Corona-App versagt in Bus und Bahn: Abstandsmessung ungenau
Wer neben einer infizierten Person saß, wird davon womöglich nicht erfahren. Laut einer Studie funktioniert die Corona-Warn-App im ÖPNV nicht.
Forscher um Douglas J. Leith und Stephen Farrell des Trinity Colleges in Dublin sind in einer Studie der Frage nachgegangen, ob die Tracing-Apps aus Deutschland, Italien und der Schweiz auch in Bussen, Straßen- und U-Bahnen funktioniert. Ihr Ergebnis für die deutsche App ist ernüchternd: In der Mehrheit der Fälle gelang es nicht, die Abstände zwischen den einzelnen Nutzern richtig zu ermitteln. Die Studienteilnehmer hatten sich 15 Minuten lang in Bussen oder Straßenbahnen nah beieinander aufgehalten. Trotzdem habe die Warn-App in keinem Fall den Abstandsalarm angezeigt.
Als möglichen Grund für das Versagen der App vermuten die Wissenschaftler, dass Metall die Bluetooth-Signale reflektiert und es in Bussen und Straßenbahnen deswegen zu falschen oder fehlenden Registrierungen der anderen Fahrgäste kommt.
Dabei gilt das Fahren mit Bussen und Bahnen derzeit als eines der größten Infektionsrisiken. Denn ausreichend Abstand zu halten ist oft nicht möglich. Eine funktionierende Corona-Warn-App wäre also gerade an dieser Stelle von großem Nutzen. Das Robert-Koch-Institut (RKI), das die Corona-Warn-App mit dem Softwareentwickler SAP entwickelt hat, äußerte sich bislang nicht zu den Ergebnissen dieser Studie. Sollten die Forscher aber recht behalten, wäre das ein erheblicher Fehlschlag. Noch im Juli hatte das RKI explizit betont, wie wichtig es zur Eindämmung der Pandemie sei, dass die App insbesondere Begegnungen mit Unbekannten im öffentlichen Nahverkehr erfasst.
Die Deutsche Bahn verschärft derweil die Maskenpflichtkontrolle in ihren Zügen. Sie will die Zahl der Kontrolleure bis September mehr als verdoppeln.
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