piwik no script img

Debatte Grünes SpitzenpersonalBaerbock for Kanzlerin

Ulrich Schulte
Kommentar von Ulrich Schulte

Robert wer? Wollen die Grünen ernsthaft als feministische Partei gelten, müssen sie Anspruch aufs Kanzleramt erheben – mit einer Kandidatin natürlich.

Die bessere Wahl? Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock Foto: dpa

E chte Jungs machen am liebsten unter sich aus, wer die wirklich wichtigen Jobs bekommt. Für Stern-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges ist es zum Beispiel gar keine Frage, dass Robert Habeck der Kanzlerkandidat der Grünen werden muss. Jörges verglich Habeck, den „Politiker mit dem größten Potenzial in Deutschland“, allen Ernstes mit dem jungen Willy Brandt.

Habeck, klar. Wer auch sonst? Jörges, ein Alphajournalist des Berliner Betriebs, ist nicht der einzige Mann, der dem Mann in der Grünen-Spitze das Kanzleramt zutraut. (Männliche) Journalisten vom Spiegel, vom Handelsblatt, der Welt oder von Regionalzeitungen spekulieren, ob Habeck es macht. (Männliche) Politologen stimmen ein. Generell ist die beliebteste Frage an wichtige Grüne derzeit, ob die Partei angesichts ihres Höhenfluges, nicht zuletzt durch den großen Erfolg bei den Europawahlen, einen Kanzlerkandidaten aufstellen müsse. Einen Kandidaten wohlgemerkt, Maskulinum.

Die naheliegende Frage lautet doch aber: Warum eigentlich Habeck? Warum sollte nicht Annalena Baerbock die Kanzlerkandidatin der Grünen werden? Beide sind Parteivorsitzende, beide werden im nächsten Wahlkampf Spitzenkandidaten sein – und sie wäre mindestens so geeignet wie er.

Allein die Tatsache, dass Baerbocks Kandidatur nicht ernsthaft erwogen wird, zeigt, wie Machtfragen im Jahr 2019 noch verhandelt werden. In dem Hype um Habeck steckt eine ordentliche Portion Misogynie. Der Mann gilt als gesetzt, die Frau als, nun ja, ganz fähig – aber eben nicht kanzlerinnentauglich. „Nichts gegen Annalena Baerbock“, knödelt Jörges in seiner Eloge auf Habeck gönnerhaft, „sie ist ein kompetentes und sympathisches Gesicht ihrer Partei.“

Kompetent und sympathisch? Da schwingt wenig subtil mit: Wenn es wirklich wichtig wird, Baby, lass mal die Männer ran. Solche Muster lassen sich in der öffentlichen Rezeption des grünen Spitzenduos immer wieder beobachten. Habeck wird von JournalistInnen als charismatischer Superstar beschrieben, Baerbock als kundige Fachpolitikerin. Er wird für die philosophischen Welterklärer-Interviews angefragt, sie darf die Details der Kohlekommission auseinanderfriemeln. Er wird als moderner, empathischer Mann gefeiert, der sogar seine Hemden selbst bügelt. Sie muss erklären, wie sie den Spagat zwischen Politik und Familie hinbekommt. Selbst schuld, wenn frau kleine Kinder hat und sich erdreistet, Parteivorsitzende sein zu wollen.

Der Mann gilt als gesetzt, die Frau als, nun ja, ganz fähig – aber eben nicht kanzlerinnentauglich

Das Interessante ist ja, dass in dem grünen Spitzenduo die traditionellen und überholten Attribute von Männlichkeit und Weiblichkeit genau falsch herum verteilt sind. Baerbock ist der Mann, Habeck die Frau. Sie blickt kühler auf die Dinge als er. Sie neigt nicht zum emotionalen Überschwang. Sie spricht präziser und sie macht weniger Fehler. Annalena Baerbock hätte sich niemals zweimal in einem Video so verquatscht, dass es wirkt, als sprächen die Grünen Parteien oder Bundesländern die Demokratiefähigkeit ab. Sie hätte auch vor der Bayern-Wahl, als die Landesgrünen auf Schwarz-Grün hofften, keine öffentliche Entschuldigung der CSU für ihre Flüchtlingspolitik gefordert. Denn diese Bedingung hätte faktisch die Koalition verhindert. Solche Fehler sind keine Kleinigkeiten. Wer ins Kanzleramt will, muss sich im Griff haben. Frau Dr. Merkel könnte viel über die Tugend der Selbstbeherrschung erzählen. Auch ein Studium des Völkerrechts ist vielleicht hilfreicher als eines der Philosophie, aber das nur am Rande.

