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Ausbau von AutobahnenWer braucht schon stabile Brücken?

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Die Ampel verhandelt den Haushalt und Wissing will viel Geld in Autobahnen stecken. Dabei wären diese in marodem Zustand viel besser fürs Klima!

Runter vom Gas: Umweltbewusst Porsche fahren Foto: Panthermedia/imago

A utoland Deutschland in Zahlen: 398.000 Straßen,davon 400 Bundesstraßen und 120 Autobahnen. Allein das Autobahnnetz ist nach dem in Spanien das zweitgrößte in Europa. Und trotzdem plant der Bund, 850 Autobahnkilometer neu zu bauen. Gleichzeitig fehlt das Geld für die dringende Sanierung der Deutschen Bahn, Finanzminister Christian Lindner stellt das Deutschlandticket für 49 Euro zur Disposition und ungefähr 5.000 Brücken auf den Ferntrassen sind so desolat, dass sie repariert werden müssen.

Aber wie, wenn überall Geld fehlt und die Schuldenbremse nicht angetastet wird? Vor zwei Wochen hieß es, Verkehrsminister Volker Wissing wolle die Investitionen für die Autobahnen drastisch kürzen. Klang in den Ohren von Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen zu gut, um wahr zu sein, sie ahnten: Das ist eine Finte. Zu Recht, denn Wissing will nicht, wie das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft in einer taufrischen Studie vorschlägt, beim Neu- und Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen sparen, sondern Ausgaben schlicht umschichten – von der Schiene auf die Straße.

Oder zugespitzt formuliert: Sollen doch die Bahnreisenden auf der Strecke bleiben (in ganz wörtlichem Sinne) und dafür noch mehr bezahlen als bisher, mein Herz schlägt für die Porsche- und Benz-Fans. Die müssen ihre Wagen schon mal richtig ausfahren dürfen, persönliche Freiheit und so.

Aber auf maroden Autobahnen lässt es sich schlecht rasen. Nicht alle Autobahnen sind so top ausgebaut wie die A9 zwischen Nürnberg und Ingolstadt, auf der die Durchschnittsgeschwindigkeit 160 Stundenkilometer beträgt. Aber bevor sich die Autofetischisten ihr teures Gefährt auf Rumpelstraßen kaputt fahren, drosseln sie die Geschwindigkeit. Oder wieder zugespitzt formuliert: Schlechte Autobahnen sind kein Drama, sondern die beste Gelegenheit für bessere Luft – und ein Tempolimit, ohne ein Tempolimit einzuführen. Und das bisschen Geld, das da ist, sollte besser für die Sanierung kaputter Brücken verwendet werden. Einstürzen kann man auch mit einem Porsche gut.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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27 Kommentare

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  • taz: "... und Wissing will viel Geld in Autobahnen stecken."

    FDP-Bundesverkehrsminister Wissing hat eben auch ein Herz für reiche US-Autobahntouristen, die extra nach Deutschland fliegen, um hier mal so richtig 'Gas zu geben'. Das ist ja auch alles sehr traurig in den USA, denn US-Amerikaner dürfen sich zwar mit Schusswaffen gegenseitig über den Haufen schießen, aber sich "fachgerecht" mit 250 Km/h auf einer Interstate Highway zu zerlegen, das dürfen sie nicht (max. Geschwindigkeit in den USA ist 120 Km/h); also fliegen sie nach Deutschland, wo man noch ein echter Asphaltcowboy sein darf.

    **Das Rasen auf deutschen Autobahnen bekommt im Internet viel Zuspruch. Ausländische Reise-Unternehmen preisen deutsche Autobahnen an, weil es kein Tempolimit gibt.** [Hessischer Rundfunk - 2023]

  • Der Artikel erinnert an Slogans aus den 80/90ern:



    „Wieso Kraftwerke…bei uns kommt der Strom aus der Steckdose.“

  • Der tägliche Autobashing Artikel der TAZ.



    Bei der TAZ sind die Autobahnen nur mit Porschebrausenden (mit Bild) Topmanagern auf dem Weg zur nächsten Vorstandsitzung unterwegs.







    Da gibt es keine Krankenschwester beim Pendeln, keine Handwerker auf dem Weg zu Baustelle, keine Familie auf dem Weg zur Oma, kein Lastwagen mit Butter auf dem Weg zum Supermarkt, kein Lieferwagen mit Päckchen aus China.

  • Auf der A9 zwischen Nürnberg und Ingolstadt herrscht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 160 km/h? Diese Behauptung ist offensichtlicher Unsinn, schon wegen der Dichte des Verkehrs dort. Solche Artikel sind leider der Grund, warum ich die taz immer seltener lese. Die Grundausrichtung ist ok, aber es werden zu viele Artikel veröffentlicht, die Absurditäten enthalten. Offensichtlich gibt es bei der taz keine Schlussredaktion mehr.

  • Wie toll schlechte Straßen und marode Brücken sind, dürfen die Einwohner von Lüdenscheid seit Dezember 2021 täglich erleben.

  • Nun ja, ich habe schon Informierteres in der TAZ gelesen. Ein bisschen Ahnung sollte man sich schon anlesen, bevor man etwas schreibt. Unterlassene Investitionen in das Straßennetz führen nicht nur zu „unkomfortablen“ Fahrbahnen, sondern zu Schäden am Unterbau und an der Tragstruktur der Brücken. Wie unkomfortabel soll es denn bitte sein? Was heute ein Riss im Asphalt ist, wird nach dem nächsten Winter zum Schlagloch. Kein Problem für breite Autoreifen. Und --- naja, die Fahrradfahrer sollen sich gefälligst nicht beschweren. Ist ja im Dienst der guten Sache! Was die vielen nutzlosen Brücken angeht, so wäre es vielleicht auch kein echter Verlust, wenn die eine oder andere zusammenbricht. Stehen eh nur in der Landschaft rum. Das ist im Übrigen kein Witz, denn der Bewehrungsstahl in den Brücken rostet und wo das hinführt, kann man z.B. in den USA anschauen. Die fahren mit Speedlimit durch badewannengroße Schlaglöcher und über baufällige Brücken, solange diese denn stehen… Wir machen also die Straßen unsicher, damit das Rasen keinen Spaß mehr macht! Und dann? Na, dann können wir auch schwarze Tücher über Frauen hängen, damit die nicht mehr belästigt werden. Ist die gleiche Denke ...

  • "Aber bevor sich die Autofetischisten ihr teures Gefährt auf Rumpelstraßen kaputt fahren, drosseln sie die Geschwindigkeit. Oder wieder zugespitzt formuliert: Schlechte Autobahnen sind kein Drama..."



    Als Begründung für den Kauf geländegängiger SUVs hörte ich schon den Verweis auf den Zustand deutscher Straßen. Auch in Stuttgart werden gut gefederte Karossen und Boliden gefertigt. Hydropneumatik und Luftfahrwerke, die Industrie liefert bei Bedarf fast alles, damit die Bremse auch für die passioniertesten Raser unter den Fetischisten auf den sog. 'Schnellstraßen' die "Ultima Ratio" bleiben kann.



    /



    www.gs-gsa-ig.de/D...ische_federung.htm

  • "Umweltbewusst Porsche fahren" - ich sehe schon den Umbau von Lindners Selbstdarstellungsfetisch zu einem Tretauto. Aber dann ist es ihm vielleicht doch nicht mehr entspannt genug, und das "Geräusch", ich persönlich halte es für Lärm. fehlt auch.

  • Jetzt freu ich mich schon auf weitere Argumente, warum ungebremst besser ist.



    Schön war bisher das Klimaanlagenargument, warum Motoren laufen müssen und die LG ganz böse ist.



    Auch, die Massenmotorisierung mache keine Staus, es sind die Schlaglöcher, also wie immer die anderen.

  • Die Lobbytruppe aka FDP bleibt unbeirrt auf Kurs. Klima-Blah-Blah Wissing und seine Ex-Partei wollen keinen Klimaschutz. Für die ist alles schlecht, was der Autoindustrie auch nur geringst schaden könnte. Zudem werden wieder mal diejenigen bedient, die eh schon deutlich besser dastehen als das "gemeine Volk" (vielleicht gar Pleb in den Augen der FDP?) Damit wird die Spaltung in unserer Gesellschaft weiter betrieben. Die AfD freut sich immer mehr über solche -ja- Dummheit, extreme Selbstsucht. Und das Klima? Das Allgemeinwohl? Das ist bei den "Liberalen" (???) kein Thema.

  • "Autoland Deutschland (...) Allein das Autobahnnetz ist nach dem in Spanien das zweitgrößte in Europa. Und trotzdem plant der Bund, 850 Autobahnkilometer neu zu bauen."



    Da fehlt die Schlussfolgerung. Spanien gönnt sich mehr Autobahn als Deutschland, hat aber nur 47 Mio Einwohner gegenüber den 82,5 Mio hier.



    Wäre da nicht Spanien das 'Autoland'?🤔



    Schließlich steht da pro Kopf doppelt so viel Autobahn zur Verfügung wie in Deutschland.



    Frankreich hat übrigens auch pro Kopf mehr Autobahn als Deutschland wenn mans ausrechnet.



    China hat uns auch bereits eingeholt. Von 100.000 Kilometer Autobahn auf 160.000 Kilometer allein in den letzten zehn Jahren und es wird munter weitergebaut.



    Autobahnen versus Schiene hat in Deutschland längst kaum mehr rationale Gründe - hier geht's fast immer nur um Ideologie und Kampfbegriffe, schade 🤷‍♂️

  • Mich würde interessieren ob die Instandhaltung und der Bau von Straßen, die auch für hohe Geschwindigkeiten geeignet sind, Auswirkung auf die Kosten hat - also etwa im Vergleich zur Schweiz oder Frankreich. Weiß da jemand Bescheid?

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Liebe Grüne: Sagt nein!

  • Wer mit offenen Augen auf der Autobahn unterwegs ist, stellt fest, dass dort nicht nur Porsches, Mercedes, Audis und BMWs unterwegs sind, sondern auch LKWs. Speziell letztere stellen eine Belastung für die Brücken dar, insbesondere, wenn es noch die sogenannten Gigaliner sind.



    Dadurch werden Gewinne auf Kosten der Umwelt und der Allgemeinenheit erwirtschaftet. Eigentlich sind die Transporte viel zu billig. Aber wenn die Preise steigen, beklagen wieder alle den grossen Inflationsschub.



    Manche Firmen sind auf vernünftige Verkehrswege angewiesen.



    Über die wohltuende Wirkung kaputter Brücken kann man sich derzeit in Lüdenscheid informieren.



    Das passiert schon mal, wenn Ideologie vor dem Recherchieren kommt...

  • .... Entschuldigung, da aber dank Vernachlässigung der Bahn und Subventionierung der Diesel LKW die meisten Güter auf der Autobahn transportiert werden würde das vor allem die Umwege wegen maroder Brücken durch Ortslagen fördern und ökologisch ein Schuss in den Ofen sein. Die Geschwindigkeitsreduzierungen wegen der notwendigen Baustellen werden auch die Raser ausbremsen.

  • Umweltbewusst Porsche fahren. Ein schönes Oxymoron.

    Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen ist nicht möglich. Es gibt nicht genügend Schilder. Da haben es andere Länder leichter.

  • Die Annahme, dass auf einer gut ausgebauten Fahrbahn auch gleich gerast wird, und zwar von allen, kann eigentlich nur von jemand kommen, der kaum Ahnung hat und nur den Benzinverbrauch anhand der Geschwindigkeit berücksichtig. Schlechte Straßen sind unterm Strich schlimmer fürs Klima als gut ausgebaute, auf denen schnell gefahren werden kann (wobei die allermeisten Autofahrer ja mit 120-130 km/h fahren, wenn es nicht gerade Autos aus Baden-Württemberg sind).

    1. Schlechte Straßen führen tendenziell zu ständigem Beschleunigen und Abbremsen. Das verschwendet Energie, erhöht den Verbrauch, verschleißt Bremsen und verbraucht somit mehr Ressourcen als fließender Verkehr.



    2. Schlechte Straßen begünstigen Staus. Im Sommer bedeutet das: unnötig laufende Motoren aufgrund der Klimaanlage und entsprechender Kraftstoffverbrauch ohne dabei das Ziel der Fortbewegung von A nach B zu erreichen.



    3. Schlechte Straßen erhöhen den Verschleiß von Stoßdämpfern und Reifen und führen auch so zu mehr Ressourcenverbrauch.

    2. ist auch einer der Gründe, warum das Klimakleben eine der dümmsten Aktionen gewesen ist, die man sich überhaupt ausdenken konnte. Leute zwingen, sinnlos Benzin zu verbrennen. Toll!?

    • @Metallkopf:

      Zu Punkt 1:



      Das ist auf den neusten Straßen nicht anders. Der Mentalität des Deutschen Gasfußes ist der Straßenzustand egal

    • @Metallkopf:

      Es fehlt: 4. Schlechte Straßen beschleunigen den Umstieg auf die Schiene, sind unterm Strich gut fürs Klima, reduzieren damit den Verbrauch von Stoßdämpfern und Reifen.

      • @Fritz Lang:

        Das ist nur für Mutige. Meine letzten Bahnerlebnisse haben mich als bekennenden Bahnfreund schon zum Zweifeln gebracht. Aber vielleicht war das ja auch schon Klimaschutz: am besten gar nicht mehr verreisen…

      • @Fritz Lang:

        Schliesse mich beiden an.



        Solange die DB aber weiterhin in schlechtem Zustand und zu oft unpünktlich ist, ist sie als Alternative zu verstopften Strassen nicht zu gebrauchen.

      • @Fritz Lang:

        Wenn man das Geld in die Oeffis steckt, landet es entweder als Wahlgeschenk in Form von subventionierten Ticketpreisen bei den Priveligierten oder tatsaechlich in der Infrastuktur, aber fruehestens in 20 Jahren.



        Und in der Zwischenzeit kauft man sich aufgrund der Buckelpisten einen Gelaendewagen mit hohem CO2-Ausstoss.

      • @Fritz Lang:

        Ein schlechtes Schienennetz durch noch schlechtere Straßen attraktiv machen?

        Straßen sind ein Teil der Infrastruktur und auch als solches zu betrachten. Sei es weil wir von Gütertransport reden, die wenigsten Supermärkte befinden sich direkt neben einem Güterbahnhof, oder auch von Individualverkehr der nicht durch die Bahn abbildbar ist.

        Ferner, wie sollte ich denn überhaupt noch gegen den rechten Vorwurf der "Deindustralisierung" argumentieren, wenn es der Plan ist durch fehlende Investitionen Straßen verkommen zu lassen?

      • @Fritz Lang:

        Fehlt noch 5. Schlechte Straßen hindern keinen sie zu nutzen, da die Schiene nur für Metropolenbewohner ernsthaft nutzbar ausgebaut wird.

  • Die Idee wird die Autofetischisten wohl nicht begeistern. :-)

    Andererseits ist es so, dass die Bahn leider oft keine echte Alternative ist. Wir wohnen nicht mal auf dem Land, sondern in der Nähe Frankfurts. Und trotzdem ist das Bahnnetz so, dass einem Weg zur Arbeit von 30min mit dem Auto etwa 90min mit der Bahn gegenüberstehen. Und wer aus der Region ist, weiß: die Bahn fährt hier nur in Ausnahmefällen so, wie der Fahrplan suggeriert (heute: Schaden am Stellwerk, haben wir ca. alle zwei Wochen).

    "Allein das Autobahnnetz ist nach dem in Spanien das zweitgrößte in Europa."

    Spanien ist auch ein gutes Stichwort. In Spanien ist es auch nicht gut möglich, mit der Bahn irgendwohin zu kommen. Wenn ich das richtig sehe, sind selbst Fernverbindungen oft nur mit dem Bus möglich innerhalb des Landes. Das korreliert gut mit dem gut ausgebauten Autobahnnetz. Die Frage erhebt sich: ist Wissing ein spanischer Migrant, der vorher das spanische Verkehrssystem ruiniert hat? Meine Meinung zur Migrationsfrage könnte sich ändern wenn es so ist.

  • Aber wo sollen denn die Hobby-Rennradfahrer*innen fahren, wenn die Straßen nicht mehr saniert werden? Auf Schotterpisten ruinieren sie sich doch ihre Porsche-Pneus!