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Einkaufen bis zum Abwinken: In Taipeh haben alle Geschäfte geöffnet Foto: Chiang Ying-ying/ap

Coronabekämpfung in TaiwanVerwunderter Blick auf Deutschland

Liya Yu kann überall einkaufen. Timo geht zur Schule. Beide sind nach Taiwan gezogen. Einen Lockdown hat es dort nie gegeben.

S eit mehr als einem Jahr läuft das Leben von Liya Yu fast so ab, als gäbe es kein Corona. Sie bringt ihren Sohn jeden Tag zur Schule, kann überall einkaufen, Ausstellungen besuchen, Freunde in Cafés und Restaurants treffen. Es gibt keine Kontaktbeschränkungen, keinen Lockdown, und die Sieben-Tage-Inzidenz liegt quasi bei null.

Wäre Liya Yu in Berlin geblieben, sähe ihr Leben anders aus. Doch die deutsche Politikwissenschaftlerin zog im März 2020 mit ihrer Familie nach Taipeh. Wie die Deutschen sich durch die Pandemie quälen, bekommt sie ebenso wie die 23 Millionen Einwohner von Taiwan nur noch indirekt und aus der Ferne mit, und oft kann sie kaum fassen, was sie da erfährt.

In Taiwans Hauptstadt lebt in einem Viertel an den Hängen des Yangming-Berges am Nordrand der Stadt Timo Heike. Der 13-Jährige besucht hier seit Februar die siebte Klasse, mit ganz normalem Präsenzunterricht. Als der deutsche Lockdown ihn im Frühjahr 2020 ins Homeschooling zwang, wich er mit seiner Schwester von der Mutter in Oldenburg für einige Monate zum Vater nach Taipeh aus. Die Familie pendelt ohnehin häufig beruflich und privat zwischen den beiden Ländern. „Am gleichen Tag hieß es, wir müssen los, packen, und let’s go“, erinnert Timo sich mit der Abgeklärtheit eines interkontinentalen Pandemie-Veteranen.

Im zweiten Lockdown im Januar saß Timo wieder vor dem Rechner im deutschen Kinderzimmer, noch immer war die Einwahl in den Schulserver unerträglich langsam und keine Besserung in Sicht. Und wieder flog er nach Taiwan, diesmal alleine. Hier musste er zwei Wochen in Heimquarantäne. Schließlich ist Deutschland, wie fast der ganze Rest der Welt, für Taiwan ein Risikogebiet.

Die Entscheidung für Taiwan

Dass es so schlimm wird, konnte Mitte März vor einem Jahr auch Liya Yu noch nicht absehen. Bundesligaspiele waren gerade erst abgesagt worden, Deutschland blickte entsetzt auf Italien, hatte aber selbst noch keinen Lockdown. Am 11. März erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Corona zur Pandemie. Sieben Wochen zuvor hatte China die Metropole Wuhan abgeriegelt. „Danach konnte niemand auf der Welt sagen, dass man nicht vorgewarnt war“, sagt Yu heute. „Für diese Nachricht musste man offen sein.“

Doch während sie erlebte, wie Berlins chinesische Community aus Vorsicht Chortreffen und Sportgruppen absagte, schien Corona für den Großteil der Deutschen noch ganz weit weg zu sein. „Es hat mir Sorgen gemacht, dass die Regierung so zögerte“, sagt Yu. „Sollen wir Schulen schließen oder nicht? Das war mir alles zu verwirrt und chaotisch.“ Den Ausschlag gaben ihre Eltern, die aus China stammen, aber auch in Taiwan leben. Am 13. März hieß es: Wir fliegen. Kommt ihr mit?

Nein, sagte Yu zunächst, die erst vor Kurzem mit Mann und Sohn aus dem Ausland nach Berlin gezogen war, wir bleiben. Doch dann erschien Taiwan ihr doch als sicherster Ort. Ein paar Stunden später packten sie ihre Koffer, saßen noch am selben Tag im Flugzeug und erreichten Taiwan, wenige Tage bevor man sie ohne Aufenthaltsgenehmigung nicht mehr ins Land gelassen hätte. Am Vortag ihrer Abreise meldete Deutschland, am anderen Ende der Welt von Wuhan aus, die 2.369. Corona-Infektion und den sechsten Todesfall. In Taiwan, nur 160 Kilometer vor Chinas Südostküste, waren es 49 Infizierte und ein Toter.

Der entscheidende Unterschied: Taiwans Behörden waren gut vorbereitet, früh alarmiert und handelten konsequent. Während der Rest der Welt Corona mit 2020 verbindet, begannen Taiwans Vorbereitungen schon am Ende des Vorjahrs. Am 31. Dezember ließen Chat-Nachrichten des später an Corona verstorbenen Arztes Li Wenliang aus Wuhan in Taiwan die Alarmglocken läuten. Am selben Tag gingen Experten an Bord gerade in Taipeh gelandeter Flugzeuge aus Wuhan und kontrollierten die Passagiere auf verdächtige Symptome. Als Taiwan am 27. Januar seine erste inländische Infektion verzeichnete, meldete Bayerns Gesundheitsministerium gerade den allerersten Fall in Deutschland.

Karneval in Deutschland, Masken in Taiwan

Während Deutsche im Februar Karneval feierten, standen die Menschen in Taiwan Schlange für rationierte Masken. Einreisebeschränkungen und Quarantäneregeln wurden Schritt für Schritt verschärft. Lockdowns gab es nie, der drastischste Schritt waren um zwei Wochen verlängerte Schulferien.

„In Deutschland ist es auch schon ganz schön schlimm“, sagte die Grenzpolizistin, der Liya Yu im Taoyuan Airport am 14. März 2020 ihren Pass vorlegte. So hoch seien die Zahlen in Berlin eigentlich nicht, regten sich bei Yu deutsche Reflexe. „Da blickte sie mir direkt in die Augen und sagte: Wir finden es sehr besorgniserregend, was in Deutschland abläuft. Bitte seien Sie vorsichtig, wenn Sie in Taiwan umhergehen.“

Zwei Tage später, nach einer der ersten von vielen Gesprächsrunden, verkündeten Bund und Länder ein „einheitliches Vorgehen zur weiteren Beschränkung von sozialen Kontakten im öffentlichen Bereich“ – Deutschlands erster Lockdown war da. Am 19. März dann appellierte die Kanzlerin in ihrer Fernsehansprache, was in Taiwan längst selbstverständlich war: „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst.“

„Taiwan ist das sicherste Land der Welt“ – was für die Familien Yu und Heike vor über einem Jahr klar war, hat sich bestätigt. Nur gut 1.000 Infizierte und zehn Todesfälle verzeichnen die Behörden seit Beginn der Pandemie – auch im Verhältnis zur Bevölkerung weniger als in den anderen demokratischen Musterbeispielen Neuseeland, Australien oder Südkorea. Weniger als 100 davon sind einheimische Fälle, bei denen die Behörden Infektionsketten nachverfolgen und unterbrechen mussten. Die große Mehrheit kam von außen und fiel kurz nach der Einreise auf. In Taiwan musste niemand über „Flatten the Curve“, „Zero Covid“ oder „No Covid“ diskutieren, denn von Anfang an war die Strategie: Keine Chance dem Virus, sich im Land auszubreiten.

Bei der Einreise hatte Liya Yus Familie Kontaktdaten angegeben. Sie erhielten täglich Anrufe zu ihrem Gesundheitszustand und sollten Menschenmengen meiden, konnten sich aber zunächst noch frei bewegen. Das änderte sich, als an ihrem dritten Tag in Taipeh die Quarantäneregeln auch auf Einreisende aus Europa ausgeweitet wurden. „Es hieß, nun geht nicht mehr aus dem Gebäude. Auch die Pförtner unten wussten Bescheid.“

Ein konsequentes Quarantänesystem

Das konsequente Quarantänesystem ist – neben Einreisebeschränkungen und transparenter Kommunikation – einer der wichtigsten Bausteine von Taiwans Strategie. Die Regeln sind einfach: Wer noch einreisen darf, muss für 14 Tage in Quarantäne. In derselben Wohnung dürfen nur am gleichen Tag Eingereiste sein. Während dieser zwei Wochen gelten strenge Regeln: Die Sim-Karte wird per Funkzellenabfrage – ohne App – geortet.

Entfernt sich das Handy vom zugewiesenen Ort, werden die Behörden alarmiert. Wer trotzdem auch nur einen Fuß vor die Tür setzt, riskiert empfindliche Strafen. Nach überstandener Quarantäne wird das alles aufgehoben, es winken das normale Leben und ein Dankeschön von 30 Euro pro Tag. Gut eine halbe Million Menschen hat das schon durchgemacht, die Verstöße liegen im Promillebereich.

Yu staunte, als die Behörden ihrer Familie während der Quarantäne sogar Ansprechpartner für mögliche psychische Probleme nannten. Es sei beeindruckend, dass Taiwans Regierung sich in der Pandemie das Vertrauen der Bevölkerung erarbeiten konnte. „Man hat von Anfang an den Menschen eine klare Vision gegeben. Deshalb sind die bereit, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Das braucht Deutschland auch, und das könnte Deutschland auch.“

Als Timo Heike diesen Januar zum zweiten Mal in Quarantäne musste, ging sein Vater freiwillig mit ihm in die Isolation. In der abgeschotteten Männer-WG brachte Florian Heike das Essen auf den Tisch, während Timo zunächst weiter beim niedersächsischen Homeschooling mitmachte. Dank der Zeitverschiebung konnte er sich zumindest außerhalb der Stoßzeiten besser ins System einloggen. Vater Florian Heike, der in Taipeh eine Handelsfirma betreibt, verlegte sich zwei Wochen aufs Homeoffice. Das Risiko, eine Infektion weiterzutragen, war ihm zu groß: „Tritt auch nur ein Coronafall in einem Unternehmen auf, wird die ganze Firma desinfiziert. Beim zweiten Fall wird das ganze Gebäude geschlossen.“

Dass Taiwan bei Corona so schnell aus den Startblöcken kam, mit klaren Plänen zur Eindämmung und Bekämpfung des Virus, kommt nicht von ungefähr. Jahrelang hatten die Behörden sich auf genau so einen Fall vorbereitet – seit der ersten Sars-Epidemie 2003. Auch damals kam das Virus aus China, und Taiwan war mit 73 Toten am zweitstärksten betroffen. Florian Heike lebte da schon hier und erinnert sich an Masken und Temperaturmessungen überall. Anders als heute aber war Taiwan damals überhaupt nicht gut vorbereitet. In ihrer Ratlosigkeit riegelten die Behörden in Taipeh ein ganzes Krankenhaus mit mehr als 1.000 Menschen ab, in dem sich das Virus ausbreitete. Panik griff unter den Eingesperrten um sich. Patienten hängten Bettlaken mit Hilferufen aus den Fenstern, einer brachte sich um. Überall hörte Florian Heike von der Angst, an Sars zu erkranken, das im Vergleich zu Corona viel tödlicher war: „Dann muss ich auch in diesen Infiziertenkerker, die Chance, dass ich rauskomme ist nur 50 Prozent, und ich sehe meine Familie nie wieder.“ Einwohner von Taipeh wurden in anderen Landesteilen geächtet. Bürgern und Politik war klar: So etwas darf uns nicht noch einmal passieren.

Nach dieser traumatischen Erfahrung stellte Taiwan sein System neu auf und schuf innerhalb der Seuchenkontrollbehörde eine permanente Stelle zur Krisenreaktion, die im Ernstfall einen Krisenstab ins Leben ruft. Am 20. Januar 2020 war es in Taiwan so weit – drei Tage bevor China Wuhan abriegelte. Geleitet vom Gesundheitsminister, hat dieser Krisenstab weit reichende Befugnisse und kann ressortübergreifend Maßnahmen anordnen.

Von Deutschland aus betrachtet läge es nahe, mit Blick auf Taiwans niedrige Zahlen, die anscheinend perfekt geölte – dabei demokratisch legitimierte – Krisenreaktionsmaschine und das unerreichbar scheinende normale Leben resigniert abzuwinken: Die machen alles besser, das schaffen wir eh nicht, die leben auf einer Insel, die können das. Vor so einer Überhöhung warnt Liya Yu, die sich als Politologin damit beschäftigt, wie Vorbehalte und Denkblockaden Erkenntnisprozesse blockieren. „Taiwaner haben auch Fehler gemacht und haben dieselben kognitiven Fähigkeiten und Schwächen wie Menschen in Deutschland“, betont sie beim Treffen in einem hippen und gut besuchten Kulturpark, wo alle Geschäfte geöffnet sind. „Was wir heute in Taiwan sehen, liegt nicht daran, dass hier ‚superhuman Asians‘ herumlaufen. Hier sind Menschen traumatisiert von einer Erfahrung und haben daraus gelernt.“

Von Taiwan lernen

Könnte auch Deutschland von Taiwan lernen? Auf jeden Fall, sagt Yu. Aber: „Für viele deutsche Entscheidungsträger sind Asien und besonders Taiwan gefühlt weiter weg als der Mars.“ Schade, betont sie, denn die beiden Gesellschaften seien eigentlich gar nicht so unterschiedlich. Dass noch immer Klischees und Vorbehalte den unvoreingenommenen Blick auf Asiens Positivbeispiele verstellen, stellt in ihrer Forschung eine Form von Dehumanisierung dar. Weitere Beispiele dafür: das Zuschreiben von Uniformität, Kollektivismus und einer „ganz anderen Kultur“ oder antiasiatischer Rassismus, der asiatisch aussehende Menschen seit mehr als einem Jahr zu Sündenböcken für das Virus macht.

Wenn es in Taipeh einen Ort gibt, der für mehr Taiwan-Verständnis in Deutschlands Politik sorgen kann, dann liegt er im Taipei 101. Im 33. Stock des bambusförmigen Wolkenkratzers, der einmal das höchste Haus der Welt war, findet sich das Deutsche Institut – eine Botschaft, die nicht so heißen darf. In den Büros mit der schönen Aussicht arbeiten Diplomaten aus Berlin, doch Deutschland hat wie fast alle anderen Länder keine diplomatischen Beziehungen mit Taiwan. Das liegt am Machtanspruch der Volksrepublik China, die eifersüchtig darüber wacht, dass diese widerspenstige Demokratie möglichst wenig Anerkennung erfährt.

Auf Nachfrage im Deutschen Institut erfährt man, dass Berlin sich hier nicht aktiv nach Ideen zur Pandemiebekämpfung erkundigt. Man berichte aber dem Auswärtigen Amt ohnehin seit Beginn der Krise „regelmäßig und ausführlich“ über Taiwans Coronastrategie. Auf diese lehrreichen Depeschen hätten auch das Gesundheitsministerium oder Abgeordnete Zugriff – falls sie daran interessiert sind, mehr zu erfahren.

Wie aus allen Organisationen der Vereinten Nationen bleibt Taiwan auch aus der WHO ausgeschlossen, 2017 nahm Peking ihm sogar den Beobachterstatus. Was eigentlich eine Lücke ins Netz der globalen Seuchenprävention reißt, war für Taiwan bei Corona ein Glücksfall. Während die WHO in der Frühphase zögerte und viel Rücksicht auf China nahm, konnte Taiwan unabhängig handeln. So sperrte das Land Anfang Februar 2020 seine Grenzen für chinesische Staatsbürger, als die WHO noch ausdrücklich von Reisebeschränkungen abriet.

Das Impfen hat gerade erst begonnen

Was aus deutscher Sicht paradox erscheinen muss: Die Lage in Taiwan ist entspannt, obwohl die Impfkampagne diese Woche gerade erst beginnt. Premier und Gesundheitsminister ließen sich am Montag demonstrativ als Erste impfen, um jegliche Zweifel zu zerstreuen. Die Regierung konnte im Ausland aber bislang nur für die Hälfte der Bevölkerung Impfstoff sichern. Chinesischer Druck habe das Bestellen nicht leichter gemacht, deutete der Gesundheitsminister an. Den Rest sollen heimische Hersteller liefern, deren Impfstoffe aber noch in der Erprobung sind. Wirklich erhalten hat Taiwan erst 117.000 Dosen von AstraZeneca, vorgesehen vor allem für medizinisches Personal auf Covid-Stationen.

Irgendwann könnte Taiwan also vor der prekären Situation stehen, dass der Rest der Welt schneller durchgeimpft ist und Reisebeschränkungen aufhebt. Wie lange man sich in so einem Fall weiter abschotten würde, welche Ausstiegsszenarien es gibt, wird von der Regierung kaum kommuniziert – in der Gesellschaft aber auch nicht vordringlich diskutiert. Die Wirtschaft wuchs 2020 trotz der Abschottung um fast drei Prozent, sogar stärker als in China, wobei in der Krise nicht alle Branchen so profitieren wie die Technologie-Industrie. Querdenker oder ähnliche Fundamentalkritiker der Maßnahmen spielen in Taiwan keine Rolle. Für den Moment sind die meisten Menschen stolz auf die gemeinsam errungenen Erfolge, während woanders eher Frust über ständige Misserfolge vorherrscht.

Falls die Lage in Deutschland sich in diesem August normalisiert hat, könnte Timo Heike zum neuen Schuljahr zurück nach Oldenburg. Große Hoffnung macht Vater Florian sich aber nicht. Er richtet sich noch auf eine lange Zeit der Reisebeschränkungen und Quarantänen ein, „vielleicht bis Sommer 2022“. Unbegreiflich findet er beim Blick auf Deutschland, dass Erkrankte zu Hause bleiben können, statt von Gesunden isoliert zu werden. „Das verhindert keine Ausbreitung.“ In Oldenburg erleben seine Frau und Tochter gerade, was passiert, wenn ein Land Corona nicht im Griff hat: Im erweiterten Familienkreis gibt es mehrere Infektionen.

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39 Kommentare

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  • bis heute ist mir nicht klar, wie es sein kann, dass wir keine "taskforce"( aud mehren köpfen unterschiedlicher interessensvertreter) in der regierung haben, die einzig für den zeitraum der pandemie sonderbefugnisse hat und so diesesn förderalen wahnsinn, der uns knoten im hirn und unendliche mehrkosten ( und kranke/tote) verursacht, endlich ausser kraft setzt! der ständiege wechsel in der bewertung der krise, zeigt , dass deutschland das ganze überhaupt nicht ernst nimmt. ich kann einfach an keinen der maßnahmen ablesen, das hier wirklich der ernst der lage klar ist? allein ich höre die worte, aber an den taten, sollst du sie erkennen! wir diskutieren im grunde mehr über das was hier NICHT möglich ist, als sofort und klar das umzusetzen was unebdingt nötig ist! das finanzamt ist das einzige amt, das in seiner genauigkeit und konsequenz zu 100% handlungsfähig bleibt um den steuerzahler zu identifizieren, auszuleuchten und zur kasse zu bitten. diese konsequenz wünscht man sich nunmal andersherum. der blick nach taiwan, wirkt wie ein blick von der ehemaligen ddr über die mauer in den westen. es reicht nur zu passiv traurigem wissen, das drüben wohl alles viel besser ist, ohne dass sich daraus etwas konktretes für usn ableiten lässt. die mauer im kopf bleibt, das virus auch erstmal..leider

  • "Der entscheidende Unterschied: Taiwans Behörden waren gut vorbereitet, früh alarmiert und handelten konsequent."

    Soweit alles richtig.

    Man hat halt lieber nach der ersten Welle selbstgefällig und spöttisch auf die Schweden oder die USA gezeigt, als sich mal an postiven Beispielen zu orientieren.

    Erwähnt werden muss dabei aber auch, dass Taiwan ein Inselstaat und Deutschland ein EU Binnenstaat ist, der knapp 4000 km Landgrenze zu 9 verschiedenen Staaten hat, über die täglich allein rund eine halbe Million Grenzpendler fahren. Privat und Lieferverkehr sind da noch nicht mal dabei.

  • Man darf nicht ganz vergessen, dass Taiwan eine Insel ist. Die offenen Grenzen und hohe Mobilität in Europa vereinfachen es nicht gerade, den Virus einzudämmen.



    Der Hauptunterschied ist aber in den Köpfen der Bürger: Wenn in Taiwan eine Stussrichtung vorgegeben wird, dann ziehen alle in diese Richtung.



    Gibt man in Europa etwas vor, dann weiss es erst mal jeder besser (auch ohne jegliche Fachkenntnisse).



    Das ist bei Covid nicht anders als bei anderen Fragen wie zB der Energiepolitik.



    Covid hält und nur einen Spiegel vor. Das wirkliche Problem sind Dummheit kombiniert mit einem selbstzentrischen Weltbild.

    • @JuergT:

      Wäre es der in diesem Zusammenhang gerne angeführte Inselstatus, der den Ausschlag gibt, dann wären Irland und GB ja fein raus gewesen. Wir wissen, dass es anders ist. Es sind wohl doch die Köpfe. Und eine Regierung, die auch in Verantwortung regiert, und nicht alle Verantwortung auf auf die/den Einzelne/n abwälzt.

      • @Seufz:

        Der Inselstatus unterbindet den täglichen Pendelverkehr mit den Nachbarstaaten, der in D recht hoch ist.

        Aber dazu kommt, dass wir in Europa noch andere wirtschaftliche "Auswüchse" haben: Die gesamte Bau-Branche ist z.B. auf Saison-Arbeiter aus Rumänien, Bulgarien usw. angewiesen. Oder die landwirtschaftlichen Betriebe wenn es um die Ernte geht.

        Ich möchte auf darauf hinweisen, dass in den Produktionsstätten der Großkonzerne in D die letzten 13 Monaten konstant durchgearbeitet wurde. Da gab es keine Schließungen, einer starken Lobby sei Dank (die im übrigen auch die Osterruhetage verhindert hat).

    • @JuergT:

      Stossrichtung...

  • "Die Regeln sind einfach: Wer noch einreisen darf, muss für 14 Tage in Quarantäne."

    Das funktioniert genau exakt nur, wenn man von Anfang an die Grenzen schließt.

    Das hat Taiwan ganz früh gemacht - weil es schon mal Pandemie hatte.

    In Deutschland wäre "Grenzen zu" das aller allerletzte gewesen.

    Egal welche Partei oder welche politische Einstellung:



    Die Wahrheit ist, niemand hätte das gewollt, für nötig gehalten, unterstützt oder auch nur gefordert. Ich auch nicht!

    Nur wenn man das Virus einmal im Land hat, dann muss jede/r einzelne "die Grenze dicht" machen.

    Es wird über KONTAKT übertragen.



    Es reicht ganz offensichtlich, das 10-20 % der Leute nachlässig oder ignorant sind.



    Ohne Kontakte kein Virus, Leute.

    • @agtaz:

      Sind es denn wirklich die 10-20% der Leute, die nachlässig oder ignorant sind? Die gibt es, ohne Frage.

      Aber wo es für die Freizeit Regeln gibt, gibt es für "die Wirtschaft" nur freiwillige Selbstverpflichtungen. Und überhaupt keine Kontrollen.

      Und man hat das Laufen lassen, selbst als die Zahlen über die Möglichkeiten der Kontaktnachverfolgung hinaus anstiegen.

      Ich würde (ohne es zu wissen, einen Forschungsauftrag vom Bund diesbezüglich gibt es augenscheinlich ja auch nicht) behaupten wollen, dass der größte Teil des Infektionsgeschehens bei der Arbeit passiert.

      Ich habe Glück und kann von zu Hause arbeiten. Andere weniger. Ein Bekannter berichtete von Präsenzmeetings, wo der Chef sich lustig macht, wenn jemand Maske trägt. Ein anderer von Pausenräumen, in denen munter in Gruppen miteinander gegessen wird. Was nicht nur der Nachlässigkeit der Kollegen, sondern auch den Räumlichkeiten und der Organisation geschuldet ist (gestaffelte Pausen – wo kämen wir denn da hin!).

  • Das Virus wird durch Kontakt übertragen, nicht durch Merkel!

    Wie wäre es in diesem Land mal mit irgendwelcher Selbstverantwortung?

    Wer schreibt mal über die Leute, die das Virus wirklich, tatsächlich, alltäglich herumverteilen?

    Glaubt Ihr echt, in Taiwan gibt es 30 %, die seit Monaten vor sich hertragen, es besser zu wissen, als die Wissenschaftler?

    - Schon mal jemand im öffenlichen Nahverkehr zu Schulzeiten gefahren? Hunderte Kinder mit schiefsitzenden Masken, ohne Maske, miteinander bolzend und schreieend, eine S-Bahn, tausende in alle Winde...

    Die Wahrheit ist, wir haben eine völlig andere Gesellschaft als Taiwan.

    Es ist doch nicht so, dass nur die Ministerpräsidenten zehnmal diskutieren vor jeder Entscheidung, sondern dass 83 Millionen immer schon 200 Millionen verschiedene Meinungen zu Corona lauthals durch die Gegend tröten und meinen "die Politik" hätte genau das umzusetzen, was sie aus ihrer kleinen Einzelperspektive gerade für richtig halten.

    Ein Blick in die Kommentarspalten jeder beliebigen Zeitung reicht.

    • @agtaz:

      Ja. Das Virus wird durch Kontakte übertragen. Durch Kontakte zu infizierten!

      In der Freizeit gibt es jede Menge Regeln. Aber in "der Wirtschaft" herrscht freiwillige Selbstverpflichtung. Nichts mit Testen, Testen, Testen.

      Kontaktverfolgung? Weitgehend aufgegeben, wegen zu hoher Inzidenzen. Quarantäne? Wird nicht überprüft. Kontrollen bei der Einreise nach Europa? Bringt doch eh nichts.

      Es ist leicht zu behaupten, es läge allein am Unwillen unsolidarischer Bürger.

      Aber es ist eben leider offensichtlich, dass Politik und Wirtschaft an Eindämmung nur so lange interessiert sind, wie es ihnen nicht weh tut.

      Und wenn ich Geschichten von Freunden höre, die nicht ins Home-Office können oder dürfen, dann wundert mich gar nicht, dass trotz Dauer"lockdown" die Zahlen wieder explodieren.

    • @agtaz:

      Genau auf den Punkt gebracht!

    • @agtaz:

      Genauso "handlungserschwert" würde sich das föderale Prinzip mit jeder totalitäre Antworten verlangenden Frage tun und das ist auch gut so. Man sieht, dass die Idee dahinter, bei Staatsgründung der BRD, greift.



      Im Übrigen ist es sehr interessant die Medien auch international etwas im Blick zu halten. Hier lobt irgendwie jeder die anderen Nationen oder gibt ihnen weise Ratschläge und die meiste Freude bereitet wohl das dauernde Hämmern auf den Panic-Button. Medialer Auftrag scheint dann erfüllt, wenn man eine Nachricht hat, die alles vereinnahmt und heftig Auflage erzeugt.

  • Danke, das ist wirklich eine sehr gelungene Reportage zu einem überfälligen Thema! Die Beteiligung einer Politologin als O-ton-geberin natürlich ein Glücksfall. Wie wäre es als nächstes mit einer Reportage zu Ghanas Coronastrategie? Dort klappt es meines Wissens auch sehr gut.

  • Endlich kann man einmal etwas aus dieser Perspektive lesen. Auf so einen Bericht habe ich schon lange gewartet! Vielen Dank!mich würde auch die Situation in anderen erfolgreichen Staaten interessieren, die es besser gemacht haben als Deutschland oder Europa. Haben wir durch unsere Erfolglosigkeit in Asien nicht etwa auf lange Zeit oder gar für immer unser Gesicht verloren?

    • @Super Constellation:

      Die haben es nicht besser, sondern anders gemacht, und waren damit erfolgreicher als wir. Grenzen dicht, Handytracking, Quarantänekontrollen durch die Polizei, dass hätten Sie alles mitgetragen, schon im Februar 2020?

  • 2G
    21327 (Profil gelöscht)

    @Autor: "..wie fast der ganze Rest der Welt, für Taiwan ein Risikogebiet." - "fast"? - für welche Regionen gelten denn Ausnahmen von dieser Form der Quarantaine?

    • @21327 (Profil gelöscht):

      Hier ist der Autor.



      Taiwan ermöglicht unter bestimmten Bedingungen Besuche von Geschäftsreisenden:



      www.cdc.gov.tw/En/...8f2re7A?typeid=158

      Wer dabei aus einem "Low-Risk Country" kommt, kann sich nach fünf Tagen Quarantäne freitesten. Auf der Liste stehen aktuell: "New Zealand, Macao, Palau, Fiji, Brunei, Laos, Nauru, the Marshall Islands, Bhutan, Australia, Singapore, Vietnam."

      Für "Medium-Risk-Countries" ist das nach sieben Tagen möglich. Das betrifft aktuell: "Cambodia, Hong Kong, Mauritius."



      www.cdc.gov.tw/En/...18P_QlQ?typeid=158

      • 2G
        21327 (Profil gelöscht)
        @taiwanreporter:

        danke, also grundsätzlich erstmal jeder 5 Tage in Isolation, qua­si "cinqaine"

    • @21327 (Profil gelöscht):

      Nach meiner Kenntnis (ich habe enge private und berufliche Kontakte in Taiwan) gilt die Quarantäne generell für alle, die überhaupt noch einreisen können. Einzelne Länder sind somit nicht auf einer Liste "safer" Nationen.

      Einreisen dürfen nur Inhaber eines taiwanischen Passes, Chinesen aus der VRC, die mit einer/einem Taiwaner*in verheiratet sind, oder Inhaber einer sehr restriktiv vergebenen Aufenthaltsgenehmigung (also meist rückkehrende Expats, die in TW arbeiten).

      In die Quarantäne gehen alle nach Ankunft. Der Autor hat kürzlich seine eigenen Erfahrungen der sog. Hotelquaraäne in einem speziellen Quarantäne-Hotel anschaulich dokumentiert.

      In den Medien war darüberhinaus vor kurzem von einem Fall zu lesen, in dem eine andere Hotelquarantäne-Person sich für ca. 8 Sek (!) aus dem Hotelzimmer auf den Gang begeben hatte. Das Bußgeld lag umgerechnet im dreistelligen Euro-Bereich.

      In einem Fall eines US-Amerik Cargo-Fliegerpilots, der bei Ankunft infiziert war und sich trotzdem aus der Quarantäne entfernte, wurde dieser nach ein paar Stunden von der taiw. Fluggesellschaft hochkant rausgeschmissen.

      Taiwan versucht seit geraumer Zeit mit einigen wenigen Ländern eine sog. sichere "Travel-Bubble" zu installieren, um Einreisen zu erleichtern. Das Projekt kommt soweit ich weiß jedoch nicht voran.

    • @21327 (Profil gelöscht):

      Naja die üblichen Verdächtigen. Von Bhutan und Mongolei bis Australien und Polynesien so als Kerngruppe. Die müssen nach 5 Tagen Hausarrest einen negativen Test (PCR glaub ich) vorlegen und sind dann free to go.

      Paar Studis dürfen auch wieder rein.

  • Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Geographie. Taiwan ist eine kleine Insel auf die Menschen über eine sehr begrenzte Anzahl von Häfen und Flughäfen gelangen, da ist es leicht zu kontrollieren, ob Einreisende infiziert sind. Es gibt wahrscheinlich keine Grenzpendler, keine Tagesausflüge ins oder aus dem Nachbarland, man ist gegenüber der Außenwelt relativ isoliert. Das kann man überhaupt nicht mit Europa vergleichen.

    • @Ruediger:

      Die ewige Mär, ja die Inselstaaten können es. Wir als Binnenland können es nicht.

      *gähn*

      • @Daniel Drogan:

        Nix gähn, absolut RICHTIG !



        D.land kann überhaupt nicht seine Grenzen bis zum Ende der Pandemie schließen. Dann geht die Wirtschaft vollends den Bach runter.



        Wir liegen mitten in Europa, fussläufige Grenzemn zu über 8 weiteren Staaten !!!

        • @John S.:

          Mir wäre die Gesundheit lieber, als irgendeine Wirtschaft.



          Andere Länder schafften es auch, ohne das die Wirtschaft bankrott ging. Die sind sogar jetzt besser aufgestellt, da sie ohne große Einschränkungen wieder alles machen können.

          Aber kurz zu ihrer Frage: Geht auch nicht um Schließung sondern das die Quarantäne an der Grenze oder am Flughafen abgesessen wird. Und ja ich weiß es gibt die Grenzpendler in beide Richtung. Für die muss man dann eben "einfachere Möglichkeiten" finden. Schaffen aber wie gesagt ob Inselstaaten oder Binnenländer in asiatischen Gebiet oder Australien/Neuseeland auch hin...

      • @Daniel Drogan:

        Was soll am Beispiel der Abschottung die ewige Mär sein? Wie wollen Sie denn eine deutsche Grenze dicht kriegen, das konnte ja noch nicht einmal die ddr. Sie sind schlauer? Lassen Sie uns bitte teilhaben.

        • @Ber.lin.er:

          Ich will sie ja gar nicht dicht haben sondern semipermeable. Sprich die Quarantäne wird dort nur abgesessen und dann darf man rein und alles machen was man will.

          Oder für sie einfacher...was für Geflüchtete gilt, soll dann auch für Touris und Geschäftemacher gelten. :) Schön oder?

    • @Ruediger:

      Und Vietnam hat eine Landgrenze mit der VR China, und mehr Einwohner als die BRD. Dort setzt man wegen der geringerenMittel und des niedrigeren Digitalisierungsgrades eher auf Lowtech-Maßnahmen, jedoch mit demselben Erfolg wie in Taiwan, und aus demselben Grund: man hat aus SARS-1 gelernt, und die Regierung hat noch vor dem ersten inländischen Fall eine wissenschaftliche Taskforce an die Sache gesetzt, zunächst mal um sich einig zu werden, was überhaupt Sache ist, und dann um der Politik einen Maßnahmenkatalog vorzulegen, aus dem dann ausgewählt wurde.

      Dasselbe auch in Neuseeland, Thailand, Island, Australien etc., und man kann es weiterführen in Richtung Finnland, Norwegen, oder die meisten afrikanischen Staaten.

      Expertise nicht zu zerreden, und vor allem schnellstmögliches Handeln ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Bekämpfung einer hochansteckenden Krankheit. Das gilt unabhängig der geographischen Gegebenheiten und des politischen Systems; es war schon immer so und wird immer so bleiben.

    • @Ruediger:

      Kann ja auch gar nicht sein das Taiwanesen was besser machen als die überlegenen Deutschen. Chauvinismus ist auch keine Lösung.

      • @Andreas J:

        Die Bewohner Taiwans heissen Taiwaner - wenn man schon Chauvinismus kritisiert...

    • @Ruediger:

      Wie schon im Artikel steht: "Von Deutschland aus betrachtet läge es nahe, mit Blick auf Taiwans niedrige Zahlen, die anscheinend perfekt geölte – dabei demokratisch legitimierte – Krisenreaktionsmaschine und das unerreichbar scheinende normale Leben resigniert abzuwinken: Die machen alles besser, das schaffen wir eh nicht, die leben auf einer Insel, die können das. Vor so einer Überhöhung warnt Liya Yu, die sich als Politologin damit beschäftigt, wie Vorbehalte und Denkblockaden Erkenntnisprozesse blockieren."

  • Das konsequente Quarantäne-System hat erstmal mit den Grenzen nichts zu tun, sondern heißt, dass man die Quarantäne auch kontrolliert.

    In DE wird, ob jemand in Quarantäne ist - sei es wegen Einreise oder Infektion - so kontrolliert wie das Rechtsfahrgebot auf deutschen Autobahnen:

    gar nicht

    • @R R:

      Die Ordnungsämter kontrollieren die Quarantäne. Das Rechtsfahrgebot ist ein Gebot, keine Verpflichtung. Vergleiche sollten Schnittpunkte haben.

      • @Hampelstielz:

        Sowie die Kritik selbst auch Schnittpunkte haben sollte. 1. Die Gesundheitsämter (+ Amtshilfe) kontrollieren telefonisch die Quarantäne. Leicht zu unterlaufen. 2. Die Verletzung des sog. Rechtsfahrgebots ist sanktionierbar. Es handelt sich also mitnichten nur um eine Empfehlung.

  • Ist ja nett, dass man verwundert nach D guckt, aber es ist eben nicht nur D, sondern praktisch die ganze EU und auch auf anderen Kontinenten sieht es nicht anders aus.

    Der Schlüssel ist, neben der guten Organisation in Taiwan

    "Das konsequente Quarantänesystem ist – neben Einreisebeschränkungen und transparenter Kommunikation – einer der wichtigsten Bausteine von Taiwans Strategie."

    Und dieses Quarantänesystem lässt sich nur mal auf einer Insel viel besser gestalten, als in einem Raum mit offenen Grenzen und multiplen Infektionsherden.

    Sieht man auch an Neuseeland etc.

    Insofern hinkt die Vergleichbarkeit, leider, ziemlich. Glück gehabt, rechtzeitig dort hin gekommen zu sein. Australier trauen sich immer noch nicht in andere Länder, weil sie nicht wissen, ob sie zurück dürfen. Sind eigentlich mittlerweile die Gestrandeten wieder immer Heimatland?

    • @fly:

      Übrigens kann man den Unterschied in der Katastrophenvorsorge auch in einem anderen Bereich sehen, nämlich bei Hurricans und Taifuns. Wenn es in den USA einen schweren Hurrican gibt, gibt das Verwüstungen, zerstörte Infrastruktur, und im schlimmsten Fall zahlreiche Tote. In Taiwan führt ein Taifun derselben Stärke zu Gebäudeschäden, sonst nichts. Das liegt an einer funktionierenden Katastrophenvorsorge, und diese wiederum ist (auch) ein Resultat einer funktionierenden Demokratie. Da braucht man keine letztlich rassistischen Argumentationen bemühen, die Leute in Asien könnten bestimmte Dinge per Definition besser. Wir sind alle Menschen, auch als Homo Sapiens bezeichnet, d.h. wir sind alle zu vernünftigem Handeln imstande.

      • @jox:

        Das liegt nicht an einer besseren Vorsorge, sondern an wesentlich besser gebauten Gebäuden. Hohe Qualität ist hierfür gar nicht erforderlich sondern schlichtweg einfach keine Pappmaché Bauweise wie in den USA.

      • @jox:

        Danke für die Klarstellung.

        Kann ich aus eigener Erfahrung in TW nur bestätigen. Wie dort aufgrund guter Vorbereitung mit Erdbeben und Taifunen umgegangen wird, ist mustergültig. Kaum ist der Taifun weitergezogen, geht das Leben weiter. als wäre nichts gewesen.

        Ich habe die Tage nach dem letzten großen Beben am 21 Sep 1999 (mit über 2000 Toten) in Taiwan mitgemacht inkl. 6,9 -Skala Nachbeben. Auch da war aufgrund Vorbereitung vieles richtig gemacht worden.

        Erfolgsfaktoren also : Preparedness / Prävention plus transparente Kommunikationsstrategie.

        Dazu braucht man nicht (!) eine Insel sein. Das könnte jede verantwortungsbewusste Administration und jede solidarisch, eigenverantwortlich handelnde Bevölkerung hinkriegen.

    • @fly:

      > Und dieses Quarantänesystem lässt sich nur mal auf einer Insel viel besser gestalten, als in einem Raum mit offenen Grenzen und multiplen Infektionsherden.

      Ah, und Großbritannien und Irland, das sind doch auch Inseln? Warum klappt das da nicht?

      Und warum klappt es in Australien? Wenn sie das als Insel bezeichnen - das ist eine ziemlich große Insel. Dann sind die USA auch eine Insel - warum klappt es da nicht?

      Und wie ist es mit Halbinseln? Südkorea ist eine Halbinsel, das könnte auch ein Vorteil sein. Aber, warum nutzen dann Spanien und Italien diesen Vorteil nicht?

      Als nächstes könnte man sagen, es liegt am Klima. Aber das Klima in Taiwan ist nicht so viel anders als in Florida, und es wird dort auch in Gebäuden sehr viel Klimatisierung verwendet. Und andererseits ist das warme Klima für Brasilien oder den Iran offensichtlich keine Rettung. Das ist es also auch nicht.

      Und was besagt es überhaupt, dass ein Land eine Insel ist - Coronaviren kommen mit Reisenden an, und die kommen im 21. Jahrhundert praktisch überall in erster Linie mit dem Flugzeug an, in Taiwan wie in Deutschland. Taiwan und manche andere Länder stecken Einreisende mit unklarem Status in Quarantäne. Deutschland und die europäischen Länder nicht. Das ist der Hauptunterschied.

    • @fly:

      Versteh ich Ihren Beitrag richtig als: "Taiwan ist eine Insel, deswegen kann man aus deren Erfahrungen gar nichts lernen."?

      Deutsche Arroganz bedeutet immer auch, dass man sich wegen vermeintlicher Nichtvergleichbarkeit nicht für Lösungen anderer Länder interessieren muss.

      Die tollste Ingenieurnation unter der Sonne muss eben jeden Fehler neu und selbst machen, weil sie so unvergleichlich ist. Da können dann Züge im Winter oder bei Wind nicht fahren, weil das einfach nicht geht. Und man kann auch einer Pandemie gar nichts entgegensetzen.

      Natürlich ist es ein Unterschied, ob man eine Insel oder ein von durchlässigen Grenzen umgebenes Staatswesen ist.

      Aber z.B. die Wirtschaft völlig aus der Verantwortung zu lassen, wie es hier geschieht, hat nichts mit fehlender Insellage sondern mit Ignoranz und Kumpanei zu tun.

      Deutschland war unvorbereitet. Und ist es über ein Jahr nach Beginn der Pandemie immer noch. (Haben Sie schon mal versucht, sich über das System der KVB zu einer Impfung anzumelden? Dass das nicht funktioniert und frustrierend ist, hat weniger mit Impfstoffmangel als einem völlig falschen Ansatz zu tun. Und den Impfterminmonitor blockiert man, damit die Schwächen bloß nicht sichtbar werden.)