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Ich habe auf diese Debatte noch einmal geantwortet und versucht, die Kernfragen herauszuarbeiten, nämlich die Verteidigung eines Rechtsradikalen durch die taz und die Deckung der Verharmlosung der Nazi-Verbrechen:
Der gesamte Text findet sich hier:
//http://www.wsws.org/de/articles/2018/03/24/taz2-m24.html
Anfang März widmete die taz am wochenende der Verherrlichung des rechtsextremen Professors Jörg Baberowski eine dreiseitige Titelgeschichte. Nun hat sich auch Edith Kresta, die bei der taz für die Ressorts Reise, Sport, Wissenschaft und Wahrheit verantwortlich ist, für die Überwindung von „moralischem Sektierertum“ gegenüber rechtsradikalen Positionen und gegen die Stigmatisierung fremdenfeindlicher Vorurteile ausgesprochen.
Die Umarmung Baberowskis offenbart den massiven Rechtsruck eines ganzen Milieus und zeigt zugleich, wie korrekt und wichtig der Kampf ist, den die International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) an der Humboldt-Universität gegen Baberowski führen.
Auf die erste Veröffentlichung der taz hatten die IYSSE mit einem offenen Brief reagiert, der nachweist, dass sich die Zeitung offener Fälschungen, Verdrehungen und Unredlichkeiten bedient, um Baberowski reinzuwaschen und seine Kritiker zu diffamieren. Die taz hatte das Dauerargument der Rechten übernommen, dass Kritik an ihnen ein Angriff auf die Meinungsfreiheit sei, und sie hatte unterschlagen, worum es bei der Auseinandersetzung an der Humboldt-Universität tatsächlich ging: um die Verharmlosung und Rechtfertigung von Nazi-Verbrechen.
Die taz weigerte sich, den Brief der IYSSE abzudrucken. Das gleiche gilt für zahlreiche weitere kritische Leserbriefe, die aus der ganzen Republik in der Redaktion eingingen. Stattdessen veröffentlichte Kresta am 15. März einen wüsten Kommentar, der sich hinter den Baberowski-Artikel stellt und für eine politische Öffnung gegenüber rechtsradikalen Ideologien eintritt.
Hier weiterlesen:
//http://www.wsws.org/de/articles/2018/03/24/taz2-m24.html
Soviel von der taz zum Thema Lifestyle nowadays. Verlockend und prickelnd wie ein SPD-Sommerfest mit Currywurst und „Frei“-bier.
Achtung! „Hier werden Sie geholfen.“
Allein, dass diskutiert wird, ob diskutiert werden soll, zeigt schon die ganze Verkrustung der Situation.
Wie soll der viel und vollmundig beschworene „Kampf“ gegen Rechts denn aussehen, wenn man nicht einmal mit denen reden mag?
Etwa, dass man Leute, die reaktionäre Meinungen zum Besten geben (und nicht etwa nur tatsächliche Schlägernazis) körperlich bedroht, sodass sie sich nicht mehr raustrauen (wie hier kürzlich gefordert wurde)? Das kommt dem, von den Neurechten gerne beflennten, „Linksfaschismus“ schon ziemlich nahe.
Die gängige Methode, nämlich nur über die Rechten zu reden und ihre Ansichten undiskutiert moralisch zu stigmatisieren, bringt jedenfalls nichts, bzw. nicht genug, und, so scheint mir, zunehmend das Gegenteil des Erwünschten.
Ansonsten bleibt nur der beleidigte Rückzug in die Selbstgewissheit der eigenen Echokammern und die vage Hoffnung, dass es von selbst weggeht. Das wird aber kaum passieren. Ich kenne persönlich nicht wenige Leute, die so ticken, und es stößt mich immer mehr ab.
Die innerlinke Debatte erfordert dringend mehr Kopf und weniger Bauch, denke ich. „Wie erreiche ich das, was ich will“, anstatt immer nur „was finde ich scheiße“. Und das gilt beileibe nicht nur für das Problem mit den Rechten.
Letztendlich heißt das doch weg von der Selbstvergötzung, Abkehr vom Gutmichel und sich auch mal die Finger dreckig machen. Keine Angst haben vor der Wortpolizei.
Am Beispiel von Wagenknecht kann man das ganze Elend der linken Selbstvergötzer erkennen. Wagenknecht ist dann plötzlich eine nationale Sozialistin, wenn sie sagt, dass es logischerweise irgendwo eine Grenze der Einwanderung gäbe. Und wie keine andere setzt sie sich gegen den Abbau des Asylrechtes ein.
Ich könnte mir vorstellen, das der ein oder andere rechte TAZ-Observierer, in den letzten 2 Jahren eine Menge zu lachen hatte.
Jeden Tag eine neue Weißheit zum Thema "Umgang mit Rechten und Neofaschisten". Sollte man mit ihnen reden? "Niemals, vielleicht, Unbedingt"-und übersieht dabei das Wesendliche: Wollen die überhaupt mit uns reden? Haben die das momentan überhaupt noch nötig mit uns zu reden?
Diese etwas zerknautschte Selbstkritik ist ja irgendwie süß, wäre aber vor 5 Jahren angebrachter gewesen, als sich keiner partout vorstellen wollte, wohin diese isolierten Debatten über "Manspreading" u.ä führen könnten-in die politsche Isolation nämlich.
Jetzt ist es dann aber auch mal wieder gut mit all dieser Selbstkasteiung. Will man jetzt ins andere Extrem gehen und Nazis freundlich jede Tür in die Mitte der Gesellschaft öffnen? Wie wärs den mit einer Gauland-Kolumne in der TAZ?-Nur damit sich der arme alte Mann nicht so schlecht behandelt fühlt.
Übrigens habe ich schon immer mit Leuten geredet und privat zu tun gehabt, die sich auch ausserhalb eines linken Mileus bewegt haben. Deshalb berührt mich diese Debatte auch nicht persönlich, da ich nicht dazu neige, jedem Arbeiter der Worte wie "Jugo, Tussi" oder "Warmduscher" in den Mund nimmt, gleich übelsten Rassismus oder Sexismus zu unterstellen.
Nein, kein Linker muss sich mit Rassisten oder Faschisten zum Bier verabreden. Es würe schon aussreichen den SPD wählenden Arbeiter nicht zu verkraueln. Mein Tipp an die Akademiker da draußen; einfach mal auf den Inhalt des Gesagten hören und nicht nur auf die Form achten.
Ich stelle mir gerade vor, wie Sie einen SPD wählenden Arbeiter kraulen, damit er nicht verkrault ist. Sorry, Scherz muss sein.
Ansonsten denke ich, dass die "Sprachpolizei" oft das Gegenteil von dem bewirkt, was eigentlich gewollt war. Und außerdem ist PC oft eine Form von Diskreminierung der übelsten Art wie z.B. "bildungsferne Schichten".
Guter Kommentar, danke.
Ich bin auch der Meinung, dass die Rechten kein großes Interesse an einem Dialog mit der "Zivilgesellschaft" haben, die sie ja von Herzen hassen.
Sie wollen die Hegemonie, egal wie. Und wenn die akademische Linke in ihrer Bubble weiter nur Sprachpolizei spielt, haben die Kameraden immer was zu lachen.
Und das sage ich nicht als Tussi oder Jugo, sondern als Warmduscher.
Wir haben noch keine Ahnung, warum Menschen in Sachsen, Bayers und anderswo menschenfeindlichen Ideen nachlaufen?
Das kann nicht Ihr Ernst sein!
Es ist höchste Zeit sich eine Ahnung zu verschaffen: Oder vertrauen sie Merkel und ihrem Satz:" In einem Land, in dem wir gut und gerne leben"?
Wie völlig naiv ist denn diese Denkweise!
Vielleicht laufen sie diesen menschenfeindlichen Ideen nach, weil sie sie für richtig halten.
Diese Leute sind ja weiß Gott nicht alle dumm. Die AfD kann ja nicht nur in der Unterschicht fischen.
Man muss keinen niedrigen IQ haben, oder eine schlechte Bildung um Rassist zu sein.
War Goebbels dumm? Wohl kaum. Es ist ja schon lange bekannt, dass es einen Bodensatz von 20% an Rassisten und Antisemiten gibt.
Und die freuen sich darüber, dass sich ihre Partei jetzt sogar im Bundestag ihren Hass und Dreck verbreiten darf.
Sie können diese Leute natürlich fragen, warum sie das so sehen. Sie werden es ihnen sicher gern ins Gesicht brüllen.
Nein, ich laufe diesen Ideen nicht nach.
Ich verstehe aber die Angst derer, die abgehängt sind, nicht nur gefühlt.
Die oberen braunen Gesinnungsgrützen sind natürlich raffiniert und geschult, keine Frage.
Die unteren sehen in deren Gebrüll eine Alternative zu ihren schlechten Lebensbedingungen.
Das ist fatal und wird uns, bei weiterer Ignoranz, auf die Füße fallen.
Diese Erkenntnis ist sehr alt, denn schon Sokrates erlang sie.
Niemand tut wissentlich schelchtes, sindern ist getrieben von flaschen Überzeugungen, die er für gut hält.
Deswegen gibt es folg. Schritte für jede Dsikussion:
Fragen nach der Tugend und dem Guten (Definition)
Scheinwissen des Gefragten
Prüfung und Widerlegung des Scheinwissens
Aporie (Umschlagpunkt)
Gesprächspartner gibt zu, nicht zu wissen
Neuauflage der Frage
Dialog der Lernenden bei der Suche nach wahrem praktischen Wissen (erkennen von Gut und Böse)
gelangen zur Klugheit (phronesis), die durch kritische Selbstprüfung abgesichert ist und auf den rechten Gebrauch in der Praxis abzielt
@HerrvonSinope Das ist mir viel zu theoretisch.
Unbelehrbar und selbstgerecht und mit missionarischem Eifer unterwegs wie die Zeugen Jehovas. Warum sollte man mit Linken diskutieren?
Es geht darum in der Konversation Argumente zu finden die in einer echten Auseinandersetzung funktionieren und nicht nur bei anderen Linken ziehen. Es geht nicht um das Gegenüber, es geht um den Zuschauer, der sich irgendwo in der Mitte sieht oder vielleicht auch gänzlich unpolitisch ist. Diese Menschen kann man erreichen, überzeugen oder ihnen zumindest ein angemessenes Maß an Vorsicht einflößen.
Argumentieren funktioniert mit einem echten Gegner besser als mit einem Strohmann oder Konstrukten, wie dem Patriarchat oder Strukturellem Rassismus. Wenn man gegen diese Konstrukte anrennt dann verstehen einen viele nicht und wenn man ihnen diese Kosntrukte dann erläutert läuft man oft ermstmal in eine Diskussion über die Richtigkeit dieser Ideen hinein und kommt vom ursprünglichen Thema ab. Das Problem hat man bei einem Herrn Gauland oder einer Frau Weidel schlichtweg nicht.
Natürlich wird eine Debatte auch dazu führen das linke Konzepte infrage gestellt werden und es kann gut sein das diese Gegenargumente bei Menschen aus der Mitte der Gesellschaft resonieren. Da muss man dann in der Lage sein eigene Fehler einzugersetehen. Sowas passiert, wenn man sich über Dekaden in den Elfenbeinturm zurückzieht und alles was einem nicht passt als Menschenfeindlich oder *phob abtut.
> Eine vermeintlich junge Linke, die den Altlinken Versagen im Kampf gegen Kapitalismus und Patriarchat vorwirft und es selbst besser machen will.
Indem sie dem Kapitalismus den Rücken zudreht und sich voll auf das schon sieche Patriarchat alter weißer Männer wirft - "weg vom Schmerzhaften", hin zur "erfolgreichen Anti-Brüderle-Kampagne".
Real-Satire live und in Farbe.
Warum wiederholen sich alle innerlinken disskussionen täglich? kann mensch nicht aus der vergangenheit lernen? Mit Nazis zu diskutieren bringt nix! wir legitimieren dadurch nur faschistische ansichten! ein meinungsaustausch funktioniert nur wenn menschen eine meinung haben... sowohl der nazionalsozialismus als auch der faschismus sind keine meinungen. der Spruch: "faschismus ist keine meinung sondern ein verbrechen" kommt ja nicht von ungefähr. Der zivilgesselschftlich wichtigste kampf gegen nazis ist die soziale ächtung, das funktioniert nicht wenn man mit nazis eine disskusion führt, so wie man das mit bspw. sozial demokraten tun würde.
"... sowohl der nazionalsozialismus als auch der faschismus sind keine meinungen."
Der von Ihnen zitierte Spruch erfüllt vor allem einen Zweck: Menschen, welche diese Ideologien vertreten das Recht auf freie Meinungsäußerung abzusprechen. Da ist Toleranz gefragt. Und nur nochmal zur Erinnerung: Toleranz heißt das man dinge erträgt die einem nicht gefallen. Toleranz muss man nicht nur von rechten vordern, dass muss man als Linker auch vorleben.
Diese These unterwandern Linke übringends andauernd selber. Nationalsozialismus und Faschismus sind keine Meinungen, sondern Ideologien. Genauso wie der Kommunismus und der Sozialismus Ideologien sind. Gemeinsam haben diese vier Ideologien (unter anderem) das sie im 20. Jahrhundert abermillionen Menschen das Leben gekostet haben.
Solange man es im linken Lager für akzeptabel hält Lenin, Mao und Co als Vorbilder und den Kommunismus/Sozialismus als erstrebenswerte Gesellschaftsformen darzustellen kann man nicht glaubwürdig gegen grausame Systeme der Unterdrückung argumentieren.
'Gemeinsam haben diese vier Ideologien (unter anderem) das sie im 20. Jahrhundert abermillionen Menschen das Leben gekostet haben. '
Sie haben die fünfte, blutigste Ideologie vergessen. Wissense wie die heißt?
@Flipper Ich nehme an Sie glauben das sei der Kapitalismus. Damit liegen Sie aber gewaltig daneben. Der unterlässt nur die Hilfeleistung und befördert nicht aktiv das Töten! An einem Verunfallten vorbei zu fahren, ohne Hilfe zu leisten, ist nicht schön, zugegeben, aber es ist immer noch besser als Menschen wegen ihrer Rasse, Religion, Ökonomischen Verhältnisse oder ihrer Machtposition eiskalt abzuschlachten oder vorsätzlich verhungern zu lassen.
@Januß @Janus Gut erkannt. Viele Linke sind der Meinung etwas besseres zu sein und die einzig wahre Deutungshoheit zu besitzen. Am Ende unterscheidet sie wenig von ihren "Gegnern". Dieser Artikel zeigt es einmal mehr. Mit solchen Leuten bräuchte ebenfalls keiner Reden, wenn man der Logik vieler "Linken" folgt.
Wenn Sie so stark dafür eintreten, den Diskurs zu führen, warum weigern Sie sich dann, die Antwort der kritischen Studierenden abzudrucken? Siehe hier:
//http://www.wsws.org/de/articles/2018/03/09/taze-m09.html
Die taz wurde nicht angegriffen, weil sie einem Rechten zugehört hat, sondern weil sie seine Verharmlosung der Nazi-Verbrechen gerechtfertigt und seine Kritiker diffamiert hat.
Statt dem ewigen Geblubber über Meinungsfreiheit würde mich einmal die inhaltliche Position der Kommentatoren zu Sätzen wie diesen erfahren:
"Stalin und seine Generäle zwangen der Wehrmacht einen Krieg neuen Typs auf, der die Zivilbevölkerung nicht mehr verschonte." (Baberowski 2007)
Das wurde von den IYSSE an der HU kritisiert. Daraufhin hat Herr Baberowski vergeblich versucht, sie zu verklagen. Und jetzt verteidigt die taz den rechtsradikalen Professor. Sie weigert sich im Namen der Meinungsfreiheit, die Antwort der Studierenden auf ihre Diffamierungen abzudrucken! Das ist keine Verteidigung des freien Diskurses, sondern die inhaltliche Verteidigung rechtsradikaler Ideologie.
"Bei der Bundestagswahl 2017 sank die Zahl der Zweitstimmen [für die IYSSE] ... auf 1291." (Wikipedia).
Das entspricht einem Anteil von immerhin 0,0021% der Wahlberechtigten.
Da sollte man fast meinen, dass die IIYSSE "im Namen der Volkes" spricht, nicht wahr? ;-)
Vielleicht vertritt die Redaktion der taz die (meiner Ansicht nach richtige) Auffassung, dass man auch nicht noch der letzten Splitterpartei hier ein Forümchen zur Verfügung stellen muss.....?
Die IYSSE wird in jedem einzelnen der Artikel und Kommentare der taz zum Thema erwähnt. Offenbar ist ihre Position von Bedeutung, soll aber nicht im Original gelesen werden.
Wie sehen Sie denn die Relativierung der Nazi-Verbrechen durch Baberowski?
Gut. Aber wie? Es reicht ja ein CDU -Stand in einer linken Hochburg schon aus, um linke Gewalt und Pöbeleien zu schüren. Die "Alles-Nazis-Ausser-Mutti" - Mentalität zerstört jeden Diskurs. Auch mit Leuten, die sicher keine Nazis sind, aber in diese Ecke gedrängelt werden.
Ist die 'Linke' automatisch progressiv?
Mein Urgroßvater, ein gestandener Linker, trat 1932 (mit vielen anderen) aus Protest gegen die Lethargie der SPD, aus der Partei aus. Grund war, dass der forsche Antisemitismus, mit dem die NSDAP Politik betrieb, von der Parteiführung "bewusst nicht angenommen" wurde. Es habe geheißen: Mit solchen widerlichen Themen macht sich ein anständiger Sozialist nicht die Hände schmutzig."
Wenn rechtes faschtoides Gedankengut nicht nur in der deutsch- faschistoide Szene sondern auch in den religiösen muslimischen faschistoide Szene angefeindet wird
Und zwar von Linken!
Genau das geschieht kaum und diejenigen die es ansprechen von anderen Linken als "Nazi" gedisst.
Viele Linke scheinen mir mit Scheujkappen behaftet - von daher passt der Satz von Jörg Baberowski,
.... „Widerlegen Sie sich selbst, einmal am Tag, das tut gut.“
Es lohnt sich nicht mit überzeugten Rechtsextremen zu reden, dabei kommt nichts sinnvolles heraus. Man muss deren Gedankengut der Grundlage entziehen, konkret Armut bekämpfen und Bildung fördern. Zukunftspersektiven schaffen.
Gendersternchen und die Infragestellung des generischen Maskulins sind Beispiele für Scheindebatten, die kein Problem lösen. Die verstärken vielmehr den Eindruck, dass auch die Linken völlig den Bezug zum normalen Leben verloren haben. Stattdessen könnte man auch den Umgang von Satiremedien mit den Thema Rassismus und Ausländerfeindlichkeit kritisieren. Natürlich ist es einfacher sich über den schlecht gekleideten „Ossi” lustig zu machen der mit starker Dialektfärbung „Wir sind das Volk!” brüllt als über Folgen der Treuhandpolitik und der Hartz-Reformen.
Anfangen kann man auch, indem man aufhört sich einzureden man könne eh nichts ändern. Öffentlicher Druck kann wirken. Man muss aber der Versuchung widerstehen ein unverhältnismäßig aufgeblasenen Nichtigkeiten vom Wesentlichen abgelenkt zu werden.
"Es lohnt sich nicht mit überzeugten Rechtsextremen zu reden"
Hmm, womöglich könnte man dem zustimmen.....das Problem der Linken ist und bleibt aber doch, den "überzeugten Rechtsextremen" zu definieren.
Ist das die nach Bier stinkende, Springerstiefel und Bomberjacke tragende, Hakenkreuz tätowierte Glatze? Klar, da stimmen wir alle überein?
Aber ist das auch ein Herr Gauland, ein Herr Sellner, ein Herr Mattussek? Oder jemand, der auf eine "Merkel-muss-weg-Demo" oder eine "Kandel-ist-überall"-Demo geht??
Die Beherzigung der Handlungsempfehlungen des Artikels würde in der Tat wohl erfolgversprechend für die Sache der Linken sein.
Über einen Punkt stolpere ich aber doch, der wie üblich als unumstößliche Wahrheit daherkommt: "Von mangelnder Meinungsfreiheit zu reden ist also Quatsch."
Nein, liebe Linke, das ist eben nicht quatsch. Und die Linke befördert das weiterhin, was ihrer Sache paradoxerweise nicht zuträglich ist.
Beispiel: Merkel-muss-weg-Demo in Hamburg: "Merkel muss weg" zu sagen, muss erlaubt sein, ohne Angst zu haben, von einem schwarzen Block bewusstlos geprügelt zu werden und vor allem a priori als Nazi stigmatisiert zu werden (gleiches gilt auch für Meinungen wie "die Flüchtlingsscharen machen mir angst; das verändert das Land in eine Richtung, in der ich mich nicht mehr wohl fühle in diesem Land"). Genau das erfolgt aber. Nicht nur durch die linke Szene, sondern ganz offen auch von sozialdemokratischer Politik in der Hansestadt, was schlichtweg ein Skandal ist und die Meinungsfreiheit selbstverständlich extrem einschränkt. Nur die Angst vor Stigmatisierung und körperlicher Gewalt (die ja nicht wirklich einen Empörungsschrei verursacht...."ach, die Antifa, lass die sich mal austoben"....) führt doch dazu, dass "nur" 250 "Rechte" (in Wirklichkeit - wie selbst die Mopo einräumen musste - durch und durch bürgerlich) protestieren. Was ist das denn bitte sonst als Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Nun mag der/die/das Linke denken "Super, Zweck erfüllt: den Nazis keinen Raum lassen"....m.E. ist das aber nur ein Phyrrus-Sieg, der auf lange Sicht dazu führt, dass sich ein Großteil der Bevölkerung umso mehr stigmatisert fühlt. Zu einer Befriedung des Spalts in der Gesellschaft trägt es aber wohl sicher nicht bei. Sollte es darum nicht auch der Linken gehen?
Danke für die klaren Worte.
