piwik no script img

Bucht vor Bahía BlancaErneuter Ölaustritt in Argentinien

Zum zweiten Mal in drei Wochen läuft in einem Hafen südlich von Buenos Aires Öl aus. Nun drohen dem deutschen Hafenbetreiber Konsequenzen.

Schiffe im Hafen Bahía Blanca von Buenos Aires Foto: imago

Buenos Aires taz | In Argentinien muss der deutsche Ölverladehafenbetreiber Oiltanking Ebytem seinen Betrieb bis auf Weiteres einstellen. Nach dem zweiten Ölaustritt innerhalb von drei Wochen hat das Umweltministerium der Provinz Buenos Aires eine Sicherheitsüberprüfung der Tochtergesellschaft der deutschen Oiltanking GmbH gefordert.

Die erneute Leckage wurde am frühen Mittwochmorgen beim Entladen eines Tankers in der Bucht vor Bahía Blanca, rund 700 Kilometer südlich von Buenos Aires, entdeckt. Diesmal sei der Notfallplan umgehend aktiviert und die zuständige Marinepräfektur informiert worden, teilte Oiltanking Ebytem mit. Nicht bekannt ist allerdings, zu welchem Zeitpunkt der Ölaustritt begann und welche Menge an Öl in die Bucht gelangte.

„Bislang hat das Unternehmen keine Mengen gemeldet, und wegen des morgendlichen Nebels wissen wir nicht, wie viel ausgetreten ist“, erklärte Pablo Petracci, Biologe und Leiter der Rettungsstation für die Meeresfauna Guillermo „Indio“ Fidalgo. „Meiner Meinung nach gibt es Dinge, die aufgrund mangelnder Wartung und Sensoren nicht funktionieren, wofür das Unternehmen eine Erklärung abgeben muss“, so Petracci.

Schon am 27. Dezember war ein mindestens 21 Quadratkilometer großer Ölteppich von einem Fischer entdeckt worden. Das Öl war tags zuvor an einer Unterwasser-Ladeboje ausgetreten. Allerdings aktivierte Oiltanking Ebytem das entsprechende Notfallprotokoll erst am Nachmittag des Folgetages. Wegen der verspäteten Aktivierung haben die beiden lokalen Kommunen Bahía Blanca und Coronel Rosales bei einem Bundesgericht Strafanzeige gegen das Unternehmen erstattet.

Wollte Oiltanking Ebytem den Ölaustritt vertuschen?

Das Gericht soll klären, ob das deutsche Unternehmen den Ölaustritt im Dezember herunterspielen oder gar vertuschen wollte. „Die Bahía-Mündung ist ein einzigartiges Feuchtgebiet und ein lebenswichtiges Reservoir für die Artenvielfalt. Das ausgelaufene Öl hat dem Ökosystem schweren Schaden zugefügt. Die Gerichte müssen entscheiden und die Verantwortlichkeiten im Hinblick auf eine mögliche Fahrlässigkeit des Unternehmens feststellen“, so der Bürgermeister von Bahía Blanca, Federico Susbielles.

Auch die örtlichen Fischer sind besorgt. „Soweit wir bisher wissen, hat das Rückhaltesystem diesmal funktioniert, aber natürlich kann nie alles zu 100 Prozent geborgen werden“, sagte Lucas Beier, Anwalt des Fischereiverbandes. In Sachen Strafanzeige ist Beier skeptisch. Bereits 2011 wurde eine Klage wegen Verschmutzung des Mündungsgebiets von Bahía Blanca eingereicht, die „sich in Bearbeitung befindet und mit den Abwässern des Petrochemiepols in Verbindung steht, für die Oiltanking mitverantwortlich gemacht wird.“

Der Name Bahía Blanca (Weiße Bucht) leitet sich von den einst als weiß beschriebenen Sandstränden ab, die bei Ebbe sichtbar wurden. Die gleichnamige Stadt ist die wichtigste Industrie- und Hafenstadt im Süden Argentiniens. Der 10 Kilometer außerhalb liegende Hafen ist der einzige in Argentinien mit einer natürlichen Tiefe von über 10 Metern. Tanker und Frachtschiffe mit großem Tiefgang müssen den Hafen von Bahía Blanca anlaufen. Aus diesem Grund hat sich die petrochemische Industrie um Bahía Blanca angesiedelt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Denkt die Welt an Deutschland bei Nacht, ist die Umwelt um den Schlaf gebracht....



    Aber immerhin zeigen wir jeden Tag mit dem Finger auf Andere.