piwik no script img

Am Streiktag bleiben die BVG-Busse im Depot Foto: Rainer Keuenhof/imago

Bündnis von Fridays for Future und VerdiFahren und gefahren werden

Fridays for Future unterstützt den Warnstreik im ÖPNV: Für eine Verkehrswende braucht es mehr Personal – und das bessere Arbeitsbedingungen.

N och steht Darya Sotoodeh am Rand des Streikpostens, der sich vor dem hohen Tor des Busdepots im Berliner Stadtteil Wedding aufgestellt hat. Um die 70 Personen sind da. Die 26-jährige Klimaaktivistin ist um 3 Uhr aufgestanden, um sich an die Seite der Verkehrsbeschäftigten zu stellen. Es ist halb sechs, der 2. Februar, noch ist es dunkel. Was für die einen mitten in der Nacht ist, ist für Bus­fah­re­r*in­nen ganz normaler Betriebsbeginn. Nur nicht an diesem Morgen. Flutlicht erhellt den Betriebshof, auf dem die gelben Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) parken. Gefahren werden sollen sie nicht. Zumindest bis 10 Uhr, denn bis dahin bestreiken die Beschäftigten die BVG, im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen.

Für Darya Sotoodeh ist es der erste Warnstreik. Sie ist keine Gewerkschafterin. Aber die Probleme im Verkehrssektor und der Austausch mit den Beschäftigten sind ihr vertraut. Lange war die Klimaaktivistin Sprecherin für Fridays for Future Deutschland. Seit über einem halben Jahr engagiert sie sich aber vermehrt in der Öffentlichkeitsarbeit eines neuen Bündnisses. „Wir fahren zusammen“ heißt die Kampagne, die die Klimabewegung gemeinsam mit Verdi und Beschäftigten gegründet hat. Sie ist Teil einer neuen Strategie der Klimabewegung, um das Dilemma zu lösen, dass das eine – die Verkehrswende – nicht ohne das andere – die Beschäftigten – gelingen kann.

Am Streikposten wollen die Verbündeten ihre Solidarität in der Praxis ausdrücken. „Wir zeigen heute: Wir sind laut. Wir sind ein breites Bündnis mit gemeinsamen Interessen“, sagt Sotoodeh. Es gehe darum, dass die Beschäftigten „bessere Arbeitsbedingungen bekommen und unser Nahverkehr eine Zukunft“. Der Tag war einer der bisherigen Höhepunkte des Bündnisses in der Tarifrunde im öffentlichen Nahverkehr 2024, die in den meisten Bundesländern gerade läuft. Nicht nur in Berlin, sondern bundesweit hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Mit Ausnahme von Bayern, wo der aktuelle Tarifvertrag noch läuft.

Auch am 29. Februar und am 1. März hat Verdi zu einem Warnstreik bei den Verkehrsbetrieben aufgerufen. Am Freitag fällt der Arbeitskampf zusammen mit einem Klimaaktionstag – unter dem Motto des neuen Bündnisses „Wir fahren zusammen“.

Es geht darum, dass die Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen bekommen und unser Nahverkehr eine Zukunft.

Darya Sotoodeh, Klimaaktivistin

Globaler Klimastreik ist in diesem Jahr am 19. April. Nach antisemitischen Postings auf Instagram im November hatte sich Fridays for Future Deutschland von den internationalen Gruppen distanziert. Deshalb beteiligt sich die deutsche Sektion auch nicht am globalen Aktionstag, sondern organisiert einen nationalen – zusammen mit Verdi.

Aktivistin Darya Sotoodeh vor dem Busdepot in Berlin-Wedding Foto: Stefan Müller

Auch auf die Gefahr hin, dass womöglich weniger Menschen auf die Straßen gehen, weil der Streik im Verkehr ein zusätzliches Hindernis auf dem Weg zur Demo sein könnte. Aber der Tag könne auch zeigen, welche Folgen der Fachkräftemangel im Nahverkehr hätte und wie es künftig aussähe, wenn sich die Situation für die Beschäftigten nicht verbessere, sagt Sotoodeh. Und auf das Thema will das Bündnis aufmerksam machen.

Die Klimabewegung befindet sich im Wandel. Ihre Strategien der vergangenen Jahre funktionieren nicht mehr. Das, was die Fridays am besten konnten – große Massen auf die Straße bringen –, gelingt ihnen seit der Coronapandemie nicht mehr. Lange schon protestiert die Klimabewegung nur noch unregelmäßig freitags.

Immerhin im Kampf um das Dorf Lützerath beim Tagebau Garzweiler II konnte sie zeigen, dass sie immer noch Tausende versammeln kann. Retten konnte sie das Dorf dennoch nicht. Und auch die Letzte Generation als radikalere Gruppe sieht sich gezwungen, ihre bisherige Protestform aufzugeben und sich nicht mehr auf Straßen zu kleben. Die Kampagne „Wir fahren zusammen“ ist für die Fridays einer der Wege, sich weiterzuentwickeln.

