Das perfekte Partybuffet: Da habt ihr den Salat
„Ach, übrigens, wir machen bei unserer Silvesterfeier ein Buffet, und jeder bringt was Schönes mit!“ Ja, huch. Und nun? Wir hätten da ein paar Ideen.
Maulfreude mit Deko
In der kulinarischen Dramaturgie ist das Amuse-Gueule die Ouvertüre. Es wird gereicht, bevor alle beschickert sind, und kündigt im besten Fall eine heitere Orgie an. Amuse-Gueule heißt wörtlich „Maulfreude“, in gehobenen Restaurants wird es durch das feinere Amuse-Bouche ersetzt, die „Mundfreude“. Am Schluss ist’s gleich, es bleibt größter Geschmack auf kleinstem Raum – egal ob im Restaurant oder auf dem Buffet.
Dabei haben sich billige Tricks bewährt: Fleischwurst, zur Blüte gerollt, mit Senf bestrichen und mit ein wenig Gewürzgurke verziert; ein Porzellanlöffelchen mit einem Klecks Tarama (einem griechischen Fischrogen-Dip), einer geachtelten Kirschtomate und Blattpetersilie. Das Auge isst die Farben, deshalb auf die Kontraste achten! Aber nicht übertreiben mit der Deko, sonst geht das auf Kosten des Geschmacks. Gut finde ich auch kleine Kartoffeln, halbiert, ausgehöhlt, gefüllt mit Crème fraîche, angerichtet mit ein bisschen Olivenöl, etwas Salz, Pfeffer, Kresse und Zitronenzeste, auf einem Bett aus Endivie. Dazu einen Aperitif.
Clemens Sarholz
Die herzhafte Schwester
Snacks, die auf -schnecke enden, sind immer eine gute Idee, man denke an Zimt-, Pudding-, Mohn-. Die Form ist fun, der Inhalt cremig. Vorhang auf also für die herzhafte große Schwester, deren natürliches Habitat nicht die Backshop-Auslage an der Straßenecke ist, sondern ausschließlich der private Raum. Die Blätterteigschnecke kann man nirgends kaufen, anders als ihre industriell gefertigten süßen Geschwister ist sie noch echte Handarbeit. Man verrühre saure Sahne, Speck, geriebenen Käse, irgendwelche Kräuter und streiche das auf (Supermarkt-)Blätterteig. Dann rollen, schneiden, Backofen, fertig. Das geht natürlich auch in Vegetarisch mit getrockneten Tomaten und Mozzarella oder Spinat und Feta. Weitere Vorzüge der Blätterteigschnecken: Sie lassen sich platzsparend auf dem Teller stapeln und schon mal heimlich wegsnacken, wenn das Buffet noch nicht eröffnet ist.
Leonie Gubela
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Dinner for One
Immer gut, was Heißes im Ofen zu haben. Den vorzuheizen dauert aber. Deswegen machen wir in der Zeit die schnellste Oliventapenade, die mir einfällt: Ein Glas Taggiasca- oder Kalamata-Oliven entsteinen und grob hacken. Knoblauch dazu (mindestens drei Zehen), etwa fünf Esslöffel Olivenöl (leckeres) und ein Sardellenfilet (wahlweise Kapern). Alles in einen großen Mörser (Stein) füllen und dann Handarbeit bis zur gewünschten Konsistenz. Der Stabmixer geht auch, sein Lärm stört ja nicht, wenn draußen eh überall geböllert wird.
Jetzt eine Handvoll Petersilie aus unserem toskanischen Vorgarten schneiden – Spaß, wir nehmen exakt die 40 Gramm aus dem Supermarktplastik. Waschen, etwas feiner hacken und unterheben. Ein paar Spritzer Zitrone runden das Ganze ab. Im Hintergrund läuft vielleicht Talking Heads „Burning Down The House“, dem Anlass entsprechend. Womöglich gibt’s auch ein Glas Sekt?
Als Beilage Vollkorntoast ein bisschen krosser als sonst aus dem Toaster holen. In Vierteln mit je einem Teelöffel Tapenade geht das durch als Canapés. Einfach selbst dippen geht sonst auch, Dinner for One sozusagen. Nicht nur die Gäste müssen essen, es ist schließlich noch zu tun!
Florian Nass
Nudeln zum Erinnern
Wie der Nudelsalat in meine Familie kam, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er schon vor mir da war. Der Zutatenliste zufolge, auf der früher auch Erbsen und Möhren aus der Dose standen, könnte das Rezept aus den 50er- oder 60er-Jahren stammen. Meine Großmutter väterlicherseits servierte den Nudelsalat gerne an Feiertagen, mein Vater übernahm die Tradition. Er war seine Beigabe zum Heiligabendbuffett. Aus der Familie meiner Mutter, die sich eher der gehobenen Mittelschicht zurechnete, kam Krabbensalat.
Das nachfolgende Rezept steht so von meinem mittlerweile verstorbenen Vater aufgeschrieben in unserem Familienkochbuch, einer anthrazitfarbenen DIN-A4-Kunststoffmappe von Leitz, nostalgiefern und kleckerfest; mein Vater, ein Rechtsanwalt, war eher der nüchterne, pragmatische Typ.
1 kg Hörnchennudeln mit viel Salz (Meerwasserstärke) al dente kochen und kalt abspülen.
1 Glas Miracel Whip light mit 1 Paket Dosenmilch 4 % und dem Wasser aus dem Cornichonglas cremig rühren. Mit viel Zwiebelgewürz, Paprika und Salz würzen.
8–10 Eier hart kochen und mit Eierschneider fein würfeln.
1 kl. Glas Cornichons (von Aldi) in kleine Scheiben schneiden.
Ca. 10–12 Würstchen aus der Dose in kleine ca. 1 cm Scheiben schneiden
5–7 Möhren schälen, würfeln und in gut gesalzenem Wasser ca. 15 Min. kochen
Gegen Ende ca. 500 g feine TK-Erbsen zu den kochenden Möhren geben und nur noch kurz mitziehen lassen. Abgießen und kalt abschrecken (wegen der Farbe).
Die o. a. gekochten Nudeln hinzugeben und mit den anderen Zutaten vermengen.
Die Portion ist für eine sechsköpfige Familie gedacht, wir sind durch ein paar Geburten und Heiraten inzwischen 14 Leute plus Schwiegermütter und -väter und brauchen dementsprechend mehr Nudeln. Unser eigener Vater fehlt uns jeden Tag. Der Salat erinnert uns an ihn.
Anna Fastabend
Den Gaumen verarschen
Ein Nudelsalat ist eine solide Bank. Aber niemand denkt: Wie raffiniert! So kreativ! Eine Geschmacksexplosion ist kalte Pasta leider auch nicht. Aber es gibt einen einfachen Trick, die Herzen am Buffet zu erobern: Gnocchisalat. Schließlich steht jeder auf angebratene Gnocchi, innen gerade richtig gatschig, außen kross. Dieser Twist verarscht den Gaumen.
Zu den krustigen Kartoffelklößchen gibt man mindestens Rucola, Cherrytomaten und Parmesan, und, wenn man endlich halbleere Gläser im Kühlschrank loswerden will, auch Oliven, Artischockenherzen, Kapern oder getrocknete Tomaten. Für noch mehr Knack sorgen geröstete Kerne. Für die, die es teuer mögen, Pinienkerne, sonst tun es auch Walnuss- oder Sonnenblumenkerne.
Fehlt nur noch der Star des Salats: grünes Pesto. Gestreckt mit Olivenöl und Zitronensaft plus -zeste ergibt das ein Dressing mit ganz viel Geschmack und ganz wenig Aufwand.
Sophie Fichtner
Das gewisse „Je ne sais quoi“
Salat bringen ja alle anderen schon mit – ich backe deshalb Quiche. Was vor vielen Jahren mit einem Quiche-Lorraine-Rezept (Lauch und Speck) begann, ist mittlerweile ein freihändiges, vegetarisches Feuerwerk an „Mal sehen, was der Kühlschrank so hergibt“. Regeln für die Gemüsequiche gibt es wenige, aber eines habe ich gelernt: Den klassischen Mürbteigrand lassen viele übrig, weil er extrem stopft. Deshalb mache ich lieber einen Quark-Öl-Teig.
Ich vermenge 200 g Quark, 5 EL Olivenöl, 200 g Dinkelmehl, 1 TL Backpulver und 1/2 TL Salz, forme eine Kugel und lege sie in Frischhaltefolie eingeschlagen für 15 Minuten in den Kühlschrank. Halt, Kühlschranktür offen lassen! Gibt es Crème fraîche, Schmand, Sauerrahm? 2 Becher braucht es mindestens, dazu ungefähr 2 Eier. In einer Schüssel verquirlen, salzen und kräftig pfeffern – das ist die Basis. Verfeinert wird mit Gemüse und Käse. In Sachen Würze wenig falsch machen kann man mit der Kombi aus getrockneten Tomaten, Feta und Pinienkernen. Es gehen aber auch Kartoffeln vom Vortag, Oliven und geriebener Gouda. Die absolute Geheimzutat für das gewisse Je ne sais quoi in jedem Fall: 1 TL körniger Senf.
Jetzt nur noch eine Tarteform einfetten, den Teig ausrollen, hineinlegen, die Masse darauf verteilen und im vorgewärmten Ofen bei 200 Grad für 30–40 Minuten backen. Schmeckt warm, kalt und erst recht am nächsten Morgen. Frohes Neues!
Franziska Seyboldt
Grünes Fleisch
Eine Einladung, bei der ich etwas fürs Buffet mitbringen soll? Das ist einfach: Roastbeef mit grüner Sauce. Aber definieren wir erst, was mit grüner Sauce gemeint ist. Es gibt einige: die Frankfurter grie Soß, die aus Frühlingskräutern gemacht wird, dann die Mojo verde auf Korianderbasis oder Chimichurri, eine scharfe Petersiliensauce. Alles hervorragende Fleischbegleiterinnen. Heute aber geht es um die Königin: italienische Salsa verde.
