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Corona-Entwicklung in DeutschlandDie Omikron-Nordwand

In Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein steigt die Coronakurve so stark, dass sie eine Wand bildet. Nur der Südosten bleibt noch verschont.

Hilft nur noch eine Sicherheitsnadel zum Bewältigen der Nordwand? Foto: Michael Gstettenbauer/imago

Berlin taz | Der explosionsartige Anstieg der Coronazahlen in Deutschland setzt sich fort. Bundesweit registrierte das Robert-Koch-Institut einen neuen Rekordwert von mehr als 80.000 Neuinfektionen. Doch vor allem in norddeutsche Bundesländern werden Werte erreicht, die sowohl in ihrer Höhe als auch in der Dynamik des Wachstums alles bisher bekannte in den Schatten stellen.

Die Kurven der Neuinfektionen in Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein sind so steil, dass sie grafisch keine Welle mehr bilden, sondern eine Wand – die Omikron-Wand, die schon in anderen Staaten sichtbar wurde, von der Deutschland aber bisher verschont geblieben war.

Infografik: taz

In Bremen stieg die 7-Tage-Inzidenz nach Berechnungen des Robert-Koch-Instituts am Mittwoch auf 1296,8. Sie hat sich binnen 11 Tagen verdreifacht. In Berlin ist das Tempo noch höher. Dort verdreifachte sich die Inzidenz in nur 8 Tagen auf nun 856,4. Auch in Schleswig-Holstein schießen die Zahlen durch die Decke. Dort liegt die 7-Tage-Inzidenz am Mittwoch bei 633.

Die Ende November registrierten Höchststände der vierten Coronawelle werden in diesen drei Bundesländern bei Weitem übertroffen. Da waren die Inzidenzen in Bremen maximal auf gut 220, in Berlin auf 370, in Schleswig-Holstein auf gut 150 angestiegen.

Auch in Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind die Fallkurven steil und haben alle alten Höchststände übertroffen. Extreme Anstiege werden seit Neustem zudem in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern registriert. Auch dort dürften in wenigen Tagen neue Allzeithochs erreicht werden. Offensichtlich breitet sich die Omikron-Variante in Deutschland von Norden gen Süden aus.

So ist einzig in den Bundesländern im Süden und Südosten, in denen während der vierten Welle im November und Dezember die extremsten Werte verzeichnet worden waren, die Omikron-Welle noch nicht durchgeschlagen. Sachsen hat derzeit mit 239,5 Infektionen pro 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen sogar die bundesweit niedrigste Inzidenz.

Ex­per­t:in­nen befürchten aber, dass die hoch ansteckende Omikronvariante im Südosten erst recht durchschlagen könnte, weil in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Impfquoten immer noch vergleichsweise niedrig sind.

Die gute Nachricht zum Schluss: Trotz der enormen Zunahme an Infektionen durch Omikron ist die Zahl der Co­ro­na­pa­ti­en­t:in­nen auf den Intensivstationen bisher nicht gestiegen. Im Gegenteil: am Mittwoch meldete das Divi-Intensivregister einen weiteren Rückgang auf nur noch 3.050 Patient:innen. Das sind mittlerweile fast 40 Prozent weniger als beim Höchststand der vierten Welle Anfang Dezember.

Selbst in den besonders von Omikron betroffenen Ländern Berlin und Schleswig-Holstein steigt die Zahl der Corona-Intensivpatient:inenn bisher nicht an. Nur in Bremen gibt es einen, aber auch hier bisher sehr kleinen, Anstieg.

Grund zur Entwarnung ist das dennoch nicht. Zwar verursacht Omikron offenbar deutlich weniger Schwersterkrankungen als die Delta-Variante. Aber ein milderer Verlauf heißt noch lange nicht, dass er mild ist. Die Zahl der Menschen, die wegen Corona in Krankenhäusern aufgenommen werden müssen, steigen kräftig. In Bremen hat sich die Hospitalisierungsrate seit Jahresbeginn nahezu verdreifacht.

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8 Kommentare

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  • Nanu? Die Omikron-Wand auch in Deutschland? Und ich dachte schon, das Virus würde sich nach Grenzübertritt nach Deutschland anders verhalten, weil Deutschland ein ganz anderes, besonderes Land ist ... ;-/

    • @Uranus:

      Ich habe eine These - vielleicht sind die Männer mehrheitlich nicht mehr so coole Typen wie Kubicki. Gäbe es mehr Machos, dann bedürfte es keine - ja gäbe es nicht mal eine pandemische Notlage ... ;-/

  • Omikron lässt seit vorhin auch in Hamburg die ITS-Belegungen wierder steigen.

    Da das immer noch logistisches und nicht exponentielles Wachstum ist, wird sich der Anstieg in SH, HB, HH in den nächsten Tagen vermutlich abschwächen. Für Bremen könnte der Peak noch diese Woche erreicht werden, so zwischen Inzidenz 1500 und 2000 vielleicht, möglicherweise sogar näher an 1500.

    Was dann passiert, lässt sich noch nicht sagen. Die Inzidenz wird fast ebenso steil wieder sinken, aber nur bis zu einem Punkt. Vielleicht wird man es in London im Verlauf der Woche sehen, bei wieviel % vom Inzidenzmaximum das ist.

    Ansonsten ist Omikron den Rhein heraufgezogen (vom Dreieck Aachen-Düsseldorf-Köln ausgehend) und tritt aktuell von NRW bis BW in Form diffuser flächiger Ausbrüche auf niedrigem Niveau und lokaler Hotspots auf. In BY haben wir eventuell München als großen Hotspot vom Typ Bremen/Hamburg/Berlin.

    Im Osten durchseucht der Hotspot Berlin das Umland, wie auch in Niedersachsen Hamburg und Bremen. Bei Rostzock trifft sich der "Dunstkreis" von Hamburg und Berlin.



    In ST, SN und TH weitgehend noch alles ruhig. Die thüringischen Hotspots sind mit ermüdender Vorhersagbarkeit Greiz und Hildmannshausen.

    Interessant wird die ITS-Situation von BY bis SN/ST in der ersten Februarhälfte. Besonderer Augenmerk wäre auf Südsachsen, ganz Thüringen, und die Großräume München und Magdeburg zu richten. Leider sind die problematischsten Regionen fast alle im ITS-"Kleeblatt" Ost; wenn das ITS-Kleeblattsystem implodiert, dann wäre das vllt so um den 15.-20.2..

    Ansonsten ist alles ein mildes Frühlingslüftchen dagegen; egal wie schlimm es in Bremen wird oder nicht: Dresden wird schlimmer. Aber Dresden ist noch nicht dran. Viren arbeiten zwar 24/7 durch, aber teleportieren können sie sich nicht.

    So sieht das zur Zeit aus, falls man diese Sache mit den Luchsen und den Hasen im Bio-Unterricht 6. Klasse nicht verpennt hat.

    • @Ajuga:

      Widdewidd, ich schreib mir die Corona-Story wie sie mir gefällt?

      Nur ein paar Widersprüche zu Ihrer virulenten Prosa:



      - Niedersachsen umschließt Bremen komplett. Niedersachens Inzidenz beträgt ein Viertel der von Bremen.



      - Hamburg, ebenfalls im Norden, ebenfalls ein Stadtstaat und nicht weit weg kommt nicht einmal auf 50% von Bremens Inzidenz. (Tendenz fallend)



      - Täglich werden ca. 2000 Proben genomisiert. Also circa 3% aller Infektionen. Wie kann man da genaue "Virenwanderungen" ableiten und Hotspots definieren?

      Auch die restlichen Angaben lesen sich wie das schaurige Tageblatt eines Horoskopkalenders.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    War da nicht vor kurzem noch Sachsen Bashing wegen Corona?

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Kein Sorge, es ist nur eine Frage der Zeit, dass die Omikron-Wand auch nach Sachsen kommt. Kann sich nur um Tage oder Wochen handeln.

      Der Vergleich zu Bremen wird für die Epidemiologen interessant werden (wegen des großen Unterschieds bei der Impfquote), weniger bzgl der Inzidenz sondern bzgl der Hospitalisierungen.

  • In logarithmischer Darstellung sieht der exponentielle Anstieg wegen Omikron nicht mehr so dramatisch aus.

    Wenn "geboosterte" Mitbewohner von Corona-positiven in der Gaststätte essen gehen können, und das ohne aktuellen Test, braucht man sich über hohe Ansteckungsaten nicht zu wundern.

    In Sachsen und Thüringen sind weniger geimpfte; vielleicht ist bei ungeimpften der Vorteil von Omikron gegenüber anderen Varianten gar nicht so groß.

    • @meerwind7:

      Die Infektionsgefahr unterscheidet sich bei Omikron zwischen Geimpften und Ungeimpften kaum noch. Die Gefahr schwerer Verläufe ist aber sehr verschieden.

      2G in der Gastronomie und im Einzelhandel etc. hat bei Delta ganz offensichtlich eine Menge gebracht (die Zahlen sind danach kräftig gesunken), aber mit Omikron führt das nur noch dazu, dass die Geimpften sich infizieren, während die Ungeimpften zuhause hocken bzw. sich nur noch miteinander treffen und sich erst einmal nicht mehr so leicht infizieren. Mit steigender Verbreitung von Omikron wird es die Ungeimpften aber auch zunehmend erwischen, und dann schwerer als die Ungeimpften.

      Ein Teil der scheinbaren Harmlosigkeit von Omikron liegt schlicht daran, dass es auch massenhaft Ungeimpfte infiziert (für die es ja kaum noch Einschränkungen gibt, sich also munter gegenseitig infizieren), die dann aber eben fast immer nur leichte Verläufe haben.

      Momentan sieht es in Deutschland noch sehr harmlos aus im europäischen Vergleich. Das ist aber nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert.