Corona-Ausbruch auf Erntefeld: Sie muss nicht zahlen
78.000 Euro sollte eine ukrainische Erntehelferin ohne Versicherung für ihre Coronabehandlung zahlen. Nun erlässt ihr die Krankenkasse die Rechnung.

Während sie in einem Krankenhaus in der Region lag, meldete ihr damaliger Arbeitgeber sie von der Versicherung ab, weshalb die TK die Behandlungskosten von ihr verlangte. Als die taz zu dem Fall recherchierte, bemühte sich die Kasse aktiv um eine einvernehmliche Lösung.
Nun sei es der TK gelungen, mit Szolomka zu telefonieren, ergänzte Ihly. Mit Hilfe einer ukrainisch-sprachigen Mitarbeiterin hätten alle offenen Versicherungsfragen geklärt werden können. „Wir konnten unsere Kundin informieren, dass sie aufgrund der im Telefonat geklärten Punkte nach dem Ende ihrer Beschäftigung Anspruch auf Krankengeld hatte.“ Sobald Szolomka der TK eine Bankverbindung mitteilt, werde sie diese Zahlung erhalten. Entscheidend ist aber vor allem: „Durch den Bezug von Krankengeld verlängert sich auch die TK-Mitgliedschaft.“ Damit war die Behandlung im Krankenhaus und einer Reha-Einrichtung von August bis Oktober 2020 abgedeckt. Szolomka schrieb der taz nun, sie freue sich sehr.
Erntehelfern, die fast alle aus Ländern wie Rumänien oder Polen kommen, steht meist nur der gesetzliche Mindestlohn von 9,82 Euro pro Stunde zu – oft abzüglich Pauschalen für Unterkunft und Verpflegung. Gewerkschafter und Betroffene kritisieren, manche Landwirte würden sogar weniger zahlen als vorgeschrieben. Szolomka lebt von den Gelegenheitsjobs ihres Mannes und hätte die 80.000 Euro an die TK kaum bezahlen können.
Szolomka bekam nach eigenen Angaben nie einen Arbeitsvertrag von dem Großbauernhof im niederbayerischen Mamming, wo sie bei der Ernte half. Deshalb konnte der Landwirt ihr Arbeitsverhältnis auch leicht beenden und sie von der Sozialversicherung abmelden. Er war nicht erreichbar für eine Stellungnahme. Sein Betrieb geriet 2020 in die Schlagzeilen, als sich dort 250 MitarbeiterInnen vor allem aus Osteuropa mit Corona ansteckten. Szolomka musste sogar auf der Intensivstation behandelt werden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens