Demo gegen Agrarprojekt in Frankreich: Polizei schlägt Protest nieder
Bei einer verbotenen Demo gegen Wasser-Privatisierung in Westfrankreich liefern sich Demonstranten und Polizei schwere Auseinandersetzungen.
Die Behörden befürchteten, dass es den Demonstrierenden wie bei der letzten Kundgebung im Oktober gelingen könnte, bis zum riesigen Krater zu gelangen. Dieser soll später für einige landwirtschaftliche Großbetriebe als Reservoir für die Bewässerung im Sommer dienen. Dazu soll Grundwasser gepumpt werden. Weil dies eine Form der Privatisierung knapper Ressourcen gleichkommt, wächst die Kritik. 16 solcher „Mega-Becken“ sind in dieser Zone geplant. Sainte-Soline ist damit zum Symbol eines „Wasserkriegs“ geworden.
Mehr als 3.000 Angehörige der Gendarmerie und Ordnungspolizei, ausgerüstet mit Helikoptern, Wasserwerfern und diversen Granaten, warteten vor der Baustelle auf die Demonstrierenden. Die Zusammenstöße waren unvermeidlich. Die Ordnungskräfte, die mit unterschiedlichen Wurfgeschossen und auch mit Molotowcocktails angegriffen wurden, schossen nicht weniger als 4.000 Granaten, häufig auch auf gewaltlos demonstrierende Umweltschützer*innen. Drei Fahrzeuge der Gendarmerie wurden in Brand gesteckt. Zuletzt setzte die Gendarmerie ihre neue „Kavallerie“ ein. Nach etwa zwei Stunden zogen sich die Demonstrierenden traurig, wütend und auf Revanche sinnend in ihr Basislager im benachbarten Ort Melle zurück.
Über 200 Verletzte
Die Bilanz ist schlimm: In den Reihen der Demonstrierenden wurden laut dem Öko-Netzwerk Soulèvements de la Terre mehr als 200 Leute verletzt, 40 von ihnen hatten offene Wunden, 10 Personen mussten ins Krankenhaus gebracht werden und eine Person befand sich am Samstagabend noch in Lebensgefahr. Auch zwei Pressevertreter wurden verletzt.
Auf der Gegenseite sprach Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin von 28 verletzten Beamten, von denen zwei ins Krankenhaus transportiert werden mussten. Die Regierung möchte die Gegner*innen des Wasserprojekts als „Öko-Terroristen“ und „Ultralinke“ diskreditieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht