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Corona in SüdamerikaImpferfolg in Chile

Chile hat bereits große Teile der Bevölkerung geimpft – über das öffentliche Gesundheitssystem. Das liegt auch an Chefärztin Izkia Siches Pastén.

Die chilenische Infektologin Izkia Siches Pastén sorgt für reichliches Impfen Foto: colegiomedico.cl

Buenos Aires taz | Dr. Izkia Siches Pastén hat ihren Anteil daran, dass Chile in Sachen Corona-Impfungen mit an der Weltspitze liegt. Im Februar setzte das Time Magazine die 35-Jährige auf die Liste von 100 zukünftigen Führungspersönlichkeiten. „Sie hat erstaunliche Führungsqualitäten und ein enormes Potenzial gezeigt“, schrieb Chiles ehemalige Präsidentin Michelle Bachelet und heutige Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte in der kurzen Laudatio.

Seit 2017 steht Izkia Siches als erste Frau an der Spitze der chilenischen Ärztevereinigung Colegio Médico. Ihr Wort hat Gewicht in der Beratungsgruppe von Staatspräsident Sebastián Piñera. Als politisch Unabhängige unterliegen ihre Empfehlungen und Kritiken keiner Parteidisziplin. Und die finden Gehör.

Zumal sie mit ihrer Botschaft auf den richtigen Kanälen unterwegs ist, sei es via TikTok bei der jungen Generation oder eben auf den Sitzungen beim konservativen Präsidenten, der durch die sozialen Unruhen seit Oktober 2019 politisch nicht nur geschwächt, sondern auch offener für Veränderungen ist. „Die Pandemie könnte eine großartige Gelegenheit sein, ein robusteres öffentliches Gesundheitssystem aufzubauen“, so Siches’ Botschaft.

Izkia Siches wurde am 4. März 1986 in der nördlichen Stadt Arica nahe der Grenze zu Peru geboren. Ihr Vater war Buchhalter, ihre Mutter Medizintechnikerin.

Frühzeitige Bestellung von Impfstoffen

Als sie drei Jahre alt war, zog die Familie nach Maipú, einem Außenbezirk im Großraum der Hauptstadt Santiago. 2004 begann sie mit dem Medizinstudium an der Universidad de Chile. Dort trat sie der kommunistischen Studierendenvereinigung Juventudes Comunistas bei und engagierte sich in unterschiedlichen Gremien. 2014 machte sie ihren Doktor und arbeitet seither als Infektologin in einem Krankenhaus in der Hauptstadt.

Noch im selben Jahr wird sie mit der Bezirksleitung des Colegio Médico in Santiago betraut und engagiert sich in der Kampagne für eine straffreie Abtreibung. Einer Partei tritt sie nicht bei. „Wir müssen die Menschen einbinden, die Pandemie ist nicht nur eine Herausforderung für den Staat“, verkündete sie stets. Chile habe stets Wert auf die Einhaltung von Impfprogrammen gelegt und verfüge über ein gut geführtes zentrales Register, erklärte sie.

Schon vor knapp einem Jahr hatte die Regierung Lieferverträge mit unterschiedlichen Impfstoffherstellern ausgehandelt, zu einem Zeitpunkt, als noch kein Vakzin gegen das Coronavirus offiziell zugelassen war. Ende 2020 hatte Chile dann mit dem Impfen begonnen. Inzwischen wurde vier Millionen Personen mindestens eine Dosis verabreicht.

Ziel ist es, bis Ende Juni 80 Prozent der rund 19 Millionen Chi­le­n*in­nen zu impfen. Wichtig sei jedoch vor allem gewesen, dem Druck der Privaten standzuhalten und den Großteil der Impfungen über den öffentlichen Gesundheitsbereich vorzunehmen. „So wird Impfen nicht zum Geschäft, sondern bleibt eine Gesundheitsversorgung“, so die Infektologin.

Anmerkung der Redaktion:

Der ursprüngliche Artikel suggerierte in Text und Anmoderation, der Erfolg der chilenischen Impfkampagne sei maßgeblich auf die Rolle Izkia Siches zurückzuführen. Das löste zahlreichen Widerspruch aus und stimmt so auch nicht. Wir haben den Text deshalb geändert und die entsprechenden Posts auf Social Media gelöscht.

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24 Kommentare

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  • "Die Umsetzung der Impfstrategie ist deshalb nicht der Regierung zu verdanken, sondern den Angestellten des öffentlichen Gesundheitssystems, Expert*innen, Universitäten und Wissenschaftler*innen, die seit dem Beginn der Pandemie Druck auf die Regierung ausgeübt haben."

    Heißt das im Umkehrschluss, dass es in Deutschland nicht wegen Regierungsversagen so schlecht läuft, sondern weil die deutschen Angestellten des öffentlichen Gesundheitssystems, Expert*innen, Universitäten und Wissenschaftler*innen zu wenig Druck ausgeübt haben?

    • @Ladislav Bonita:

      Sehr wahrscheinlich, weil vielen gefällt, die Schafenpelz anzuziehen.

    • @Ladislav Bonita:

      Eher, das die chilenische Regierung weiß, was sie kann und was nicht und den richtigen Leuten dann das Handeln überlässt.

  • Was Jürgen Vogt über Izkia Siches schreibt, außer ihrer ehemaligen kommunistischer Parteiangehörigkeit und indigener Abstammung, welches mit dem Kommentar sowieso nichts zu tun hat, ihr den Impfungserfolg in meinem Heimatland zuzuschreiben, stimmt grundsätzlich überhaupt nicht. Der Erfolg liegt an der Profigruppe des Gesundheitsminiseriums, unter der Leitung des ehemaligen Gesundheitsministers, Dr. Jaime Mañalich und dem Jetzigen, Dr. Enrique Paris, zurückzuführen. Beide agierten unter der Presidenz von Herrn Sebastián Piñera. Man mag politisch mit ihm nicht übereinstimmen, doch die kleinste Recherche läßt dies leicht beweisen.

    • @Uwe Koch:

      Wir sollten nicht vergessen dass diese "Dame" vor einem Jahr, nachdem das Virus in Chile diagnostiziert wurde (2.März 2020), die Leute im ganzen Land eingeladen hat wegen dem 8.März zu demostrieren!!!! Und ausgerechnet eine Ärztin!!!!



      Sie spricht für 20% der Ärzte in Chile, da kann man doch nicht von Mehrheit reden, oder? Politisch unabhängig? so ein Schmarrn. Herr Vogt sollte sich besser informieren und objektiv sein wenn über ein Land schreibt das er nicht kennt, auch wenn er ab und zu mal herkommt. Santiago ist nicht Chile

    • @Uwe Koch:

      Total einverstanden! Die Information ist irreführend und fast als Propaganda für diese Ärztin zu verstehen. Die genannte Dame spielte überhaupt keine Rolle im chilenischen Erfolg mit der Impfung, eher im Gegenteil! Der gesamte Ablauf begann in der Katholische Universität und deren Kontakte zur Pharmaindustrie in China. Dann, wurde sehr frühzeitig die F+E in Chima von Chile mit finanziert, Gelder des Staates und des Unternehmerverbandes. Die Ärzte- Organisation wo Frau Siches "noch" den Vorsitz hat, war am Anfang eher eine Behinderung!

    • @Uwe Koch:

      Richtig!



      Nicht zu fassen, wie schlecht hier informiert wird!

    • @Uwe Koch:

      Dafür musste man die Idiosincrasie der Bevolkerung Struktur in Südamerika kennen, es ist nicht einfach zu generalisieren. Doch es hat viel zu tun.

      • @Pipo Pipo:

        Herr unbekanntwr Pipo Pipo:



        1. Ist die Sprache über mein Heimatland, Chile, wo ich geboren bin. Nicht Südamerikas.



        2. Hier hat nichts mit Idiosincrasie zu tun, sondern mit dem historischen Imferfolg in unserem Lande.



        3. Als Hiesiger, mag ich wohl einen besseren Einblick zu haben, obwohl mir der Mehrheit südamerikanischer Länder nicht fremd sind.



        4. Doch bleiben wir beim Thema: Frau Siches, als Oberhaupt des ärztlichen Dachverbandes, hat überhaupt keine Macht den Imfprozess zu verwalten. Wenn, dann eher, z.B., die Päpstliche Katolische Universität unter des Rekorats von Dr. Ignacio Sánchez, welche mit Unterstützung Privatgelder des Unternehmerverbands stark dazu beigetragen hat, die chinesiscge Impfe Coronavac von Sinovac der chilenischen Bevölkerung umsonst zur Verfügung zu stellen.



        5. Bitte lassen Sie von Ihrem Webbrowser folgenden Text übersetzen, wenn Sie sich das Thema vertiefen wollen:



        www.litoralexpress....Ln.NI.S.ls.%C3%96

        • @Uwe Koch:

          Lieber unbekannte Uwe Koch, ein erfolgreiche Impfung in Chile oder woanders ist nie eine „historische Ereignisse“, es ist nur eine gut organisierte Projekt, in den man nicht nur 1 oder 2 Personen zu tun haben sondern mehrere, ich vermute Frau Dr. Siches hat damit viel zu tun sonst wäre sie nicht so bekannt geworden, statt dessen Pinera (ihr Held) hat wenig anzubieten, nämlich die gescheiterte Management der Soziale Krise im Chile, das ist schon teil seiner Lebenslauf als Politiker; wenn das mit der Universidad Catolica, stimmt.

    • @Uwe Koch:

      Vielen Dank für die Aufklärung des richtigen Sachverhalts!

  • Und was haben wir -das Land der Denker und Dichter- ?



    Einen Bankkaufmann.

    • @Bolzkopf:

      Feine Nachrichten!

      Ich kenne niemanden, der mit Minister Spahn tauschen möchte. Der Mann ist ehrgeizig und nicht faul. Er nimmt jetzt seine Chance wahr. Viel Feind, viel Ehr!



      Und: Wer Entscheidungen fällt, bietet Angriffsfläche. Nur wer nichts macht, macht auch keine Fehler. DAS können wir aber gerade nicht gebrauchen, im Land der Dichter und Denker.

      • @Christian Lange:

        Wenn Jens Spahn doch nur das richtige machen würde. Stattdessen hat er sich bisher hauptsächlich als Lobbyist der IT-Industrie im Gesundheitswesen hervorgetan. In diesem Bereich werden Milliarden verschwendet und dieBbeschäftigten im Gesundheitswesen immer weiter durch unnötige Pseudo-Innovationen frustriert.

      • @Christian Lange:

        Jaja, in seinem Arbeitszeugnis wird auch stehen, daß er sich stets bemühte....



        Wir brauchen auf solchen Posten aber niemanden, der nur viel arbeitet und irgendwelche Entscheidungen fällt, es braucht jemanden der dies auch noch gut macht, also die richtigen Entscheidungen fällt und den Blick auf das Notwendige, das Nachhaltige hat und die Weichen für zukünftige Aktionen richtig und zum richtigen Zeitpunkt stellt. Und an der Stelle ist Spahn raus!

      • @Christian Lange:

        Spahn ist ja sogar so fleißig, dass er neben dem anstrengenden Beruf als Minister noch seine Spendenessen und den Ankauf von Villen und Eigentumswohnungen schultert! Und dann noch die aufwändigen Recherchen, welcher Journalist ihn beim Grundbuchamt ausspioniert....

      • @Christian Lange:

        Sie haben vermutlich Recht.



        Aber eines ist er sicher nicht: Geeignet.

        Als er auf sein Pöstchen kam dachte man: "Ei, da braucht man nichts können, verdientes Parteimitglied, jahrelange Ochsentour...."

        Und dann kam Corona ...

    • @Bolzkopf:

      genau, vielleicht hätte einer von den Dichtern die Sache übernehmen sollen

      • @ClaraN:

        ein Denker wäre vielleicht sogar noch besser gewesen

        • @Co-Bold:

          Es hätte ja schon gereicht, wenn er die bestehenden Pandemiepläne von 2012 gelesen hätte. Da stand etwas von Masken und Schuzkleidung und von Vorratshaltung.

  • Da kann sich so mancher in Berlin mal etwas abgucken. Frühzeitige Planung mit Blick auf eine Lösung, und nicht nur auf das Problem, sorgt für Erfolg.

  • die hatte bestimmt Sputnik V bestellt. Das will in Russland kaum einer - obwohl sich jetzt herausstellt, dass es gar nicht so schlecht ist. Chile nimmt es dann den Russen ja quasi weg (ähnlich wie USA & Israel der EU), obwohl das die Russen augenscheinlich nicht groß stört...

  • Chile kleines Land?



    Flächenmäßig über doppelt so groß wie D.

  • Danke für diesen Artikel!