligence suggests Iran was surprised by the Hamas attack on Israel das gleiche im WSJ: Iran Knew Hamas Was Planning Attacks, but Not Timing or Scale, U.S. Says



        Tehran’s leaders were surprised, according to U.S. intelligence)

      • @Jim Hawkins:

        "Dass man begreift, welche Gefahr dem Antisemitismus innewohnt, ..."

        Da möchte ich ergänzen, dass man doch "sogar als Antisemit" wissen müsste, dass die gegnerische Seite jüdische Menschen/Israel nur als "erstes Ziel" betrachten und man auch als Antisemit früher oder später an der Reihe sein wird.

        ""Israel is only the first target. The entire planet will be under our rule. The entire planet will be under our law; there will be no more Jews or Christian traitors."

        Zitat des früheren Hamas-Außenministers Mahmud az-Zahar. Er gehört immer noch zu den "Top 5" der Hamas.

        • @*Sabine*:

          Sie müssten es wissen, aber der Wahn, der der Antisemitismus nun mal leider ist, verhindert, dass man das sieht.

          Man muss die Augen ja fast schon schmerzhaft verschließen, wenn man etwa als "Queers for Palastine" mit Islamisten gemeinsam demonstriert.

          Diese gewaltigen Verdrängungsleistungen werden allerdings mit einem abgeschlossenen Weltbild belohnt, dass keine Widersprüche und nur noch einen Feind kennt.

          Und der wird bekämpft, auf Teufel komm raus.

          Wäre das nicht so gefährlich, wäre es nur bedauernswert.

          • @Jim Hawkins:

            "... aber der Wahn, der der Antisemitismus nun mal leider ist, verhindert, dass man das sieht."

            "Wahn" klingt mir persönlich fast zu entschuldigend, da Wahnvorstellungen üblicherweise krankheitsbedingt sind.

            Antisemitismus ist meiner Meinung nach jedoch eine Entscheidung, gerade bei (relativ?) reflektierten Linken. Aus meiner Sicht u.a. so eine Art "Schuldabwehr", besonders bei uns Deutschen. "Man" stellt sich auf die Gaza-Hamas-palästinensische Seite (ob der Iran dazu gezählt werden muss, weiß ich nicht) und schon ist man entlastet und kann die Verantwortung für das Auslöschen von 2/3 der jüdischen Weltbevölkerung abstreifen und hat vermeintlich eine Entschuldigung dafür, dass auch hier in Deutschland jüdische/israelische Menschen verfolgt und angegriffen werden.

  • Danke für den Artikel. Es ist wichtig das endlich auch mal eine rechtliche Auflärung stattfindet, das fehlt mir bei dem ganzen Konflikt häufig und Herr Schwarz hat es einfach und verständlich auf den Punkt gebracht. Zudem stimme ich ihm zu, das sich das Weltstrafgericht nicht von politischer Opportunität leiten lassen sollte, das sollte kein Gericht auch nicht die Damen und Herren der Bundesanwaltschaft. Wir haben uns in unserem Grundgesetz dem Völkerrecht und Menschenrechten verschrieben und daran sollten wir uns halten. Was gebietet das Recht und nicht was sagt die Politik. Verstöße gegen internationale Gesetze, humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte müssen geahndet werden, egal wer sie begeht.

  • Die Feinde Israels werden sich für diesen Vorstoß bedanken. Leuchtet doch am Ende des Weges ein entwaffnetes Land, dass man dann leichter angreifen oder vernichten kann.

    Au contraire mon frère, ich hätte es richtig gefunden, wenn sich die Fregatte Hessen an der Abwehr des iranischen Angriffes beteiligt hätte.

    Dann wäre etwas los gewesen in Deutschland. Und die viel beschworene Solidarität wäre fassbar geworden.

    • @Jim Hawkins:

      "Leuchtet doch am Ende des Weges ein entwaffnetes Land, dass man dann leichter angreifen oder vernichten kann."

      Ich finde es nur noch zum Weinen, dass der 07.10.23 so vielen (auch) linken Menschen nicht die Augen darüber geöffnet hat, gegen welchen Gegner die jüdische/Israel-Seite kämpft und was mit den jüdischen Menschen in Israel passiert, wenn sie wehrlos ihren Feinden überlassen werden.

