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Deutschlandtag der Jungen UnionJU stimmt sich auf Wahlkampf ein

Die Junge Union hat ihren Vorsitzenden Johannes Winkel mit großer Mehrheit wiedergewählt. Im Wahlkampf will sie die Rente zum Thema machen

Schwören den Parteinachwuchs auf den Wahlkampf im kommenden Jahr ein: JU-Bundesvorsitzender Johannes Winkel (l.) und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann Foto: Sebastian Willnow/dpa

Halle/Saale taz | Die Junge Union (JU) hat ihren Vorsitzenden Johannes Winkel für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt. Beim JU-Deutschlandtag in Halle/Saale erhielt der 32-jährige Jurist aus Düsseldorf 90,5 Prozent der Stimmen, einen Gegenkandidaten gab es nicht. Damit hat Winkel das Ergebnis im Vergleich zu seiner ersten Wahl im November 2022 leicht verbessert. Zu seinen Stell­ver­tre­te­r*in­nen wurden drei Frauen und ein Mann gewählt. Mit dem Deutschlandtag will sich die JU auf den Bundestagswahlkampf im kommenden Jahr einstimmen.

In seiner Rede hatte Winkel, der im kommenden Jahr für den Bundestag kandidiert, natürlich Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz gelobt, erwartungsgemäß gegen die Grünen und Sahra Wagenknecht ausgeteilt, aber auch stark für eine andere Rentenpolitik geworben. Das Rentenpaket der Ampel sei ein „Anschlag auf die junge Generation“, sagte Winkel; und für den Fall, dass es verabschiedet wird, kündigte er eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht an.

Winkel will die Rente auch zu einem Thema im Wahlkampf machen und das deutlicher, als es der Union gefallen dürfte. Das Renteneintrittsalter müsse an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden, sagte Winkel und: „Ja, dann müssen wir auch länger arbeiten!“ In harten Zeiten brauche man auch eine harte Politik. Dies müsse auch im Wahlkampfprogramm der Union stehen, forderte er.

Die Passage, das Renteneintrittsalter müsse an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden, findet sich zwar auch im neuen Grundsatzprogramm der CDU, Merz hat aber bereits versucht, das Thema abzuräumen. Längere Arbeitszeiten könnten schließlich wichtige Wählergruppen vergraulen. Es werde weder im Wahlprogramm noch in einem Koalitionsvertrag mit ihm die Rente mit 70 geben, hatte Merz in einem Interview betont.

Der Unions-Kanzlerkandidat wird am Samstagnachmittag als Hauptredner bei der Jungen Union erwartet, anschließend soll es eine Diskussion geben. Zuvor werden die Wirtschaftsweise Veronika Grimm und der Fraktionsvize Jens Spahn reden, am späten Freitagabend hatte bereits CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann gesprochen.

Linnemann hatte die JU mit scharfen Angriffen auf die Grünen und einer klaren Abgrenzung der CDU zu AfD und BSW auf den Bundestagswahlkampf eingestimmt. Wenn es in der Migrationspolitik „keine Wende gibt, dann macht es auch keinen Sinn, mit diesen Grünen zu regieren“, sagte Linnemann. Über BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht sagte Linnemann, sie „predigt Kommunismus, aber denkt kapitalistisch“. Sie predige Wasser, trinke aber Wein. „Deswegen ist es für uns klar, dass diese Frau mit der CDU wenig bis gar nichts zu tun hat.“

Auch mit Blick auf die vom BSW abgelehnte geplante Stationierung von US-Mittelstreckenraketen und Wagenknechts Verurteilung weiterer Waffenlieferungen an die Ukraine, die derzeit bei den Gesprächen zwischen CDU, SPD und BSW in Thüringen und Sachsen eine Rolle spielen, sagte Linnemann: „Wir werden unsere Seele nicht verkaufen.“ Ähnlich hatte sich auch JU-Chef Winkel geäußert.

Unterdessen wurde aus Thüringen bekannt, dass die Verhandlungen zwischen CDU, SPD und BSW für eine Regierungsbildung vor dem Scheitern stehen. CDU und SPD in Thüringen rechnen laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland nicht mehr mit der Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit dem BSW. Verantwortlich dafür sei Wagenknecht, die Koalitionsverhandlungen durch ständige Einmischungen verhindere, heiße es aus Parteikreisen. Zuletzt habe die BSW-Chefin einen mühsam errungenen Kompromiss zu außenpolitischen Fragen blockiert.

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13 Kommentare

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  • OK, was wird denn erwartet.



    Man zeige mir eine namhafte Jugendorganisation,



    junge Arbeitnehmer die nicht aus rein egoistischen, aber in deren Augen nachvollziehbare Gründen, die Renter schlechter stellen wollen.



    Haben wir doch früher auch so gemacht. Nach dem Motto wir müssen immer länger arbeiten, jetzt bis 67 und die Alten machen sich einen Lenz.



    Da die CDU sich aber nicht das eigene Garb schaufeln wird mit obskuren Ideen, wie die Linke und teilweise die Grünen, wird über kurz oder lang zurückgerudert.

  • Die Lebenserwartung steigu und die Lebensarbeitszeit sinkt gleichzeitig - da kann man leider nicht die Augen verschließen.



    Und wer jetzt wieder den Dachdecker oder die Krankenschwester rausholt vergisst die vielen anderen Berufe in den ein längeres Arbeiten möglich ist.

    • @Bernd Simon:

      Nein es ist nicht nur der Dachdecker, oder die Krankenschwester. Wie wäre es mit dem einfachen Schichtarbeiter der seit 40 Jahren 3 Schichten hat? Oder mit Disponenten, Lehren etc.



      Warum glauben Sie gehen heute so viel Menschen früher in Rente und schnellen die Zahlen der an Burnout oder Depression erkrankten Menschen in die Höhe? Weil diese alle eine lauen Job haben?



      Sie sollten nicht von sich auf Andere schließen.

    • @Bernd Simon:

      Aber die Produktivität steigt.

  • Spahn wörtlich auf dem Parteitag der JU: "In unserem Innenstädten können sich nur noch gut Verdienende und Bürgergeldempfänger eine Wohnung leisten". Dass ist bei genauer Hinsicht Klassenkampf von oben, da die CDU das Bürgergeld abschaffen will, so dass Bügergeldempfänger gezwungen sind, Wohnungen aufzugeben und sich zu verkleinern.



    Linnemann, Spahn und Merz und eine noch neoliberalere Junge Union wollen Armut nicht beseitgen. Soziale Marktwirtschaft ist für sie, wenn es den Superreichen in unserer Gesellschaft noch besser geht, damit es den unten dann langsam besser gehen kann, wenn einige Krümel nach unten fallen. Reaktionärer Neoliberalismus hat die CDU erobert, der Sozialflügel der CDU ist nur eine Girlande, die weg kann, besonders dann, wenn nach der Bundestagswahl der Militärhaushalt enorm steigen soll.

    • @Lindenberg:

      „ Spahn wörtlich auf dem Parteitag der JU: "In unserem Innenstädten können sich nur noch gut Verdienende und Bürgergeldempfänger eine Wohnung leisten". Dass ist bei genauer Hinsicht Klassenkampf von oben, da die CDU das Bürgergeld abschaffen will, so dass Bügergeldempfänger gezwungen sind, Wohnungen aufzugeben und sich zu verkleinern.“

      Und tatsächlich in dem Fall auch vollkommen zurecht! Es kann nicht sein, dass Bürgergeldempfänger in der Stadt wohnen können, aber die arbeitende Bevölkerung im Niedriglohn und Mittellohnsektor immer weiter raus gedrängt werden aus der Stadt und besten Lagen! Dabei verdienen grade die arbeitende Bevölkerung die Transferleistungen für die Bürgergeldempfänger.



