piwik no script img

DB-Gutscheine sind meist nutzlosSänk juh for naffing, Deutsche Bahn

Gastkommentar von Bernhard Spring

Die Bahn lockt mit Gutscheinen, die für Kun­den so gut wie uneinlösbar sind. Denen bleibt nur ein schlechtes Gefühl und ein voller Papierkorb.

Nichts wie weg Foto: Michele Tantussi/reuters

G utscheine gehen immer. Sie bedienen den steinzeitlichen Instinkt der Schnäppchenjäger und Zettelsammler – und die ausgebenden Unternehmen wissen, dass der gewährte Rabatt lange im Gedächtnis bleibt, aber nur selten wahrgenommen wird.

Das denkt sich wohl auch die Deutsche Bahn, wenn sie regelmäßig Coupons an ihre Bahncard-Kunden mailt. Die wollen gerade in Pandemiezeiten gut betreut sein. Nicht dass jemand mal nachrechnet, ob sich der Abo-Preis jetzt noch lohnt, wo zahlreiche Reisen wegfallen.

Und so flattert immer wieder mal ein mit rosafarbenen Kästchen versehener eCoupon im Wert von 15 Euro in die Postfächer der rund fünf Millionen Bahncard-Besitzer. Rosa, weil die Sicherheitseinstellung des Browsers die Werbefotos blockiert.

Fett hervorgehoben wird der Gutscheinwert angepriesen. Kleiner, in schwachem Grau gehalten, folgen die Einlösebedingungen: Der Gutschein gilt gut einen Monat und ab einem Mindestfahrkartenpreis von 49 Euro. Klingt erst einmal nett, aber: Der Gutschein gilt auch für die Spar-Tickets. Zusammen mit der Bahncard muss man da erst einmal auf 49 Euro kommen.

Der Gutschein – nicht einlösbar

Ein Beispiel: Wer gleich am Tag des Coupon-Erhalts eine Reise von Berlin nach München für den letzten Gültigkeitstag bucht, kommt auch ohne Bahncard auf einen Sparpreis von 37,90 Euro, mit Rückfahrt am nächsten Tag sind es 47,80 Euro. Der Gutschein – nicht einlösbar. Nur wenn man die Fahrt in derselben Woche antritt, in der man den Coupon erhalten hat, liegt der Ticketpreis trotz Sparangebot und Bahncard über dem Mindestbetrag von 49 Euro. Gleiches gilt für andere Verbindungen wie etwa Berlin–Köln.

Bernhard Spring

sitzt am liebsten am Ufer des Zürichsees oder in einem Café in Leipzigs Norden und schreibt Bücher und Texte für verschiedene Zeitschriften.

Wer aber muss so kurzfristig verreisen und hat noch kein Ticket? Warum hält die Bahn ihre Dauerkunden mit Rabattaktionen bei Laune, die so gut wie nicht genutzt werden können?

Wie viel Zeit und Energie das Bahn-Management investiert, um so eine Coupon-Nachricht am Spam-Ordner ihrer Kunden vorbeizuschleusen, ist nicht bekannt. Der Aufwand beim Kunden: Mail markieren und auf den Papierkorb klicken. Sänk juh for naffing!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • Unfassbar: Sich beschweren, dass Gutscheine auch für billige Bahntickets gelten und dann die Bahnpreise zu günstig sind, um sie mit Gutscheinen weiter zu drücken. Berlin-München - knapp 600 Kilometer - für 37,80 Euro erscheint mir jetzt nicht so die Abzocke zu sein. Wäre es dem Autoren/der Autorin lieber, der Gutschein würde nur für den Normalpreis gelten? Das wären dann mit Bahncard 50 knappe 70 Euro für Berlin-München - minus 15 Euro Gutschein. Wirklich der bessere Deal? Ich jedenfalls freue mich über die Gutscheine der Bahn. Und überhaupt: Wer fährt schon nach München???

  • Wie wäre es mit einer Fahrt in der 1. Klasse?

    Vielleicht klappt es dann mit dem Gutschein.

  • Bin vorgestern mit der DB von Berlin nach München gefahren, Kostenpunkt Ticket mit BahnCard 50 69,00 €. Da kamen die 15,00 € Gutschein gerade recht!

  • Schnäppchenjäger setzen auf DB Gutscheine von Storck in diesem Jahr oder von Haribo in 2020

  • Danke für diesen Artikel. Er zeigt doch sehr eindrücklich wie gut es uns in Deutschland geht wenn für solch ein Thema Platz in der TAZ ist.

  • Man kann und muß vieles an der DB kritisieren. Vor allem die Abschaffung der Schlafwagen. Aber sinnlose Gutscheinaktionen? Können uns die nicht total wurscht sein?

  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    Also es gibt wichtigere Probleme, immerhin fährt die Bahn zu 90%. Ok ich verstehe, dass es für Menschen in Berlin, München, Hamburg schmerzhaft ist, wenn 30 Min. Verspätung angesagt werden. Schließlich bekommt man es in diesen Städten ja hin , dass ÖPNV alle 5 Min. zur Verfügung stehen. Aber die wahren Probleme für die Bevölkerung sind die fehlenden E-Ladesäulen, also hackt nicht dauernd auf der Bahn rum, sondern kümmert euch um die Tanke für das E-Mobil( Lastenrad, Pedelec usw.)

    • @97287 (Profil gelöscht):

      Weder habe ich ein E-Auto, noch vor, mir eines anzuschaffen. Mit dem Ende des Verbrenners kommt bei mir das Ende des Autos. Fahre eh seit Jahren meistens mit der Bahn, insbesondere eine bestimmte Strecke nach Norddeutschland, 4x pro Jahr seit einem Jahrzehnt, hin und zurück. In dieser Zeit ist es der DB gelungen, mich tatsächlich zwei Mal (in Zahlen: 2 von 80) pünktlich ans Ziel zu bringen. Der einsame Rekord war eine Verspätung von 9 Stunden (auf 500km!).



      30 Minuten Verspätung würde ich als grossen Fortschritt betrachten (unter einer Stunde Verspätung geht mit der Bahn ja gar nicht), die fehlenden E-Ladesäulen gehen mir dagegen sowas vom am Dingens vorbei, E-Autos sind doch sowieso nur Übergangstechnologie, bis der Individualverkehr endgültig die Biege macht. Sorry, aber Ihre Kritik geht ins Leere. Die wahren Probleme? Na, wenn's weiter nix is...

  • Ich finde es wichtig, dass sich die taz mit dem Thema Bahn auseinandersetzt, denn es handelt sich um eine der Schlüsseltechnologien im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Wir müssen uns damit beschäftigen, welche Strecken am dringensten gebaut werden müssen, wie die Bahn organisiert sein sollte, wie sie komfortabler und pünktlicher werden kann und wie sie preislich wettbewerbsfähiger gegenüber Auto und Flugzeug werden kann



    Das, was man in der taz zum Thema Bahn findet, ist allerdings leider meistens auf den Niveau Quengelkunde. Da geht es um persönliche Unzufriedenheiten, da ist keine Recherche, kein Hintergrundwissen, keine Analyse oder Expertise. Jeder darf Mal meckern (aber nur über die Bahn, über's Auto oder Fliegen meckert auch in der taz keiner)



    Man kann ja diese Gutscheine durchaus auch sachlich kritisieren, weil es ökologischer Unsinn und nicht mehr zeitgemäß ist, solche Gutscheine mit der Post durch die Gegend zu schicken. Aber hier geht es um Gutscheine die per Mail kommen. Und darüber zu jammern, dass man für etwas, für das man nichts bezahlt hat, die Voraussetzungen nicht erfüllt, ist kindisch. Dafür ist das Thema Bahn viel zu spannend und das sollte auch unter dem Anspruch der taz sein.

  • Also, die DB-10€-Gutscheine auf den Süßlichkeiten der Firma... *Piep*... gelten ab 29,90€. Damit fahre ich für 19,90€ von BER nach Chiasso im Nightjet.

  • anschließe mich - ein hoffnungsloser Haufen •

  • Da es zu kalt ist, ist der Text wohl im Cafe in Leipzig entstanden. Beim Herumsitzen und Expresso schlürfen fällt einem so einiges ein, welches mangels Small Talk Gesprächspartner in die Tasten gehauen wird. Manchmal wird es dann sogar veröffentlicht. Er ist aber, wie dieser Kommentar zum Kommentar, nicht gerade überlebenswichtig.



    In letzter Zeit beschäftigen sich einige Texte in der TAZ mit Problemen, die irgendwie keine sind. Es scheinen glückliche Zeiten zu sein, auch wenn das Glücksgefühl der Bevölkerung abnimmt.