      Dabei zeigt der 07.10.23 doch fast lehrbuchhaft exemplarisch, was mit jüdischen Menschen dort passiert, die wehrlos sind. Und wie jüdische Menschen in Deutschland angegriffen werden, wenn sie in beispielsweise Berlin als Juden erkennbar sind, wissen wir auch.

      • 6G
        600539 (Profil gelöscht)
        @*Sabine*:

        vielen dank

        • @600539 (Profil gelöscht):

          Ich danke Ihnen für Ihren Kommentar.

          Ich bin öfter kurz vor dem Aufgeben, weil es so ermüdend und enttäuschend ist, sinnlos erscheint, aber dann denke ich u.a. an Frau Zingher, die sich den antijüdischen/antiisraelischen Strömungen entgegenstellt, obwohl sie sich damit teilweise gegen ihre eigenen Kollegen positionieren muss. Das ist sehr mutig und enorm wichtig.

          Außerdem möchte ich auch nicht, dass die Geiseln, beispielsweise das Baby Kfir Bibas und sein Geschwisterchen Ariel (an die ich aus diesem Grund regelmäßig erinnere) vergessen werden.

    • @Jim Hawkins:

      Dann lesen Sie sich bitte noch einmal das Interview durch.



      Alexander Schwarz sprach davon, dass es im Kontext von vier Ausfuhrgenehmigungen für Kriegswaffen an Israel vor allem die Lieferung von 3.000 Panzerfäusten geht, bei denen wohl nur schwerlich argumentiert werden kann, dass es sich um Defensivwaffen zwecks Verteidigung Israels gegen die Hamas handelt. Prinzipiell geht es der Klage eben NICHT darum, dass Israel wehrlos gegenüber Angriffen von außen sein soll!



      Und es geht um eine verwaltungsrechtliche Klage, also um die tatsächliche Verhinderung der Lieferung von Kriegswaffen in ein Krisengebiet - niemand der politisch Verantwortlichen - weder in Israel noch hierzulande - soll individuell an den Pranger gestellt werden.



      Im Gegensatz also zu unserer Regierung kommen die Initiatoren dieser Klage der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel in besonderer Weise nach. Und dem kann ich mich nur anschließen.

      • @Abdurchdiemitte:

        Mir geht es eigentlich mehr darum, was für ein Signal so ein Prozess aussendet.

        Das Signal wäre dann, Deutschland liefert keine Waffen an Israel.

        Aus welcher Ecke dann die Jubelschreie kommen würden, das ist ja klar.

        Die ganze Sache mit der historischen Verantwortung ist ja meistens nur Teil von Sonntagsreden.

        Diese Verantwortung, die Solidarität mit Israel hätte praktisch werden können, hätte sich etwa die Fregatte Hessen an der Abwehr des iranischen Angriffs beteiligt.

        Die USA taten es, Frankreich und Großbritannien, Jordanien, sogar Saudi-Arabien.

        Die Deutschen legen sich allerdings höchstens mit den Huthi an.

        • @Jim Hawkins:

          Ob der Einsatz der deutschen Fregatte militärisch nun unbedingt notwendig war, ist dabei ja die entscheidende Frage, die zählt … das kann ich natürlich nicht beurteilen, aber es ist m.E. in diesem Kontext auch nebensächlich.



          Aus meiner Sicht wäre jegliches Engagement ein konkreter, praktizierter Akt der Israel-Solidarität, der dazu beitragen kann, Frieden und Verständigung in Nahost zu fördern - das dient auch der Sicherheit Israels - , statt mit Waffenlieferungen immer noch weiter Öl ins Feuer zu gießen.



          Vor dem 7. Oktober waren Israel und einzelne arabische Staaten über bilaterale Kanäle da schon auf einem guten Weg und ich wünschte, dass dieser Prozess wieder aufgenommen wird (in Jordanien beispielsweise weiß man sehr genau, dass man von guten Beziehungen zu Israel nur profitieren kann).



          Einfacher würde das freilich mit einem Regierungswechsel in Israel - und so ziemlich der worst case wäre ein Wahlsieg Trumps im November in den USA.

    • @Jim Hawkins:

      Wenn der Antrag mit der skizzierten Argumentation Erfolg hätte, dann hätte die Bundesregierung den Staat Israel bei schweren Verbrechen unterstützt. Dann muss die Unterstützung eingestellt werden. Für Israel könnte und dürfte dann keine Extrawurst gebraten werden. Wobei ich es für ziemlich unwahrscheinlich halte, dass der Antrag Erfolg hat. Denn schon die Verfahren vor dem IGH legen nahe, dass systematische Kriegsverbrechen nicht offensichtlich sind.

      Selbst wenn der Antrag Erfolg hat: Damit ist Israel aber nicht wehrlos. Es dürfte ja Waffen zu anderen Zwecken erhalten. Insbesondere für seine legitimen Interessen zur Verteidigung. Wozu das bombardieren von Botschaften freilich nicht zählt.

      Ich finde es aber ziemlich ermüdend, dass selbst jeder sachlich und rechtsförmige Widerstand gegen den Krieg gleich damit gekontert wird, eigentlich bezweckte man damit die Vernichtung Israels. Und dass das Plätten des Gazastreifens die derzeit klügere Lösung ist.

      • @Peter Rabe:

        Um die Bomben auf die iranische Botschaft geht es hier gar nicht, sondern um die Bomben auf Gaza.

      • @Peter Rabe:

        Die Sache ist nur die, mir ist kein anderer Fall eines anderen Landes bekannt, dem so flott Genozid, Kriegsverbrechen und Apartheid vorgeworfen werden.

        Dabei gibt es das. Etwa im Jemen oder im Sudan.

        Nur interessiert das eben keinen.

        No jews, no news.

        Israel ist unter Feuer, der Antisemitismus explodiert weltweit. Juden und Jüdinnen können sich weder in Neukölln, noch an der FU, geschweige denn in Harvard angstfrei bewegen.

        Der Umgang mit Juden und mit Israel ist das Eichmaß der Zivilisation, der Aufklärung und der Menschlichkeit.

        Geht es gegen die Juden, geht es gegen den Universalismus der Menschenrechte.

        Wenn weite Teile der Linken, bizarrerweise auch der queren Linken, mit Islamisten auf die Straße gehen, dann ist das ein mehr als düsteres Signal, ein Menetekel.

        Houellebecq lässt grüßen.

        • @Jim Hawkins:

          "Wenn weite Teile der Linken, bizarrerweise auch der queren Linken, mit Islamisten auf die Straße gehen, dann ist das ein mehr als düsteres Signal, ein Menetekel."

          Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Begeisterung, die viele deutsche Linke dem Ayatollah Khomeini vor und während dessen Machtergreifung einst entgegenbrachten. Leider wurde seitdem, wie mir scheint, zu wenig dazugelernt.

          • @Agarack:

            Danke, dass Sie an die iranische Revolution erinnern. Meine diesbezüglichen Kommentare kommen leider nicht durch.



            Ich denke, dass meine Bitterkeit als seit Geburt weiblich gelesene Person über das Verhalten der Linken damals zu deutlich rüberkommt.



            Die iranische Revolution war zwar lange vor meiner Zeit, aber da ich mich intensiv mit "links sein" beschäftige, besonders in Zusammenhang mit Rechten für Frauen, Juden und Homosexuellen/Queer und nicht so richtig weiß, wo ich mich verorten soll, habe ic mich im nachhinein mit dem Thema beschäftigt.

        • @Jim Hawkins:

          Zumindest Apartheid wurden ja Südafrika und dem ehemaligen Südwestafrika vorgeworfen.

          Meines Wissens liefert Deutschland Waffen weder in den Sudan noch in den Jemen. Wenn Sie die Waffenlieferungen an die Saudis meinen: Die sind und waren genauso umstritten.

          "Geht es gegen die Juden, geht es gegen den Universalismus der Menschenrechte."

          Wahrscheinlich deswegen kritisieren viele linke jüdische Gruppen Israel. Wegen der Universalität der Menschenrechte.

          • @Francesco:

            "Wegen der Universalität der Menschenrechte."

            Die gelten aber auch für Frauen und Homosexuelle/Queers. Gerade wieder bei Amnesty einen interessanten Bericht über Frauenrechte in Gaza und Westjordanland (von vor dem Krieg) gelesen.