Brand auf Frachtschiff in der Nordsee: Viel mehr E-Autos an Bord
Neue Zahlen lenken den Blick auf den Seetransport elektrischer Autos. Das Schiff „Fremantle Highway“ kann immer noch nicht geborgen werden.
Unterdessen gab die japanische Reederei K-Line am Freitag bekannt, die Anzahl elektrischer Autos an Bord sei deutlich höher als zunächst angenommen. Demnach handelt es sich um 498 der insgesamt 3.783 Fahrzeuge. K-Line erklärte gegenüber der niederländischen Presseagentur ANP, man wisse nicht, woher die zuvor kursierende Anzahl von 25 E-Autos stamme. Die nun publizierte Zahl solle dazu dienen, Spekulationen zu beenden. Bislang habe man sich dazu nicht geäußert, weil es sich um Betriebsgeheimnisse von Fabrikanten handele.
Die Küstenwache reagierte mit einem neuen Bericht: Sie habe sich zuvor auf die erste verfügbare Ladeliste des Schiffes bezogen. Aktuell wolle man keine Anzahl offiziell bestätigen. Wegen der stark erschwerten Löschbedingungen bei elektrischen Autos könne der Brand noch „Tage oder Wochen“ dauern. Laut Rijkswaterstaat, der niederländischen Behörde für Straßen und Wasserwege, ist eine zeitliche Einschätzung, wann ein Bergungsversuch unternommen werden könne, „schwierig“.
Für den Brandschutz-Ingenieur Ynso Suurenbroek, dessen Betrieb sich unter anderem auf Brandgefahren in Industrie und erneuerbarer Energie spezialisiert, macht die viel höhere Anzahl an E-Autos einen erheblichen Unterschied. Zugleich könne schon ein einzelnes Fahrzeug einen entsprechenden Brand auslösen. „Die Batterie ist wasserdicht, da kommt man mit Löschmittel normalerweise nicht gegen an. Dazu entsteht bei einem solchen Brand soviel Hitze, dass umstehende Autos leicht auch Feuer fangen können“, so Suurenbroek zur taz.
Reedereien wollen neue Regeln für E-Auto-Transport
Wegen der speziellen Problematik beim Löschen von Lithium-Batterien drängen Redereien schon länger auf strengere Regeln beim Transport elektrischer Fahrzeuge. Hinzu kommt, wie Suurenbroek betont, auch die besondere räumliche Konstellation auf einem Schiff. „Wie bei einem Parkhaus ist es eine statistische Tatsache, dass dort irgendwann Feuer ausbrechen wird. Schon bei konventionellen Autos kann das zu großen Problemen führen. Schiffe sind geschlossene Räume: eine sehr unversöhnliche Umgebung. Dass ein Brand sich ausweitet, ist nicht zu verhindern. Er wütet weiter, solange es Brennstoff gibt.“
Im Fall der Fremantle Highway sind noch immer alle Szenarien möglich – auch ein Sinken des Schiffs, was die Bergungsdienste seit drei Tagen zu verhindern versuchen. Laut Brandexperte Suurenbroek besteht die Gefahr, dass das Feuer auf Dauer auch die Konstruktion der Schiffswand beschädigt. „Wenn ein solches Schiff sinkt, bedeutet das Umweltschäden bis in alle Ewigkeit.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Selenskyj bringt Nato-Schutz für Teil der Ukraine ins Gespräch
Parteitag der CDU im Hochsauerlandkreis
Der Merz im Schafspelz