Ja, Habeck hat – anders als Baerbock – Regierungserfahrung, weil er in Schleswig-Holstein gut sechs Jahre lang Minister für Umwelt, Landwirtschaft und Energiewende war. Aber ist das ein Grund, sie komplett außen vor zu lassen? Auch Baerbock wäre ohne Zweifel in der Lage, einen großen Apparat zu managen. Und sie kennt sich in der Europa- und Außenpolitik erwiesenermaßen besser aus als er, in Themen also, die im Kanzleramt ab und an eine Rolle spielen.

Die Grünen sind eine progressive Partei, offiziell kämpfen sie für die Gleichberechtigung von Frauen. „Die Hälfte der Macht den Frauen“, heißt es in ihrem Wahlprogramm. Sie setzen auf Doppelspitzen, sie quotieren Rednerlisten und sie lassen Frauen bei der Listenplatzvergabe den Vortritt vor Männern. Bei gleicher Qualifikation schieben die Grünen Frauen nach vorne, um das strukturelle Ungleichgewicht in der Gesellschaft zu beheben. Nun hätten sie in einer grün-rot-roten Koalition erstmals Chance, eine Frau ins Kanzleramt zu schicken. Und dann soll der Mann ran?

Die Grünen sind erstaunlich männerfixiert

Zugegeben, auch die Grünen sind erstaunlich männerfixiert, zumindest dann, wenn es um informelle Hierarchien geht. Ihre Stars sind fast alle männlich: Kretschmann, Trittin, Özdemir und natürlich Joschka Fischer, der Silberrücken der grünen Macker. Und die Frauen tappen manchmal erstaunlich bereitwillig in eine Falle. Nach der Hessen-Wahl im vergangenen Jahr hatten die Grünen kurz die Chance, in einer Ampel-Koalition den oder die MinisterpräsidentIn zu stellen. Auch damals jazzten die Medien Tarek Al-Wazir hoch, den Mann. Gefragt, warum sie ihrem Co-Spitzenkandidaten den Vortritt lasse, antwortete Priska Hinz, eine erfahrene Politikerin, damals in der Bundespressekonferenz: Al-Wazir sei nun mal der Beliebtere.

Aber Umfragen spiegeln patriarchale Strukturen, die sich immer wieder reproduzieren. JournalistInnen schreiben den Mann hoch, weil sie in alten Mustern denken. WählerInnen bevorzugen in Umfragen den Mann, weil sie ihn besser kennen. Die Partei setzt auf den Mann, weil sie Umfragen glaubt. Und wieder von vorn. Streng genommen hebelt Umfragegläubigkeit die innerparteiliche Demokratie aus, denn über den oder die KanzlerkandidatIn sollte die Partei entscheiden.

Wer es ernst meint mit dem Feminismus, müsste diese Mechanismen eigentlich erkennen – und durchbrechen. Die Grünen sollten sich gut überlegen, ob sie das Spiel mancher Medien mitspielen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ulrich Schulte
Leiter Parlamentsbüro
Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schrieb für die taz bis 2021 über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigte sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitete seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.
Mehr zum Thema

42 Kommentare

 / 
  • Ähm, nein?



    Es existiert offensichtlich eine Arbeitsteilung in der Doppelspitze - er Gesicht, Sie Boss. Und sie sind beide klasse.



    Und weil sie in ihren jeweiligen Rollen beide klasse sind, ist Robert Habeck als Gesicht der Grünen derzeit auch sehr populär. Und auch populärer als Baerbock.



    21tes Jahrhundert, Leute. Eine Marathonkanzlerin geht, die Union stellt mglw. wieder eine Frau auf - man muss nicht auf Gedeih und Verderb eine Frau aufstellen, um eine feministische Partei zu sein. Wie man an der Union sieht, hat das Eine mit dem Anderen anscheinend noch nicht einmal zu tun.



    Eine feministische Partei sollte vielmehr versuchen, den maximalen Erfolg für sich und ihre Inhalte herauszuholen.



    Habeck ist nun einmal unglaublich populär. Es macht keinen Sinn ihn nicht aufzustellen, nicht einmal wenn Baerbock die zweitpopulärste Grüne wäre.



    Ich hoffe auf eine Urabstimmung.

  • Abgesehen davon, dass es keine Grün-Rot-rote



    Regierung geben wird - die Veränderungen die anstehen , sind mit der Union ratsamer, wenn auch schwerer - würde mir Baerbock als Vitzekanzlerin mit dem „Superministerium“ Klimaschutz, Biodiversität und nachhaltige Transformation besser und wirmächtiger gefallen. Schickt jetzt einen guten Jungen ins Rennen. Habeck hat Chancen und für Annalena steht noch Alles offen und für sie arbeitet die (nachpatriarchale)Zeit.



    Es kann jetzt schnell Neuwahlen geben und B90/GRN sollte auch wieder mit einem Spitzen-Bärle ( fränkisch für Paar :) antreten. Aber verbrennen wir lieber den geliebten Robert. Frauen an die strukturelle Macht!

  • Eine Kanzlerin ohne jegliche Regierungserfahrung wäre ein gefundenes Fressen für die Oposition.

    Ich glaube nicht, dass die Grünen so dumm sein werden.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Thomas Dreher:

      Ohne Regierungserfahrung bedeutet möglicherweise auch " noch nicht korrumpiert". Fände ich nicht schlecht

  • Nun will ich sicher nicht der Erbsenzähler sein: Wann genau ist die nächste, vorgesehene Wahl zum Deutschen Bundestag? Es gilt doch noch Art.39 GG?

  • "…[Habeck], der sogar seine Hemden selbst bügelt."



    Energieverschwendung! Geht für einen Grünen gar nicht. 😜.

  • Ich denke, D braucht mal jemanden, der weitschweifig genug denken kann, um dann konkret zu handeln und zu probieren - auch auf EU-Ebene.

    Die Philosophie als Grundlage ist da in Verbindung mit Pragmatismus meines Erachtens nicht zu unterschätzen.

    Geschlecht ist mir herzlich egal.

    Und was spricht gegen einen Mann, dessen Kinder groß genug sind, der aber im Gegensatz zu unserer amtierenden BK welche hat und weiß, was Leben im Familienalltag bedeutet?

    Zwei kleine Kinder sind für mich tatsächlich eher ein Ausschlusskriterium. Fragen Sie mal die Kinder von Kohl, wie es denen ergangen ist. Und auch diverse europäische Monarchen besteigen auf eigenen Wunsch erst den Thron, wenn die Kinder ein gewisses Alter erreicht haben. Und da liegt es nicht am fehlenden Geld für Kinderbetreuung, es geht einfach um die Kinder und das Familienleben. Allerdings wissen diese Menschen schon, dass sie die Position mal ausfüllen werden. In der Politik kann es sein, dass es die Chance nur einmal gibt.

    Größere Chancen hat aus vielerlei Hinsicht meiner Meinung nach tatsächlich Habeck - wenn überhaupt ein/e Grüne/r.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Sie hätte auch vor der Bayern-Wahl, als die Landesgrünen auf Schwarz-Grün hofften, keine öffentliche Entschuldigung der CSU für ihre Flüchtlingspolitik gefordert. Denn diese Bedingung hätte faktisch die Koalition verhindert. Solche Fehler sind keine Kleinigkeiten. Wer ins Kanzleramt will, muss sich im Griff haben. Frau Dr. Merkel könnte viel über die Tugend der Selbstbeherrschung erzählen."

    -Wow, dieser alte weiße Mann..äh...tschuldigung...Herr Ulrich Schulte peilt wohl so gar nicht, warum die Grünen momentan auf über 20 Prozent kommen und die SPD und CDU abschmieren. Das ist nicht nur Thunberg, das ist auch Habek als Person.

    Die Grünen sind für mich als Umfaller und Opportunistenpartei eigentlich unwählbar, aber gerade weil Habek die CSU offen kritisert und wirkt wie jemand der eine Meinung hat und diese vertritt; gerade deshalb freue ich mich trotzdem über das Wahlergebnis der Grünen.

    Verwalter wie Merkel sind out, Idealismus ist wieder in, das gilt für rechts wie für links. Wer sich als Grüne der CSU anbiedert, der wird niemals KanzerIN.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Was ist das für eine Argumentation? Postlogismus, oder was? Zum Haare raufen...

    Jahrelang wird mir hier bei der TAZ und anderswo von Feminist/innen erzählt, das es keine Rolle spielt, das wir eine KanzlerIN haben, das unserer Verteidigungsminsterin weiblich ist, das die nächste CDU-Kanzlerkandidatin mit AKK wieder weiblich ist, das Nahles als SPD-Spitze weiblich ist, das die Alice Weidel weiblich ist, weil diese Frauen in ihrer Position ja "automatisch zu Komplizinnen des Patriarcharts würden".....und nun?



    Jetzt spielt es auf einmal eine Rolle das der grüne Kanzlerkandiat nicht weiblich ist.

    Darf man also davon ausgehen, das jede Partei die in den nächsten 100 Jahren einen Mann zum Spitzenkandidaten macht, sich diesen lächerlichen Sexismusvorwurf gefallen lassen muss?

    Dann wird auch noch damit argumentiert, das die Baerbock "männlicher" wäre als Habek, weil "kühler und weniger emotional und so"-Hallo Klischeerollenbild, lol...

  • meinetwegen kann Sie bundeskanzlerin werden,aber nur wenn Sie glaubwürdig verspricht alle deutschen waffenexporte und kriegsbeteiligungen zu beenden und mit dem hartzismus schluss zu machen.dies sind die beiden minimalbedingungen ohne die Ich einer rot"rot" grünen koalition auf bundesebene nicht zustimmen werde

  • Die Grünen werden nicht das umsetzen was von ihnen erhofft wird. Die Erwartungen in sie werden enttäuscht werden.



    Die Illusion ist : Klimaschutz und mit allem Wirtschaften und Produzieren so weitermachen wie bisher.



    Die Zusammensetzung der Summe von Grünen-Stimmen sind besonders heterogen.

    • @nzuli sana:

      in der opposition kann man allen alles und insbesondere auch unmögliches versprechen.die von Ihnen richtigerweise festgestellte unvereinbarkeit von ökologischer vernunft und kapitalistischen systemzwängen wird die seifenblasen die die grünen sich selbst und ihren wähler*innen verkaufen zerplatzen lassen.sie werden sich entscheiden müssen ob sie eine ökologische und soziale oder eine neoliberale partei sein wollen.aber erst wenn sie regieren und in abhängigkeit davon mit wem sie regieren .



      wenn sie sich gegen konsequenten klimaschutz und für eine jamaica-koalition entscheiden wird ihnen die jugend davonlaufen und zur linkspartei wechseln-die im hinblick auf die vereinbarkeit von kapitalismus und klimaschutz klartext redet

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Eine Genderdebatte um die Frage nach einem möglichen grünen Kanzlerkandidaten wäre der Anfang vom Ende des grünen Booms.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Welches Geschlecht auch immer, die nächste Mutti wird grün sein.

    Die "Volksparteien" überschlagen sich beim Löffel abgeben und die Karten werden neu gemischt werden.

    Im Osten ist das schon geschehen, da gibt es den offensichtlich stabilen Naziblock.

    Schauen wir mal, was Umwelt und Klima in ein paar Jahren zu alledem sagen.

  • Mensch, Herr Schulte. Mann wird man unter Männern und nicht in der Küche bei den Frauen. Oder anders: Kanzlerin wird Herr Baerbock nur über ein anderes Führungsamt und nicht über die Partei oder die Medien oder gar eine Quote. Frau Habeck hat zumindest ein (erfolgreiches) Amt als Minister in der Vita.

    Andererseits hieß es lange Zeit ja immer: Frauen und Behinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt.

  • Wenn dieser Artikel eins beweist, dann dass Quote langfristig nichts eher kontraproduktiv wirkt.

    Im Ergebnis hat sogar die eigene supertreue Gefolgschaft (ja, damit KÖNNTE auch der Autor des Artikels gemeint sein) den Schädel immer noch voller fester Vorstellungen, welche Eigenschaften politischer Anführer besonders männlich oder weiblich konnotiert sein sollen (inwieweit die zutreffen, ist noch mal was anderes: Denken wir z. B. mal an die stets präzise, fehler- und fettnapffrei formulierenden Herren Brandt, Kohl, Schröder oder Fischer...).

    Auch der Geschlechtermix in der Parteibasis ist selbst nach zwei durchquotierten Poltikergenerationen noch immer nicht ausgeglichen, obwohl frau rein rechnerisch ca. 30% höhere Chancen hat, in ein Parteiamt zu kommen als mann. Ich frage mich, wie man da überhaupt noch einen 50%-Repräsentationsanspruch rechtfertigen kann: Wer auch nach 40 Jahren aktiver Lockung und Förderung nicht will, will halt WIRKLICH nicht.

    Und ja: Die Alphatiere sind auch in grün immer noch Alphatiere, und sie sind durchweg männlich. Alle Parteien mit auch nur halb soviel Frauenanteil in der Mitgliedschaft haben mindestens eine dominante weibliche Führungspersönlichkeit hervorgebracht, nur bei den Grünen sind das IMMER Männer. Nach den Gründen dafür fragt keiner - nicht mal dieser Artikel.

    Von daher ist es vielleicht nicht konsequent feministisch, aber konsequent grün, dass jeder Ruf nach Annalena Baerbock nur die berühmte Ausnahme bleibt, die die Regel bestätigt. Es zeigt, wo starr in numerische Korsette gegossene "Gleichstellung" hinführt: Die progressive Fassade steht, die echte Macht aber wandelt dahinter umso ungestörter auf alten, von Männern erfundenden und auf ihre Dominanzmechanismen zugeschnittenen Pfaden - und die Frauen, die das trifft, WOLLEN scheinbar gar nicht, dass es sich ändert.

  • Was soll das entweder oder? Der Feminismus steht auch für das Aufbrechen von Hierarchien. Warum keine Doppelkanzlerschaft?



    Oder wenn es auf Teufel komm raus schon ums Geschlecht gehn soll, dann wär ein intersexueller Mensch mal an der Reihe. Das müsste nach Schultes Lesart wirklich progressiv sein. An qualifizierten zur Verfügung Stehenden dürfte es doch nicht mangeln. Warum schaffen sie es bei den Grünen bisher nicht in die vorderste Reihe? Versteckte Interphobie?

  • "Annalena Baerbock hätte sich niemals zweimal in einem Video so verquatscht (...) Ja, Habeck hat – anders als Baerbock – Regierungserfahrung (...)", aber "auch Baerbock wäre ohne Zweifel in der Lage, einen großen Apparat zu managen"

    Wow, solche Postulate im Konjunktiv sind ja echt überzeugende Argumente!

  • "Das Interessante ist ja, dass in dem grünen Spitzenduo die traditionellen und überholten Attribute von Männlichkeit und Weiblichkeit genau falsch herum verteilt sind. Baerbock ist der Mann, Habeck die Frau. Sie blickt kühler auf die Dinge als er. Sie neigt nicht zum emotionalen Überschwang. Sie spricht präziser und sie macht weniger Fehler."

    Uiuiui. Innerhalb eines halben Satzes nicht nur nonchalant Unterstellt, dass Frauen sprachlich mehr Fehler machen, sondern noch gleich mit angedeutet, dass Baerbock die bessere Kandidatin ist, weil sie ja der "eigentliche" Mann von den beiden ist. Und das in einem Artikel unter der Fahne des Feminismus. Muss man auch erst einmal hinkriegen.

    • @Snip Snap:

      Da steht in ihrem Zitat „die traditionellen und überholten Attribute“.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ich wünsche mir einen Typus wie Helmut Schmidt meinetwegen in weiblich. Zuhören und entscheiden.



    Nicht Besserwissen und paktieren.



    Das kann ich selber.

  • Ist doch ganz einfach, Annalena Baerbock ist fähiger, Robert Habeck kommt besser an. Und da für viele Wählerinnen - beileibe nicht für alle - Solidarität mit Frauen ein Fremdwort ist, hat Habeck ganz einfach die besseren Chancen. Wir sind doch nicht bei der SPD, wo man im Zweifel den Unsympathischsten als Kanzlerkandidaten ausruft

  • Oh je, nach Merkel soll nun also auch noch Baerbock zur Gärtnerin gemacht werden. Na, das wird ja lustig, wenn die dann beim nächsten G7-Treffen, gilets jaunes sei Dank, neben Frau Le Pen sitzt.

    Haus in Süddeutschland und im Luberon günstig abzugeben...

    • @Trango:

      Hä was war das ???

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Wichtig wäre eine Persönlichkeit, die Ahnung hat, von dem was sie tut.



    Ob männlich oder weiblich ist völlig nebensächlich.



    Dass Frau genauso unfähig sein kann wie Mann, hat diese 16jährige erbärmliche Politik gezeigt.

    • @98589 (Profil gelöscht):

      "Dass Frau genauso unfähig sein kann wie Mann, hat diese 16jährige erbärmliche Politik gezeigt."



      Zustimmung.

    • 9G
      91867 (Profil gelöscht)
      @98589 (Profil gelöscht):

      So sehe ich das auch. Frau sein ist keine Kompetenz an sich (genauso wenig wie Mann sein). Aus meiner beruflichen Erfahrung muss ich leider bestätigen, dass Frauen nicht die besseren Führungskräfte sind. Gerade bei weiblichen Mitarbeiterinnen kommen die oft sehr schlecht an. Zudem sind sie eher beziehungsorientiert auf Macht aus (anderer Menschen Gefühle beherrschen wollen) und nicht an Zielen und deren Erreichung interessiert. Letzteres ist aber für Unternehmen essentiell! Habe allerdings auch genug unfähige männliche Führungskräfte erlebt (da war vom Laufenden Meter bis zum Blender und vom Psychopathen bis zur Kompetenzattrappe dabei). Daher Augen auf liebe Wähler, wem man/frau da so seine Stimme gibt. Und die derzeitige BKin ist für mich noch schlechter als die beiden Vorgänger (und das heisst schon was).

  • Mal wieder ein überflüssiger Kommentar pro Quote Frau; nicht umsonst gibt es beauftragte Wahlstrategen, die aus psychologisch-/sozialer Sicht noch weitere Merkmale für einen Erfolg zu Rate ziehen. Das mag ungerecht erscheinen, aber Menschen/Wähler/Wählerinnen/Diverse entscheiden auch emotional.



    Edward Kennedy hat man seinerzeit gesagt, bevor er nicht 30kg abnimmt, braucht er gar nicht anzutreten. Ihm leuchtete das ein und pflegte glücklich weiter seinen Hang zu Häppchen. Warum hat wohl u.a. eine Frau wie Özlem Alev Demirel keine Chance, obwohl sie sich kundig und engagiert zeigt? Man stelle sich Olivia Jones als Bewerberin einer Parteispitze vor? Bei Annalena Baerbock liegt es evt. an ihrer schrillen Stimme – da kann sie vermutlich auch nichts für, aber zumindest ich kann ihr nicht lange zuhören, sie macht mich damit nervös.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @A.B.:

      Bei der Aufzählung Ihrer Beispiele haben Sie etwas Wichtiges vergessen: als Twiggy-Verschnitt würde die amtierende Kanzlerin auch nicht durchgehen. Und auch Frau Kramp K. eher nicht.

      Was die soft skills angeht, wage ich mal die kühne Behauptung, dass WählerInnen der Grünen andere Vorlieben haben als die der Union.

      Und jetzt schalten wir um zu Musik aus dem Berchtesgadener Land ...

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    So ein Käse.

    Ich möchte ein fähiges Staatsoberhaupt bzw. eine/n Regierungschef/in. Das Geschlecht hat da keine Rolle zu spielen !

    Und wenn man schon mit Geschlechtergerechtigkeit kommen will.. Nach 16 Jahren mit einer Bundeskanzlerin wäre es eigentlich angebracht keine Frau zu nehmen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @83191 (Profil gelöscht):

      Das kann man so sehen. Muss es aber nicht.

      Nach dann 16 Jahren Merkel fände ich es angebracht, mal einen Politiker als Kanzler zu sehen, der auch Politik MACHT und nicht nur aussitzt.

      Ob Frau oder Mann ist dabei für mich eher ein Nebenaspekt. Hauptsache qualifiziert.

  • also mein traumpaar ist habeck&klöckner. allein schon von der optik her. und die retten die bienen. und die blümchen. bei den grünen ist doch schon alles bestens, da braucht es keine diskussion mehr, dafür hat doch schon joschka gesorgt. so als kontrast kann man sich ja kge&akk vorstellen. richtiges geschlecht, aber das würde richtig finster werden. btw: gibt es ein richtiges geschlecht?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @pjotr:

      Habeck und Klöckner in der Neuauflage von Romeo und Julia? Als Schulterschluss von Jetzt-Zeit und Adenauer-Aera?

