Biontech-Impfstoffanlage in Afrika: Wer hilft hier wem?

Der Mainzer Konzern Biontech baut eine Impfstoffanlage in Ruanda. EU und Deutschland sprechen von Teamwork mit Afrika. Doch es bleiben Fragen offen.

Ugur Sahin macht ein Selfie mit Ursula von der Leyen

Selfie in Kigali: Ursula von der Leyen (M.) mit Uğur Şahin und Özlem Türeci, Vorstandvorsitzende von Biontech Foto: Hannes P Albert/dpa

Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Rund drei Jahre nach der bedrohlichsten Coronawelle und Tausenden Toten vor allem in ärmeren Staaten hat die Welt dazugelernt und will genau dort, wo die Menschen leben, die sie am meisten brauchen, Impfstoffe produzieren. In einer aufgemotzten Lagerhalle am Rande der ruandischen Hauptstadt Kigali bauen die Corona-Impfstoff-Helden von Biontech eine Anlage, die genau dies leisten soll – den afrikanischen Markt selbst mit Impfstoffen versorgen. Sogar gegen die Tropenkrankheit Malaria bereiten sie derzeit ein Vakzin vor.

Zu Pandemiezeiten ging der Globale Süden bei den Covid-19-Präparaten leer aus – und musste auf Spenden aus dem reichen Norden warten oder besser gesagt darum betteln. Die Folgen waren ungleich härter als in wohlhabenderen Ländern. Wer durch Krankheit ausfällt, verdient kein Geld mehr. Wenn das Gesundheitssystem ohnehin schon unter Druck steht, dann haut ein unbekannter Virus umso schlimmer rein.

Das Biontech-Vorhaben soll Europa und Afrika näher zusammenbringen, sagt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Und sie spricht von Teamwork. Wie auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. Es sind hochtrabende Worte, die noch hohl klingen.

Werden die billig produzierten Impfstoffe wirklich dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden? Das Versprechen für Ausbildungsplätze eingelöst? Die Preise gehalten? Oder sind die EU-Staaten in Wahrheit auf der Suche nach preiswerten Märkten und Deals zu neuen Migrationsabkommen? Wie kann sichergestellt werden, dass ein Privatunternehmen nicht nach dem lukrativsten Wirkstoff auswählt, sondern sich für den entscheidet, der am meisten Leben rettet? Ruandas Präsident Paul Kagame nennt die Anlage die „Demokratisierung“ der Impfstoffproduktion. Das trifft es schon eher. Die Pandemie hat erneut eindrücklich gezeigt, wie unfair die Verteilung von Medikamenten weltweit ist. Baerbock, von der Leyen und Co. wollen das nun ändern. Das wäre nicht nur schön. Sondern würde Leben retten.

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Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Seit März 2024 im Ressort ausland der taz, zuständig für EU, Nato und UN. Davor Ressortleiterin Inland, sowie mehrere Jahre auch Themenchefin im Regie-Ressort. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org

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