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Demo gegen Co­ro­nal­eug­ne­r:in­nen„Arschgepuderte Eso-Vögel“

Die Berliner Kneipe „Scotch & Sofa“ wollte wieder Co­ro­nal­eug­ne­r:in­nen hofieren. Kein Gast erschien – dafür aber 350 Gegendemonstrant:innen.

Kein Scotch und Sofa, sondern Straße und Demo: Antifagruppen am Donnerstagabend Foto: Timm Kühn

Berlin taz | „Coronaleugner*innen raus aus dem Kiez!“ – so hieß das Motto einer erstaunlich großen Demonstration in Prenzlauer Berg, die Donnerstagabend von der Eberswalder Straße startete. Trotz Eiseskälte und Pandemie erschienen laut Ver­an­stal­te­r:in­nen 350 Menschen; die Polizei spricht von einer dreistelligen Zahl „im unteren Bereich“. Sie setzte die Abstandsregeln penibel durch, was den Protestzug noch größer erscheinen ließ.

Ziel der Demoroute war die Bar „Scotch & Sofa“. Diese wird seit Mitte Januar trotz Pandemie immer wieder geöffnet, vorgeblich, um Gründungsveranstaltungen einer Partei namens „Team Freiheit“ zu ermöglichen. In den letzten Wochen waren hier neben verschiedenen Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ke­r:in­nen auch die bekannte Hutmacherin und jetzige angebliche Parteiinitiatorin Rike Feurstein aufgetreten. Laut Tagesspiegel verkündete sie zum Beispiel, das Coronavirus sei „einer Grippe sehr, sehr ähnlich“.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik vermutet in derartigen Treffen einen neuen Trend in den Protestformen der Coronaleugner:innen. Es gäbe derzeit „mehr kleinere Aktionen“ wie Spaziergänge, Gottesdienste oder eben auch Parteigründungen, hatte sie vor wenigen Tagen erklärt.

Diese Einschätzung teilen auch viele Red­ne­r:in­nen auf der Demo: Die Leug­ne­r:in­nen würden sich anpassen wie das Virus selbst, hieß es in einem Beitrag. Da werde jede „juristische Lücke“ genutzt.

Linke Kritik am pandemischen Kapitalismus

Den Teilnehmenden ging es bei der Demo aber um mehr als um das Treiben einiger Egoist:innen. Obwohl viele der Leug­ne­r:in­nen keine waschechten Nazis seien, gäbe es ein verbindendes Element: Ein Sozialdarwinismus, der das Überleben des Stärkeren propagiere, wie es einem Redebeitrag hieß. Und „stärker“ bedeute im Kapitalismus eben „wohlhabender“, weshalb es auch kein Wunder sei, dass sich ausgerechnet der Prenzlauer Berg zu einem Hotspot für die „arschgepuderten Eso-Vögel“ entwickle.

Letztlich ging es auch um die Formulierung einer linken Kritik an den Pandemiemaßnahmen und am Kapitalismus insgesamt: „Es ist ein Unding, dass der Bevölkerung Verzicht im Privaten und der Freizeit abverlangt wird, während die Mehrwertproduktion weiterläuft“, heißt es etwa auf einem auf der Demo ausgeteilten Flugblatt. Es brauche die sofortige Patentfreigabe der Impfstoffe und darüber hinaus die Vergesellschaftung der profitorientierten Teile des Gesundheitssystems, verkündete eine Rednerin weiter.

Erschienen ist zum Treffen der Leug­ne­r:in­nen letztlich niemand. Dies liege wohl auch an der gesellschaftlichen Gegenwehr, sagte ein Teilnehmer an der Demo.

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19 Kommentare

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  • "Letztlich ging es auch um die Formulierung einer linken Kritik an den Pandemiemaßnahmen und am Kapitalismus insgesamt"

    Ich habe leider von links noch keine Kritik an zu laschen Maßnahmen gehört.



    Im Gegentum, alles sollte immer so lange offen bleiben wie möglich: schulen, Kitas, Kneipen, Kultur. Und obendrauf dann noch Sprüche wie von Ramelow à la: "Und wenn keine Viren da sind, wieso soll ich dann eine Maßnahme aufrechterhalten, die keine Wirkung hat? Wir sind doch nicht im Showgeschäft." taz.de/Bodo-Ramelo...nagipfel/!5721456/

  • "Sie [Anm.: die Polizei] setzte die Abstandsregeln penibel durch"



    Ob sie das auch bei den Coronaleugner



    innen getan hätte?



    "Letztlich ging es auch um die Formulierung einer linken Kritik an den Pandemiemaßnahmen und am Kapitalismus insgesamt: „Es ist ein Unding, dass der Bevölkerung Verzicht im Privaten und der Freizeit abverlangt wird, während die Mehrwertproduktion weiterläuft“, heißt es etwa auf einem auf der Demo ausgeteilten Flugblatt. Es brauche die sofortige Patentfreigabe der Impfstoffe und darüber hinaus die Vergesellschaftung der profitorientierten Teile des Gesundheitssystems, verkündete eine Rednerin weiter."



    Klingt gut! Schön, dass so eine politische Nachricht auf die Straße getragen wurde.

  • Natürlich ist Corona eine Grippe sehr ähnlich. Gleiche Zielgruppe, ähnliche Verbreitungswege, beides Viren.

    Covidioten sind nicht das Problem bei der Bekämpfung von Corona wie das Auf und Ab der Inzidenzzahlen zeigt, die vor allem von der Qualität der Maßnahmen abhängig ist und nicht von der Dummheit der Covidioten.

    Von daher: Mehr Gegendemonstrationen gegen lasche Maßnahmen! Wesentlich effektiver!

  • Die „arschgepuderten Eso-Vögel“ vom Prenzlauer Berg, die ich nur vom Hörensagen kenne und die für mich Teil der politischen Mitte sind, die ich politisch für eine neoliberal orientierte Randgruppe halte, sollen also raus aus dem Kiez? Wohin sollen sie gehen?

    Ich erinnere mich noch an die Spießbürger der alten BRD mit ihren Sprüchen wie "Geh doch rüber!" usw.



    Alter Wein in neuen Schläuchen. Auf jeden Fall eine Ideologie, die der deutsche Michel gut findet.

  • Darwin ist Apriori. Diese Theorie kann man nicht interpretieren. Und sie sagt nicht '...des Stärkeren' sondern ,...the fittest'. Also '...des Angepasstesten'. An Corona muss man sich ganz klar anpassen, wer glaubt er könne das durch Stärke ersetzen, steht im Stau. So gesehen, wenn Wohlstand, wie beim Auto, krank, dumm, faul, was weiss ich alles macht, werden eben die anderen langfristig besser dastehen.

  • @MARTIN_25

    Das ist keine Stimmungsmache. Das ist lediglich eine (treffende) kritische Auseinandersetzung mit dem, was in diesem Spektrum so unterwegs ist.

    Sie faseln von irgendwelchen "anderen Meinungen" und "hochkarätige Forschungsinstitute". Alternative facts?

  • Der Verweis auf den Sozialdarwinismus ist stichhaltig. Man stelle sich vor, Covid-19 töte nicht hauptsächlich Alte, sondern Kinder und junge Menschen. Würde irgendwer auch nur daran denken, die ganzen Maßnahmen zu kritisieren?

  • Darwin's "survival of the fittest" wird immerzu falsch übersetzt. Fit bedeutet nicht, dass der Stärkste überlebt, sondern der am besten Angepasste.

    • @Katrina:

      That explanation fits ;)

    • @Katrina:

      In der Natur mag das noch klar sein, in der Gesellschaft wird es schwer. Da passen Vermögende schon mal die Umstände an die eigenen Bedürfnisse an.

  • Was soll hier die Stimmungmache gegen Menschen, die die Koronamaßnahmen kritisieren? Warum werden Parteigründungen bekämpft. Warum sind so viele menschen überheblich und Arrogant geworden, so daß die Meinung anderer verteufelt werden muss?

    Es gibt viele Experten in D und auf der Welt, die eine andere Meinung haben, und eine andere Vorgehensweise gegen die Epedemie vorschlagen. Warum sollte ein Herr Drosten als eine Art Papst als Hüter der einzigen Warheit betrachtet werden, und warum sollte das RKI sachkundiger sein, als all die anderen hochkarätigen Forschungsinstitute. Die D Politik ist schlecht beraten, sich nur einseitig auf eine Forschungsrichtung un eine Lösung festzulegen.

    Leben gibt es immer mit vielen Alternativen, und Panik und Hysterie ist nicht angesagt, auch wenn sie von den medien und der Politik fleissig geschürt werden.

    • @Martin_25:

      Aufgabe von Wissenschaft ist es Fakten und Evidenz zu liefern und ggf. auch zu benennen wozu (noch) keine gesicherten Aussagen möglich sind. Mit Meinung hat all das nichts zu tun und Schlüsse und Konsequenzen aus diesen Informationen zu ziehen ist nicht Sache der Wissenschaft, sondern von Politik und Gesellschaft. Diese Trennung wird übrigens gerade von Herrn Drosten immer wieder hervorgehoben. Aber zu suggerieren die Wissenschaft wäre eigentlich eine Frage von Meinungen und man könne sich eben an den Experten halten der gerade am Besten zur eigenen Agenda passt ist ein Argumentationsmsuter das uA aus der Klimawandeldebatte leider nur allzu bekannt ist.

    • @Martin_25:

      was sie wohl noch nicht ganz verstanden haben, ist, dass es bei naturwissenschaften keine zwei meinungen oder ´alternativen´ gibt. 1+1=2. es mag menschen geben, die dies oder wissenschaftliche tatsachen nicht wahrhaben wollen, aber so zu tun, als ob es dazu alternativen gaebe und darauf zu bestehen, geht dann in den bereich der psychologie.

    • @Martin_25:

      Ich habe mir die Veranstaltung letzte Woche unter Schmerzen gegeben und kann versichern, dass es relativ wenig um die Maßnahmen und eine konkrete Kritik daran ging.



      Es wurde eine recht unstrukturierte Diskussion geführt, bei der nacheinander (gelegentlich im 20-sekunden Takt springend) so ziemlich jede Verschwörungstheorie zu Corona (Bill Gates/Bilderberger) einmal angesprochen und unkommentiert stehengelassen wurde.

      Ich bin kein Experte im medizinischen Bereich, aber auch im Ausland werden ja Einschränkungen beschlossen, welche teilweise noch härter ausfallen als in DE, auch wenn der Einfluss des RKI und Dorsten dort beschränkt sein dürfte.



      Mein Eindruck ist, dass sich führende Virolog*innen weltweit relativ einig sind, bis auf ein paar sehr laute Ausnahmen.



      Herr Streeck bspw. kommt immer noch in Talkshows, focus, Welt und Co. zu Wort, obwohl er sich durch falsche Einschätzungen bereits mehrmals disqualifiziert hat.

    • 9G
      90564 (Profil gelöscht)
      @Martin_25:

      sie verwechseln belegte fakten mit meinung

    • @Martin_25:

      Mit Meinungsfreiheit ist wohl nur eure Meinung gemeint. Wer eine Partei gründet oder unterstützt, die für die sofortige Einstellung aller Maßnahmen gegen die Pandemie ist, muss sich nicht wundern wenn es Kontra gibt. Das ist Demokratie!

  • "Obwohl viele der Leug­ne­r:in­nen keine waschechten Nazis seien, gäbe es ein verbindendes Element: Ein Sozialdarwinismus, der das Überleben des Stärkeren propagiere, wie es einem Redebeitrag hieß.

    Letztlich ging es auch um die Formulierung einer linken Kritik an den Pandemiemaßnahmen und am Kapitalismus insgesamt"

    Fitte Leute am Start, war das die AANO? So etwas bräuchte es viel, viel mehr.

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    da wo staatsgewalt und die sog "zivilgesellschaft" versagen, muss wieder die antifa die drecksarbeit übernehmen, #dankeAntifa!

  • Der Beruf der Hutmacherin passt ja wie die Faust auf''s Augen:). Da gehen Hut- und Wutbürgern nimmernie die Aluhüte aus.