Die Gruppen am Streikposten am 2. Februar sind sichtbar unterschiedlich. Da sind die Beschäftigten nahe dem Eingang, viele von ihnen ältere Männer in Jacken des Verkehrsbetriebs, darüber gelbe Warnwesten. Konträr dazu stehen viele junge Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen und Studierende wie Sotoodeh. Aber auch Pflegekräfte und Mitglieder der Kampagne „Deutsche Wohnen und Co enteignen“ unterstützen den Streik. Ohne all die Un­ter­stüt­ze­r*in­nen wären hier lediglich halb so viele Menschen. Nur gemächlich mischen sich die Gruppen.

Eine der Unterstützenden legt selbstgebackene Schokomuffins auf einen kleinen Tisch, jemand anderes stellt Kekse dazu. Aus dem Inneren des Hofes schleppt einer der streikenden Busfahrer einen großen silbernen Kaffeespender, dazu kommen Pappbecher und H-Milch. Gemeinsam greifen sie zu, kalte Finger klammern sich um die warmen Becher.

Etwas später steht auch der Ton. Neben dem kleinen Tisch haben zwei der Ak­ti­vis­t*in­nen einen Lautsprecher aufgebaut, der hoch über die Umstehenden ragt. Und die jungen Ak­ti­vis­t*in­nen tun das, was sie durch ihre Arbeit bei Fridays for Future schon früh gelernt haben: vor großen Gruppen sprechen. „Heute ist kein Arbeitstag – heute ist Streiktag“, rufen Ak­ti­vis­t*in­nen und Beschäftigte. Ihre Stimmen hallen über den Hof und die breite Straße. Dann sind die Beschäftigten eingeladen: „Greift zum Mikro und erzählt von euren Erfahrungen“. Anfangs traut sich niemand.

Neue Strategie gibt Hoffnung

Nicht erst bei diesen Tarifverhandlungen arbeiten Fridays for Future und Verdi miteinander. Bereits zu den Nahverkehrs-Tarifverhandlungen 2020 hatten die Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen die Beschäftigten im Protest unterstützt. Mit der neuen Kampagne, die sich voriges Jahr gegründet hat, entsteht erstmals ein festeres Bündnis.

Viele in der Bewegung sagen, die neue Strategie, für linke Ziele außerhalb der eigenen Blase zu werben, gebe ihnen seit Langem wieder Hoffnung, die Klimakrise wieder stärker in den Fokus zu rücken. Mit dem Versuch, soziale und klimapolitische Kämpfe zu verbinden, sollen Menschen außerhalb der Klima­blase gewonnen werden. Angefangen bei den Beschäftigten im Nahverkehr. Dafür gilt es, Gemeinsamkeiten zu finden und einander zuzuhören.

Seit Herbst wird auf die Streiks hingearbeitet. Unter anderem hat das Bündnis „Wir fahren zusammen“ eine Petition verfasst, mit der es sowohl die Mitarbeitenden des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) als auch Fahr­gäs­t*in­nen ansprechen will. Die Forderungen: bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal im Nahverkehr sowie massive Investitionen in die Verkehrswende. Wollen Bund und Länder ihr Ziel erreichen, den ÖPNV auszubauen und die Fahrgastzahlen bundesweit bis 2030 zu verdoppeln, müssten 16 Milliarden Euro jährlich investiert werden, argumentieren die Aktivist*innen.

Verdi und FFF-Aktivist*innen beim Warnstreik vor dem Busdepot in Berlin-Wedding Foto: Stefan Müller

An einem bundesweiten Sammelaktionstag am 1. Dezember vergangenen Jahres war auch George Rainov auf Unterschriftenjagd im Leipziger öffentlichen Nahverkehr. Seine Argumente kennt er auswendig. Der 28-Jährige hat schon hunderte Überzeugungsgespräche geführt. Mit der Schulter an die Haltestange gelehnt, beugt sich Rainov seiner Gesprächspartnerin entgegen.

Es ist eisig kalt im verschneiten Leipzig an diesem Freitag Anfang Dezember. Dementsprechend voll ist die Straßenbahn auf dem Weg in den Leipziger Westen. Sie schwankt leicht beim Fahren. Rainovs Blick bleibt auf die Frau vor ihm gerichtet. „Wenn so ein Wetter ist, was würden Sie dann ohne Bahn machen?“, fragt er. Weil Fah­re­r*in­nen fehlen, haben viele Verkehrsbetriebe schon jetzt die Taktungen reduziert. Wenn die Verkehrswende kommen soll, braucht es weit mehr Personal. Deshalb müssten die Mitarbeitenden des öffentlichen Personennahverkehrs in ihren Tarifverhandlungen unterstützt werden, versucht Rainov die Frau zu überzeugen. Unterschreiben will sie nicht. Nur einen Flyer nimmt sie mit.

Wenn so ein Wetter ist, was würden Sie dann ohne Bahn machen?

George Rainov, Klimaaktivist

George Rainov hat die Leipziger Ortsgruppe von „Wir fahren zusammen“ seit Januar 2023 mit aufgebaut. Über 20 Stunden die Woche steckt er in die Kampagne. Schon früh sah der gebürtige Hallenser die Notwendigkeit, Klimaschutz und Sozialpolitik gemeinsam zu denken. „Bei Klimapolitik wird Soziales oft nicht mitgedacht“, sagt Rainov.

Klimaschutz finanzieren, ohne bei Sozialem zu kürzen

Genauso sieht es Darya Sotoodeh. Sie beschreibt es wie folgt: Bei jeglicher Forderung, ob nach einer menschenrechtskonformen Asyl- und Migrationspolitik, nach konsequenten Klimaschutzmaßnahmen oder nach mehr Investitionen in Bildung oder Soziales, sei die politische Antwort die gleiche: Es fehle an Geld. Gebe man mehr für das eine, müsse man mehr am anderen sparen. „Und so wird Klima gegen Soziales ausgespielt und So­ziales gegen Geflüchtete.“ Sotoodeh findet: „Es gibt Lösungen und genug Geld für uns alle.“ Um die Forderungen gemeinsam durchzusetzen, müsse man „alle Menschen, die von der Politik vernachlässigt werden, zusammenbringen“..

Die Fridays-for-Future-Bewegung, die Greta Thunberg 2018 startete, hatte immerhin einen Erfolg: Sie machte die Klimakrise allen begreifbar. Aber sie konnte nur wenig in politische Ergebnisse übersetzen, stellt Felix Anderl, Protestforscher an der Uni Marburg, fest. „Für die Aktivistis selbst ist es natürlich enttäuschend, wenn man jahrelang auf die Straße geht, alle einem gut zureden, aber am Ende trotzdem weiter Kohle verbrannt wird.“

Fünf Jahre nach ihrer Gründung geht es der Bewegung nun mehr darum, wie Klimaschutz umgesetzt wird, und darum, alle mitzunehmen. Die Politik müsse Klimaschutz finanzieren, ohne bei sozialen Themen zu kürzen, fordern Fridays for Future.

Der Protestforscher Anderl sieht in dem neuen Bündnis eine Weiterentwicklung. Wer für Klimagerechtigkeit werbe, müsse auch glaubwürdig sein. Wie auch die Grünen hätten Fridays for Future in der Hinsicht ein Problem. Das akademische Milieu, das die Klimabewegung größtenteils repräsentiere, sei auch eine Schwäche. Denn der Bewegung fehle der Zugang zu anderen sozialen Gruppen. „Ich glaube, sie sind gut beraten, sich Allianzpartner hinzuzuholen“, sagt Anderl. Gerade die Verbindung mit den Gewerkschaften sei spannend, da diese ganz automatisch andere Bedürfnisse und Themen auf dem Schirm haben.

Themen wie die Rolle der Fah­re­r*in­nen in der Verkehrswende. Der Leipziger George Rainov sagt: „Vielen Fahrgästen fehlt der Zugang zur Lebensrealität der Fahrer*innen, sie wissen nicht, wie der Arbeitsalltag des Fahrpersonals aussieht.“

„Wir brauchen Bus und Bahn“

Das zu vermitteln, darin sieht Darya Sotoodeh ihre Aufgabe. Die Wollmütze über die Stirn gezogen und die schwarze Winterjacke bis zum Hals geschlossen, spricht sie in eine Handykamera. Auf ihrer neon­gelben Warnweste prangen das Verdi-Logo und ein lila Sticker mit Bus und Bahn, auf dem „Wir fahren zusammen“ steht. „Egal, ob wir zur Arbeit, Schule, zum Arzt oder zu einer Party wollen. Dafür brauchen wir Bus und Bahn, die regelmäßig und zuverlässig kommen“, sagt sie. In den vergangenen Monaten haben Mitglieder des Bündnisses eine Vielzahl von professionellen Kampagnen-Videos gedreht, in denen Beschäftigte von ihrer Arbeit erzählen und erklären, was aus ihrer Sicht das große Problem ist.

Aktivist George Rainov sammelt Unterschriften in einer Straßenbahn in Leipzig Foto: Thomas Victor

Im öffentlichen Nahverkehr ist der Fachkräftemangel längst angekommen. 2022 hatte mindestens die Hälfte der Unternehmen ihren Verkehr mangels Personals zeitweise eingeschränkt. Zu dem Ergebnis kam eine Branchenumfrage des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen. Die Busbranche prognostizierte im Februar 2023 einen Fah­rer*­in­nen­man­gel bis 2030 von 87.000 Menschen.

Der Generationenwechsel, die Babyboomer, die in Rente gehen, aber auch schlechte Arbeitsbedingungen verschärfen die Lage. Vielerorts sind laut Verdi die Probleme im ÖPNV vergleichbar: Personalmangel, überlange Schichten, zu kurze Pausen, zahllose Überstunden.

Das sind die Kernthemen, um die es in der aktuellen Tarifrunde geht, die laut Ver.di mehr als 130 kommunale Verkehrsunternehmen in Städten und Landkreisen mit insgesamt 90.000 Beschäftigten betrifft. Auch wenn sich die Forderungen von Land zu Land unterscheiden. In Brandenburg, dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen verhandeln die Beschäftigten auch über Löhne und Gehälter.

Wieder in der Leipziger Straßenbahn Anfang Dezember. George Rainov wendet sich der nächsten Fahrgästin zu, und plötzlich flutscht es. Die Schülerin hat einen Teil seines vorigen Gesprächs mitgehört. Der Stift hakt, aber sie unterschreibt. Als sie Richtung Tür geht, kommt ein weiterer junger Mann auf Rainov zu. Rainov will ihn vorbeilassen. Doch er will unterschreiben. „In der Schule habe ich ein Praktikum im Verkehrsbetrieb in Freiburg im Breisgau gemacht“, sagt er. In dem eng getakteten Zeitplan zu arbeiten, könne er sich nicht vorstellen. George Rainovs Anliegen spricht sich herum. Eine weitere Frau will unterschreiben. Und ihr Sitznachbar auch.

Lauter kleine Erfolgserlebnisse. „Zehn gute Gespräche sind besser als 100 Unterschriften“, glaubt Rainov. Nur so könnten sie Mit­strei­te­r*in­nen gewinnen, die im Frühjahr mit ihnen auf die Straße gehen. Mittlerweile haben „Wir fahren zusammen“ nach eigenen Angaben in ganz Deutschland Stand Mittwoch über 121.000 Unterschriften gesammelt. Mindestens 70.000 stammten aus Gesprächen, andere kamen auch online hinzu, nachdem es die Petition mittlerweile auch auf Campact gibt.

Ihre Petition haben die Ak­ti­vis­t*in­nen auch am Streikposten Anfang Februar in Berlin dabei. In den Händen und am Rand liegen Klemmbretter. Mittlerweile ist es hell geworden. Die Stimmung hat sich gelöst. Es läuft Musik, Klassiker. „Money, Money, Money“ von Abba und „Under Pressure“ von Queen spielen die Ak­ti­vis­t*in­nen auf Wunsch eines Beschäftigten.

Eine Busfahrerin hat sich mittlerweile getraut eine Rede zu halten. Die 34-Jährige fährt seit über zehn Jahren Bus. Sie erzählt, wie viel Spaß ihr der Job mache, von Fahrgästen, die sich für ihren ruhigen Fahrstil bedanken, und ihr nettes „Hallo“.

Aber auch von den Problemen: „Wir können nicht auf Toilette gehen an ’ner Endhaltestelle.“ Zeitlich sei das oft nicht drin. Sie erzählt von Fahrgästen, die sie beschimpfen, wenn sie wenige Minuten zu spät kommt. Von Radfahrer*innen, die sie ausbremsen, weil Busspuren fehlten. All das führe zu extremem Stress, der krank mache. „Wir brauchen Zeiten, um uns zu regenerieren. Zeit, in der wir mit unserer Familie Kraft sammeln können.“

Mit ihren Worten berührt sie viele, auch die drei Po­li­ti­ke­r*in­nen, die am Streikposten dabei sind, darunter Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag. Allein dass Bun­des­po­li­ti­ke­r*in­nen kommen, kann die Bewegung als Erfolg verbuchen. Denn so gibt es mehr Aufmerksamkeit für die Anliegen der Beschäftigten. „Ich war am Anfang skeptisch, aber bin mittlerweile hellauf begeistert. Dass die jungen Leute sich da so engagieren und mit uns streiken, finde ich toll“, sagt Streikleiter Stefan Sievert am Morgen. „Dieses Mal war einfach eine andere Atmosphäre mit Musik und Reden. „Das habe Spaß gemacht.

„Wir fahren zusammen“ als Imagekampagne

Die Beteiligung von Fridays for Future hat auch einen weiteren positiven Effekt: Vielen Gewerkschaften fällt es schwer, Nachwuchs zu gewinnen. Deshalb könnte sich das Bündnis schon allein als Image- und Mitgliederkampagne lohnen.

Aber würden die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe sich umgekehrt auch an Klimaprotesten von Fridays for Future beteiligen? Schaut man sich Bündnisse aus der Vergangenheit an, ging es oft punktuell um konkrete Kampagnen. Nicht immer ist es leicht, eine gemeinsame Linie zu finden. „Die großen Gewerkschaften haben oft Angst, dass es zu radikal werden könnte“, sagt Protestforscher Anderl. Dann könnten womöglich Mitglieder austreten. Eine radikalere Haltung könnte ihnen bei kommenden Tarifverhandlungen auch vor die Füße fallen. „Deswegen sind sie sehr darauf bedacht, seriös rüberzukommen.“

Aber auch Fridays for Future sei ein seriöses Image wichtig, wie man in den vergangenen Jahren immer wieder gesehen habe, sagt Anderl. Das könnte Konflikte zwischen den Bündnispartnern schmälern.

In der Gewerkschaft ist vielen sicherlich auch bewusst, dass die Jobs der Zukunft – auch im Dienstleistungsgewerbe – von einer ordentlichen Transformation abhängen. Andreas Scha­ckert, Bundesfachgruppenleiter Busse und Bahnen bei Verdi, sagt, im Bündnis „Wir fahren zusammen“ gehe es auch um eine große politische Idee von Mobilität und Verkehrswende.

Schon heute belaste der Fachkräftemangel enorm. Doch man brauche noch mehr Menschen, um den ÖPNV weiterzuentwickeln. Das mache den Konflikt um Arbeitsbedingungen zu einem hochpolitischen. „Wir können in Tarifrunden gut streiken und verhandeln. Aber das ist nur wirksam, wenn nachhaltig Geld ins System kommt“, sagt er der taz. Denn wolle man die Beschäftigten entlasten, bräuchte man mehr Personal – und das müsse finanziert werden.

Es brauche eine bundesweite Lösung, wie der ÖPNV künftig geregelt wird. Die müssten Bund und Länder gemeinsam finden. „Es geht nicht, dass die Kommunen alleine zuständig sind und der Bund sich alleine um den Schienennahverkehr kümmert.“ Bisher gebe der Bund an die Städte sogenannte Regionalisierungsmittel. Die reichten nicht aus. Hätten die Städte mehr Geld, könnten sie auch mehr in ihre Verkehrsinfrastruktur und die Arbeitsbedingungen investieren.

Deshalb will das Bündnis „Wir fahren zusammen“ seine gesammelten Unterschriften am Freitag auch an die Bundespolitik überreichen. An Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­r*in­nen wurden die Unterschriftensammlungen bereits übergeben.

Mit dem Warnstreik in dieser Woche will Verdi Druck auf die Arbeitgeberverbände ausüben, auf die Forderungen der Gewerkschaft einzugehen. Gleichzeitig will Verdi zeigen, dass es die Klimakrise im Blick hat.

In Deutschland sind politische Streiks verboten

Die Verknüpfung der beiden Themen ist nicht ganz einfach. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hatte im vergangenen Jahr kritisiert, wenn Verdi Arbeitskämpfe und allgemeinpolitische Ziele miteinander vermische, gerate die Gewerkschaft schnell auf ein Spielfeld jenseits der deutschen Tarifautonomie. Grundsätzlich sind in Deutschland politische Streiks verboten. Ganz trivial sei der Vorwurf nicht, befanden auch Arbeitsrechtler.

Verdi-Fachgruppenleiter Schackert sieht das anders. Auf einer Pressekonferenz zum Klimastreik vergangene Woche stellte er klar: „Die Streiks sind für uns kein Mittel zur politischen Demonstration, sondern Arbeitskampfmittel, die wir sehr gezielt und wohldosiert einsetzen.“ Was bleibt, ist ein möglicher Widerspruch zwischen aktuellen Interessen von Ar­beit­neh­me­r*in­nen und Notwendigkeiten für eine gute Zukunft für alle – typisch für Transformationsprozesse.

Und wie geht es nach dem Nahverkehrsstreik vom 29. Febuar und 1. März weiter? „Wir fahren zusammen“ will weiterhin die Beschäftigten in ihren Tarifverhandlungen unterstützen. Wenn Verdi am Ende mit besseren Arbeitsbedingungen aus den Verhandlungen gehe, sei das allein schon ein Gewinn, sagt Rainov. Auch wenn damit noch nicht die große Verkehrswende eingeläutet wäre. Die Kli­ma­kämp­fe­r*in­nen sind sich bewusst, dass sie vermutlich noch häufiger Druck auf die Straße bringen müssen.

Die Klimaaktivistin Sotoodeh macht einen Erfolg des Bündnisses von mehr abhängig als nur von den Forderungen an die Politik. Nämlich davon, dass Menschen auf der Straße erkennen, dass die Lösung für all die Krisen sei, sich zusammenzutun, um gemeinsam Druck auf die Politik auszuüben, ihrer Verantwortung für eine gute Daseinsfürsorge gerecht zu werden. Wenn alle Menschen erkennen würden, dass Klimagerechtigkeit möglich und gut für alle sei. „Ein Stück weit haben wir das schon geschafft“, glaubt Sotoodeh, „durch die vielen Kontakte mit Beschäftigten und Fahrgästen.“

In der Theorie stimmen viele sicherlich zu, dass es notwendig ist, eine klimaneutrale Wirtschaftspolitik zu formulieren, die gleichzeitig auch sozial ist, glaubt der Protestforscher Anderl. Die Umsetzung sei aber eine ganz andere Frage. Die Forschung unterscheide zwischen notwendigen und ausreichenden Bedingungen für Veränderung. „Breite Allianzen sind notwendige Bedingungen für eine sozialökologische Transformation.“ Wenn sie auch nicht ausreichend seien.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

27 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • APO, 68er Bewegung haben damals vergeblich versucht, die Arbeitswelt der Tarifautonomie zwischen Arbeitnehmern, Arbeitgebern mit Langem Marsch durch die Institutionen Bud, Länder, Kommunen, Gewerkschaften, Kirchen, Verbände wie es Rudi Dutschke predigte aus ihrem Ghetto zu locken, sich gemeinsam demonstrierend solidarisch gegen Bildungsnotstand, fehlende Chancengleichheit von unterprivilegierten Kindern, für Contergan Geschädigte, Einführung von Gesamtschulen, Jugend-, Hochschul-, Justiz-, Psychiatrie, Jugendstrafvollzugsreformen zu mobilisieren. Wenn überhaupt kam von Gewerkschaftsseite eine Abfuhr, in Westdeutschland sei im Grundgesetz seit 23. Mai 1949 Politischer Streik ausgeschlossen. Reaktion war SPD Kanzler Willy Brandts Radikalenerlass 1973. Folglich zog sich 68er Bewegung im Verfall radikalisiert zerspalten in ein Zwischenrufer Ghetto zurück. Seit Politik mit der Arbeitsmarktreform Agenda 2010 in der Arbeitswelt 2003 intervenierte, Tarifautonomie relativierte durch Schaffung des Niedriglohnsektors, ohne Mindestlohn, damit in privaten, staatlichen Betrieben unterschiedliche Kategoiren von Arbeitnehmern schuf, die einen mit, die anderen ohne Boni, Mitbestimmung, Urlaubs-, Weihnachtsgeld, Bildungsurlaub, Öffnungsklausel einführte, dass Arbeitgeber Tarifgemeinschaft verlassen können, war die Arbeitswelt eine andere, nämlich hochpolitisiert, ohne das bisher wahrhaben zu wollen



    Mit der Kampagne „Wir fahren zusammen“ von Verdi und Fridays for Future scheint sich das gerade zu ändern auf dem Weg, sich gemeinsam Verbot Politischen Streikrechts im Grundgesetz auf den Prüfstand zu stellen, das es in vielen europäischen Ländern längst gibt. Was angesichts Europaparlamentswahl Juni 2024 taugen würde, im europaweitem Bündnis mit anderen Gesellschaftsgruppen, dem Europaparlament endlich demokratisch ertüchtigt zu eigenem Initiativrecht für Gesetzesvorlagen zu verhelfen

  • Das Geld ist da für Umweltschutz wie für soziale Ausgestaltung. Einfach die jahrzehntelangen Gelder an die Autoindustrie, an die Klattens mal andersherum fließen lassen. An uns, die Vielen, die Fußgänger, Radfahrer, Bahnnutzer m/w/d.

  • Zunächst ml sollte man den Fahrerbedarf auf den bestehenden Verbindungen mit Busspuren und besseren Ampelschaltungen (Busse, Tram) bzw. mit automatisiertem Fahrbetrieb (U-Bahn) reduzieren. Dann kann man auch die Taktung kostenneutral verbessern.

  • Wenn nur jede 4 von den Demonstrant/innen Pfleger/in , Busfahrer/in , Gärtner/in , Erzieher/in / etc werden würde ,dann würde es was bringen. Aber die meisten bleiben von 4-27 in beheizten Räumen zum lernen um dann in ein beheiztes Büro zu gelangen , von dem aus das Verhalten der anderen kritisiert werden kann. So bleibt es nicht mehr als das Klatschen für das Krankenpersonal zu anderen Zeiten .

  • Wenn nur jede 4 von den Demonstrant/innen Pfleger/in , Busfahrer/in , Gärtner/in , Erzieher/in / etc werden würde ,dann würde es was bringen. Aber die meisten bleiben von 4-27 in beheizten Räumen zum lernen um dann in ein beheiztes Büro zu gelangen , von dem aus das Verhalten der anderen kritisiert werden kann. So bleibt es nicht mehr als das Klatschen für das Krankenpersonal zu anderen Zeiten .

  • Wenn wir den Kapitalismus nicht abschaffen, schafft er uns ab! Durch Ausbeutung/Selbstausbeutung und Zerstörung von Mensch und Natur.



    Auch die Reichen, sind keine Nutznießer und nicht glücklich, sondern auch nur Opfer ihrer eigenen Gier.

  • Ich bin seit Unzeiten bei ver.di Mitglied und finde diese Anbiederung an FFF einfach nur peinlich: Da merkt man leider auch, dass selbst innerhalb der Gewerkschaft immer weniger Berührungspunkte mit den Mitgliedern aus bestimmten Branchen herrschen.

    Wenn ich mir so anschaue, wer in letzter Zeit neu angefangen hat, so fehlen da eindeutig die Hintergründe. Das sind mehrheitlich aktivistisch geprägte Leute aus der Bildungsbürgerschicht, die privilegiert aufgewachsen sind, studiert haben und außer einem Praktikum keine Erfahrung mit dem Leben der unteren Mittelschicht oder gar des Prekariats haben. Die wollen ihre eigene Agenda durchsetzen und ver.di gibt ihnen die Kulisse ohne davon zu profitieren.

    • @Heike 1975:

      Das ist der Grund, warum es immer mehr Sparten Gewerkschaften gibt. Nicht zwingend der richtige Weg, aber nachvollziehbar

    • @Heike 1975:

      Ich bin seit 45 Jahren bei ver.di und finde es gut. Sie haben zu viele Vorurteile.

      • @Andreas J:

        Nun ja, ver.di hat von 2001 bis 2023 allein über 1 Million Mitglieder verloren...

        • @Heike 1975:

          Aber nicht wegen FFF.

  • Wir brauchen keine neuen Busfahrer, Schaffner, etc



    Arbeitskräfte werden auch in Zukunft Mangelware bleiben, der demografische Wandel lässt grüßen - da müssen wir Menschen nicht 'verschwenden' für Tätigkeiten die schon jetzt längst kein Personal mehr benötigen 🙄



    Selbst in Nürnberg fährt die U-Bahn schon 15 Jahre (seit 2008) ohne Fahrer. In Asien lachen sie dich aus wenn du Leuten in Singapur, Bangkok oder Kuala Lumpur erzählst, dass bei uns noch Fahrer in der Kabine sitzen...



    Also wirklich, ist mir schon mehrfach passiert 🤷‍♂️



    Und über dies müsste ja die Taktung MASSIV verbessert werden, will man ernsthaft diese Massen von Leuten (laut Artikel eine Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2030) dazu bekommen den bequemen PKW stehen zu lassen.



    Denn selbst in Berlin fährt wochentags nachts NICHTS außer einer handvoll Nachtbusse und Trambahnen - und das im 30 Minuten Takt wohl gemerkt. Draußen auf dem wirklich platten Land unserer Republik hast du oft und gerne den 120-Minuten-Takt tagsüber, teilweise auch noch dünner - und nachts gibt's da sowieso 'Lücken' im Fahrplan von 10 bis 12 Stunden... 🥳



    Selbst wenn ich von Berlin nach München mit dem ICE will kann ich das abends zuletzt um 20.04 Uhr machen oder morgens wieder ab 4.30 Uhr... - dazwischen fährt achteinhalb Stunden exakt nichts - außer ein läppischer Nachtzug, der statt 4 Stunden aber ernsthaft 10 Stunden unterwegs ist und keine Betten an Bord hat - na bravo 😂



    Das ist kein ÖPNV, das ist peinlich 🤷‍♂️



    Außerdem müssen die Spontanfahrten massiv billiger werden - Berlin München kostet 149 bis 194 Euro wenn ich ohne Vorlauf in den ICE einsteigen möchte, das ist mehr als das doppelte wie die Benzinkosten und nur 20 Euro unter dem Linienpreis der Lufthansa für diese Strecke.



    Sorry, aber ein flächendeckend funktionierender, zeitlich und preislich konkurrenzfähiger ÖPNV gegenüber dem PKW ist auf absehbare Zeit noch völlige Utopie in diesem Land - in urbanen Zentren mag es gehen, landesweit sind das kühne Fieberträume 🤷‍♂️

    • @Farang:

      Wie jetzt? Gar kein Personal mehr in der U-Bahn? Wird dann der ausufernde Drogenhandel auch mit Strafen belegt, wie in Singapur, Bangkok oder Kuala Lumpur?

    • @Farang:

      Sie haben völlig recht, das Angebot muss massiv ausgeweitet werden, wo möglich auch mit autonomen Fahrzeugen.



      Man sieht es am Deutschlandticket, an Wochenende sind die Bahnhöfe und Züge oft sehr voll, man kann viel auf die Schiene verlagern, wenn Preis und Takt stimmen. Aber auch nur dann. Und selbst nach JWD muss es eine Bahn geben zu einem annehmbaren Takt.

    • @Farang:

      Vielleicht müssen wir auch mal unsere Ansprüche zurück schrauben? Warum muss jeder jederzeit überall hinfahren können? Wenn Gott das gewollt hätte, hätten wir Räder und Flügel!

      • @Matt Gekachelt:

        Ansprüche zurückschrauben? Ich halte es für nahezu ausgeschlossen dafür jemals freiwillige Mehrheiten auf diesem Planeten zu finden 🤷‍♂️



        Gerade bezüglich der Mobilität, denn Mobilität ist keine Erfindung oder Anspruchshaltung der Neuzeit oder des Kapitalismus, es ist eine DER Triebfedern menschlichen Strebens - seit jeher, in egal welcher Epoche.



        Das hat nichts mit Ansprüchen zu tun. Ein jeder will mobil sein - sei es um Freunde, die Uni, den Arbeitsplatz, ein Erlebnis oder schlicht den Weg in ein besseres Leben zu finden.



        Mobilität ist auch jeweils einer DER Faktoren für Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Prosperität.



        Mobilität ist kein 'nice to have', es ist ein 'must have', ein 'all we want' - und sie können sich weltweit umsehen - überall, eine jede Gesellschaft, egal ob Industrienation oder Entwicklungsland, strebt nach MEHR Mobilität, nicht weniger.

  • Ich frag mich ob hier jemand ernsthaft glaubt, das wenn die Arbeitsbedingungen nahezu perfekt wären nicht trotzdem für mehr Geld und weniger Arbeitszeit gestreikt werden würde. Das liegt in der Natur der Sache das bestimmte Schlüsselpositionen für den Alltag einfacher bestreikt werden können als andere.

  • "Für eine Verkehrswende braucht es....."



    Da "braucht es" trotz vieler Versprechen nicht kommt, da wir auf dem Land guten ÖPNV gar nicht haben, braucht es für uns in erster Linie: "Ein Auto".



    Und so lange der ÖPNV auf dem Land nichts taugt, können mir alle Habecks dieser Welt erzählen was sie wollen, meine Mobilität heißt Auto und nicht ÖPNV.



    Wenn Großstädter einen auf Verkehrswende machen, dann kommt so ein Murks als Ergebnis raus.

    • @Rudi Hamm:

      "Und so lange der ÖPNV auf dem Land nichts taugt..."



      Der ÖPNV auf dem Land wird nie "etwas taugen". Warum? Weil ein ÖPNV nur dann einigermaßen bezahlbar betrieben werden kann, wenn ein entsprechendes Verkehrsaufkommen zu bedienen ist, und dieses gibt es eben nur in dicht besiedelten Gegenden. Also in Städten und sternförmig in deren Einzugsbereich.

    • @Rudi Hamm:

      Nur meckern ändert nichts. Man kann mit dem Auto auch zum nächsten Bahnhof fahren und von dort mit den Öffis weiter. Nur auf "Großstädter" schimpfen und ansonsten nix tun. Selbst wenn es für einzelne vielleicht keine Lösung ist, ist das kein Grund die Verkehrswende schlecht zu machen. Das ist einfach nur destruktiv und egozentrisch.

      • @Andreas J:

        "Nur meckern ändert nichts. Man kann mit dem Auto auch zum nächsten Bahnhof fahren und von dort mit den Öffis weiter."



        Gähn. Das habe ich doch schon Mitte der 1980-er so gemacht, als ich in der Nähe von München wohnte, wenn ich in die Innenstadt musste.



        Das wird doch schon bis zum Anschlag gemacht. Da sind die P&R-Parkplätze der limitierende Faktor, die sind übervoll. Ebenso übrigens auch die Mitfahrparkplätze an den Autobahnauffahrten.



        Ihr Argument ist ähnlich sinnreich wie "Heizung runterdrehen, um Heizkosten zu sparen".

      • @Andreas J:

        Nein, das ist der Frust dass man für den ÖPNV auf dem Land kaum was tut.

    • @Rudi Hamm:

      Ja, der ÖPNV auf dem Land ist viel zu schlecht, gradezu grottig. Deswegen sollte man bei der Kommunalwahl Parteien wählen, die sich für den ÖPNV auf dem Land einsetzen. Das Dorf in dem ich aufgewachsen bin hatte früher einen Bahnhof, aber Deutschland hat sich von der Autoindustrie kaufen lassen.

      Und btw.: Vermutlich wird man auf dem Land immer zu einem gewissen grad auf ein Auto angewiesen sein, aber die komplette Verkehrsplanung nach Autos auszurichten für zu dystopischen zuständen. Dazu muss man sich nur das Highwaysystem und die Städte in den USA vor und nach dem Auto angucken. Die Highways haben sind trotz teils 8 Spuren pro Seite ständig verstopft viele Städte sehen aus wie palttgebombt.

      Sie sind vielleicht aufs Auto angewiesen und niemand zwingt Sie unzusteigen, aber das heißt doch noch lange nicht, dass die Förderung des ÖPNV und gute Arbeitsbedingungen für dessen Mitarbeiter nicht sinnvoll sind.

      • @8 Ahau:

        Die Förderung des ÖPNV ist zweifelsfrei sinnvoll.



        Aber eben nicht in immer nur in Städten investieren, sondern auch mal endlich die ländliche Gegend erschließen.



        Bei uns fährt Sa/So nur alle 2 Stunden ein Bus und ab 20 Uhr gar keiner mehr.



        Unter der Woche fahren morgens mehr Busse, aber die sind stehend voll gestopft mit Schülern.



        Ich würde liebend gerne den Bus nehmen, wenn es denn sinnvoll ginge. Geht es aber leider nicht.

        • @Rudi Hamm:

          Hier im Dorf fahren sogar manchmal Busse. An der Straße in die nächste Kleinststadt ist auf freiem Feld eine Haltestelle. Davor eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h, Montag bis Freitag. Da brauche ich doch garnicht auf den Fahrplan zu schauen, um zu wissen, wann da vielleicht Busse fahren...

  • wäre sehr gerne zur fff+verdi demo gegangen, um meine soli für die öffi-streikenden zu zeigen.



    fand leider nicht (wg. kein x, facebook+instagram, boykottiere ich) auf der fff-interaktiven karte zu heute ort + zeit der demo in hamburg. stand auch nix in mopo, ndr-hamburg +so.



    weiß jemand aus der geschätzten leserInnenschaft, wo + wann was in HH heute solimäßig los war?

    • @Brot&Rosen:

      Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg an die Info ranzukommen. X, insta etc. sind einfach die moderneren Medien der Verbreitung von Aktiven, persönliche Entscheidung ob Info oder Boykott!