CDU will „Agenda 2030“: Zwölf Seiten rückwärts
Merz & Co versprechen zwei Prozent Wirtschaftswachstum. Und setzen dabei auf eine „große Steuerreform“ und Einschnitte beim Bürgergeld.

Der zwölfseitige Entwurf, der der taz vorliegt, verspricht ein „wirtschaftspolitisches Zwei-Prozent-Ziel: Wir wollen wieder Wachstumsraten von mindestens zwei Prozent erreichen.“ Dafür setzt die CDU auf Steuersenkungen. Die Steuerbelastung der Unternehmen soll auf 25 Prozent, die Körperschaftssteuer schrittweise auf 10 Prozent gesenkt werden. Den noch existierenden Solidaritätszuschlag für höhere Einkommen will die CDU abschaffen.
Bei der Einkommensteuer soll der Spitzensteuersatz erst bei 80.000 Euro greifen, der jährliche Grundfreibetrag erhöht werden. Zudem sollen Überstunden steuerfrei gestellt werden, Rentner*innen künftig bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzu verdienen dürfen. Umgesetzt werden soll diese „große Steuerreform“ in vier Jahresschritten ab 2026.
Diese Information ist neu und dürfte eine Reaktion auf die massive Kritik sein, die es angesichts einer Deckungslücke von bis zu 100 Milliarden Euro am Wahlprogramm der Union gegeben hatte. Wie die CDU die Steuersenkungen finanzieren will, bleibt aber weiter offen. Schwammig ist von Einsparungen beim Bürgergeld und der Migration die Rede. Im Rahmen eines Kassensturzes sollten zudem alle Ausgaben auf den Prüfstand gestellt werden – „insbesondere die während der Ampel-Jahre enorm gestiegenen Subventionen“.
Grundsicherung statt Bürgergeld
Die CDU will zudem das Bürgergeld in eine „Neue Grundsicherung“ überführen. So genannten Totalverweigerern soll die Grundsicherung komplett gestrichen werden, Sanktionen sollen schneller greifen, auch will die CDU den Vermittlungsvorrang wieder einführen. Das Arbeitszeitgesetz soll flexibler werden: Statt einer täglichen Höchstarbeitszeit soll es eine wöchentliche geben. Bei den Strompreisen zielt die CDU auf eine Entlastung von mindestens fünf Cent je Kilowattstunde, Stromsteuer und Netzentgelte sollen sinken.
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge sprach angesichts der CDU-Pläne gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von einem „Rückwärtskurs, der Innovation, Arbeitsplätze und den Klimaschutz aufs Spiel setzt“. Kritik kam auch von der Linken. „Unter dem Schlagwort Agenda 2010 fand damals der brutalste Sozialabbau der Nachkriegszeit statt“, sagte Parteichefin Ines Schwerdtner. „Das wird auch dieses Mal so sein.“
Die CDU will bei ihrer Klausur in Hamburg auch ein Sicherheitspapier verabschieden. Auf dem Parteitag am 3. Februar soll zudem ein Sofortprogramm mit Maßnahmen beschlossen werden, die im Fall einer Regierungsbeteiligung unmittelbar umgesetzt werden sollen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau