Deutsche Umwelthilfe gegen Werbung: Reklame beschleunigt Klimakrise
Ungewollte Werbepost im Briefkasten stört nicht nur, sie verursacht auch Tausende Tonnen CO2. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert dafür die Deutsche Post.
Demnach könnten bei der Papierherstellung pro Jahr bis zu 535.000 Tonnen des Klimagases gespart werden, wenn nur noch jene Haushalte Werbepost erhielten, die das auch wünschten. Derzeit gilt die Regelung, dass Haushalte unerwünschte Werbepost explizit ablehnen müssen, etwa per Aufkleber „Bitte keine Werbung“, wenn sie nichts erhalten möchten. Zum Vergleich: In ganz Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 739 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Der Anteil der ungewollten Werbepost daran liegt also unter 0,1 Prozent – ist also verschwindend gering.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert dennoch, per Gesetz eine umgekehrte „Opt-In-Regelung“ einzuführen, die den Einwurf von Werbepost nur noch bei jenen erlaubt, die ausdrücklich auf dem Briefkasten markieren, dies zu wollen.
Nach Schätzungen des Umweltbundesamts fallen pro Haushalt wöchentlich etwa 500 bis 700 Gramm unverlangte Werbung und kostenlose Zeitungen an. Die DUH schätzt, dass etwa drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger keine Werbung mehr erhielten, wenn eine Opt-In-Regel gelten würde. Auf dieser Annahme basiere auch das errechnete CO2-Einsparpotenzial.
28 Prozent gegen Werbepost
Bislang würden lediglich etwa 28 Prozent der Bürger per Aufkleber kenntlich machen, dass sie keine Werbepost wünschten, schreibt die DUH in Berufung auf Daten der Zeitungsmarktforschungsgesellschaft ZMG.
Mit der Opt-In-Regel müsse „niemand auf etwas verzichten. Wer weiterhin Werbung will, bekommt sie“, sagte DUH-Vizegeschäftsführerin Barbara Metz. „Der ungelesene und sinnlos produzierte Großteil“ aber wird eingespart“, so Metz.
Enttäuscht zeigte sie sich vor allem von der Deutschen Post als „einem der hauptverantwortlichen Akteure für unadressierte Werbepost“. Das Unternehmen wolle „nach eigenen Aussagen schon in wenigen Jahren klimaneutral sein. Ohne entscheidende Änderungen bei der Verteilung unadressierter Werbepost wird dies allerdings nicht zu machen sein“, erklärte Metz. Laut DUH-Berechnungen sei „die Deutsche Post für jährlich eine Milliarde ‚Einkaufaktuell‘-Werbebroschüren verantwortlich.
100.000 Unterschriften an Justizministerium
Bereits im vergangenen Dezember hatte sich der Verband mit diesem Anliegen und 100.000 gesammelten Unterschriften an das Bundesjustizministerium gewandt. Zur gewünschten Gesetzesänderung kam es bislang nicht. Auf dpa-Anfrage teilt das Ministerium mit, dass es das Anliegen der Umweltschützer nachvollziehen könne und dass mögliche Regelungsoptionen derzeit geprüft würden. Noch seien aber wichtige Abwägungsfragen ungeklärt, etwa mit Blick auf mögliche Nachteile für örtliche Unternehmen.
Werbepost sei beispielsweise für den stationären Handel „ein wichtiges Instrument der Absatzförderung“, erklärte eine Sprecherin. Darüber hinaus könnte eine Opt-In-Regelung auch die Pressefreiheit betreffen, wenn etwa Anzeigenblätter mit redaktionellem Teil von einem Verbot erfasst würden.
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