      Das ist Klassenkampf der arbeitenden Bevölkerung die um ihren Wert und Lohn ihrer Arbeit kämpfen!

      Angesichts der horrenden Mieten, die komplett übernommen werden tatsächlich unfair. Daher zurecht die Forderung. Die Bürgergeldempfänger können nicht mehr in den Städten wohnen, wenn die arbeitende Bevölkerung dies nicht mehr kann, aber die Bürgeldempfänger alimentieren soll!

  • Der ist doch für die Bundestagswahl nominiert. Warum spricht er nicht auch mal über die fürstliche Altersversorgung die Landtags- und Bundestagsabgeordnete erhalten ohne das die auch nur einen Cent einzahlen?

  • Eine sehr gute Wahl.



    Mit politischem Nachwuchs wie Herrn Winkel oder Frau Brandmann bekommt man dann doch wieder Zuversicht in die Zukunft des Landes.

    • @Andere Meinung:

      Hola. Guter Mann!



      🤓 Fielmann - wa!



      Na dann!

      kurz - Ja. So ist‘s ehna & auch sonst auf dieser Welt!



      Das Brett vorm Kopf halt so gestellt!



      Dasse nicht könne des vermeiden:



      Aus anderer Leutz Leder - ist gut Riemen schneiden!



      (©️ Volkers 👄 halt - bereits aus dem



      Mittelalt •

  • Zwischen "Rente mit 70" und dem jetzigen Stand gibt es ja noch Raum für Merz. Obacht.



    Wobei längeres Arbeiten ja für viele machbar ist, denkbar wäre, aber eben nicht zu einer weiteren falschen Umverteilung nach oben führen sollte! Und die wird von den JUppessen und Unionis gleichermaßen vertreten, als hätte man das christ- in christdemokratisch nie gelesen.



    Von zukunftsfähiger Umwelt mal ganz zu schweigen.



    Herr, lass Faktenverständnis regnen!

  • Ach was! ©️ Loriot 💯💯💯 a 🥱

    “ Deutschlandtag der Jungen Union



    JU stimmt sich auf Wahlkampf ein



    Die Junge Union hat ihren Vorsitzenden Johannes Winkel mit großer Mehrheitheit wiedergewählt.



    Im Wahlkampf will sie die Rente zum Thema machen.“

    Korrekt. “Entscheidend ist - was hintern rauskommt!“ Gell



    Ollen Helmeth Dr. 🥬 sagte endlich mal selbstrefentiell & weitsichtig:



    ”Die Jugend von heute - denkt scho mit 30! 🥺



    An die Rente!“ Ajooh! Gell.



    &



    ps Wer seine Diss “Nihil ex nihilo“ aka “Saumagen“ - mal angeblättert (Raubdruck - Rotfunk WDR) - hat!?! - lesen kannste den breitgetretenen Zitatenquark ja nicht! Woll!



    Der weißes: - “#me too“!;)) - 🙀🥳🥱🥱🥱 -



    Ahl do werscht verriggt! dodefor: Dollbohrer •



    “Alla, alla dann“

  • Also, in meiner Jugend war die Mitgliedschaft in der jungen Union Grund genug, sich umzudrehen und Gespräche mit Anderen zu suchen.



    Aus dem Artikel entnehme ich, dass ich mit dieser Tradition guten Gewissens fortfahren kann.



    Die grüne Jugend, muss sich jetzt allerdings mit derartigen Möchtegernrentnern anfreunden.



    Aber vielleicht gibt es ja doch noch ein Wunder und die Grünen erinnern sich ihrer linken Wurzeln!?



    Das würde mich sehr freuen!

    • @Philippo1000:

      Damit die Grünen dann auch in der Versenkung, wie Die Linke, verschwinden.



      Das Problem ist nun mal, im Gegensatz zu Ihrer und meiner Jugend, man kann die Konservativen nicht mehr ignorieren. Aber vielleicht kommen auch wieder bessere Zeiten, mit guter und tragfähiger Politik.