Corona-Neuinfektionen in Deutschland: 2.000er Marke überschritten
Die Zahl der täglich neu festgestellten Infektionen steigt weiter. Grund seien Reisen und Partys, so das Robert-Koch-Institut. Durch mehr Tests werden mehr Fälle erkannt.
Die Bundesregierung hatte in den vergangenen Tagen mit Blick auf die Entwicklung immer wieder auf private Feiern verwiesen, bei denen Corona-Regeln nicht eingehalten würden. Viele der derzeitigen Ausbrüche gingen genau auf solche Feiern und Partys zurück, hatte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag gesagt.
Im RKI-Lagebericht vom Freitag (21.August) heißt es, bundesweit gebe es eine große Anzahl kleinerer Ausbruchsgeschehen, die beispielsweise mit größeren Feiern im Familien- und Freundeskreis in Verbindung stehen. Hinzu komme, dass Corona-Fälle zu einem großen Anteil unter Reiserückkehrern, insbesondere in den jüngeren Altersgruppen, identifiziert würden.
Zudem wird deutlich mehr getestet, wodurch mehr Infektionen entdeckt werden. Während Ende April nach RKI-Daten in einer Woche rund 364.000 Tests durchgeführt wurden, waren es Ende Juli rund 560.000 und Mitte August mehr als 875.000 in einer Woche. Reiserückkehrer können sich seit Ende Juli kostenlos testen lassen. Für Rückkehrer aus Risikogebieten gilt seit 8. August sogar eine Testpflicht. Verschiedene Bundesländer haben außerdem die Möglichkeit für Beschäftigte in Schulen und Kitas geschaffen, sich mehrfach kostenlos testen zu lassen.
Rein ortsbezogen passieren die meisten Corona-Übertragungen laut einer RKI-Untersuchung in Privathaushalten und Altenheimen. Allerdings gab es bei einem Ausbruch zu Hause im Schnitt nur jeweils 3,2 Infizierte – die Übertragung fand also wohl nur auf weitere Familienmitglieder statt. Die zweitmeisten Corona-Ausbrüche gehen auf Alten- und Pflegeheime zurück. In diesen Einrichtungen steckten sich bei einem Ausbruch aber im Schnitt fast 19 Personen an. Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr demnach beim Ausbruch in einem Flüchtlingsheim – im Schnitt wurden 21 Fälle pro Ausbruch erfasst, so viele wie nirgends sonst.
Schulen spielen der RKI-Studie zufolge – bislang zumindest – keine Rolle bei den Infektionen. Das RKI ordnet ihnen nur 31 Ausbrüche und 150 Infektionen zu. Auch Restaurants, Hotels oder Büros sind bislang Nebenschauplätze. Ausbrüche in der Bahn lassen sich laut RKI nur schwer ermitteln, da die Identität eines Kontaktes kaum nachvollziehbar sei. Das RKI weist allerdings darauf hin, dass nicht bei allen erfassten Fällen die Quellensuche der Infektion ganz sicher verlaufen ist.
Kanzlerin und Minister*innen werden über Vorgehen beraten
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 232.082 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI meldete. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9.267. Seit dem Vortag wurden sieben Todesfälle mehr gemeldet. Bis Samstagmorgen hatten etwa 206.600 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsident*innen der Länder wollen am kommenden Donnerstag in einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen in der Pandemie beraten. Es dürfte um einheitlichere Corona-Regeln gehen. In den Ländern sind die Vorgaben für Veranstaltungen, Feiern und Bußgelder bei Maskenverstößen im Moment ganz unterschiedlich. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach sich für bundeseinheitliche Regelungen zur Maskenpflicht und bei Bußgeldern aus. Für ihn stehe eher die Frage im Raum, dass die Maskenpflicht verstärkt werden müsse, sagte er im Deutschlandfunk.
Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen, der sich auch um den CDU-Vorsitz beworben hat, schrieb am Samstag bei Twitter zu den gestiegenen Corona-Zahlen: „Wir müssen endlich beginnen, Corona als Teil unseres Lebens zu begreifen und uns an das Virus anpassen. In allen Lebensbereichen, denn das Virus unterscheidet nicht zwischen privatem und öffentlichen Raum.“
12-jährige sollen Masken tragen wie Erwachsene
Unterdessen gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitagabend die Vorgabe heraus, dass für Kinder ab zwölf Jahren beim Tragen von Masken die gleichen Regeln gelten sollten, wie für Erwachsene. So steht es in einem gemeinsam mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef erarbeiteten Leitfaden für Entscheidungsträger. Dieser befasst sich mit der Frage, ob und wann Kinder und Jugendliche Masken tragen sollen.
Für jüngere Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren wurde demnach das Tragen von Masken nicht generell empfohlen. In bestimmten Situationen, etwa wenn Abstandsregeln nicht eingehalten werden könnten, sollte es aber in Betracht gezogen werden, so zum Beispiel in Schulen. Masken könnten Kindern das Lernen allerdings auch erheblich erschweren, gestanden die internationalen Experten ein.
Jüngeren Kindern sollte nicht vorgeschrieben werden, Masken zu tragen, vor allem, weil sie sie alleine nicht richtig an- und ablegen könnten. Falls sie doch Masken tragen, sollten Kinder unter sechs Jahren unter ständiger Aufsicht stehen.
„Kinder sollten auch angehört werden bezüglich ihrer Wahrnehmungen und ihren Bedenken beim Tragen von Masken“, hieß es weiter. Transparente Visiere böten weniger Schutz als Stoffabdeckungen für Mund und Nase.
Es sei bislang nicht vollständig geklärt, in welchem Umfang Kinder zur Übertragung des Coronavirus beitragen, hieß es weiter. Nach Angaben der WHO gehen weltweit etwa ein bis sieben Prozent der registrierten Covid-19-Fälle auf Kinder zurück. Verglichen mit anderen Altersgruppen habe es bei ihnen weniger Todesfälle gegeben.
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