Confed Cup in Russland: Dauerwerbesendung für Putin
Die Generalprobe für die WM 2018 wurde bestanden. Fifa und Russische Föderation haben sich als das erwartete harmonische Gespann erwiesen.
Die ersten WM-Stadien sind der Welt präsentiert worden und es kam, wie es kommt, wenn der Ball einmal rollt: Es wird über Sport geredet. Kein Wort mehr über unbezahlte Arbeiter an WM-Baustellen, kaum ein Wort darüber, dass Stadien entstehen, die später nicht wirklich gebraucht werden, und nichts als Schweigen über die politische Situation im Lande Wladimir Putins. Cristiano Ronaldo war da, Arturo Vidal, Joachim Löw und mehrere Tausend Fans aus dem Ausland, die Bilder von sich vor russischen Sehenswürdigkeiten um die Welt geschickt haben.
In den zwei Confed-Cup-Wochen war sehr schön zu sehen, wie leicht sich mit einem Fußballturnier Werbung für das eigene Land machen lässt. Das Bier ist nicht allzu teuer und die Russen sind keine Menschenfresser, sondern zur zahlenden Fußballkundschaft durchaus freundlich. Fans aus Chile, die in Kasan am Flughafen angekommen sind, werden sofort von einem Team der lokalen TV-Station befragt: „Ist doch schön in Russland, oder?“
Und als der deutsche Nationalverteidiger Antonio Rüdiger bei einer Pressekonferenz das Gastgeberland lobt, weil alles so gut organisiert sei, dann schafft er es in die Abendnachrichten im Ersten Kanal. Dass er auf ebenjener Pressekonferenz einen flammenden Appell gegen Rassismus im Fußball gehalten hat, bleibt da natürlich unerwähnt.
Zwei drollige Fußballrentner
Zum Turnierende hat die Fifa die zwei drolligen Fußballrentner Ronaldo und Diego Maradona einfliegen lassen, um von ihnen ein paar brave Statements zum supertollen Confederations Cup einzuholen. Dass Maradona sich dabei als Fan des russischen Staatspräsidenten Putin bezeichnet, wird in russischen Medien dann gerne als Zitat des Tages genommen. Dauerwerbesendung für Russland.
Dass Putin während des Turniers auf der Krim aufgetreten ist und bei der Eröffnung eines internationalen Jugendlagers die Fahnen der Scheinrepubliken Donezk und Luhansk mit offiziellen Weihen versehen hat, ist gewiss kein Zufall. Er hat noch einmal gezeigt, dass er machen kann, was er will, und sich vergewissern können, dass sich der Weltsport in der ihm eigenen Selbstbesoffenheit zur selben Zeit pudelwohl fühlt in seinem Land.
Der Internationale Fußballverband und die Russische Föderation sie sind ein gutes Gespann. Der Fußball liefert die Kulisse für eine nationale Werbeshow und Russland liefert der Fifa alles, was sie für ein Großturnier braucht. Irrwitzig viele Polizisten riegeln weiträumig die Areale um die Stadien ab. Die Fans werden wie Vieh durch ein Spalier aus uniformierten Sicherheitskräften auf weiten Wegen in die uniformierte Fifa-Welt getrieben, wo sie dann konsumieren sollen, was ihnen die Fifa und ihre Sponsoren vorsetzen.
In einem Land wie Russland, in dem mit der Angst vor der Obrigkeit regiert wird, ist das Vieh besonders leicht zu treiben. Die Fifa, dessen Präsident Gianni Infantino bei der Eröffnungsfeier mit Putin um die Wette gefeixt und brav die russischen Tore gegen Neuseeland beklatscht hat, wird wissen, was er an einem Turniergastgeber wie Russland hat.
Der Präsident des Welt- und nunmehr auch Konföderationenmeisterverbands DFB, Reinhard Grindel, sieht in der WM in Russland im nächsten Jahr ja durchaus so etwas wie eine Chance. „Hunderttausende ausländische Fans aus demokratischen Ländern werden zur WM kommen und über Wochen hier leben. Dieser Einfluss kann ein Land verändern“, hat er der Welt gesagt.
Der Fußballfan als Demokratiebotschafter – darauf muss man erst einmal kommen. Der Confed Cup hat gezeigt, welches Szenario wahrscheinlicher ist: Die Fans kommen, feiern, fühlen sich wohl. Und vor allem einer freut sich über die gute Stimmung: Wladimir Putin.
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