Ihre Grundbestandteile sind Petersilie, Olivenöl, Kapern, Sardellen und Knoblauch. All das gibt man kurz in die Moulinette und lässt es eine Stunde stehen, damit sich die Aromen entfalten können. Dann hat man, was Köche einen Booster nennen. Oder andere eine Geling-Garantie. Wer also beispielsweise das Koch-Internet wälzt, um für ein Buffet ein perfektes Roastbeef (ein Stück vom Rindsrücken) oder einen anderen Braten aufzutischen, und nach kurzer Zeit völlig irritiert ist, weil alle was anderes empfehlen: Stecken Sie das Fleisch einfach nach dem erstbesten Rezept in den Ofen, am besten am Vortag. Schneiden Sie das ausgekühlte Fleisch so dünn wie Sie können, belegen Sie damit eine große Platte und fluten Sie das Arrangement anschließend mit Salsa verde.
Es wird auf jeden Fall gut, sogar so gut, dass Sie die nächsten Jahre zu Silvesterpartys mit dem Zusatz eingeladen werden, doch wieder dieses „grüne Fleisch“ mitzubringen. Versprochen! Ich spreche aus Erfahrung.
Jörn Kabisch
Grüße aus Madrid
Ich bringe gerne eine einfache Dose spanischer Oliven mit, wenn wir irgendwo eingeladen sind. Zugegeben, das wirkt vielleicht etwas mickrig, aber ich habe die besten Absichten: Die Oliven erinnern mich an die Bar in der Straße, in der ich einst in Madrid wohnte. Dort gab es an Getränken nur Manzanilla de Sanlúcar, Oloroso, Fino, Amontillado und Palo cortado aus Jerez – grob vereinfachend gesagt: Sherry. Nichts anderes, aber dazu stets ein Porzellanschiffchen mit Oliven, grünen Oliven.
Die Atmosphäre dieser schummrigen Bar in meiner Straße versuche ich so weiterzutragen. Wenn es sich am Buffet ergibt, erzähle ich auch davon. Dann kann jeder nachvollziehen, was diese Oliven so besonders macht. Vielleicht hilft es, jedenfalls ist das Schälchen am Ende der Feier oft leer. (Okay, manchmal habe ich sie auch allein gegessen.)
Da ich nicht zu knickrig erscheinen will, nehme ich zusätzlich meist noch eine Quarkspeise mit. Sie ist das perfekte Dessert, das auch über die Länge eines sehr langen Abends immer frisch bleibt, weil neben Quark, Joghurt und Zucker gefrorene Himbeeren reinkommen, die den Quark aus sich heraus kühlen. Lecker!
Felix Zimmermann
Lieber gleich zwei machen
Statt eines Geburtstagsgeschenks will die Freundin „was fürs Buffet“. Ich: „Dann ein Rüblikuchen.“ Ich mache gleich zwei davon. Einen großen für sie und einen kleinen für mich. Weil er so wunderbar schmeckt auch zwei Tage später noch.
Dafür rasple ich 700 Gramm geschälte Möhren grob und träufle Zitronensaft drüber. Ich zerkleinere 600 Gramm Nüsse oder Mandeln (idealerweise geröstet) auch eher grob. Ebenso werden 100 Gramm Haferflocken zerkleinert. Wenn ich Kürbismehl im Haus habe, vermische ich davon noch 50 Gramm mit den Nüssen und Haferflocken, einem Päckchen Backpulver und einer Prise Salz. 50 Gramm Haferflocken mehr gehen auch. Ich verquirle neun Eigelb mit 200 Gramm Zucker, bis sie schaumig sind. Wer es süß mag, braucht mehr Zucker. Die Eiweiß werden steif geschlagen.
Nun das Finale: Die Nussmasse und die Karotten mit der Eigelbmasse mischen, 250 Milliliter Sonnenblumen- oder Rapsöl dazu. Dann das Eiweiß unterheben. In eingefettete Backformen und ab in den Ofen. Unser Ofen spinnt, aber ich schätze, bei 190 Grad eine Stunde müsste Pi mal Daumen klappen.
Waltraud Schwab
Snacks, Bier und basta!
Als junger Mensch und fauler Student scheut man sich vor Buffets, weil sie mehr Arbeit bedeuten, als nötig ist. Wenn ich zu mir einlade, ist deshalb von vornherein klar: Auf richtiges Essen dürft ihr nicht hoffen. Stattdessen gibt es Bier und diverses Knabberzeugs. So kann nichts schiefgehen. Hier ist eine praktische Einkaufsliste:
1–3 Kästen Bier
1 Packung Salzstangen
1 Knabberbox
(da ist für jeden was dabei)
1 Dose gesalzene Erdnüsse
2 Packungen Chips
(hier gilt: Qualität vor Preis)
4–10 Flaschen Radler und Cola (für die Nicht-Biertrinker)
Das Bier und die anderen Getränke rechtzeitig kaltstellen. Salzstangen, Erdnüsse und Chips schön anrichten, sprich: in Schüsseln füllen. Das war’s.
Nico Preikschat
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