Böhmermann und der SPD-Vorsitz: Er will es wohl probieren
Der Satiriker sucht noch eine Partnerin für die Kandidatur. Sie müsste vieles mitbringen. Wenn's klappt, wäre die Kacke am Dampfen, sagt Böhmermann.
Mit diesem Vorhaben meldete sich Böhmermann in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ am Donnerstagabend aus der Sommerpause zurück. In dem knapp achtminütigen Kandidaturvideo betont der Satiriker, dass er es ernst meint. In einer Videokonferenz bei Instagram, Böhmermann nennt es Bürgersprechstunde, legt er am Freitagmittag nochmal nach: Er habe bereits vier SPD-Bezirksverbände hinter sich, nennen will er sie jedoch nicht. Nur so viel: Zwei seien im Osten des Landes, einer im Südwesten und einer im Norden. Skeptisch äußerten sich unterdessen SPD-Politiker*innen über sein Vorhaben.
Empfohlener externer Inhalt
Aus der Parteizentrale hieß es am Freitagmorgen, es sei noch keine Kandidatur Böhmermanns eingegangen. Und überhaupt: Der Satiriker sei gar kein SPD-Mitglied. In seinem Video räumt Böhmermann das auch selbst ein, wischt das Problem aber gleich weg: „Jesus war auch nicht in der Kirche.“ Dann hält er ein Formular in die Höhe. „Das hier ist mein fertig ausgefüllter SPD-Mitgliedsantrag.“
Den wollte aber am Freitag zunächst niemand haben. Aus dem für den Kölner Satiriker geografisch nächstliegenden Ortsverein im Stadtteil Köln-Ehrenfeld kam ein Dämpfer. Der sozialdemokratische Bezirksbürgermeister, Josef Wirges, ließ über die Deutsche Presse-Agentur mitteilen: „Der Herr kann machen, was er will, aber aufnehmen tun wir ihn nicht.“ Böhmermann sagte in seiner Videoschalte, das habe ihn traurig gemacht. Aufgeben will er aber nicht.
Die SPD zeigt sich verschlossen
Sein Team versende Mitgliedsanträge auch an andere Ortsvereine. Ersten Angaben aus der Partei zufolge, können Bürger*innen aber nur dort aufgenommen werden, wo sie gemeldet sind.
Selbst wenn Böhmermann aufgenommen werden sollte – er stellt der Partei in Anspielung auf ihre Gründungsjahre einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 186,30 Euro in Aussicht – es wären noch weitere Hürden zu nehmen. Kandidat*innen für den Parteivorsitz müssen entweder von fünf Unterbezirken oder einem Landesverband nominiert werden.
Bewerbungsschluss dafür ist am Sonntag um 18 Uhr, und da auch Spitzenduos zugelassen sind, ist der Fahrplan für den Satiriker klar. „Ich bewerbe mich um den SPD-Vorsitz in der Doppelspitze und zwar zusammen mit der SPD-Frau, die mir bis Sonntag 18 Uhr fünf Unterbezirke oder einen Landesverband und eine gültige SPD-Mitgliedschaft organisiert.“
In seinem Video blickt Böhmermann immer wieder in seine Geburtsstadt Bremen. „Meine Heimat ist SPD-Graswurzelland“, sagt er. Doch der dortige Landesverband will den Satiriker unter keinen Umständen nominieren. „Eine Unterstützung aus Bremen ist nicht denkbar, dafür ist uns der Parteivorsitz viel zu ernst“, sagte der Bremer SPD-Landesgeschäftsführer, Roland Pahl, zur taz.
Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert äußerte sich belustigt. Dem Satiriker fehlten noch eine „AWO-Tischdecke und IG Metall-Cap, dann könnten die ersten Unterbezirke weich werden“, schrieb er bei Twitter. Ein Sprecher der SPD-Jugendoranisation sagte zur taz, in ihrem Interesse sei, dass über eine inhaltliche Erneuerung der Partei gesprochen werde.
Böhmermann sagte bei seiner Online-Videoschalte, noch hänge seine Kandidatur an formellen Hürden, für Inhalte sei es deshalb zu früh. Und dann noch: „Wenn es klappt, dann ist die Kacke am Dampfen, auf allen Seiten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands