Corona-Schutz für Geflüchtete mangelhaft: Nicht ablenken lassen!
Klar, Mundschutz-Streit macht Spaß. Wichtiger ist, wie der Staat die vor Corona schützt, denen er keine Verantwortung erlaubt: Geflüchtete.
K ommt die Vermummungspflicht nun? Oder kommt sie nicht? Und was genau bringen ein paar Quadratzentimeter kochfeste Baumwolle nun eigentlich? Das Verlockende an der Diskussion um so ein Mundschutz-Muss ist wohl, dass das, worum es dabei geht, so handfest ist, so konkret. Denn ob die Nachbar*innen solche Dinger tragen: Das kann jeder selbst berufene Aufpasser prüfen, ohne den sicheren eigenen Fensterplatz verlassen zu müssen.
Und wenn er nur eine einzige Ansteckung verhindert, dann basteln wir uns halt so einen Fetzen. Oder, noch besser: Die darbende Solo-Selbstständige aus dem Hinterhof, die kann doch, statt Kinderkleidung, die gerade eh niemand kaufen kann, einfach schicke Abdeckungen für die untere Gesichtshälfte manufakturieren. Mit Ankern drauf. Oder niedlichen Walfischen.
Alles lustvolle Streiten um den textilen Infektionsschutz darf von einer Sache aber nicht ablenken: Es liegt immer noch beim Staat, für die wesentlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie Sorge zu tragen. Und das erst recht, wenn es dabei um Menschen geht, deren Möglichkeiten, eigenverantwortlich zu handeln, dieser Staat höchstselbst reguliert, ja: beschneidet. Und da sät, was in diesen Tagen aus manchen Asylbewerber*innen-Unterkünften zu vernehmen ist, doch ganz erhebliche Zweifel.
Wenn er Menschen aber unterbringt, wie er es tut; wenn er ihnen also verunmöglicht, einander aus dem Weg zu gehen, wie er’s allen anderen im Land mal dringend empfiehlt, mal unter polizeilichem Muskelspiel auch nachdrücklicher nahebringt – dann setzt er sich dem Verdacht aus, dass die Gesundheit der einen einfach nicht so wichtig ist wie die der anderen.
Die meisten von uns sind noch bemerkenswert gelassen, während Grundrechte hintangestellt werden – vielleicht weil wir dem Staat in dieser Sache vertrauen, bis auf Weiteres. Und der Staat ist keine anonyme Maschine, sondern handelt in Gestalt vieler einzelner Menschen; damit lassen sich auch Fehler erklären.
Aber das entlässt ihn nicht aus der Verantwortung, die er sich ja selbst übertragen hat: zu sorgen für die, die es nicht selbst können – oder dürfen.
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