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Debatte HeimatEntdeutschung heißt Entblödung

Derzeit wird zu viel Rücksicht auf rechte Wirrköpfe genommen. Buddeln wir am Ende den Führerbunker aus, nur um die Besorgten zu beruhigen?

Sieht so Heimat aus? Foto: dpa

Wie viel Heimat verträgt ein Staat? Wenn ich mich als Vaterlandsloser mit deutschem Pass bei Gleichgesinnten danach erkundige, wird das schnell als intellektuelle Zeitverschwendung abgetan. Identitäten sind das Phantasma der anderen. Sollen die sich damit herum plagen. Wenn man nicht Psychotherapeut ist oder masochistisch veranlagt, sollte man darüber nicht sprechen.

Nun wird man in letzter Zeit immer öfter gezwungen, über etwas zu sprechen, worüber man nach Wittgenstein schweigen müsste, da man nämlich nicht „die Gedanken, die sonst, gleichsam, trübe und verschwommen sind, klar machen und scharf abgrenzen“ kann.

Ganz im Gegenteil. So bevölkert inzwischen abstruses völkisches Wirrwarr die öffentlichen Identitätsdebatten, und nicht mehr nur Flüchtlinge, sondern Migranten im Allgemeinen stehen als neue Fragezeichen im Rechnungsbuch der Nation. Das erfordert viel Pseudo-Sprache, die sich an vielen Pseudo-Themen mit ebenso vielen Pseudo-Gesten abarbeitet (ein Kreuz mit den Bayern), und auch wir Einwanderer sind an dem Wirrwarr beteiligt: Wenn wir beispielsweise von Heimat sprechen, dann ist das angeblich nicht rechts, sondern ‚authentisch‘, weshalb man bei hiesigen Festivals der Kulturen kaum auf Lederhosensepperln oder schlesische Trachtenvereine stößt.

Es verwundert daher nicht, dass die deutsche Politik der letzten zwei Jahre darin besteht, die Gefühle einer überschaubaren Gruppe rechter Witzfiguren zu bedienen, deren private Befindlichkeiten zur res publica inthroniert werden. Auch sie wollen am Nationalkapital teilhaben. Sogar ein Ministerium hat man diesem Völkchen gewidmet – das Heimatministerium – obwohl sie noch gar nicht an der Macht sind. Oder sind sie schon an der Macht, und die Wähler müssen nur noch nachziehen? Kommt irgendwann auch ein Reichsministerium für Reichsbürger? Buddelt man am Ende den Führerbunker wieder aus, nur damit die Besorgten nicht über 50% kommen?

Kein Mitläufer sein

Der deutsche Albtraum besteht schließlich darin, dass Nazis nicht mehr rechts sind, sondern bürgerliche Mehrheit werden. Was können wir aber jenseits der liberaldemokratischen Selbstbeweihräucherung sonst noch tun, um die „Probleme der Bürger“ ernst zu nehmen? Wie wäre es einmal zur Abwechslung, die rechten Meinungs-Führer nicht mehr beim Namen zu nennen, ihnen nicht dieses Gewicht der Namensnennung zuzusprechen, nicht jede ihrer Provokationen mit Hochachtung zu belohnen, sich als ‚kritischer Journalist‘ einmal nicht als Nischenexperte der rechten Szene zu profilieren, also nicht mehr Mitläufer zu sein?

Wie wäre es also, eine Art vorauseilenden Bann auszusprechen, bevor die ganz Rechten an die Macht kommen, und nicht erst, nachdem sie alles zerstört haben? Auch heutzutage wird wieder über die „deutsche Seele“ geschrieben (Thea Dorn). Und an der Ostfront muss dem „asiatischen Prinzip“, wie Hegel einst die Bedrohung aus dem Morgenland nannte, Einhalt geboten werden. Wer einmal die rationale Struktur des identitären Wahns entdeckt hat, erkennt aber, wie dünn die zivilisatorische Deckelung ist, welche die kriegerische Barbarei bannt. Die Grenztoten im Mittelmeer geben eine Ahnung dieses im Grunde inneren Konfliktes der Identitätsparanoiker wieder.

Zoran Terzić

geboren 1969 in Banja Luka, studierte Soziologie, Kommunikations-Design, Jazzpiano und Bildende Kunst in Nürnberg, Wuppertal und New York. Dissertation über die „Kunst des Nationalismus“ (Berlin 2007). Im Frühjahr 2019 erscheint bei diaphanes „Idiocracy“.

Insofern muss man jeden politischen Wirrkopf ernst nehmen, ohne dabei selbst wirr also unpolitisch zu werden. Darauf bezog sich etwa Nietzsche nach der Erfahrung von 1871, als er von der Notwendigkeit der „Entdeutschung“ schrieb. Er meinte damit nicht die Abschaffung Deutschlands, sondern dessen Entblödung. Erst wenn diese angegangen wird, kann man über die wirklichen Probleme verhandeln – und die haben gewiss nicht mit religiösen Symbolen an Wänden und Köpfen zu tun.

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55 Kommentare

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  • "Der deutsche Albtraum besteht schließlich darin, dass Nazis nicht mehr rechts sind, sondern bürgerliche Mehrheit werden."

     

    Wer solch einen Unsinn schreibt, der disqualifiziert sich mit allem Anderen, was er von sich gibt.

  • WENN DER STAAT...

    beginnt "HEIMAT" zu organisieren, fürchte ich um die heimat - heimat existiert ohne staat wie kultur ohne zivilisation. die vordergründige heimatdebatte ist nichts anderes als die hintergründige wiederauflage der konservativen idee einer leitkultur

  • Der Auftacktfrage des Artikels birgt Humor im sich.

  • Sie bevorzugen eine Globale- Nihilistische Anti-Identität?

     

    Ein entwurzelter Baum kann nicht wachsen und gedeihen.

     

    Sie spielen "Global-Player" in Hände!!!

    • @Antoinette Mopser:

      Wenn ich ein Baum wäre, könnte ich nicht einmal auf Toilette gehen.

  • Wenn ich mir das Dilemma betrachte, wie mit den Rechten umzugehen sei, ist es so wie der gordische Knoten des Umgangs mit einem Narzissten. Verweigerst du die Aufmerksamkeit, ob negativ oder positiv, wird er auch daraus etwas machen. Er wird mit der Ignoranz den Opfereismus füttern und seinen Folger, dem autoritären Charakter mit diesem Argument versorgen.

    Im persönlichen Umfeld lässt sich der Einfluss eines nicht therapierbaren Narzissten auf einen selbst durch Meidung seiner Umgebung minimieren.

    Die zweite Möglichkeit ist die, dass dem Narzissten der Nährboden entzogen wird, sprich der Mensch, den er zu manipulativen Zwecken missbraucht, streitig gemacht wird; Das ist der autoritäre Charakter. Es sind seine Ängste, wonach er dem Manipulator schon mal recht geben wird, der diese bestätigt und Lösungen vorgibt bereitzuhalten.

    Es gelingt im gesellschaftlichen Kontext schwer, dem entgegenzutreten, da die Alternative in der Besänftigung der vor allem existenziellen Ängste gerade nicht überzeugend zu sein scheint.

    Grundlage für einen Rechtsruck ist der autoritäre Charakter, der von Haus aus streng ordnungsaffin orientiert ist. Ihn zu besänftigen ist die Lösung, doch wie soll das gelingen, wenn der der es abzustellen versucht, mit seinem Ordnungssystem wiederum existenzielle Ängste auslöst?

    Es muss erst einmal verstanden sein, dass nationalist. Tendenzen eine Folge des bestehenden Systems plus das Vorhandensein einer gewissen Anzahl autoritärer Charakter ist. Abgrenzung und kategorische Verurteilung sind also nur die halbe Miete. Der andere Teil, die existenzielle Sicherheit bleibt gegenwärtig nur schwach eingelöst.

    Wie es jetzt läuft, haben narzisst. Leader-Charaktere vollen Handlungsspielraum, und es wundert mich die Ratlosigkeit des Umgangs mit ihnen überhaupt nicht, wenn die psychologische Kiste so gemieden wird. Wir werden leider zu oft von Menschen angeführt, die schwere Persönlichkeitsstörungen aufweisen; Und das nicht nur jenseits der politischen Mitte.

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    "Wie wäre es einmal zur Abwechslung, die rechten Meinungs-Führer nicht mehr beim Namen zu nennen, ihnen nicht dieses Gewicht der Namensnennung zuzusprechen."

     

    Ja, eine angemessene Reaktion. Es bedarf schon großer Tomaten auf den Augen und Steckrüben in den Ohren, um nicht wahrzunehmen, dass Teile des Parteivolks aller politischen Parteien, ob nun freiheitlich, christlich, sozial, ökologisch oder sozialistisch sich ausgebend, sich redlich darum bemühen, diesen Vogelschissern in vorauseilendem Gehorsam in den Allerwertesten zu kriechen.

  • Wir sollten mal an unseren Webfehlern arbeiten, dann könnten wir auch mit Herausforderungen umgehen. Welche Webfehler meine ich?

    a) Misstrauen in die Demokratie. In keinem Land wird der Demokratie so sehr misstraut wie in Deutschland. Das ist nicht nur das Fehlen von Volksabstimmung auf Bundesebene oder die Unterordnung des Parlamentes unter das Bundesverfassungsgericht. Es ist auch die Angst, dass eine ungefilterte Berichterstattung das Volk zu falschen Entscheidungen veranlassen könnte. Sollten wir nicht langsam erwachsen werden, dass wir selbst entscheiden können? Je mehr wir da bevormundet werden, desto weniger verantwortungsvoll wählen die Leute danach.

    b) Identität durch Augrenzung. Jemand anderen zum Sündenbock zu machen, um sich selbst stark und vereinigt zu fühlen, funktioniert leider sehr gut. Doch nicht im rechten Spektrum wird dies gemacht. Auch im linken Spektrum wird ausgegrenzt. Die Gruppen sind andere, die Methode ist die gleiche. Solange wir ausgrenzen, bauen wir Feindbilder. Ob es das Feindbild ist, dass der nächste Geflüchtete eine deutsche Frau vergewaltigen und umbringen wird oder dass eine rechte Politiker*in, die die Grenzen schließen will, demnächst Gaskammern baut. Auch und gerade die Leute, die sich für weltoffen halten, grenzen alle aus, die diese Weltoffenheit auch nur ein klein wenig anders definieren als sie selbst.

    Auf diese Art wird nicht miteinander diskutiert sondern gegeneinander polemisiert. Das Ganze wird gefiltert, damit die Bevölkerung ja nicht insgesamt mitdiskutiert und gefährliche Meinungen entwickeln könnte. Die Presse ist reglementiert und das Internet demnächst zensiert.

    So erhalten wir Machtstrukturen, lösen aber keine Probleme - aber das will ja auch niemand.

    • @Velofisch:

      Keine Kritik, sondern Interesse:

       

      "a) Misstrauen in die Demokratie. In keinem Land wird der Demokratie so sehr misstraut wie in Deutschland."

       

      Haben Sie dazu mal einen Link?

       

      Ich empfinde Ihren Aufruf als grundsätzlich richtig, aber das

       

      "b) Identität durch Au(s)grenzung." ist mir zu einfach. Menschen, vielleicht die, die wir Bayern nennen, dürfen sich isolieren bzw. andere (Menschen) ausgrenzen, und Ihnen auch falsche Eigenschaften zuschreiben, sogar begründete und unbegründete Angst vor ihnen haben.

       

      Ich sehe auch keinen Sinn in (grenzenloser) Weltoffenheit. Schon der Begriff ist etwas für Idioten (ich meine das selbstverständlich bildhaft).

       

      Ihre Folge- bzw. anderen Sätze treffen es, wenn ich dies so sagen darf. Meine Stimme hätten Sie.

  • 1. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass eine Mehrheit in diesem Land den Kapitalismus im wesentlichen bejaht. Sonst wäre er vermutlich ja auch schon abgeschafft.

     

    Die Einwanderer werden den Anteil der Befürworter eher vergrößern.

     

    Sonst wären sie ja nicht nach Europa gekommen, sondern hätten Kuba, Venezuela oder Nordkorea vorgezogen.

     

    Wenn man voraussetzt, dass der Kapitalismus in den nächsten Jahrzehnten nicht abgeschafft wird, muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass Flüchtlinge den Konkurrenzdruck im Sektor für Geringqualifizierte erhöhen könnten. Das prognostizieren auch manche Linke.

     

    2. Gefährliche Argumentation. Ich könnte negative Erfahrungen aufzählen, und ich kenne persönlich eine Reihe von Leuten, die das ebenfalls könnten. Freuen Sie sich, wenn Sie es nicht können.