Genau das ist der Punkt, viele "Linke" züchten sich ihre "Gegner" selbst heran.
"Jeder" Kritiker wird zum "Gegner" erklärt.
"... dass wir noch immer keine Ahnung haben, warum Menschen in Sachsen und Bayern, in Ungarn, Frankreich, den USA und überall menschenfeindlichen Ideen nachlaufen."
Erstaunlich,
"dass wir immer noch keine Ahnung haben".
Wenn es denn so ist (mal unterstellt), dass -inflationär erkannt- es so viele, viele sog. Neue Rechte gibt, dann wäre doch die Frage nach der Genese, die Frage nach den Ursachen eben dessen eine absolut vordringliche.
Wer stellt diese Frage seriös? Wer gibt (mögliche) belastbare Antworten und wie werden diese dann sowohl qualitätsmedial als auch politisch exekutiv angegangen?
Der erste Satz fasst das Problem perfekt zusammen. Es hat etwas sehr autoritäres (ist das dann noch links), wenn man "gemeinsam gegen die Rechten" verlangt, aber natürlich nur genau so, wie man es selbst für richtig hält - und wer nicht dabei ist, ist selbst rechts.
Für mich ist die wichtigere Frage als der Kampf gegen rechts (nichts gegen rechtsextrem) die Verteidigung der Menschenrechte auf Gedankenfreiheit, Freiheit der Wissenschaft und Freiheit der Rede, dies alles durch einen gewaltfreien Diskurs. Mit gewaltbereiten Rechtsextremen ist daher keine Diskussion möglich (wobei Gewalt auch ist, Leuten zB das Lebensrecht abstrakt abzusprechen, ohne zur Tat zu schreiten).
Mit Baberowski kann man sicher diskutieren. Aber was ist mit Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer, Björn Höcke? Die meisten Rechten, die ihr Rechtssein ernst nehmen, sind ja nicht an demokratischem Dialog interessiert.
Die finden die Demokratie ja nicht gut. Die wollen sie abschaffen oder so verändern, dass sich Demokraten in ihr keinesfalls wohlfühlen. Die "Ein-Mann-Kaserne" (Kubitschek über Kubitschek) möchte die rechte Hegemonie erreichen und nicht mit Linken plaudern.
Der Mann ist eben nicht so blauäugig, er sieht in ihnen den Feind und nicht den politischen Gegner. Und wenn er sich auf eine Cafehausplauderei einlässt, dann wohl eher auch taktischen Gründen. Vielleicht will er die Leute ja kennenlernen, bevor er sie dereinst ins Gefängnis steckt.
"Mit Baberowski kann man sicher diskutieren. Aber was ist mit Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer, Björn Höcke? Die meisten Rechten, die ihr Rechtssein ernst nehmen, sind ja nicht an demokratischem Dialog interessiert."
Keine Ahnung, was mit Elsässer und Höcke ist. Aber für Kubitschek gilt das definitiv nicht, denn es gibt einen veröffentlichten Briefwechsel zwischen ihm und dem Soziologen Armin Nassehi, den Kubitschek begonnen hat, nachdem Nassehi sich öffentlich gegen die Herausnahme der Antaios-Bücher aus dem Amazon-Sortiment ausgesprochen hatte.
Nassehi scheint unverdächtig genug, um anschließend nicht selbst als kontaminiert zu gelten, nachdem er sich zuvor in öffentlichen Diskussionen mit Thilo Sarrazin als dessen Gegner positioniert hatte.
"Und wenn er sich auf eine Cafehausplauderei einlässt, dann wohl eher auch taktischen Gründen. Vielleicht will er die Leute ja kennenlernen, bevor er sie dereinst ins Gefängnis steckt."
Mag ja sein - aber ich meine, diese Annahme müsste man dann doch irgendwie nachvollziehbar begründen. Welche Notwendigkeit besteht denn von der Seite Kubitscheks e. a., eine linke oder linksliberale Öffentlichkeit im Vorgriff auf eine spätere Inhaftierung "kennenzulernen", deren Positionen seit Jahren in der Öffentlichkeit breit vertreten und bekannt sind?
Kubitschek hat den Dialog mit Nassehi zweifellos gewollt, um sich, seine Leute und seine rechtsidentitäre Position in einer breiteren Öffentlichkeit diskursfähig erscheinen zu lassen. Erfolgreich war er damit offenbar nicht.
@Marzipan Wieder was dazugelernt. Danke für die Informationen.
@88181 (Profil gelöscht) :-)
"... warum Menschen in Sachsen und Bayern, in Ungarn, Frankreich, den USA und überall menschenfeindlichen Ideen nachlaufen." Warum fehlen in dieser Aufstellung Pakistan und Afghanistan? Oder ist das Spektrum der hier thematisierten "menschenfeindlichen Ideen" doch wieder ziemlich selektiv? So führt sich der Text selbst ad absurdum ...
Ihr wollt doch gar keinen Diskurs - dies würde ja bedeuten, dass man
- nur mal so ganz grundsätzlich davon ausgeht der "andere" könnte recht haben. Hat er aber ja per Definition nicht. Denn wer nicht progressiv, bunt oder was auch immer ist, ist ja per Definition entweder dumm, manipuliert oder bösartig.
- die grundsätzliche Bereitschaft hat sein eigenes Verhalten und seine eignen Vorstellungen zu überdenken.
Tut man nicht, da man ja selbst im Besitz der einzig wahren Wahrheit ist.
////
Dann diskutiert mal schön.
Das wird so ne leere Luftnummer wie "Die Sorgen ernst nehmen".
Oder denkt einer von euch bei all den ernstgenommen Sorgen ernsthaft daran seine Politik zu ändern?
So fatalistisch würde ich das nicht sehen.
Manche, auch hier, haben den Schuß schon gehört.
Unzufrieden mit der Parteilinie: Grüne Stimmenkönigin Canan Bayram verlässt den Bundestag.
Debatte Political Correctness: Keine Angst vor Streit
Eigene Erfolge zu feiern ist schön. Aber die Linke muss sich auch trauen, ihr Denken an der Auseinandersetzung mit Rechten zu schärfen.
Wir müssen die Debatte erst mal da führen, wo sie unsexy, weil bislang erfolglos ist Foto: imago/blickwinkel
Es ist ein altes Paradox: dass Linke, selbst wenn sie fordern, doch jetzt bitte mal gegen den gemeinsamen Feind zusammenzustehen, noch im selben Atemzug einen innerlinken Graben aufreißen. Quasi im Voranschreiten schnell das Regal mit dem Erbgeschirr umreißen und über die Schulter zurückrufen: Ja, wo bleibt ihr denn?
Vielleicht schärfen sich daran Geist und Haltung, vielleicht ist manchmal aber auch ein bisschen Eskapismus dabei. Und oft die Dialektik von Freiheit und Angst. 2009 war die Sache aus linker Sicht klar, es gab Demos gegen staatliche Überwachung, die mit der Sicherheit vor Terror legitimiert werden sollte. Es gab das Bewusstsein, dass sich die Gefahr sowieso nicht ausschließen lässt und dass es allemal besser ist, frei von dieser falschen Sicherheit, dafür aber ohne Kontrolle zu leben.
Jetzt kommt die Gefahr aus einer ganz anderen Ecke, und sie ist, zugegeben, konkreter: Rechte sagen, laut und und überall, was sie so denken, oft ist es unerträglich. Verbieten kann (und tut) es ihnen keiner. Geht ja auch gar nicht, solange nicht der Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt ist. Von mangelnder Meinungsfreiheit zu reden ist also Quatsch.
Was es gibt im Umgang mit den neuen und alten Rechten, ist diese feine Angst, etwa im Streit über den Umgang mit dem Berliner Historiker Jörg Baberowski, der neulich Stoff für eine taz-Reportage war. Ein Mann, der vielen als Rechter gilt, der aber auch Sätze sagt wie: „Widerlegen Sie sich selbst, einmal am Tag, das tut gut.“ Ein Satz, der die Fähigkeit zur Distanz zum eigenen Denken erkennen oder zumindest erhoffen lässt. Diese Fähigkeit fehlt in der Debatte manchmal.
Die Angst wird spürbar, wenn jemand wie die taz-Reporterin Sabine Seifert jemandem wie Baberowski zuhört. Und die trotzkistischen Studenten, die seine Vorlesungen boykottieren, als „einschränklerisch“ beschreibt. Wir müssen aber eben die Widersprüche der Zeit benennen und aushalten, schrieb dazu später Edith Kresta an dieser Stelle, und damit hat sie recht.
Dorthin schauen, wo es weh tut
Auch wenn es unangenehm ist: Progressive Menschen müssen auch dorthin schauen, wo es wehtut. Und eben nicht, wie Ambros Waibel postuliert hat, den Fokus herumreißen, weg vom Schmerzhaften hin zu den erfolgreichen MeToo-, Anti-Brüderle-, Anti-Gender-Pay-Gap- und Anti-Rassismus-Kampagnen. Als hätte man Angst, dass beim Hinschauen etwas von dem Bösen in die eigenen Gedanken einsickert. Dabei müsste doch aus dem, schließlich auch politischen, Privaten doch bekannt sein, dass zum Problem vor allem das wird, was man ins Unterbewusste abschiebt.
So standen sich in der Debatte hier zuletzt das alte Licht der Aufklärung und das neue Strahlen der jungen Linken gegenüber. Eine vermeintlich junge Linke, die den Altlinken Versagen im Kampf gegen Kapitalismus und Patriarchat vorwirft und es selbst besser machen will. Ihr „eigenes Märchen“ lebt. Man könnte auch sagen: die Utopie vor die Analyse stellt.
Die Debatte
Der Historiker Jörg Baberowski lehrt an der Berliner Humboldt-Universität. Dort mögen ihn nicht alle: eine trotzkistische Studierendengruppe zum Beispiel, die gegen ihn vorgeht. Die taz berichtete in Form einer Reportage über den Konflikt. Zu umfassend sei Baberowskis Position darin dargestellt worden, klagen nun einige. Der Vorwurf wirft die Frage auf: Wie über den Fall berichten? Dem gehen wir in dieser und weiteren Debatten-Beiträgen nach.
Tatsächlich sind es ja gar nicht so schlechte, wenn auch natürlich nicht utopische Zeiten – zumindest was den Kampf für Geschlechtergerechtigkeit betrifft. Viel Schlimmes geht einfach nicht mehr oder immer weniger. Und Kita-Plätze gibt es jetzt auch. Beim Rassismus und beim Antisemitismus sieht die Bilanz zwar nicht so gut aus, aber, hey, dafür lassen wir uns von einem Gedicht oder einem Bild keinen männlichen Blick mehr diktieren.
Geschichtsklitterung finden wir zwar schlimm, aber in der Kunstgeschichte darf man eventuell schon mal was umschreiben oder abhängen, wenn da was steht oder gemalt ist, was nicht der Höhe des Diskurses entspricht. Da tritt dann die (gut gemeinte, auf eine linke Utopie abzielende) Ideologie vor den Verstand. Doch die Utopie vor die Analyse zu stellen erschwert das Reden darüber, was ist.
Die junge Linke schaut vielleicht auch deshalb so gern selbstverliebt auf #MeToo und Co, weil sich darüber vergessen lässt, dass wir noch immer keine Ahnung haben, warum Menschen in Sachsen und Bayern, in Ungarn, Frankreich, den USA und überall menschenfeindlichen Ideen nachlaufen. Oder wie wir die Menschen, die zu uns in größter Not fliehen, nicht nur tatsächlich aufnehmen, sondern auch nicht mit sich allein lassen wollen.
Verstehen statt verdrängen
Klar können wir uns stattdessen für Erfolge auf Nebenschauplätzen feiern, Kinder kriegen und unseren Töchtern blaue statt rosa Jäckchen anziehen. Und uns dabei vorstellen, das unser Privates schon was bewirken wird im großen Politischen. Oder uns vorstellen, dass das überhaupt die letzten Kämpfe sind, die es auszufechten gilt.
Wenn wir tatsächlich dahin kommen wollen, müssen wir die Debatte allerdings erst mal da führen, wo sie unsexy, weil bislang erfolglos ist. Selbstvertrauen sollten wir nicht nur wegen unserer Erfolge, sondern vor allem in uns selbst haben: Wir machen uns nicht selbst zu Rechten, wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen. Nicht mit denen, die keine Argumente, sondern nur Hass haben. Aber vielleicht könnten kritische junge Studenten an einem Baberowski ihr eigenes Denken viel besser schärfen als an jemandem, der ihren Blick auf die Welt ohnehin bestätigt. Warum diese Angst vor Streit?
Was anderes bleibt uns sowieso nicht übrig, denn die Rechten leben nicht wie im Märchen in einem Turm, sondern unter uns. Wir bekommen sie da erst mal nicht weg. Die Angst vor einer freien Gesellschaft, die wir ihnen vorwerfen, sollten wir uns selbst nicht erlauben. Wir müssen ja nicht hinnehmen, was sie sagen, aber immerhin in einem bestimmten Rahmen ertragen, es zu hören.
Es stimmt: Die Verführung durch rechtes Gedankengut lässt sich nicht völlig ausschließen, aber vielleicht machen wir sie mit dem Versuch, sie zu verdrängen, erst größer, als sie ist.
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Kommentar von
Ariane Lemme
Autor*in
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