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Coronatests bei ReiserückkehrendenZwangstests sind notwendig

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Die Gesundheitsminister täten gut daran, mehr Teststellen an Flughäfen zu errichten. Bis dahin sollte jeder Ankommende zum Test verpflichtet werden.

Am Flughafen Frankfurt gibt es Deutschlands erstes Flughafen-Coronatest-Zentrum Foto: Boris Roessler/dpa

B esser spät als nie. Ab sofort kann sich jeder rückkehrende Urlauber bei Ankunft an deutschen Flughäfen auf das Coronavirus testen lassen. Und zwar kostenlos. Darauf haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Länder am Freitag geeinigt.

Das war dringend nötig. Standen die Chancen bis vor Kurzem gut, dass Deutschland eine zweite Welle zumindest bis Ende des Sommers erspart bleibt, steigen die Infektionszahlen jetzt schon wieder. Zweimal in Folge lagen sie bei rund 800 am Tag, so hoch wie seit Mitte Mai nicht. Und es sieht ganz danach aus, dass es Reisende aus dem Ausland sind, die das Virus einschleppen und zu einer wieder schnelleren Ausbreitung beitragen. Was auffällt: Die Zahl der Neuinfektionen ist vor allem in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hamburg hoch. Dort enden die Sommerferien bald, viele sind aus dem Urlaub zurückgekehrt.

Worauf sich die Gesundheitsminister aber leider nicht geeinigt haben: den Test verpflichtend zu machen für alle Rückkehrende aus Risikogebieten. Was in Ländern Ostasiens seit Beginn der Pandemie selbstverständlich ist und auch Wien schon früh eingeführt hat, wird in Deutschland viel zu lasch gehandhabt.

Gesundheitsminister Jens Spahn will nun zwar prüfen, ob verpflichtende Tests für Rückkehrende nicht doch möglich sind. Doch zunächst will er auf die Eigenverantwortung der Reisenden setzen. Dieses Vertrauen in die Bürger klingt zwar löblich. Doch es lenkt ab vom eigentlichen Problem: den zu geringen Testkapazitäten.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es an den Flughäfen zu wenig Teststellen geben wird. Wenn Ankommende als Erstes eine lange Schlange vor den Teststellen sehen, werden sie schnurstracks zum Ausgang laufen. Die Gesundheitsminister täten daher gut daran, rasch mehr Teststellen zu errichten. Solange das nicht geschieht, sollte jeder Ankommende zum Test verpflichtet werden.

Bund und Länder hätten den Massentourismus ins Ausland gar nicht zulassen sollen. Dazu genügt bloß ein Blick auf das weltweite Infektionsgeschehen: An der Gefahrenlage hat sich seit dem Frühjahr überhaupt nichts geändert. Mit weltweit über 260.000 Neuansteckungen am Tag ist die Ausbreitung so groß wie noch nie.

Und die Kostenfrage? Es ist zwar großzügig von den Gesundheitsministern, dass Kassen für die Tests aufkommen sollen. Es ist aber das falsche Signal. Wer auch in diesem Sommer partout nicht auf seinen Urlaub im Ausland verzichten will, sollte die 60 Euro selbst bezahlen. An anderen Stellen im Gesundheitssystem wird das Geld in diesen Tagen sehr viel mehr gebraucht.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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31 Kommentare

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  • mach ich test...

    einmal und zweimal.



    mach ich urlaub, mach ich test.



    normal.

  • Ich Frage mich, warum bei einem Kommentar über Urlaubsrückkehrer*innen nach Deutschland ein Bild von Pilgern in Dschidda auf dem Weg nach Mekka verwendet wird. Meines Erachtens wird so auf den ersten Blick das Bild gezeichnet als hätten diese augenscheinlich muslimischen Männer etwas mit der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland zu tun. Es gibt doch bestimmt genügend Fotos der fröhlichen Partymeute, die sich auf Mallorca risikofreudig gezeigt hat...

    • @Muri B:

      Die tausend Menschen, die dieses Jahr an der Haddsch teilnehmen dürfen und nicht mehr als 2 Millionen wie sonst, werden zwangsweise getestet bevor sie an der Tawaf teilnehmen dürfen, währenddessen gilt Mundschutzpflicht und nach Eid al-Adha sollen die Pilger in Quarantäne.

      Die Mallorca Touristen, kommen ungetestet raus und ohne Quarantäne wieder rein.

      Also könnte man sich da mal ein Beispiel am Königreich nehmen.

      • @Sven Günther:

        Um so mehr fragt man sich,warum dieses Bild ?

        • @andi brandi:

          Das steht doch in der Bildunterschrift.

          "Reisen mit Mundschutz und Corona-Test: Pilger in Dschidda auf dem Weg nachMekka."

          Genau das was Herr Lee fordert.

          • @Sven Günther:

            So gesehen schon.Aber sind 1000 Priviligierte ein gutes Beispiel ?

  • Was soll der Test bringen? Hat der Rückkehrer sich erst 1-2 Tage zuvor angesteckt findet der Test nix. Also muss man nach einer Woch eh noch mal n Test machen. Und bis da hin - man weis es ja nicht, wäre eine Quarantäne die einzig sinnvolle Lösung! Also bleibt man gleich 2 Wochen daheim, spart das Geld für die Tests - und gut ists.

    Diese Massentests sind sinnlos, das einzige was sie bringen ist das man eine erneute Verbreitung nachträglich schneller merkt.

    Was man aber tun muss ist die Verbreitung zu verhindern. Und dabei nützt der Test absolut nix.

    Reine Symbolpolitik! Lasst euch nicht verarschen!

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @danny schneider:

      Wenn sie nur übers Wochenende nach Mallorca fliegen würden, hätten sie Recht. Aber solche Umweltschweine gibts nur selten.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Was hat die Aufenthaltsdauer dort damit zu tun? Ich kann 8 Wochen lang in Mallorca sein, mich am Abend vor dem Flug anstecken, morgens um 6 fliegen und um 10 Uhr in Deutschland negativ getestet werden. einmalige Tests ohne Quarantäne sind nutzlos, außer das die Behörden nach ~1,5 Wochen mitbekommen das da ein Seuchenherd entstanden ist.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @danny schneider:

          Sie können sich en jedem Abend vor dem Rückflug anstecken und somit wird der Test bei vorliegender Infektion, bei einem zweiwöchigem Aufenthalt mit 93% anschlagen. Bei dreitägigem Aufenthalt mit 33%. Unter der Annahm, das nach zwei Tagen eine Infektion nachweisbar ist.

          • @4813 (Profil gelöscht):

            Genug Fehlerspanne für die Pandemie um sich voll zu entfalten

            • 4G
              4813 (Profil gelöscht)
              @danny schneider:

              Na, dann machen sie halt nix und legen sich ins Bett. Sterben tun wir sowieso - gelle.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        "Aber solche Umweltschweine gibts nur selten."

        Ich musste mal - aber jobbedingt - für eine Präsentation morgens nach Mallorca fliegen und ab selben Abend wieder zurück.



        Kam zum Glück nur selten vor.

    • @danny schneider:

      Naja, absolut nix ist jetzt auch ünertrieben. Er findet dann viellecht nur so 3/4 bis 5/6 der Fälle. Das ist nicht wasserdicht, hilft aber trotzdem bei der Eindämmung. Eine automatische Quarantäne wäre natürlich effektiver, aber auch restriktiver. Das sollte man denke ich mal von der Region, aus der eingereist wird, abhängig machen.

      • @Snip Snap:

        Nicht übertrieben... ohne Quarantäne kann sich halt das Virus trotz Test erst mal 1-2 Wochen lang verbreiten.

  • Was ist das eigentlich für ein Test und wie ist die Falsch-Positiv-Rate? Ohne dass hier genaue Informationen vorliegen, kann man durch solche Tests viel mehr Schaden anrichten als man Nutzen hat.



    P.S.: In einem Artikel von Drosten als Mitautor ist von einer Falsch-Positiv-Rate von 1,4% die Rede, was schon schlimm genug wäre. Von der WHO ist meines Wissens aber auch eine Testvariante zugelassen, die eine viel höhere Falsch-Positiv-Rate hat.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @XXX:

      Dann machen sie einen zweiten Test und schon sind sie bei 0,0196% Falsch-Positiv.



      Wo ist ihr Problem? 1,4% sind doch eine kleine Fehlerrate.



      Wo ist der Schaden? Weil sie erst mal ein paar Tage zu Hause bleiben müssen?

    • @XXX:

      Was an einer Falsch-positiv-Rate von sage und schreibe 1,4% besonder schlimm sein soll, erschließt sich mir nicht. Dann sitztt halt gut jeder Hunderte umsonst in Quarantäne. Big deal.



      Deutlich interessanter wäre da schon die Falsch-negativ-Rate.

      • @Snip Snap:

        An 1,4% Falsch-Positiv-Rate ist besonders schlimm, dass es bei 1 Million Reisenden ca. 14000 fälschlich gemeldete Neuinfektionen gibt - und daraufhin die Coronarren hier wahrscheinlich wieder das ganze Land lahmlegen.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @XXX:

          Da haben sie was falsch verstanden. Sie beziehen sich vermutlich auf den Antikörper Test. Der Corona Test am Flughafen ist sicher in Bezug auf Falsch Positiv, wohingegen er ziemlich viele Falsch Negative Ergebnisse bringt. Das Land war auch nicht lahmgelegt, es hatte Zeit zum Nachdenken.

  • "Bund und Länder hätten den Massentourismus ins Ausland gar nicht zulassen sollen."

    Sehr richtig. Es war eine rein ökonomische Entscheidung.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Und eine europäische Entscheidung. Italien und Spanien trifft es ohne Tourismus noch härter...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Gewinne privatisiert, Gesundheitskosten sozialisiert...Ihre Groko

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @danny schneider:

        Vereist die Groko oder der besser betuchte Bürger?

  • Für die Briten ist mittlerweile Spanien ein Risikogebiet, die Türkei aber nicht mehr. Bei uns ist es umgekehrt, obwohl ein Urlaub auf Mallorca oder in Katalonien riskanter als ein Ferienaufenthalt in den leeren Hotels der türkischen Riviera sein dürfte. Und gar die Partyszene am bulgarischen Goldstrand dazu im Vergleich. Offiziell ebenfalls kein Risikoland.



    Wer Urlaub in einem angeblichen Risikogebiet wie der Türkei macht, sieht sich schon heute dazu gezwungen, entweder kurz vorm Abflug oder direkt nach der Ankunft in Deutschland bisher auf eigene Kosten einen Test zu machen, um der Quarantäne zu entgehen. Die wenigen Personen, die sich für Quarantäne entscheiden, brauchen aber keinen Zwangstest, da sie niemanden anstecken können. Ein Pflichttest nur für Urlauber aus sogenannten Risikogebieten bringt also, was die Unterbrechung von Infektionsketten angeht, praktisch gar nichts. Manche Politiker wie Lindner versuchen sich damit zu profilieren. Aber wenn schon Pflichttest, dann für alle Urlauber, also auch für Rückkehrer aus Spanien, Bulgarien Österreich etc. Bei den freiwilligen Tests sm Frankfurter Flughafen kamen fast alle positiv Getesteten nicht aus Risikogebieten.

  • "Bund und Länder hätten den Massentourismus ins Ausland gar nicht zulassen sollen. Dazu genügt bloß ein Blick auf das weltweite Infektionsgeschehen: An der Gefahrenlage hat sich seit dem Frühjahr überhaupt nichts geändert. Mit weltweit über 260.000 Neuansteckungen am Tag ist die Ausbreitung so groß wie noch nie."

    So ist es. Nennen wir es 'Politikversagen'.

    • @Weber:

      Welcher Politiker hätte ein Tourismus verbot fordern sollen, ohne seine Karriere in die Tonne zu treten ? Unvernunft und Egoismus lassen sich halt schlecht regeln

  • Ein verpflichtender Test ist zwar schön und gut. Allerdings muss sowas juristisch einwandfrei sein damit nicht gleich die ersten dagegen klagen.



    Das dauert allerdings und käme viel zu spät. Daher ist die jetzige Variante von den suboptimalsten noch die Beste.

  • Nun sagt ein einzelner Test bei Einreise, ob freiwillig oder nicht, allein nichts aus. Das Virus ist erst nach mehreren Tagen nachweisbar und somit schafft ein solcher Test eher Scheinsicherheit. Diese Diskussion ist eher Aktionismus der Politik. Es gibt drei andere wirksame Maßnahmen:



    1. Nich in Risikogebiete fahren und dort Urlaub machen. (kann jeder aus Vernunftgründen freiwillig).



    2. Wenn doch, dann 14tägige Quarantäne, dann wäre auch kein Test nötig (sollte Pflicht sein)



    3. Erster Test bei Einreise und nach 3-5 Tagen in Quarantäne



    ein zweiter Test.



    Die Kosten für 2. und 3. sollte der / die Betreffende selbst zahlen, er hat sich (siehe 1.) ja freiwillig und im vollem Bewußtsein der Gefährdung ausgesetzt.

    • @Hans aus Jena:

      +++ Genau! Passt!

  • Der kostenlose Test ist dringend notwendig. Zwar leuchte mir ein, dass dieser Betrag drin sein sollte, wenn man meint dieses Jahr, im Ausland Urlaub machen zu müssen und diesen Betrag in den Urlaub einkalkulieren sollte. Aber sollte der Test nicht kostenlos sein, werden ihn viele nicht machen. An Flughäfen mag man noch kontrollieren können. Die meisten dürften aber mit dem Auto unterwegs sein. Da wird die Sache schon schwieriger.