     

    3. Wenn es in den genannten Branchen bessere Arbeitsbedingungen gäbe, würden sie auch nicht nur Migranten machen.

     

    Die Zeiten, dass man Gastarbeiter anheuern muss, sind vorbei. Außer in der Landwirtschaft. Das sind dann aber keine Einwanderer.

     

    4. Den Vergleich lasse ich weg, weil ich für falsch und menschenverachtend halte.

     

    5. Klar kann man ihn so lösen. Wir wollen ihn nur nicht so lösen. Ich auch nicht. Einwanderung ist übrigens kein Menschenrecht.

     

    6. Die meisten Kriege sind derzeit innerstattliche Kriege, in denen sich Akteure höchstens Unterstützung von außen holen. Da greift Ihre These von den konkurrierenden Nationalstaaten nicht.

    Wenn internationale Strukturen die Staaten Osteuropas zu einer größeren Aufnahme von Migranten zwingen, ist das wohl die sicherste Art, ganz Osteuropa mit Krieg zu überziehen.

     

    Ihre Argumentationsstränge wirken auf mich nicht sehr erfolgversprechend.

    • @rero:

      Ich kann dies hier jetzt nicht belegen, aber mir scheint eine Umfrage des Inhaltes erinnerlich, dass sich 60 oder 70% der Deutschen ein anderes, selbstverständlich ist das subjektiv, und gerechteres Gesellschaftssystem wünschen.

      Kapitalismus ist gleichfalls nicht gleich Kapitalismus. Er muss nicht gegen alles und jeden destruktiv gerichtet sein.

       

      Frau Herrmann (taz) hat ja bereits richtig festgestellt, dass wohl niemand an einem Lehrstuhl ein Ausstiegsszenario (aus dem Kapitalismus komplett) erforscht. Der s.g. Durchschnittsbürger kann sich auch aus anderen Gründen gar keine fundierte ablehnende Meinung bilden, geschweige denn ein solches (fundiertes) Verlangen an die Politik richten.

    • @rero:

      Das ging an Thomas Dreher.

  • Kein schlechter Artikel, obwohl er sehr polemisch ist.

     

    Allerdings ist er etwas gestrig. Man merkt, dass der Autor 1969 geboren ist.

     

    Identitäten sind gerade wieder schwer im Kommen. Nicht nur die nationale Identität.

     

    Dank der Critical-Whiteness-Theorie und bestimmter rechter Gruppierungen ist rassische Identität wieder ein Thema.

     

    Religiöse Identität ist wieder ein Thema, weil sie gerade für viele Einwandererkinder ein wichtiger Bezugspunkt ist.

     

    Wenn LSBTI thematisiert wird, geht es meist um Geschlechtsidentität.

     

    Insofern taucht der "identitäre Wahn", wie es der Autor nennt, in vielen Facetten auf dem Tisch den öffentlichen Diskurses.

     

    Das zu ignorieren, wäre fatal. Offenbar steigt allgemein gerade das Bedürfnis nach Identitätmustern. Auch wenn die Diskussion um Identität möglicherweise das Bedürfnis danach erst erzeugt.

     

    Ich teile die Distanz des Autors zu Identitäten und finde die Grundthesen des Autors gut. Ich bin mir jedoch bewusst, dass meine Sichtweise nicht mehr zeitgemäß ist.

     

    Deshalb wünsche ich mir, dass das Feld Identität politisch beackert wird in einer Form, die die gesellschaftliche Fliehkraft einfängt.

     

    Beschimpfungen Andersdenkender wie im Artikel werden dabei wenig hilfreich sein.

    • @rero:

      Identitäten waren immer schon da.

       

      "Dank der Critical-Whiteness-Theorie und bestimmter rechter Gruppierungen ist rassische Identität wieder ein Thema. "

      Deutscher Nationalismus ist u.a. mit Antisemitismus verwurzelt. Er hat eine völkische Schlagseite...

      Weißsein wurde lange Zeit in der Gesellschaft unreflektiert reproduziert. Das ist nun am Bröckeln bzw. wird benannt.

       

      "Religiöse Identität ist wieder ein Thema, weil sie gerade für viele Einwandererkinder ein wichtiger Bezugspunkt ist."

      Die Rechten stellen ihrerseits "judeo-christliche" Wurzeln heraus, sprechen vom "Abendland" und "Kultur"christentum und grenzen Muslima aus: "Islam gehört nicht zu Deutschland".

       

      "Wenn LSBTI thematisiert wird, geht es meist um Geschlechtsidentität."

      Heteronormativität lieferte bisher wenig hinterfragt die Identitäten Mann und Frau.

      • @Uranus:

        Natürlich waren Identitäten schon immer da.

         

        So lange sie nicht besonders thematisiert werden, bereiten sie keine größeren Probleme.

         

        Sobald über Identität geredet wird, ist sehr bald mehr Identität da als vorher.

         

        Wenn eine Gruppe sehr mit einem Identitätsmerkmal beschäftigt ist, wirkt es für diejenigen, die nicht dazugehören, ebenfalls identitätsstiften.

         

        Sie meinen, dass CWT dafür sorgt, dass das Weißsein bröckelt?

        Ich befürchte das Gegenteil.

         

        Weißsein könnte in Deutschland wieder zu einem bewußten Merkmal der persönlichen Identität werden. Ich glaube nicht, dass das die Welt besser machen würde.

         

        Wir werden sehen, wer recht hat. Oder ob das Thema einfach wieder in der Versenkung verschwindet.

      • @Uranus:

        Da trifft der amerikanische Diskurs auf den Deutschen und dann wird es besonders doof.

         

        Völkisch im Sinne der 20er Jahre ja. Aber der Volksbegriff ist die Essenz der Demokratie.

         

        Wir müssen da sehr aufpassen.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        "Heteronormativität lieferte bisher wenig hinterfragt die Identitäten Mann und Frau."

         

        Und Zwitter. Und wenn sich heute während der Schulzeit ein Kind umbenennt, weil es im falschen Körper zu stecken meint, dann sind die neuen Namen offenbar stets solche jenes Geschlechts, dem mensch vorher nicht angehörte. Dass da mehr hinterfragt wird als früher, glaube ich nicht, es wird nur mehr problematisiert.

      • @Uranus:

        Die kulturalistische "Linke" spiegelt alsomit ihrer Identstätspolitik die identitären Konzepte der Rechten und verstärkt damit die identitäre Tribalisierung, statt sie zu kritisieren. Klingt ziemlich dumm.

  • Für das ausbuddeln des Führerbunkers wäre des Land Berlin mit seiner Denkmalschutzbehörde zuständig.

     

    Legen wir die Dauer Berliner Bauprojekte, etwa der Landesbibliothek in Kreuzberg zugrunde, wäre das ein Thema der Bundestagswahl 2049.

    • @Sven Günther:

      Und an alle : Und nun im Ernst: Die Vorrangigkeit von Umweltschutz und Armutsbekämpfung muss wieder in die öffentliche Debatte.

    • @Sven Günther:

      Vorher sollte noch der Flughafen fertig werden. Von der Sanierung maroder Schulen ganz zu schweigen. Andererseits zieht Addileins Bunker bestimmt viele Touristen.

      • @aujau:

        "Vorher sollte noch der Flughafen fertig werden."

        Mmmh....

        " Die Vorrangigkeit von Umweltschutz und Armutsbekämpfung muss wieder in die öffentliche Debatte."

        • @lions:

          Das eine war Satire und das Andere ist erheblich wichtiger als deutsche Identität. Sollte erkennbar sein.

          • @aujau:

            Ach, hat so ähnlich schon alles mal für bare Münze gelten wollen.

  • Mein lieber Suchender, was haben Sie denn für einen doofen Nachbarn?

    • @Karl Bauer15:

      Sich zu Menschen hingezogen zu fühlen die einem selber ähnlicher sind und anderen gegenüber mißtrauisch zun sein gehört leider zur evolutionären Werkseinstellung.

      Selbst hochintelligenten Menschen gelingt es häufig nicht sich über diese hinwegzusetzen.

      Mein Nachbar ist leider nicht doof.

  • In Dresden bzw. Sachsen überlegt man nun doch tatsächlich mit einem Forschungsprojekt (und entsprechenden Geldern), ob die Gesellschaft weiter gespalten wird, wenn es (auch) "bunte", kulturelle Angebote gibt:

    https://www.mdr.de/kultur/themen/dresden-pegida-kultur-forschungsprojekt-100.html

    http://www.tagesschau.de/inland/pegida-umgang-101.html

     

    "Es solle herausgefunden werden, ob Kultureinrichtungen zu Räumen des Dialogs und der Vermittlung zwischen entgegengesetzten gesellschaftlichen Positionen geworden seien, oder ob sie einseitig Position bezogen und so "den Antagonismus von 'wir' und 'sie' verfestigt" hätten. Dresden biete sich für diese Forschungen an, weil die Stadt ein "Polarisierungslabor" sei."

    • @Hanne:

      Nun, tatsächlich sind in den Geisteswissenschaften Linke massiv überrepräsentiert, Umfragen zu Parteipräferenzen und die unwissenschaftliche Berichterstattung der meisten Leitmedien zum Thema Glyphosat zeigen es. Auch sonst werden die Nachteile von Einwanderung in den Medien kaum thematisiert.

  • Prima Artikel! Spricht mir aus dem Herzen.

  • Es gibt mehrere Erfolgversprechende Argumentationsstränge:

    1. Der die gesamte Gesellschaft formende kapitalistischen Prozess mit seinem blinden Ziel aus Wert mehr Wert zu machen ist das Problem nicht die Migranten. Die tragen nämlich überhaupt keine Verantwortung dafür, das z. B bei Siemens oder T-systems die Leute Ihre Jobs verlieren. Hier schlägt die im Kapitalismus zwingende Jagd nach dem Maximalprofit zu.

    2. Wo hat das Gegenüber in seiner persönlichen Erfahrung Probleme mit Migranten gehabt?

    3. Migranten halten das Land am laufen: (Gastronomie, Pflege, Landwirtschaft etc..) und sind eine Bereicherung. Merksatz: Das migrantische Kind, das du Heute nicht ins Land lassen willst könnte Dir später als Arzt oder Pfleger fehlen.

    4.) Auf das Argument die Integration von Migranten koste doch so viel Geld, da man doch lieber den Rentnern geben solle antworte ich stets gut marktwirtschaftlich das sich bei den Ausgaben für Integration um eine Investition handelt, während die Ausgabe für AFD Rentner eine rein konsumptive ist, die am Ende des Tages nur die Würmer auf dem Friedhof freut aber die Gesellschaft nicht voranbringt.

    5.) Der Spagat zwischen dem Menschenrecht Migration und dem Recht von Gemeinschaften auf Kontrolle von Zuwanderung ist schwierig, kann aber nicht durch Abschottung gelöst werden. Deshalb brauchen wir neben dem Asylrecht ein Einwanderungsgesetz, das diesen Spagat versucht.

    6.Um die Kriegsgefahr zu mildern, die von den im Kapitalismus konkurrierenden Nationalstaaten ausgeht, brauchen wir mehr und stärkere internationale Strukturen, die dann auch in zunehmenden Maße die Regelung der Migration übernehmen sollten.

    • @Thomas Dreher:

      Stimmt schon, richtig.

    • 8G
      82732 (Profil gelöscht)
      @Thomas Dreher:

      Frage:

      Wo ist denn ein "Menschenrecht auf Migration" und v.a. auf Einwanderung in ein Land der Wahl postuliert?

      In der UN Menschenrechts-Charta nicht!

    • @Thomas Dreher:

      ad 2. Ich wohne in einem 5.000-Leute-Dorf. Es gibt bei uns einen Supermarkt, wo jede*x einkaufen geht. Seit ein paar Wochen gibt es dort abends einen Wachdienst, allerdings nur, wenn keine Männer in der Schicht dort arbeiten.

       

      Das werde ich Merkel niemals verzeihen. Niemals.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Schön geschrieben und wahr! Nur: welche Macht haben die Printmedien und der ÖRF denn heute noch? Die rechte Meute bildet doch m.W. Blasen im Internet, wo sie sich nurmehr damit aufhalten, sich ihren Gedankenmüll gegenseitig zu bestätigen und mehr Müll herbeizutragen, damit es so richtig zünftig braun stinkt.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @849 (Profil gelöscht):

      Frage: kann von einer 'rechten Meute', die sich in Internetblasen aufhält, außerhalb der virtuellen Welt im wirklichen Leben Gefahr ausgehen? Eine gegenseitige Bestätigung abstruser Gedanken allein macht diese noch nicht gefährlich.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Die Blasen gefährden Kohärenz und Zusammenhalt, es entstehen Gruppen, die in ihrem eigenen Saft kochen. Das war gewissermaßen schon immer so ähnlich, aber die Printmedien und der ÖRF haben ja eine gewisse Bandbreite und halten Themen hoch, die für die Demokratie relevant sind.

         

        Das Internet ist ein Segen für jene, die sich informieren wollen und ein Fluch für die freiheitliche Gesellschaften, weil es dazu missbraucht wird, die Intoleranz der Intoleranten zu fördern und ihr "Kohärenz" zu verschaffen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @849 (Profil gelöscht):

          Wie Sie sehe auch ich die Dialektik des Netzes. In jungen Jahren stand auf meiner Flagge, die ich mit mir trug: "Demokratisierung der Mediennutzung". Dass der Zugang für Jederman nicht die erhoffte Wirkung hatte, sondern im Gegenteil zu den heute zu besichtigenden Missständen führte, habe ich in meiner postjugendlichen Naivität nicht erahnt.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Die rechte Meute bildet Blasen und die linke Meute bildet Blasen. Na und? So ist es eben im Internet. Hier sind wir gerade in der linken Blase.

  • Massen-Verblödung, unterstützt und befeuert von "sozialen Medien", ist der größte Erfolg der Rechtspopulisten.

    Es ist ihnen gelungen, das Migrationthema zum Kern der politischen Auseinandersetzung und zum wahl-entscheidenden Thema zu machen, um von der eigenen Ideen- und Perspektivlosigkeit in sozialen, wirtschaftlichen und umweltpolitischen Fragen abzulenken.

    Es muß gelingen, wirklich wichtige Themen wieder in's Zentrum zu rücken, und der Verdeutschung und Verblödung entgegen zu wirken, die durch das Schüren von Angst und Hass schon beängstigend weit fortgeschritten ist.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Gregor Tobias:

      Massen-Verblödung ist in meinen Augen kein Produkt der Rechtspopulisten. Im Gegenteil: die von den Parteien der bürgerlichen Mitte seit Mitte der 1980er Jahre erzeugte Massen-Verblödung hat den Rechtspopulisten erst die Bühne bereitet. Auf dieser können sie sich nun nach Herzenslust tummeln und ihre Tumbheit ausagieren. Für mich passen beide zusammen wie der Arsch und die Hose.

    • @Gregor Tobias:

      Wenn Sie der Verdeutschung entgegenwirken wollen, müssen Sie sofort alle Maßnahmen für die Integration stoppen, das wissen Sie schon, oder?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Gregor Tobias:

      Ach was, die Massenverblödung ist die Bedingung der Möglichkeit für das Fortsetzen/Wiedererstarken von Massenbewegungen, die als solche stets mehrheitlich aus Blöden bestehen. Unser Wirtschaften führt mitten hinein in die Verblödung und höhlt mit seinem Warencharakter, den es für den wahren Charakter ausgibt, alles aus, was gemäß seinem eigenen Geschwätz Wert haben soll. Da kann man keine Themen in's Zentrum rücken, sondern man muss an der Wurzel ansetzen, radikal, ratzekahl.

    • @Gregor Tobias:

      Das stimmt, irgendwie haben die es geschafft die ganze Diskussion zu kapern. Unsere Themen seh ich garnicht mehr. Was tun ? Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob wir momentan überhaupt was dagegen ausrichten können. Die Interesse außerhalb unseres "engen Kreises" fehlt einfach.

  • Schöner Artikel der das Dilemma sehr gut beschreibt. Einzig eine Idee vermisse ich, wie man mit der ganzen Sache umgehen soll. Wenn ich mir meinen Bekanntenkreis ansehe schlagen immermehr Weggefährten einen, sagen wir mal, fragwürdigen Weg ein. Und das Totschlagargument ist dann immer die Migration, alles andere scheint denen egal. Wie kommt man an solche Leute noch ran. Es ist schon irgendwie zum Verzweifeln.

    • @Nobodys Hero:

      Vielen Dank für die vielen netten Antworten! Schön zu wissen, daß man damit nicht alleine ist... :)

    • @Nobodys Hero:

      Dilemma, ja. Lieber Niemandes Held (mit Foto schön!), ich habe a.) von Kluge(n) Leuten gelernt, dass man sich mit „Deutschland“ so befassen sollte, wie ein guter Theologe damit umgehen würde; b.) in dem Zusammenhang F. Kafka eine grundsätzliche Antwort gibt: „Wenn das, was im Paradies vorhanden war auf immer verloren gegangen ist, dann war es auch nicht wichtig. Wenn aber nicht, dann leben wir in einem falschen Glauben.“ Und weiter, die Erfahrungen unserer Väter und Mütter einbeziehend, ich mich der Einsicht angeschlossen, dass die Frage nach der „nationalen Identität“ eine Frage auf Leben und Tod ist. Und sie wird wieder immer dringlicher. Soweit zur Orientierung.

    • @Nobodys Hero:

      Noch etwas dazu: Hoffnung. Ich bin ein Gastdeutscher, daher meine vielen Sprachfehler hier. Ich kann sagen, dass, wenn Dummheit überall gleich ist, die deutsche Gesellschaft und Kultur hingegen hat noch ein kräftiges, für Europa überdurchschnittliches Immunsystem.

      • @Eulenspiegel:

        Oha, allzu optimistisch wäre ich da nicht. Wacht der Deutsche Michel erst einmal auf kann das gut "nach hinten losgehen". Sollten also bspw. mehr politisch unterdurchschnittlich kritische Deutsche Gefallen an der AFD finden. Bereits einst wurde "den Deutschen" ein überdurchschnittliches Immunsystem attestiert und doch war deren politische Entwicklung nachfolgend katastrophal. Siehe bspw. 1933-45.

    • @Nobodys Hero:

      Willkommen in der Heimat!

       

      Das bequemste mit dem Sündenbocktheorie liegt darin, dass sie alles erklärt.

       

      Wichtig : Zeugnisse vom Ausichtpunkt der Sündenböcke, zb Viktor Klemperer, Die Tagebücher 1933–1945. Zeugnisse sind wertvolle Gefährte, die wertelose Leute vorteilhaft ersetzen. Andere findet man oder kennt man besser im Zusammenhalt gegen Hass.

      "Wie man Freunde hat, die einen nicht mehr kennen wollen, hat man zum Ausgleich andere, die man selber nicht kennt" ( Erich Kästner, Notabene 1945 : ein Tagebuch, Atrium, 2017. S. 47

    • @Nobodys Hero:

      Ich kann das nur unterschreiben. Egal ob Freundes-, Kollegen- oder Familienkreis. Man traut sich ja bald schon nichts mehr zu sagen. Was ich schon versucht habe zu argumentieren...Mittlerweile lass ich es einfach, bringt eh nichts.

    • @Nobodys Hero:

      Das fällt mir ebenfalls auf, wie dieses angebliche Migrationsproblem in den Menschen, auch im Bekanntenkreis die untersten faschistischen Anlagen triggert. Leider bin ich dem gegenüber auch ziemlich ratlos.

      • @Hampelstielz:

        Vielleicht sollten Sie wenn Sie im Bekanntenkreis diskutieren das Wörtchen angeblich weglassen.

        Ich hab konkret die Erfahrung gemacht meinem Nachbarn bewußt machen zu können, daß seine Meinung faschistische Anlagen hat.Dazu muß ich erstmal mit ihm in Gespräch kommen.

        Dazu muß man aber erstmal als Linker Tatsachen akzeptieren welche nicht ins eigene Weltbild passen.

        Ich glaube, daß ich meinen Nachbarn davon überzeugen konnte, daß Probleme mit Migranten soziale und soziologische Ursachen haben und nichts damit zu tun haben, daß diese Menschen anders aussehen und sprechen und daß man immer den einzelnen Menschen beurteilen muß.

    • @Nobodys Hero:

      Darauf hätte ich auch gerne eine Antwort :( Ich verstehe Sie vollkommen...

      • @Stefan Posdzich:

        Mit Überschriften wie der des Artikels wird man es nicht schaffen. Auch nicht, indem man Heimat permanent mit Lederhosen, Schuhplatteln und Maßkrug assoziiert. Auch nicht, indem man Leute anderer Meinung als blöde und Nazis bezeichnet. Sonst weiß ich aber auch nicht.