Bußgeld gegen Hamburgs Innensenator: Feiernde gehen jetzt „groten“

Hamburgs Innen­senator Andy Grote feierte seine Wiederwahl mit 30 Freunden in einer Hafenbar – trotz Corona-Verbot. Nun musste er Bußgeld zahlen.

Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Große in Denkerpose

Hat gerade nichts zu feiern: Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote Foto: Christian Charisius/dpa

HAMBURG taz | Das wurde teuer. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) hat gegen die Corona-Abstandsregeln, für deren Durchsetzung seine Behörde zuständig ist, verstoßen und nun ein gegen ihn verhängtes Bußgeld von 1.000 Euro gezahlt. Seine Wiederwahl ins Kabinett der neu aufgelegten rot-grünen Koalition musste Anfang Juni natürlich gebührend gefeiert werden und so lud Grote etwa 30 Freunde und Bekannte in eine edle Bar in der Hafencity ein, um mit ihnen anzustoßen – zu einem Zeitpunkt, an dem die Corona-Abstandsregeln solche Feierlichkeiten noch streng verboten.

Doch damit nicht genug: Grote gestand zwar einen „dummen Fehler“ ein, behauptete aber, gegen keines der geltenden Verbote verstoßen zu haben. Hamburgs Coronaregeln wurden vom Senat plötzlich anders als bisher interpretiert, die Opposition forderte deshalb den Rücktritt des uneinsichtigen Senators. Nun stellte auch die Bußgeldstelle amtlich fest, dass ­Grotes Empfang tatsächliche eine „verbotene private Zusammenkunft“ war.

Grote, der lange als Rechtsanwalt tätig war, spricht jetzt nicht mehr von einem „dummen“ sondern gar von einem „schweren Fehler, der mir aufrichtig leidtut“. Die vereinte Opposition erneuert inzwischen reflexartig ihre Rücktrittsforderungen und unter feierwütigen Hamburger*innen, die sich unter Ausblendung aller Abstandsgebote zum Feiern treffen, heißt es jetzt schon mal: „Wir gehen groten.“

Umstritten war der Senator schon immer, besonders Hamburgs linke Szene arbeitete sich seit Jahren an dem Politiker ab. Politisch sozialisiert im Bezirk Mitte, im Homeland des mächtigen SPD-Rechtsaußen Johannes Kahrs, gilt Grote als „emanzipierter Kahrsianer“ und mancher aus der linken Szene hielt „den Andy“ lange fast „für einen von uns“. Denn der Andy wohnt noch immer – wenn auch hinter eiserner Eingangspforte – mitten auf St. Pauli, besucht regelmäßig die Heimspiele des dort ansässigen Kult-Clubs und schaffte es sogar schon mal in den Refrain des Songs „Schlagermove“ der Hamburger Oi-Punkband Oidorno.

Lieblingsfeindbild der Hamburger Linken

Seit dem Hamburger G20-Gipfel, bei dem er als Senator die Verantwortung für die innere Sicherheit der Stadt und höchst umstrittene Polizeieinsätze trug, aber daraus keine persönlichen Konsequenzen zog, ist der heute 52-Jährige jedoch das Lieblingsfeindbild der Hamburger Linken.

Sein Dienst-BMW und der Kleinwagen von Ehefrau Catherine wurden das Ziel von Anschlägen, Fangruppen des FC St. Pauli forderten den „sofortigen Vereinsausschluss“ Grotes, und natürlich drängt auch die Partei die Linke vehement auf den Rauswurf des Innensenators.

Der hat gerade nichts zu feiern und ist schwer angezählt, nachdem auch sein oberster Dienstherr, Bürgermeister Tschentscher (SPD), ihm nach seiner „Coronaparty“ gehörig den Kopf gewaschen hat. Aber wer G-20 so unbeschadet überstanden hat, lässt sich durch Corona nicht unterkriegen. Auch wäre es ziemlich paradox, wenn ausgerechnet ein Umtrunk zur Wiederwahl zur Amtsenthebung führen würde.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.