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Einer für allesDer Preis ist heiß für Donald Trump

Nur der Friedensnobelpreis? Wieso das denn? Unserem Autor fallen noch ganz andere Preise ein, die der US-Präsident ganz dringend verdient hat.

Donald Trump: Der größte und beste Gewinner aller Zeiten Foto: Richard Dole/ZUMA Press Wire/dpa

N eulich erreichte mich eine nette Mail. Ich wurde gebeten, in Zukunft Vorschläge zu machen für Menschen, die einen großen deutschen Umweltpreis verliehen bekommen. Erst habe ich mich kurz gefreut, dann mit der Arbeit begonnen. Schließlich traut man mir offenbar zu, Preise zu vergeben und Ehrungen anzuregen. Auch wenn es seltsam klingt: Ich orientiere mich in diesem Fall an Benjamin Netanjahu. Der israelische Ministerpräsident hat US-Präsident Donald Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Alle Welt überlegt, wie man mit dem Mad King im Weißen Haus umgehen soll, wenn man die Welt retten will. Netanjahu hat dafür die Lösung (auch wenn er selbst die Welt nicht retten will): ehren, loben, schmeicheln. Wie man halt respektvoll mit einem Wohltäter der Menschheit umgeht, der sich wie ein völlig verzogener Fünfjähriger benimmt.

Also: Donald Trump, Freund und Förderer der Wissenschaften, sollte nicht nur den Nobelpreis für Frieden, sondern – historisch einmalig! – auch die Preise für Physik, Chemie und Biologie erhalten: Nur durch sein Wirken verlassen Tausende von exzellenten US-ForscherInnen ihre Elfenbeintürme, beglücken andere Länder der Welt mit ihrem Wissen oder starten eine erfolgreiche Karriere als Taxifahrer. Seine Forschungen zu Corona-Impfmitteln (Desinfektionsmittel spritzen!) sind Klassiker der Biotech-Entwicklung.

Dann folgt: der Pulitzer-Preis, gekoppelt mit dem Booker-Prize für herausragende Leistung in der Publizistik. Niemand hat so wie Donald Trump, Visionär und Menschenfreund, randständige Medien gefördert und Mil­lio­nen von Menschen mit großem Filzstift zum Lesen hunderter Dekrete aus seiner Feder motiviert.

Ein Preis für dadaistisches Sprechen

Sicher sind ihm, dem größten Sohn seines Vaterlandes und Stolz seiner Mitmenschen, auch mindestens drei Oscars für beste Hauptrolle, allerbeste Hauptrolle und superallerbeste Hauptrolle überall und jederzeit. Dazu der Sonderpreis der Jury für den ersten Film, an dem ganz inklusiv vor und hinter der Kamera nur Knallchargen gearbeitet haben. Verdient hat Donald Trump, die Sonne unseres Universums, auch alle Ehrendoktor-Titel eines Jahres für Rhetorik an den Ivy-League-Universitäten. Niemand sonst brilliert beim öffentlichen und politischen Sprechen auf diesem Level des Dadaismus.

Dazu kommen für Donald den Großen, den Supergroßen, den Philosophen unter den Weltenlenkern, das Kreuz der französischen Ehrenlegion für seinen Croissant-Geschmack; der iF-Design-Award für die Umgestaltung des Weißen Hauses in das Goldene Haus, drei Michelin-Sterne für die kreativste Burgerküche von Washington, D. C., das Purple Heart für seine Verwundung im Wahlkampf, der Orden als Held der Russischen Föderation für die Völkerfreundschaft, seine Alleinvertretung des närrischen Dreigestirns im Kölner Karneval und den Schweizer Kantonsorden als Eiger, Mönch und Jungfrau.

Ganz sicher ist Donald Trump, der Titanenwurz (Amorphophallus titanum) unter den politischen Führern und Blüte des Menschengeschlechts, auch der UN-Champions of the Earth Award. Niemand hat sich wie er um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen Benzin, Gas und Rindfleisch gekümmert.

Schließlich ist klar: Präsident Trump, der Verteidiger des Glaubens und Philosoph auf dem Präsidententhron, wird als Papst Donald I. seinen Amtsbruder Leo XIV. ablösen. Niemand hat wie er den modernen und orientierungslosen Menschen auf der ganzen Welt die Sehnsucht nach der Apokalypse und den Glauben an die Hölle zurückgegeben. Und die Gewissheit: Da hilft nur noch Beten. Oder ein Blitz aus heiterem Himmel.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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9 Kommentare

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  • Mache me uns nix vor. Die großen Jungs wurden immer schon umschmeichelt. Auf politische Ebene ist das die Diplomatie (gewesen). Die Diplomatiemaske wurde nun wieder fallen gelassen - man überfällt andere Ländere oder erpresst sie. Das Nebenprodukt ist, dass man den Verursacher mit royalen Flugzeugen, Schwerttänzen, Nobelpreisen umschmeichelt. Aber reicht das? Im eigenen Lande wird bereits dafür getrommelt, die Präsigalerie in Mount Rushmore zu erweitern. Je mehr man entgegenkommt, desto größer werden die Erwartungen. Was bleibt da noch für D?

    Rheinland-Pfalz in Heritage County of the one and only GOAT umzunennen?



    Die Bavarian Space Force nutzen um dem Mann im Mond endlich ein konkretes Gesicht zu geben?

  • Für sein klare und verbindliche Sprache gebührt ihm natürlich auch der "Red Dot Award" für Kommunikationsdesign. Bester Sprecher für für immer.

    Der MickeyMouse Agentenausweiß wird in Donald Trump Master of the Universe Ausweis umbenannt. Es gibt nur einen einzigen und ist nicht übertragbar.

  • Ergänzend zu den im Artikel aufgeführten Preisen möchte ich an dieser Stelle zwei weitere hinzufügen, die der Autor vergessen hat:

    Der Klartext-Preis für Wissenschaftskommunikation (Selbstbeschreibung der preisverleihenden Stiftung: „Die Preisträgerinnen und Preisträger zeigen, wie es gelingt die eigene Forschung zu kommunizieren: erzählerisch, spannend und unterhaltsam.") geht dieses Jahr an Trumpette Trump. Als preiswürdig erachtet wurde u.a. sein Satz

    "And I didn't talk to him about this particular subject, but I have a natural instinct for science, and I will say that you have scientists on both sides of the picture."

    Der wichtigste aber ist der Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit, der dem GröMoaZ (Größten Moralisten aller Zeiten) für seine zutiefst dem Humanismus verpflichtete Idee verliehen wurde, den Gazastreifen zur "Riviera des Nahen Ostens" zu machen.

  • Über Trump kann man natürlich nur witzeln.



    Woher aber nimmt man den Respekt für politisch Verantwortliche, die seinen Narzissmus opportun unterstützen?



    Wenn das alternativlos ist, ist Trump wohl unser kleinstes Problem, denke ich.

  • Der Mann ist Mitglied der World Wrestling Entertainment Hall of Fame. Welch höhere Weihen soll ein Mensch seines Kalibers denn sonst noch erreichen...?

  • Verehrter Bernhard Pötter, dann für die vielen schmückenden Beiwörter für den Don aller Welt Trump. Darf ich in aller Demut den botanischen Namen für den Pilz namens Stinkmorchel hinzufügen: Phallus Impudicus? Impudicus heißt übersetzt nämlich schamlos.

  • Danke! Sehr gut. Ich würde noch irgendwo vorsichtshalber "Ironie" drunterschreiben. Sonst nimmt man das noch ernst. In diesen Zeiten ist alles möglich.

  • Warum nennt man nicht beim Namen, was er ist: Ein Gangster an der Macht.



    Denn seine Methoden sind die konsequente Übertragung mafiöser Geschäftspraktiken auf die Politik. Das hat nichts mit dem Gebahren eines "völlig verzogenen Fünfjährigen" zu tun, das ist sein eiskaltes Verhaltenskalkül, das er mit verblendender Schow-Artistik zu verdecken weiß. Nur zum Beispiel: Die Betrachtung der Art und Weise, wie er Musk angelockt, für sich eingespannt, getäuscht und dann weggeworfen hat, zeigt, wie er es treibt.



    Ich vernehme oft, er sei "wankelmütig", doch es ist seine professionell eingesetzte Zerrüttungsrhetorik. Er hat gelernt, wie er Menschen so manipulieren kann, dass sie von ihren Grundlagen abkommen müssen, um mit den Folgen seiner Erpressungen zurecht zu kommen. Sein Ziel ist die Zerstörung des auf Achtung gründenden demokratischen Diskurses zum Zweck der Errichtung von Alleinherrschaftsverhältnissen. Er will tatzsächlich den Absolutismus 2.0.



    Allgemein gefällt mir gute Satire und Kabarett. Mir scheint jedoch, die Ernsthaftigkeit seiner Politik wird noch verkannt. stillschweigende Rat- und Hilflosigkeit ist die mediale und politische Realität.