Corona-Ansteckung in Hamburg Uniklinik: Virus auf der Krebsstation
In der Abteilung für Krebskranke des Hamburger Universitätsklinikums sind mehrere Menschen mit Covid-19 infiziert. Wie konnte das passieren?
Nun stellt sich die Frage, warum das Krankenhaus diese Information nicht früher öffentlich machte – und vor allem: Wie konnte sich das Virus so ausbreiten?
Zumindest auf letztere Frage gibt es vom UKE bis jetzt keine Antwort. „Die genauen Wege der Infektion werden derzeit mit Hochdruck aufgearbeitet und können nicht auf eine einzelne Person zurückgeführt werden“, heißt es aus der Pressestelle.
Joachim Prößl, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement und Mitglied im Vorstand des UKE, sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, ein Mitarbeiter des Pflegebereichs der onkologischen Abteilung habe sich mit Corona-Symptomen krank gemeldet und sei dann positiv getestet worden. Schon am 5. April waren demnach auch sieben Patient*innen positiv getestet. Im Laufe der vergangenen Woche waren es dann insgesamt rund 40 Menschen, Patient*innen und Mitarbeiter*innen.
Geschwächtes Immunsystem
Bei den infizierten Patient*innen seien besonders Leukämie- und Lymphomerkrankte betroffen. Leukämie-Patient*innen gelten als besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem stark geschwächt ist.
Das zuständige Gesundheitsamt sei am 6. April „mit dem Hinweis, dass es sich hier um eine Häufung handelt“ informiert worden, sagte der Leiter der Krankenhaushygiene Johannes Knobloch. Am Karfreitag sei das Gesundheitsamt dann vor Ort gewesen.
Auch Katharina Fegebank, grüne Wissenschaftssenatorin, sagte dem Radiosender NDR 90,3, dass das Krankenhaus die gesetzlichen Meldeketten durchgängig vollzogen habe. Die Wissenschaftsbehörde ist zwar nicht Teil dieser Meldekette, die Senatorin stehe aber in ständigem Austausch mit dem UKE. Die Behörde hat die Aufsicht über die Uniklinik.
Die den Gesundheitsämtern übergeordnete Gesundheitsbehörde hat nach Angaben eines Sprechers aber erst am Dienstagabend, also am 14. April, von den Erkrankungen erfahren. Marcel Schweizer, Sprecher des Hamburger Senats, sagte am Mittwoch, sowohl die für den Infektionsschutz zuständige Gesundheitsbehörde als auch die Wissenschaftsbehörde als Fachaufsicht würde die Umstände der Corona-Infektionen auf der Onkologie prüfen und den öffentlich aufgeworfenen Fragen nachgehen.
Warum es überhaupt so lange gedauert hat, bis dieser Fall an die Öffentlichkeit gelangt ist, will der Vorsitzende der Hamburger CDU-Fraktion, Dennis Thering, wissen. Die Wissenschaftssenatorin müsse den Fall aufklären.
Vorstand Prößl wies die Kritik an der Informationspolitik des UKE am Mittwoch zurück. Man sei sehr professionell und konsequent mit der Situation umgegangen. „Einen Mangel an Informationen sehe ich erst mal nicht“, sagte er.
Klar ist, dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen durch Infektionen besonders gefährdet sind, wie auch die Gesundheitsbehörde auf taz-Anfrage mitteilt. Die Hamburger Krankenhausbewegung, ein Zusammenschluss von Klinik-Beschäftigten, fordert schon länger flächendeckende Tests für Patient*innen und alle Berufsgruppen im Krankenhaus und in Pflegeeinrichtungen (taz berichtete). Im Moment werden Mitarbeiter*innen in solchen Einrichtungen lediglich abhängig von möglichen Symptomen und Kontakt zu Infizierten getestet.
Besserer Überblick durch tägliche Tests?
„Das Problem daran ist, dass die Infektionskette dann schon läuft und kaum noch verfolgbar ist“, sagt ein Mitglied der Krankenhausbewegung zur taz. „Ein Beispiel dafür sehen wir jetzt am UKE.“ Das Risiko, sich im Krankenhaus oder Pflegeheim anzustecken, sei nur durch einen aktuellen Überblick zu minimieren. Und diesen Überblick habe man nur, wenn man alle täglich teste. Dafür müssten die Testkapazitäten ausgebaut werden.
Aus der Wissenschaftsbehörde heißt es, man könne nicht alle 12.000 Mitarbeiter*innen des UKE täglich testen. Derzeit würden in Hamburg täglich etwa 3.500 Personen getestet, die Kapazitäten könnte man auf 5.000 ausweiten.
Das UKE teilt nun mit, alle Patient*innen im onkologischen Zentrum würden regelhaft auf das Coronavirus getestet, genauso wie alle Menschen, die neu aufgenommen werden. Außerdem seien die Hygienemaßnahmen angepasst worden, nun würden beispielsweise spezielle Masken in der Onkologie getragen, die Patient*innen dort in Einzelzimmern untergebracht und das Personal auch mit Blick auch auf ungewöhnliche Symptome wie Geruchsverlust, geschult.
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