      Nej tak. Muss nicht sein. Nicht mal als Unterhaltswert tragbar.

  • Habt ihr mal in die Gesetzbücher geschaut?

    Annalena ist einfach noch zu jung.

    In Deutschland gilt das passive Wahlalter von 40 Jahren für die Kanzlerin.

    Noch hat si die nicht erreicht.

    Also warten wir geduldig bis zur nächsten regulären Wahl. :-)

    • @Friderike Graebert:

      Der Bundespräsident muss mindestens 40 Jahre alt sein. Dies gilt nicht für das Amt des Bundeskanzlers. Der muss nur älter als 18 Jahre alt sein.

      • @vulkansturm:

        sorar ein*e Ortsvorsteher*in in Rheinlandpfalz muss mindestens 23 Jahre alt sein.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Robert oder Annalena for KanzlerIn? Puh! Der promovierte schriftstellernde Philosoph oder die noch nichts richtig gearbeitete Masterin in Public International Law. Ich sähe in diesem Amt ja gern einmal Menschen, die eine völlig klare erfahrungsbasierte Vorstellung von Wertschöpfungsbeitrag, Arbeitswelt und gesellschaftlichem Kontext haben. Inkompetente BerufspolitikerInnen haben wir bereits zuhauf und die weit überwiegende Abgeordnetenzahl aus dem Beamtentum zeigt deutlich, wo politische Entscheidungen herkommen und hingehen. Kein Wunder, dass die Schreie nach „direkter Demokratie“ immer lauter werden - ohne echte Repräsentanz.

    • 9G
      91867 (Profil gelöscht)
      @97088 (Profil gelöscht):

      aus der Seele gesprochen Wolfgang!

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @97088 (Profil gelöscht):

      "Noch nichts richtig gearbeitet" ist genau der Denkfehler des "kleinen Mannes". Politik ist harte Arbeit!

    • @97088 (Profil gelöscht):

      Werfen Sie mal einen Blick auf die Liste der tollen gestandenen berufstätigen Männer im Bundestag www.abgeordnetenwa...ebeneinkunfte-2018 .



      Was all diese Anwälte, Landwirte und Consulter besser oder qualifizierter als Berufspolitiker*innen oder auch Beamt*innen machen sollte - die immerhin ihre Tätigkeit während des Mandats niederlegen-, erschließt sich mir überhaupt nicht.

  • Hä? Erstaunlich männerfixiert? Die Grünen mit ihrer Frauenquote? Was soll das denn jetzt? Dieser Beitrag ist nicht nur opportunistisch sondern auch spalterisch und das kann auch dem Autor nicht entgangen sein. Klar wird Habeck gehypt, tendenziell vielleicht sogar eher von Medien, die den Grünen nicht allzu wohlgesonnen sind, dieser Beitrag hier macht aber eigentlich nichts anderes. Dass Baerbock wahrscheinlich mindestens so stark und wichtig ist wie Habeck, wird ja auch nicht wirklich verschwiegen. "Das eigentliche Machtzentrum" schrieb gerade erst der Spiegel, natürlich auch ein bisschen spalterisch. Wer die bessere Kanzlerin oder der bessere Kanzlerkandidat wäre ist jedenfalls eine Frage die man diskutieren kann ohne gleich das ganz große Gleichberechtigungsfass aufzumachen.

  • Da schon die schwarzen eine Kanzlerkandidatin stellen, können die Grünen ruhig einen Mann ins Rennen schicken. Das ist wie bei den Listen wissen sie immer schön halb-halb!

    Klar da gibt es bei der SPD auch einen Kandidaten mit Scholz. Nur beim aktuellen Zustand der SPD kann man das getrost ignorieren. Und nach nun mehr 16 Jahren eine Frau im Amt soll ja der Wähler auch hier eine Option haben. Das ist ja neuerdings irre wichtig!

    Bleibt bei so viel Text Herr Schulte indes noch eine Frage unbeantwortet, warum spielt es für den modernen Feminismus eine größere Rolle, was jemand zwischen den Beinen hat, als zwischen den Ohren?

    Ideologie schlägt Eignung (Ohne das explizit auf Frau Baerbock beziehen zu wollen!) kommt mir irgendwie bekannt vor. Darum schießt man eben aus Prinzip eben einen Bauern ins All! Obwohl das angesichts des Risikos vielleicht gar keine so schlechte Wahl war.